NUNC COGNOSCO EX PARTE TRENT UNIVERSITY LIBRARY W1THDRAW*1 ROty THOMAS omA LIBRARf ^ffo ^nbnng’s gefummelte Hflerke Ülit einer (Einleitung non (ßngnn Jre^tag. dritter 33ie umher* fteljenben üftänner brachen in ein ©elächter auS. ®aS fOiäödien erfd)ien in feiner treuherzigen Sertounberung nod) frifdjer als fonft. 2öaS für gottlofe braune Slugen fie im Äopfe I>at ! badete ber ©djnetber, unb D^ne Umftänbe hätte er ihr einen ^vujj ge* geben, menn er gemufjt, mie baS anfangen. @r hatte fdjDn mährenb beS gangen ©efprädjS barübcr nadhgefonnen, allein Der* gebend. ®aS Räbchen mar hDCh aufgefdfcjDffen, eines gangen ÄopfeS länger, als ber Heine SJtann. ©elbft auf ten 3e^)en ftet)enb, hätte er nicht über baS ©rühmen unter ibjrem §ajfe hinauf gereid)t. Unb ihren $opf gu fich herabgiehen gu fötmen, hätte er Diel ftärfer fein müffen ober fie Diel fdjmäcber. 4 35e§ 9J?äbcßen§ 2lugen Iahten jefct fo eßrticß, tote oorßin fßalfßaft, al§ eS jagte: „9?icßt§ für ungut, grau ®otin. .jpab’3 ntd)t fcßtimm gemeint, gßr müßt beuten, ße ut ift ber ©rünber 9Jfarft; ba totrb au§ mancßent eßrticßer Seute $inb ein ©pißbub’." „„SDu bift ein ©pitjbub’ ba§ gange gaßr,"" fagte bie Sßirtßin. ,,„$ann fein, baß toa§ ba ift für ben ^jerrn gactor."" Unb fte finite burcß ©infaßrt unb |jof in ißr 2öirtߧßau§ ßinein. ®e§ ©cßneiberS Stugen ließen ben blonben $opf un^ bie Botten Sippen be§ 9)2abcßen§ Io§ unb fentten ficß auf ißren ©cßiebfarren ßerab unb, Bertounbert über bie ©ücßtigfett be§ gußrtoerfS unb be§ ©tricfeS barauf, fragte er: „9lber toa§ toitlft bu bir nur ßoten barnit?" „©inen 2t?ann," facßte ber ©ßmieb. „„©inen ©cßmieb,"" entgegnete bc§ Sftäbcßeit ernftßaft. „„2)ie muß man mit ©triefen binben, toenn fie Born DJtarft ßeim nißt in febem 2öirtߧßau§ eiufeßren füllen."" „®ie ©cßneiber nießt?" fragte ber ©cßneiber faft neibifeß. „,,2Iucß,"" fagte ba§ SOtabcßen; „„nießt «egen ber 2Birtߧ= ßäufer, nur, baß fie ber 2Binb nießt Born ©cßiebfarren btäf’t."" „®n mußt ben \§otber=grilj frei’n," ßuftete ber SBeber. „Söenn ißr einen 3ungen friegt, ber jagt ben Äircßtßurm Bon ber Äircß’ unb gur ©tabt ßinau§." ,,„®a§ tarn’ gu fpät,"" fagte baS ÜÖZäbcßen rußig. „„33i§ baßin ßabt ißr ißn ßinauSgeßuftet."" „2Bo ftettt ißr ein auf bem 5D?arft, s2fnneborfe?" fragte ber ©cßntieb. „§eimtoärt§ fitßreu toir un§." „„gßr toerbet tooßt einen braueßen, ber eueß füßrt,"" fagte ba§ äftäbeßen; „„icß nießt."" 3)ie SBirtßin tarn mit einem ißaefeteßen ßerauS, ba§ feßnett auf bem ©cßiebfarren feinen ißfaß fanb. ®ie sDiänner ßießen ba§ SMbcßen toarten; fie mürben gteieß mitgeßen. ©ute Unter* ßattung fei ßatber 2Beg. „®a§ glaub’ icß," fagte ba§ 9}fäb(ßen, „unb brunt geß’ icß allein. Söenn icß toieber etmaS an eueß mitfriege bort, grau ®otin, fomm’ icß auf bem fRücftuege ßerein. Unb e§ fott mir 5 nicfyt brauf anfommen, fo friegt iJjr einen gebotenen StRann non mir gum 9Rarft. ©ott gum ©rufj, grau ®otin." ®ie testen Söorte !amen fdjon au§ einiger (Entfernung. ®a§ 2Räbdt)en mar fdjnetter unb leidster auf ben güfjen, at§ man ber großen ©eftatt gugetraut t)ätte. Unmiltfürlid} fatjen ifjr Sitte nacf). „gmmer Reiter," tjuftete faft ärgerlich ber SBeber hinter if>r brein. ,,„®afür fjeifjt fie aucf? bie § eiteret!) ei,"" tackte bie 2Birtt)in. 3)er ©djnciber fann über etmaS, bann jagte er: „2Ran füllt’ boct) deinen etjer taufen, al§ bi§ man it)m einen SRamen geben tonnt’, ber auf if)n pajjt’. ®a mürb’§ nict)t oorfommen, bajj ein ©pafjooget ©ruft unb ein ©aufau§ ÜRüdEßern tjiefj’, unb man müjjt’ gteid), menn man nur ben tarnen tjörf, mie ber tDfann befdjaffen ift. ^eiterettjei! ©udt! ®er iRame tangt orbentlicb, mie ba§ StRabte fetber." „,,3)a forgt ja,"" jagte ber ©djmieb, „„bajj it)r einmal eure ÜDIäbte, menn it)r metcfye habt, auf bie Strt taufen lafjt, 2Benn fie fünft tRiemanb aufgieljt, tonnen fie mit ifirem tarnen tangen. Stber mer ma§ 2Ipart’§ an ficf> tjat, bem braud)t’§ nidjt leib gu fein barum, ben taufen bie £eut’ ofynefyin nodj einmal."" Stuf be§ ©djneiberS ©efidjt t)ätte man tefen tonnen, ba§ bie tRebe be§ ©ct)mieb§ auf ifjn gemüngt mar, menn e§ and) ba§ Sachen ber Uebrigen nidjt oerratt)en Ijätte. ©r feufgte nämtid) trog feiner breifjig gafyre noct) unter ber Sprannei einer baumlangen ©tiefmutter, ©ie nannte iljn nicfjt anber§, at§ ben „gung". fRatürtid) fyiefj er oon ©tunb’ an, mo bie§ betannt mürbe, im gangen ©täbtd)en fo. 2Ran ergäfßte fict), fie betjanbte x£>n burd)au§ jenem SluSbrude entfprect)enb. Unb ntet)r at§ ©iner motlte gefeiten tjaben, mie bie ftarfe grau i^n über einen ©tuljl gelegt, iljm bie fpö§tein mit ber hinten ftraff gegogen, roätjrenb i£)re jRedße bie geftigteit eines fpanifcben tRotjre» an bem Streit gemeffen, auf beffen 2tu§bauer bei ber ©cfyneiberei fo oiet anfommt. Slber ma§ miß nid)t ber unb jener G ©pottüogel gefeiert faben, beit ein 33erfjättniß ber Elrt gum 2Beiterau§malen einlub! Sreitict), wenn ber ©djneiber gute eilen wie ein ißfeil au§ ber §au§tffür t;erau§fcfyoß unb bann fjineim brofite: „9tefpect muß im §aufe fein!" backten bie Vorüber* gelfenben ba^u: „Elber jefct fielet er oor ber Sßür." Ser ©cßneiber acßfetguclte ein ftnmme§: „9)?an !ennt ben fKorgenfcfimieb, ma§ für ein ©cfyabernader ber ift, fo bucbftg er tfjut." Sie SBirtfht aber erinnerte ber ftiegenbe ©aurn be§ rottf* ftaneGenen itnterrocfg, ber eben um bie ©traßenede öerföfmanb, »ieber an bie .geiteretfiei. „Elber fte tonnte," fagte fte, „eben fo gut bie Sraoetßei Reißen, at§ bie §eiteretf)ei. Senn: fein braoer dJläbte im gangen ©täbtle, mie ber btinbe ©rgetmann fingt; menn fdfion ein SBißle munbertidf babei. 2Bie itjre ältere ©üjmefter ÜDEutter geworben ift oon bent bicfen ©entmelbecf in ber ©tabt, wo fie gebient fiat, ba fiat bie ^»eiteretf)ei fte fortge= tfolt unb fiat it)r einen anbern Sienft oerfcfyafft, icß weiß nidßt, Wo, aber weit oon t;ier. 2Bemt bu fünf fjafre bict; orbenttid; gehalten ßaft, ^at fie gu if)r gefagt, bann miß id; mieber beine ©d)Wefter unb fott ba§ Siegle bein ßinb mieber fein, ©o lang aber tommft btt mir nicf)t mieber in§ §äu§te, baß bu’§ weißt. Sa§ $inb aber Ijat fie begatten, unb nicft oiet 9}iütter finb fo brao gegen if>r eigen $inb, mie bie §eiteretfei gegen ba§ Siegte ift." „3a, unb bie §odßntutfiei bagu," ßuftete ber EBeber. „,,2Bo fte bie 2)iann§teut’ oerjpotten fann mit Sßort ober Sfyat, ba ift fie gewiß bei ber §anb. Iber fte wirb roofit fd^on einmal fd^tedft anfliegen, unb id) mär’ nicfyt ber ©ingig’, ber’g ifyr gönnt."" ©in 33tid ber .ßuftimntung, in bem bie übrigen SRänner fid) nidenb begegneten, geigte, baß ber Söeber mafjr gefprodfen. Unterbeß waren fie mit 33egat;len, frifdf) Sabal ftopfen unb Einbrennen fertig geworben unb machten ficß auf ben 3Beg. 2)?an ^atte rtocf) gwei gute ©tunbeit gu bem SJiarftfteden. Ser Se^te rief ber 2Birtfyitt, wetcße bie teergetrunfenen ©täfer am E3rumten £d;mentte, gutüdfefienb nodf gu: „fßrädftig SBetter ^eut !" 7 ®ie äßirtfyin fab fid^ um, unb auf bem feinen Dufte f>af« tenb, ber hinter ben Sergen ringsum am Fimmel beraufzog, fagte fie : „Dauert nicht bis gur 5Rad)t. ©S müfjt’ beut nicht ©rünber dRarft fein." Die SBirtbin meifj eS, unb, fie nid)t adein, ade 2Belt meifj eS, mie’S mit bem SBetter ift gum ©rünber ÜRarft. Unb menn er beginnt fo blau unb golben, mie eS ber garbenlaften fce§ ^rüblingS nur bergeben mid, mie ein Dag cor fedbgig fahren; benn bamatS mar 5ldeS beffer, felbft baS Söetter; frage nur bie Zieider SBirt^in, mer’S nicht glauben mid. Äaum ift’S ZRittag, ba fteigt’S turn aden ©eiten auf; ba bebt’S unb brängt’S, bis eS einen neuen <§immel gemölbt b&t unter bem alten. DaS mär’ fd)on gut, menit eS nur aufgubören oerftänbe gur rechten $eit. Iber immer noch fteigt’S unb brängt’S. Da mirb ein fpin= unb Vermögen, bunller unb immer nod; tunfler, ein gufammem unb Uebereinanberfcbieben, bajj enblicb bie gmifen batmn ftieben unb baS gange Zöollengemölbe unter feiner eigenen Saft gufammem bricht mit Donnerfracben, unb bie ZBolfentrümmer an einanber in ungezählte ©ropfentrümmercben gerfplittern über Suben, ‘jßlafc, Käufer unb Serfäufer. SBebe bem, ber ba noch unter biefen letzteren ift; in bem milben Durcbeinanber non ©töden, köpfen, <£)üten, Z-Rügen, baS ber gleichzeitige Drud nach aden Züchtungen, nach beren ©nben rettenbe ©büren jtcb öffnen, in eine fretfenbe Semeguitg bringt. Zugleich mit ber gangen ZRaffe um ihre unb noch einmal befom berS um feine eigene Slcbfe gemirbelt, meifj er halb nicht mehr, maS ftd) brebt, er ober bie Käufer unb Suben um ihn herum. Salb erfebeint bie rettenbe ©bür, halb oerfebroinbet fie, ohne bajj fie ihm näher gefommen ift. Die §utfrämpe, oon Ziegen unb ÜRitleib ermeidht, fenft ficb admälig unb oerbüdt bem Sluge beS DulberS liebeood raenigftenS ben Slnblid feines ©cbidfalS, bis 8 eine gluth ihn plöhlidf baoon fü^rt, er meij; nicht, molfin, unb eine 2i)ür if)n einfdjlingt, bie er nie ju paffiren gemeint hat. @o ift’S im SRarl'tfleden felbft; bie ©traße nach bem ©täbtdjert bietet bei adern 2le£;nlict)en bodt) ein ganw oerfdhiebeneS 53ilb. 2£er bereits auf bem ^eimmege ift, hat bie ©dritte fchon eine gute SBeile fyer länger unb fd^netter gemalt; nun mirb ein SRennen auS bem ©ilen. 2öer fo oorftc^tig mar, einen 9tegenfd)irm mitjutragen, bem lohnt fidE) bie StRüfje ber 2lrme nun an ben Smfjen. 2Bie ein 23eet coli lebenbiger -pilje, rother, blauer, grauer, fchmarjer, fommt bie ©trafte ben oermunberten ^Raben oor oben auf ben Rappeln über bem ©raben. 2)er fRegenfdjirm ift ber äRann beS SageS. 2BaS feiner ift, müht fid) einer gu merben. Unterrod, 23ünbel, eben getaufte SBaffer* f'annen, Söpfe, Siegel, 2UIeS oergifjt im Srange ber 9foth feine eigentliche 23eftimmung. 3)a £>ufcf)ert SBeiber unb 2Räbd)en, mit ber ©d^ür^e bebedt, bie ausgewogenen ©trümpfe unb ©c^u^e in ben §änben, bie ©trage hin, unb neben jeber hdfdd £in äRittel* bing üon ©chatten unb ©piegelbilb über bie ißfügen unb ben naffen ©laitw ber ©trage mit. §ier fommt einer gu ‘iPferbe unb fdjnaubt unb ftampft unb fprifjt oorbei, ba§ bie SBeiber auf* fdhreien unb bie SRänner fluchen. §ier ein SBagen, aber er ift fchon ooU, unb fdjon ift er öorüber. Sie ©ebcrgenen oben lachen fdjon in ber $erne unb bie in ihrer Hoffnung ©ctäufdjten unten fenben 33ermünfchungen nach, bie her 9$inb ju ©hren trägt, für bie fie nicht erbacht finb — menn baS emig gleiche ^lätfchern beS 9tegenS fie nicht oorher überptätfdfjert. 2lber flehen bleibt iRiemanb; e§ mügte benn ein ÜIngetrunfener fein, ber im feligen $ergeffen aller 9?oth mitten auf ber ©trage fich jur fRuhe legen miH. ®och auch er mirb oont lachenben 2RannS= ober genüg meineuben Söeiberoolfe mit fortgefchleppt, halb getragen, halb ge* fdfleift, mie eS gehen roiü. Ülber e§ geht; benn e§ muf gehen. Unb fo gefdhieht’S am Sage beS ©rünber sIRarfteS, feit ber ©rünber ÜLRarft im Äalenber fte^t SBer’S nod) genauer miffen miH, höre nur ber fReider Sirthin ju, bie’S eben ihren ©äften erjählt. Unb er mirb, be= 9 fonberS in Slnbetracht ber Sänge biefer Gsrgählung, fo froh fein,, int Srodenen gu ftfceu, als nur immer unfere Sefannten non uornljin fein tonnen, ber ©dfntieb, ber ©d)neiber unb ber SBeber auS beut ©täbtdjen. S'Jic^t, baff ihr 3uftanö an fieini»efen bem leiferen Sitefein gu trogen trieb, ber flog auS, ba auch biefeS enblith gang nacf)tie§. Unb auch he^er »urbe eS. @d)on geigten fich Süden im ©ewölfe. ®aS flog nun felbft wie eine enblofe bunfler Siegenfchirnte in ben §änben eilenber Siiefen aut §immel bal)in. £)er SOionb ftettte fid) auf bie 3ehen unb fah gwif^en ihnen hinburd) auf bie uaffe ©träfe herflö- ®ie h^ 'hm taufenb ©piegel oor unb er fah wohlgefällig, um wie oiel fd)öner unb uoüwangiger er nun feit geftern »ieber geworben war. 2lber eS gab Seute, bie, fei eS auS Sehagen aut 2Öirtl)S= häufe ober auS Unbehagen an bem, waS fie baheim erwartete, ruhig fitsen blieben, um, wie fie fagten, ben 2Beg unterbeffen noch etwa§ abtrodnen gu taffen. Unter biefe gehörte auch unfer 2ftänner4fleeblatt auS Sudenbad). £)em 2Jcorgenfchmieb war eS nur bann nicht langweilig baheim, wenn er feiner 2Jiorgenfd)mie= bin etwas aufguheften ober fonft einen ©treid) gu fpielen wußte. 10 .fjatte er fie burd) eine trocfen oorgebradjte ©rbidjtung mit ben übrigen SBeibern [einer Strafe ober be§ gangen @täbtdjen§ gm fammengelje^t, bann war e§ [eine Suff, mit §enfergefcf)icflid)feit fie in bie größte ülngft hinein gn bebauern. llnb Iföd^ft unlieb wäre e§ iE>m gewefen, fjätte ber ©dfaben einmal bie SBirfung gehabt, [ie fing git machen. ©ie ©dfufter=9[)?ärtineffin bagegen, be§ 2Beber§ (Jljefrau, war mit einem gangen ©octorbudje doU Äranf'fyeiten bet>a[tet, bie ba§ ©igene Ratten, ba§ ifyre Sünfäüe be= gannen, fo o[t [ie ifjren 9)Zärtine§ bie kreppe Iferauffeudjen fyörte, unb tticf)t efyer nacfyliejgen, al§ bi§ er biefelbe wieber f)in* abljuftete. 2Ba§ betn ©cfyneiber bie ©üfjigfeit be§ eigenen «§eer* be§ verbitterte, wi[[en wir fdpn. SDiefe brei Scanner faßen guleljt nod) faft gang allein ba, nnb iljr ©efpräct) war fo in’s? ©tocfen gerätsen, baß [ie, in ficfy terfunfen, [elbft nicfyt wußten, wie fefyr. ©3 bebnrfte einer ©tirnme, wie eben eine vor ber ©f)ür ficß vernehmen lieg, [ie gu erwecfen. Unb bie[e ©timme f lang [o voll unb tief au§ ber Bruft herauf, baß bie oorgefunfenen $öpfe [aft erfcfyrocfen empor* fulfren. „©a f)abt ilfr euren BZann, [frau ©otin," fagte braußen bie §eiteret^ei. „@r ift ber atlerbeft’, raucf)t feinen ©abaf, trinfi feinen Branntwein, unb wenn ifjr ifyn nidjt melfr mögt, brauet ü?r if)m nur ben $opf abgubeißen." „„©agu ift er gut,"" fyörte man bie 2öirtf)in tacken; „„unb barum frieg’ icfy ifyn. 2öär’ er gum §eiratf)en gewefen, fyätt’ id? ifyu fidler nidft gefriegt."“ müßt einmal gern ge^eiratf^et Ijaben, weil ifyr nod) immerfort [o gern Dom fpeiratfyen fpred)t." „„^a,"" antwortete bie SBirtfyin, „„aber wie id) am liebften ge^eiratljet fyatt’, ba fyab’ id) am wenigften baoon gefprodjen. ©o ljaben’3 bie ÜDZäble unb bie SBeiber, [o lang’ bie SBelt ftel)t."" ,,©a§ [agt if)r. $ebe§ meint, wie’3 ifynt war, fo muß bem Inbern aud) fein." „„Unb id) benf’, wie’3 3eber meint, fo toirb’§ aud) fein."" 11 „2lber e§ ift boc^ nidjt fo ! Unb wemt’S folcf)e giebt, müßt iljr bann fpredjen: 2lHe fittb fo? Sagt meinetwegen: e§ giebt t^rer genug, bie fo finb. Sa§ ftnb fotche, bie’3 nicht allein er* machen tonnen. 2Ber’§ mu§, ba Ijab’ ich nid£)t§ bagegen, aber ich thät’3 nicht, unb toenn ich taufenbmat ntüfjt’. 2Beit bie 3)?äbte beut ju Sag noch fchwädfer unb einfältiger finb at§ bie 2)?ann§* bitöer fetber." „„Sarurn ift’§ nicht. Sie Männer ^»eirat^en bodf auch- 2ßenn $ebe§ wa§ ©tärfereS unb @efd)eibtere§ hetrathen will, wen füllen benn bie t^eiratljen?“ “ „ÜMnetlfatb ben $ufud oon Sangenfatg. 2Ba§ geh’n bie mich an? Sie SJtänner frei’n, bamit fie einen Darren b^ben, unb bie üDtäbte, weit fte felber Starren finb. ©ebt mir lieber ein ^ärtdjen S3ier für euer ©erebe." „„Sie Scanner unb bie SJJäbte! at§ wenn bu nidb)t fetbft ein DJtäbte warft! Ober wa§ bifte fonft?"" „^cp bin ich- — Unb ich frei’ einmal nidjt, unb idf mag einmal nicht, unb wenn iljr mir einen auf bem Setter präfentirt unb er war’ obenein ein s,)3ring. Unb reb’t ihr nod) ein 2öort, fo weifj ich, wo ich her^°mmen bin. SWein 23rob oerbien’ ich attein, wenn ich fdjon e'n arm’ 9Jiäbte bin. £yd) bin ftott genug, unb bin flug genug, unb ich brauch’ deinen, unb fo ift’S, unb nu ift’§ fertig!" Sabei war bie Shür geöffnet worben unb ba§ Stäbchen mit rothem ©efidjte ooran, bie 2llte, taut tachenb, baf? e§ bie gange ©eftatt fchüttette, hinterbrein hereingefonimen. Sie Scanner in ber (Stube geigten Suft, ba§ ©efpräch, ba§ fte mit angehört, weiter gu führen. Sag SCRäbdjen lehnte am ©nbe, eine§ Sifcpeg. Ser ©cpneiber erfah fich bie ©etegenheit, ben tühnen ©ebanfen oon heute borgen in’3 2Bert gu fefcen. ©ie warf im $ont bie Sippen gar gu locfenb auf. Um biefe unb bi§ in bie ootten SBangen hinein War bie gelbbraune ^arbe be3 ©efiepteg ge* wichen. Sag ttRäbcpen patte fo praUe§ 3fteifcp, bajj jebc 23e= wegung oorübergepenb folcpe wei§e Srudflecfen heroorbraepte, bie, fo wie ber Srucf aufhörte, einer befto bunfteren f^ütbung ‘’-ßtaij 12 malten. (£§ mar an bem gangen 2Jiäbd?en ein intmermäl)renbe§ @rbleid)en unb mieber ©rrötljen oor Äraft. ©er ©djneiber Ijatte gemeint: bafj fie mit ben blühen 5lugen lachen fönnte, gefalle if)tn am meiften; jept fdjien ifym ber trotzige 2lu§brud berfelben nod) fcf)5ner, unb iljre klugen gefielen iljm, fo milb unb fdjeu, nodj meljr, al§ ba fie Iahten. Sorfidjtig unb geräufdjloS begann er, auf ber glatte be§ 3Tifcf)e§ ftgenb, an bem fie abgemanbt ftanb, immer nätjer an fie fyeran gu rutfdjen. ©ajj er hinter if)r, bann beburft’ e§ nur eine§ ,3urufe§. 2Benn fie bann erfdjroden arglo§ ba§ @efid)t iljm gumanbte, mar Der -ßlan gelungen. ©er ÜRorgenfdjmieb fdjien gang mo anber§ fyingufeljen, al§ nadj bem ©djneiber. @r fyielt feine pfeife gang na^e Der bie klugen, bie oor ©djelmerei fo fdjief ftanben, bafj er ber §eiteret^ei mie ein lauernber Äater Dorfarn. .gumeilen gab ifym ba§ müfy* fam unterbrüdte Sachen boefy einen ©tojj. ©er SBeber aber, ber oon aUebetn nid)t§ merfte, Ijuftete unb fprubelte unterbeffen : „Qla, fo ftarf mie bie 2£eib3leut’ finb unb fo Itug mie bie 335eib§Ieut’ finb! Unb bod), mo ma§ orbentlicb) gemalt fein f o II, ba mufj e§ ber 21iann. SDenn fie mit ben |jänben roadeln, ba§ nutjj geärbet fein, unb mettn bie $unge geljt, ba meinen fie, ba§ ift gebaut. (5i ja ! menn fie ben ©tu= benefjren ein SBifjle mit bem öefen fijjeln, bafj ber lad)en möc^t’, unb brei 9Jial bie Sobentreppen Ijinauflaufen barum, menn eine .panb toll ©alg au§ ber lOcefte foll in ben ©opf!" ©a§ 9Räbd;en fdjmicg, man fyätte gemeint, mie ein gefd;olte= ne§ Äinb, menn e§ il;r nidjt gumeiien fo eigen um bie boHen Sippen gegudt b)ätte. jRod) ein 9fud, unb ber ©cfyneiber fafj am ftid. ©cfyon füllte er bie Sßärme oom Körper be§ ‘JRäbdjenS an ber if)r gugemanbten ©eite; ein ©djauer riefelte ii;m ben fRüden Ijerab, unb ba§ Seifeatfymen mürbe ifjrn immer fernerer. 9?od) burfte ba§ 2}?äbd)en nidjt umfdjau’n. ©rum fiel ber ©c^niieb bjelfenb ein: „2ö a§? $d) mett', ba§ ©orle ba nimmt gmei 9Rann§bilber auf ficb, menn mit ber 3un9e geärbet mirb." 13 ,,„3£>r feib freilich ftärtbr,"" fagte baS 9J?äbc£)en nicht halb fo fee! als fonft. „,,3hr nehmt gleid) bte ganzen Söeiberleut’ auf eure."" — ©ie war fd)on einigemat wie mechanifch mit ber flachen f)anb über beu ©ifcf) gefahren, unb baS hatte ben ©d)ttei' ber jeber^eit nicht wenig beunruhigt. 3e§t ftrtcd) fie eben fo unb immer noch mit abgewanbtent ©efidtjte ben ganzen Mann herab, föheinbar fo unabftdb)tüc^ wie einen Sappen ©uch, ben man wohl in ©ebanlen ßom Slifcfje ftreicht, ohne gewahr gu werben, was man thut. 2lIleS lachte unb fat) nach bent ©djneiber, ber, fo unerwartet auf bie ©iele ^u figen gefommen, fich gu befinnen fc£)ien, wie. ©ie fpeiterethei that noch ßerwunberter, als ber ©chneiber felbft, inbem fie einen Vugettblid nach ihnt fun1ah- ©er ©chntieb lad)te, bafj ihm bie ©Ijränen tarnen, unb ärgerte fi'3afU“ fa9te .jpeiteretfjei, „„unb »enn idj’S getl;an f)ätt, müßt’ id? mir bod) felber Reifen unb mürb’ aud) nod) auS= getagt? .jpernadjen »itl icfy’§; aber oorber tbu’ ich’S nicht; baS fag’ ict) gleic^."" ®er ©djneiber, einen gangen $cpf tanger atS er fetbft, brannte oor Ungebutb, ben Darren frei gu madtjen mit ©inem Siud unb fo ber ^eiterettjei gu geigen, »a§ ein ätiann fei. ©r ftaunte felber au fid? hinauf unb traute fidj b ad Ungefjeuerfte gu. Uud) ber Söeber tonnte oor Ungebutb nidjt met>r fiijen unb fpudte fdjon in bie <£jänbe. ©er ©djmieb t)ätte gern ben ©riumph mit bem ©trotjtjatm auSgetrunfen. 2Ber »eiß, ob bie §eiteretf>ei ihnen noch einmal fo in bie ^änbe tief! fie burften fie Jddfit fo fdjneU unb gtimpftidh toieber tjerau§ taffen. ©a biefe aber, fo oiet it>r fetber barait gelegen fdjien, bie 5Diänner fottten jtd) an ihrem guljrtoerfe oerfudjen, auch in ber ©djetmerei e§ fid) nicht abgetoinnen tonnte, gu bitten, fo erhob fict) enbtid^ audj ber ©djmieb, unb ber ^ug fcjjte fid^, baS fDiäbdjen an ber ©pi§e, in 33etoegung. 16 (Sine SBarnung ber 2ßirt^tn Derfdjoll unbeachtet. ®a§ eigene SBebeln ber .jpeitereihei mit bem ©ragbanb in ihren |>änben beim arglofeften ©eficht erinnerte fie an bie äljm liehe ©chman^bemegung ber Taljen Dor einem plßjslichen, unoer= mutheten (Sprunge. ®a bie Scanner nicht hörten unb ihr felbft über ben Ha(3en einfiel, nach bem traten im @e»ölbe §u fe^en, fo überlieg fie bie Serblenbeten ber fpeiterethei ohne »eitere Serfudje, fie §urüd ^u galten. Slufjen hatte fid) unterbefj ein SBinbljauch aufgemacht, ber bie au§ ber Hinfahrt ©retenben mit faft ijerbftticher griffe begrüßte nnb Don ben Säumen an ber ©trafje einen flehten iJiegen^ach' fchauer auf fie marf. „Unb »o ift benn nun ba§ Sifjle Harren?" fragte ber ©chmieb, fich umfehenb. ®ie §eiterethei ging DorauS, um ihre ladjenben Singen ju verbergen: benn ber aJlonb üerbreitete ©ageSheüe. <©ie ging nach einer grofjen -ßfüije $u, unb fuer find ber Darren. £)a§ Diab mar nur eben bi§ an bie ©peilen in ben »eichen Soben eingebrüeft. ©in »eifjeS ©ud) Derbarg bie Sabung. ©)iefe nahm einen fo unermartet geringen 9faum ein, baß ber ©chneiber faft be= bauerte, fo leicht baoon gn fomtiten. „Slerbet für einen ©chneiber," fagte ber ©d)mieb. ®a§ nahm ber ©ctmeiber beinah übel. „©chmieb ober ©chneiber," fagte er unb »arf ben Untere fchieb mit einer §anbbemegung »eg, bie geigte, »ie leicht er roar. „SOSann ift iWann; unb »är’S nic^t um einer fchmadjen 2Beib§= creatur »egen, ba§ ®ing »är’ für meinen Sehrjung’ gu gering." Slber fo terächtUch blidenb er nun gmifc^ert bie ^anbhaben trat, gef^ah’S hoch mit bem ©ntfdjlufj, feine gan^e Hraft aufjrn bieten. ®enn heraus fliegen füllte ber Darren, fo leicht »ie ein Sogei, au§ bem ©chrnulj. Unb ge»ig ! »äre ber ©chneiber fo energifd) »ieber aufgeftanben, als er fid) büdte, eS »äre fo ge= fcheheu. Slber er ftanb gar nicht »ieber auf, »enigftenS mit bem Harren nicht. 2£ie er auch halb mit ber einen, balb mit 17 ber anberen Schulter halb mit betbett gugtetd) auftaudjte, tüte er ba§ ©ragbanb halb ttad) oben, batb nad; unten fdjob, ber Darren flog ntc£>t, er ftanb wie angewurzelt. SBüt^enb fprang ber ©dfneiber enblidf adein wieber empor.' „Sepation!" fd^rte er. „Sepation! gcb weif;, wa§ einer ermadjen fann. 21ber bie Söirt^in bat nidjt üergeblidf gereb’t. ®a ift wa§ gptra’3 auf* gepadt." ®ie 4?eiteretbei fagte: „ga, fed)§ ©d;neiber." ®er SBeber aber fd)ämte fid) in ber ©eele feine§ ganzen @efd)lecbte3, ba£ er beit ©dfneiber oorangetaffen. dornig fc^ob er ibn au§ bem Darren unb fidf felbft binetn. 9?utt fpudt’ er in bie §änbe, aber nid)t tote ber ©djneiber, fonbern wie ein Wann, 9?un fa§t’ er bie fpanbbaben, baß bie langen ginger erblichen; nun taucbt’ er nieber, al§ galt’S, ben 5Jern ber @rbe Zu [türmen; nun rannt’ er gegen ben Darren wie ein toütbenber ©lepbant; nun — ja, nun lag er mit ber 9?afe auf ber Saft unb mit ben Änieen in ber fßfüfce. ©>er Darren ftad fo feft al§ juoor. „(£in bitnntidöerbrennteS ©onnerwetter!" fludjte nun aud) ber SBeber, inbem er ficb aufredte unb ben ©cbmit^ oon ben $nieen abftricb. „®er ©cE>neiber bat fRedf!. Sug unb ©rüg! ©eufelSmäble, bu fjaft noch wa§ 2tpart’§ aufgepadt. Sepation ift’§, SSepation !" „„ga, freilich,"" fagte bie ^eiteretbei, „„ber ift üepirt, ber ftcb auf eta fo ftarfeS Söerfjeug oerläfjt, mie ibr ein§ fetb." " ©er ©cbneiber unb ber SBeber flutfjten unb renften ficb 5lrme unb Seine guredjt, ber ©cbmieb aber lacbte fo fürdjterlidb, baß bie .§eiteretbei ibn nidft anfeben burfte, wodte fie ernftbaft bleiben. „®a§ Worbmäble!" badete er. „gd; fönnt’ il;r orbentlicb gut fein für ben ©paß ba, obgleich fie mir ben «fpauptfup oer* borben bat, ben über fie felber. Unb gefdbjenft fod il;r ba§ ge* wtß nicht fein. ®em Söeber unb bem ©cbneiber gefcbiel)t’§ fc^ort recht; warum ftttb fie fo lebe fßfefferfucbenmännle ! ülber ein @itb’ Otto 8ut>wig’8 2Berte. III. 2 18 tttad)’ idj nun, fonft fomrnt bte noc^ au§ bent .£>äu§le »or lieber- mutt)." SDontit ging bcr ©djrnieb nad) bem Darren, bent er, als diepräfentant feinet ganzen ® ef<±)Iect)te§, bie ©hre nicht anttjat, bie pfeife »or iljnt auS bent •Diunbe gu nehmen. gn bie -fjänbe fpudt’ er fo beiläufig, als mär’S nur, um ben (gebrauch nicht gu umgeben. Iber halb marb er Ijoflidjer. 9?acf) bem erften nergeblidjen Infafc fpucft’ er in »ollem ©ruft. 23ei bem groeiten fiel if)m bie pfeife »on felbft auS bem ÜJtunbe. Dfadh bent britten mar er gorniger als ©djtteiber unb SÖoeber. ©r mar feitteSmegS bÖSartig ; aber er hatte bie 9?atur »ieler fonft gang guten teilte. ®ie gern gebermann gunt S3eften £>abeit, finb, menn ein Inberer baS an ihnen tl)ut, gemöljnlid) bie @m- pfinblichften. 3)agu fam, baß ilfnt ©djneiber unb Söeber feine ©djabenfreube »on »orljin mit 3in)en gurücfgaben. „§ebett thut er ftd)," fd)rie er ettblid), „aber ^erauS auS bem ©dbmu^ bringt ben §immdelement§!aften ber ©eufel felber nicht! Iber ber §epe ba foÜ’S gegeigt tuerben, maS baS auf ftdt> hat, SJtänner gttm diarren gu halten! ®aS foH fie einem In* bern meiß madjen; baS fann ber milbe grifs nidft; baS müßt' ber ©eufel felber fein, ber einen ^arr’n »ont gainhantmer bis bal)er führ’ fo belaben wie ben." ,,„ga, menn ber ©eufel lein dJfannSbilb mär1,"" entgegnete bie ^etteret^ei, inbent fie baS Sragbanb aufhob, baS ber ©chmieb im gorn auf bie ©rbe gemorfen hatte- »„Iber er madjt’S halt mie alle 2#annSleut’. Sfaifonniren, maS ein SJcattn für ein anber 3üb>ter ift, mie fo’n artneS fdjmadjeS SBeibSbilb, baS tonnen fie; aber fo ’nent armen SöeibSbilb ben Darren auS bem ©d)mu§ thun — ’a, menn § h°tt mit ber jungen gu machen ging’ ! 23in nur froh, baß ein ©ifenftab fein ©cf)meigerfäS ift, fonft hätt’ ihn ber ätieifter SBeber bttrch unb burd; geftochen mit feiner fpi^igett Dfafen. Unb menn maS gu befteHen ift an bie grau S)forgem fchmiebin, ober menn ber üDfeifter ©cfneiber noch aufftfjen min, fo ©inen bring’ id) juft ttod; fort; er fönnt’ auf bem ©trief 19 reiten ba; aber eg mögt’ gefcbminb geb’n. ,3 nad) bem ©dineiber um, alg mär’g mit bcm äuf» fit3en it)r Gsrnft. 3)ann bängte fie ruhig il;r Sragbanb um, ließ bie ^anbbaben in bie ©Reifen unb hob, wenn aud) mit 2In= ftrengung, ben Darren aug bem ©djmufc. „9?efpect muß im §aufe fein!" rief fie gurüd. Unb beiter tadbenb ging eg bann bie ©trage fo fdinell ^itrab, baß bie ©iänner noch tote ©teinbitber baftanben, a(g fie mit bie näd^fte ©de oer= febmanb. greiticb fd)on hinter biefer näcbjften ©de mad)te bag Stäbchen §a(t, um bort Don ber übermäßigen 2lnfirengung augguruben, aber nicht ohne er)t Dor|tcf)tig fmrumgubliden, üb bie ÜDi'änner ihr nicht ettoa folgten, ©ie fab fie tangfam in bag äßirtl)gl)aug gurüdgeljen, unb nun erft überließ fie fid) bem Subet, beffen tauten Slugbrud) gu unterbriiden i§r big je^t nur mit äugerfter Sdiübe gelungen toar. ©ie hätte fid) längelang in bag ©rag neben ber ©trage gemorfen, ftanb nicht Dom liegen her äöaffer barauf. ©ie fauerte, meit fie fonft fein fßläfcdjen fal; gum ^uben unb gum «adjen, auf ihre Werfen nieber unb umfdjlang mit beiben Ernten ihre ®niee. Unb 'jemebr bie Derbebnten ©ebnen Don ber @rfd)ütte= rung beg £ad)eng fd)mergten, befto befliflcr mugte fie lachen, ©ie brüdte ihr @efid)t in bie ©d)ürge, preßte ben gipfel ber= felben. in ben 9Kunb; aber bie Berr>äl;rtefteu Mittel halfen nid)t; fie mugte ben £ad)fturm austoben taffen. 2öie meit mar ihr §erg oom ©efübte ihrer Äraft unb ©elbftänbigfeit! ©g mar ihr, als hätte fie einen ©ieg über alle üDMnner ber SBelt baoon getragen, i)iid)t mit bem @lüd= licbften taufdjte fie je(3i Slber bag hätte fie aud) mobl fonft nicht getban. ®enn fJiiemanbem tonnte mohler fein in feiner eigenen fpaut, alg ber ^eiterethei; in eine frembe ficb aud) nur hineingubenfen, fiel ihr nicht ein. ©o ftro^te jebe ^iber an ihr Don Äraft, jeber ©ebanfe Don Uebermutl). Salb hatte ficb ihr Körper erl;olt unb bag s4>h)leguia ber 2* 20 ©efunbljeit aud) bie innere 33etoegung fo auf ba§ richtige 93iaß jurüdgebracht, baß, at§ fte »etter fuhr, ben rüfligen ©leidjtritt fein fdjnetterer Sft^emjug mehr ftörte. 2öir fönnen fte getroft fich felber übertaffen ; e§ »irb für¬ baß SSerftänbni^ unferer ©rjähtung nötf)ig fein, bem Orte, bem fte fo rüftig gufätjrt, unb bem ©reiben unb ber 2trt feiner 33e* roohner einen, »enn auch nur flüchtigen, 33 lief gu gönnen. 2Bir eilen i^r DorauS, fidjer, baß fte un§ batb eirtfjoten »irb. 2Bir fomnten gunäcbft burd) eine Ooppelreihe oon ©täbetn unb »iffen nun fchon, Sudenbadj gehört 31t jenen ©tabtd)en, in bereu S©£)ättgfett fich 2Iderbau unb ©eroerbe tfjeitt. Oer ©rün* ber SJiarft ift ein 2lu§nahm§tag. ©enn »a§ SBaaren hat, feit ju hatten, ©etb, um 31t laufen, 33 eine, um 3U tansen, ülrme, um lüget 3U fdjieben ober fid) 3U fc£)tagen, eine ©urget, um ju fingen unb ju trinfen, ja, nur ülugen, um 3U fehen, ba» fliegt heut fidjer nach bem ©runbe. 2tber nur einige ©tunben früher, unb »ir hätten aud) heut ei« 33ilb gehabt oont Seben unb ©rei- ben be§ ©täbtd)en§ im ©munter, »enn and) ein »eniger leben- bige§ unb figurenreid)e§, at§ au anberen ©agen. tDfänner in ■§embenärntetn ftanben ptaubernb unb rauchenb an befreunbeten ^enftern. fjtinfe 3Beiber unb Stäbchen »ufchen ©atat ober fdjöpften mit beut „Kübet" SBaffer au§ ben großen fteinernen 33rnnnenfäften in „ SSütten unb ©tugen". SInbere raffelten, bie rothftanetlenen ltnterröd'e hinter ihnen fliegenb, mit bem teeren ©djiebfarren über bie ©traßen nach ^em Ohor, ober lehrten tangfamer mit betabenen oon baljer jurüd. Unb nicht et»a bloß bie ärmeren, »ie bie ^eiteretljei. 2Ber ©ödjter hat, mietet feine Sfägbe. Oie angefetjenfte 33ürger§todjter, bie am ©onntag auf feem ©djütjenhof tangt ober auf bem Siebhabertheater fpielt, fah*t 2Berfettag§ im rothflanettenen Unterrod, ein bunte§ Ouch um bie «fjaare, auf bettt ©djiebfarren ba§ gutter ijeim für bie Külje. Oie 23Zämter finb fpanbmerfer, bie grauen finb 33auern. ltnb ben großen ffetbarbeiten, §eu=, ©rumtnet-, ©etreibe? nnb Kartoffelernte, macht auch bei ben Scannern ba§ §anb»erf ■fJtag. Oantt fteht bie 33ritde teer, ber 3öebftuht ruht, ©d)eere 21 wib ©äge fangen am Sfagel; SKeifier, Selling unb ©efeüe tummeln fid) braujjen im gelbe ober auf ber 2Biefe. 2ßtr lehren mieber gu ber §eiteretbei gurüd unb treffen fie fd)on an ben äufjerften ©täbeln. ©ie fährt langfanter als Dor= bin; fie überlegt, ob fie hier noch einmal ruhen ober in (Sinem ^uge fortfaljren foU bis an bie 9?agelfd)miebe, mo fie ifjre Sabung abpgeben bat. ©ie ift fc^on 31t bent legten entfcfyloffen, ba fällt i^r ein offenes ©tabeltljor auf, oor bent eine ©cbnigbanf ftel)t. 9?ing§ um biefe liegen fertige unb unfertige gafjreifen unb allerlei äöerfjeug in ber milbeften Unorbnung burdjeinanber. Unb fein ‘Ü'tenfd) babei gu fe§en noch gu hören. DcidjtS mar bem SD^äbdtjen Derbafjter al§ Unorbnung. 2öo lie bergleidjen fab, gudte eS ibr in ben .pänben. ©ie fonnte nichts unrecht fteben feben, ohne eS recht gu [teilen, unb menn fie noch fo gut mufjte, mie fchlechien ©>anf fie fid) bamit Derbie* nen mürbe. UnmtUf ürlich liefj fie ben ©chiebfarren gur ©rbe nieber. „©0 maS!" fagte fie unb fdtlug oor unmilliger USermunbe^ rung mit ben -jpänben auf bie ©djürge. ,,©>a läuft erft ber SJZeifter oon ber Slrbeit, hernach bie ©efellett unb ber Sebrer (Lehrling), mie bie ©äu’ Dom ©rog. greilicE)! ©ollen bie @e= feilen auf feinen Siugen feb’n, menn’S ber ÜDieifter felber nicht tbut! 2luS bem ^olberS^grig mirb baU fein Sebtag nichts @e* fdjeibt’S." 2ln jebem Slnbern märe ihr Unorbentlichfeit gumiber gemefen, am §o!berS*grig erregte biefe ihren 3orn. ©ie mufjte nicht, marunt, unb mar auch nicht gemofmt, über begleichen [ich Siebe gu fteben. 2lber eS regte [ich gugleich ein (StmaS in ihr, maS fie freilich gemifj für nid)tS 2lnbereS hätte gehalten miffen mögen, als mofür fie felbft eS hielt, für DrbnungSliebe. £)iefeS GütmaS mufjte jenen 3orn mit immer neuen unoerfänglidjen Sormänben Don einem .ßugeftänbnijj gutn anbern fo lange fortgufdjmagen, bis er enblid) nidjtS mehr gugugefteljen bat geh’n!" 3Iber bi§ an feine Seine Jam ber Darren nid)t. ©inen Ieunigte bie (Site, mit welcher ber 2Iu§brud ihrer $üge, bie gange Sonleiter burd)ltef oont nedem ben Stutf)millen burd) Spott unb §ohn bi§ gutn aufflantmenben 3orn. Sie §eiterethei ließ bie ^anbhaben be§ ^arreng auf ben Sobcn nieber, bajj bie gelabenen ©ifenftäbe Jlirrenb gufaim menfchlugeit. SBieber auffchneüenb wie eine Stahlflinge, bog fie ftd) brohenb über ba§ ff-uhrwerf unb fagte, ©eficE)t faft an @e- ficht: „Sßillft bu wa§?" Ser ^ubel ber ©efellen gab bem gvi§ feine Sul)e wieber. ©r nahm fich bem Stähle feine gange Ueberlegenheit gu geigen. Sei feber ber Sieben, bie nun Schlag auf Schlag ein= anber folgten, roud)g ber ^ubel ber 3«hbrer unb bie Seeiferung ber Scbner. „£aft bn benn, wag id) will?" „„Sein; benn wa§ @efd)eibt’g ift’g nicht, wag bu willft."" „freilich; eine grau, unb bag ift nid)tg ©efd)eibt’g." „„©laub’g wohl, baf; bu eine grau wiÜft; aber baß bid) eine will, fd)on lauge nid)t. " " „Unb hätt’ft mich felber gern, wenn ich bid) nur mödjt’. SIber ich ®iß eine anbere, eine Schone unb Seiche. Söeifjt bu leine? Äommft bod) weit herum." 26 „,,5Rid)t fo meit, »o fic bid) nid)t fännten."" „©o braud)ft mid) nid)t erft gu toben." „„Sa bod), unb auch nid)t mid) au§tacf)en gu taffen. ®u bift ber ©ingig’, ber nidjt Iad)t, menn ein§ bid) tobt. ©afür tad)en bie fetber hinter bein’m SRüden, bie bid) toben, bajg bu’3 t)örft. Srag’ nur bie ba. Unb fo ift’S, unb nu ift’S fertig, unb bu täfjt mid) gutmütig üorbet, ober bu fannft nod) gu t)ören fliegen, ma§ bie ba nid)t fagen, »nenn bu babei bift."" „Sa fo tjat attemat ber gefagt, ber nidjt§ f>at geteuft. SBenn bu ma§ meifjt, fo fag’ mir’§ bod). SBeit tcb feine grau tjab’, bie mir prebigt. ®t)u’ ’mat gurn ©paß, at§ märft bu meine $rau; bu märft’d f>att bod) gu gern." „,,®u benfft, rneit id) arm bin, fannft bu über mid) fpotten? SBenn bu mid) bod) gur $rau f)ätt’ft, bu fonnt’ft oietteid)t nod) @iner merben unb tiefft nidjt mit fotdjer 23rut Ijerum, bie nod) bie @ifd)aten am ©d)nabet tjangen f)at. ©u benfft, bidj möd)t’ id) ? bict) ? Unb menn bu einen sJiod anl)ätt’ft au§ lauter ®Ija= lern, unb an feb'S ,£jaar mär’ ein ©ufaten gefpiefjt, bic£) möd)t' id) nidjt. ©er ärrnft’ Bettelmann mär’ mir lieber at§ bu, menn id) ©inen möd)t\ Stber id) mag gar deinen. Unb ma§ bift benn bu? Sitten ©elbfdjnäbetn iljr ©djutmeifter, mo fie lernen, ma§ nip taugt! S°, menn bu ba§ nod) mär’ft. Stber iljr ©ecfet=- mann bift bu, ber Sapen mad)t, menn fte am Saben gie^'n, mie fie motten. Unb benfft nod) Söunber, roa§ bu bift mit beinen ßrägeten unb beinen Bumtnelquaften ba. ©u benfft, bem §er- renmütter fein ©pi§, ba§ ift nur ein §unb. ©, ber ift nod) ein ganger $erl gegen bid), menn er aud) feine $rägete. I)at unb feine Quafteit. ©er mad)t aud), ma§ fein §err mitt, aber er Ijat bod) nur ©inen. Slber bu fjaft fo niete Herren, at§ tRiptauger fuib im ©täbtte. iffiemt einer fagt: „©d)ön, .§otber§ = Srilj, apport! gib mir bein’ Wappen, fo gibft bu fie; begaff mir mein Bier, fo bcgaljlft bu’§; ba§ ift ein ftarfer ^>olt>er§ = fyrit§ ! fo mad)ft bu gröjj’re ©prung', mie ber ©pifc, menn’S Reifet: ba§ ift ein gefdjicfter §unb! Unb benfft ben gangen ©ag nip, at§ ma§ für eine ®ummf)eit bu mieber machen fottft, bamit bie ba bid) 27 toben. 35entt um ma§ ©efdjetbt'3 toben bidj bie ba nid)t, unb oon oernünftigen 2Äenfd)en mittft bn ntctjt getobt fein. 35 it bentft: mär’ ba§ ein Ungtücf , meun’3 t)teß’: 2ßa§ ber §olber für ein anfefjnttctjer Scann ift! er ift ber orbentlidjft’ Siann unb ber tüd)tigft’ Sieifier in ber (Stabt : mer ma§ gefdjetbt anfangen toitl, muff ben Sieifter gelber fragen. ba§ mär’ bod) ein Un= gtitd, menn bie ba feinen met)r hätten, ber ihnen tt>ät’, ma§ fie ftd) fdiämten, menn fie’§ fetber fottten tf)un. fßa§’ nur auf, menn td) fort bin, mie’§ l^ei^en mirb: 2Wo faff’, |>oIber§= griff Siad)’ bu nur Stugen, mie bu miCtft, id) fürdjt’ mid) fdjon taug nicht oor benen ifjrent ©pifc. Unb nun lä§te to§! gd) t)ab’§ mie mit Söffetn! 3)u meijft nun, ma§ für ein ^ert bu bifr, unb fo ift’§, unb nu ift’3 fertig!"” Unb aufgehoben mar ber ©d)iebfarren, unb oormärtS ging’§ burd) ben $nauet ber 53urfd)e hindurch, ftadjenb beifeit [prangen, menn bie 2Bud)t be§ ©cf)iebfarren§ ihre Seine traf. Sitte fielen über ben |jotber§ = gril? her unb begriffen nicht, bafj er bem „Sügenmaut" nicht ein§ oerfefjte, moran fie teben§= lang ju benfen ^ätt’. 6r fetbft begriff § am menigften. Sod) au§ ber gerne rief bie .gjeiteret^ei : „£efc, ^otber§* cfrifc, hefe!" 35er |)o[ber§=grig mar rotb bi§ unter feine mitben §aare; er fdjicfte bem Siäbd)en einen Stid nad), ßor bem bie Surfdje erfdjrafen. 35er gubel nahm ein ptö^tid>e§ ©nbe. deiner magte jn müden, um nicht etma ba§ ©emitter, ba§ in bem .fjotberS* grifj aufgeftiegen mar, auf fid; ab^uteiten. 35er fjotber^griij jerbijf bie SBorte ^mifdjen ben gähnen: „3)u Siäbte bu! Söart’, bu Scäbte bu!" @inen Stugenblid ftanb er fdjmeigenb , bann fuhr er mie im #©rof3e auf unb fcfjrie mit mitber Suftigfeit: „§eut geh’ ich nicht fmdn unb morgen auch nicht. Sinn fott’§ erft red)t heifert : ber mitbe gri§. £>eut’ hflben bie [fimmerleut ihren 3ian^ in ber ©d)man’. 2ßit( fetfn, mer mid) hinauSmeif’t." „„Sun bift bu mieber @iner!"" fc^rie ber 3Ibam3*8ieb, unb, ein milbe§ Sieb brüttenb, 30g ber ganje §aufe „ber ©d)roane" gu. 28 Jer alte 23enebiftu§ — nur JifteS genannt — blieb »or einem §äu§c^en fielen, naf)tn ba§ D^a^tmäd^ter^orn an bie Sip* pen unb blieS gerabe nadf bem |jäu§d)en gu ben fdfönften Jon, ber barin mar. Ob ifjm ba§ §äu§c^en fo gefiel, baß er beim Juten unb ©tunbenrufen allemal nadf ilftn b)infab> ? ^übfd) genug faf) e§ au§, guntal, wenn, mie eben Ijeute, ber 9Jc'onb barauf fdt)ien, — am fyübfdjeften aber, wenn ber große .'polunberbufd), ber ba§ §äu§d)en uuter feinem 2lrnt batte mie einen §ut, ober unter feinem glügel mie ein Äüd)lein, gugleicb in Dotter S3Iütfye ftanb. llnb ben ©raSmüden unb Linien ging e§ bei Jage mie bem alten JifteS bei S^acfjt. J)er alte «§oImt= ber Ejatte leinen geraben Söipfel me^r, fo oft batten bie lleinen Jagebiebe fingenb fid) barauf gefc^aufelt. Ja§ fdjmale SDeglein, ba§ Dom ©d)lo§berge jafy genug ^erabfommt, t^ut auf ber flei= nen SBiefe babei, als mufft’ eS Dor jebem 33üfd)d)ett roieber ein ©tüddjen umlegten. 2ftan fieljt, iljm ift’S nur barum, nid)t gu fdjnett Dorbei gu tommen, unb faum gmei ©dritte unter bem ^äu§d^en, ba mirb’S gar auS mit i^m Dor Vergnügen, ba bört’S gang auf. llnb juft ba ift’S, roo am 3eI;ntbacEj Ijin bie Iferrlicfyften Juten unb pfeifen roacbfen in ber gangen ©egenb, fo Diel 2Bei= ben and) bem S3adt)e entgegengel)en ober i§m baS ©elcite geben Don l)ier hinauf unb Ijirtab in baS «eite JEjal. J)a bat ber J^ürmer nod) baS ©lodenfeil Dom J)reibrobIäuten in ber §anb, unb fcbon füllt ^inbergejubel baS gange SBeibengebüfdt). Ja mirb baS blaue 23äd)lein gang rofig Dont 2öieberfd)ein ber baben= ben ^inberleiber Dont .fpäuScben an bis gur £üde im 33ufdf, mo man, wenn fetterer §immel ift, ben beider ^ird)tburm feljen fann. ^ei§t im Dionbenfcbein fielet man faum bie SBalfmüble unb baS Jrefd)erbäu§cben. llnb gu Ijören ift nid)tS, als beS alten JifteS 9?ad)tmäd)terborn unb ©tunbenruf unb ein leifeS Süftcben t^altjerauf, faum ein fernes £>unbegebell unb, menn bie l!uft etmaS ftärfer meid, oorübergebenb baS tRaufd)en Dom 2Balf= mutlermebr. Unb je§t, inbem mir baoon reben, ein rafdtjer ©d)ritt, 29 bet näher fomrnt unb näl;er, begleitet oom ©dfteifen eittcg ©djiebfarrenrabeg im feuchten ©rag. ®ie §eiterett)ei hat ihre Saft beim 9?agelfernm fteflte bie SJiänget bef= fetben nur in t)eHere§ Sidjt. ©§ war ungewiß, ob ber grojje ■polfunberfiraucb ba§ .päuSdjen mit allen feinen Urmen umfdjlang, um beffen fDiänget gu oerbeden, ober um feine au§einanberftre= benben ©fyeite gufammen gu tjatteu. 2ßa§ baoon aud) feine 216= fid)t war, er erreichte fie tro£ alles fDiü^eng nur unooüt'ommen. Unb ba§ tleine Siegle ! unb feine SJeutter, bie ©djwefter ber ejpeh terettjei, im fernen -Dienfte! 0, e§ war ©toff genug gu forgen- ben ©ebanfen. ©ine Heine ©rille accompagnirte unter bem Kachelofen t)er= oor feine ©olfegcn im finnenbeit Kopfe ber § eiteret Ijei. ®ie Sarnpe tonnte faum bie Uugen offentiatten oor ©dffäfrigfeit unb dämpfte immer fd)Wäd)er gwifcf)en ©inniden unb gewaltfamem ©mporraffen. gum ©lüd ift bie ©orge fein bauernber ©aft bei ber §eiterett>ei, unD langes ©iijen ift auch ipre ©ewofinljeit nict)t. ©id) ftraff aufrid)tenb, ftrid) fie bie ©c^ürge glatt unb fagte: „äßenn’S nur am Sebcn bleibt unb brao wirb! Sefym gibt’S ge= 31 nug ant 23ad}, bie Stirer gu oerftopfen. Unb roenn’8 feinen mefjr gab’! ^cf) bin gefunb unb ftarf, unb fie füllen mid) nicfjt umfonft bie §eiteretf>ei fjeiffen in ber (Stabt. ERag fyeiratfyen, »er »ifl, unb fid) franf forgen, »er »iß, id) nid)t. Unb fo tft’S, unb nu ift’§ fertig!" ©er ©ringet, an einem anberen Orte fjätte man itjn ben ©aftfyof junt gotbenen fRing genannt, ijatte ein anbere§ ©efictjt al§ ba§ §äu§d)en ber §eiteretf)ei. ^n feine berben ^üge »ar e§ Sßetter, ÜSinb unb 3Hter nod) nid)t gelungen, et»a§ »on bem intereffanten Sefen f)ineingufd)reiben, »eld)e§ ba§ §au§d)en unter ben Söeiben au§geid)nete. ©agu thronte er breit unb ge»attig auf bem t)öd)ften fünfte be§ ©täbtd)en§ im Dütten Sichte »ie eine (Sonnenblume, »äljrenb jene§ fid) oeitcfyenfjaft unter if>m itt grüne ©Ratten oerfrod). ©igentlid) »ar ber ©ringet nur mit feiner 23efigerin gu oergteidjen, ber ©ringet»irtp=53attineffin, fo genannt, nidjt »eit fie fetber, fonbern »eit it)r oerftorbener ©t)e= gatte mit feinem fRufnamen 2>attine§ gereiften. Oer 3ufaö, ber bie Siattineffin eben ber ERorgenfdjnüebin gegenüber filmen tfeifft, fd)eint bie§ in feiner tuftigften Saune gu tf»n; benn beibe ©enannte ftetten bie ißüte weiblicher 23eteibtf)eit oor. Oie SBaltineffin madjte ben ©inbrud eine§ über feine Ufer getretenen ©tromeg. ©g ift ein ©tüd für bie 2Rorgenfd)miebin, baff jene nid)t auf bem Seberfopfya neben it;r ‘iß tag genommen, fie wäre rettunggtog unter gteifd) gefegt worben. Oie 3Satti= neffin ift eine ©eftatt oon foldjer Unbefd^eibenfjeit ber 3tu§bet;= nung, ba§ ber ©aft, weiter ßereintretenb feine ©eßfraft nad) itjretn äRafje anSgebe^nt f)at, ©efaßr tauft, bie ©djmiebin it;r gegenüber gar nidjt gewahr gu »erben. ©§ finb ungefaßt oier Sßocßen oorübergegangen feit bem Oage be§ ©ritnber ERarf'teg. Oatjer mag eg fommen, baß oon aE' ben ©äften, bie neben ben genannten §rauen in ber 2öirtf)§* ftube be§ ©ringetg fid) befinben, feiner meßr fein gebenft. Oiefe 32 macht einen bei SBeiteut gemütl; tigeren ©tnbrucf, at§ bie Au§en= feite be§ §aufe§. VefonberS ift babei ba§ braune |)otggetäfet an ben V3änben tlfätig. Sie langen Sifctje haben fic^ ihm fo nahe gemacht at§ mögücf), unb ba§ Söeifpiet ber eben Dorf)anbe* neu ©äfte, lüie bie gtängenben fytecfen über ben leeren Vänfen, burch bie Ventühung ber fRücfen Den gangen ©efchlechtern polirt, beftärfen unS in ber Sfteinung : an bem ©etäfet tefjnenb gu fi^en, müffe ein fcf)öner ©ebanf'e fein; befonberS, wenn man babei bie gü§e auf ben Satten rut>en !ä§t, bie gu biefent Sienfte etroa oier 3ott über ben Sielen unermübüdf Don Sifchfufj gu Sifchfufj im <£)in= unb ^urücftaufen begriffen finb. Ser leere fRaurn in ber SRitte bc§ $imnterS febeint in fei¬ ner ©rüge für bie gormen=Verhättmffe ber SSaltiitefftn abfid)ttich beregnet. §ier fdjreitet fie in ber maffioen ©ragie, in ber etma ber ©ringet felbft ober bie gange Steife Raufer, beren ©totg unb Grotte er ift, fief) bemegen mürbe, Don ©aft gu ©aft. Senn, obfetjon eine grofje, fie ift and) eine berabtaffenbe grau, menigftenS gegen i^re ©tammgäfte unb beren Angehörige. Vott allen an- beren freilich fpricht ihre ©eberbe: ich fenne fie nicht. Aber beren finb eben beö^alb auch uur menige. Shr Södhtertein, bie @ringetmirth§=Valtineffin=@D’, ift bei SBeitein fo teutfelig nicht. Unb fie oerbentt e§ in ihrem «^ergen ber äRutter, bajj biefe nicht fo ftotg ift, at§ fie in 23etrad)t ihres AnfetjenS fein fönnte unb ber Meinung ber ©d’ nach fein foCtte. ©ie fommt fetten in bie SBirtlfSflube, unb märe auch jefct nic^t ba, befänbe fidj unter ben ©äften nicht ber Abam§=Sieb, ben mir fct)on fennen. 9?ic£;t bafj fie ihm befonberS gugetfjaxt märe, aber er ift’S ihr, unb i!;r erfcheint’S nicht unangenehm, angebetet gu merbeit. Vielleicht audh, meit ber Abam§=Sieb Dom mitben gri$ miffen muff. Unb Don biefent ift eben bie fRebe. „3hr feto ja auch bie Sag’ bei ihm gemeft," fagte ber URorgenfchmieb, ber in einer ©de bucf'te, gu bent äReifter ©ebramnt. Siefer Dermunberte fich ober fd^iett ba§ menigftenS 51t thun. ©r hatte Don einem ©chtaganfaU ein fortmährenbeS leifeS $opf= 33 fdfütteln übrig bemalten; ba§ gab il)m ein idnfehen, al§ oermum bere er fid) über 2ltte§, felbft über ficf) urtb feine eigenen Sieben. „3a," entgegnete ber SJteifter in einem Sone, bent man am hörte, baff er neben anbern ftäbtifdjen, 2Bmbe oerlangenten Sunctionen aud; bie ©teile eine§ Seichenbitter» unb Ülnorbner§ oerfah- „Sa, aber einen be§gleidjen äRenfdjen hab’ ich mein Sebtag’ nid)t gefeh’n." „„3hr reb't oom §olber?"“ fragte ber 2lbam§*2ieb unb t^at babei fo männlich, al§ i^m möglich mar. „(Such foUf man eigentlich nach ihm fragen," meinte ber ©chmieb. „3^v feib ja ba§ anber’ fßferb am felben SBagen mit ihm." „„$ann fein,"" lachte ber Surfte, „„bah ba§ einmal ift gemeft. Slber im Äalenber heifft jeber ©ag anbersü"" „3a," fagte ber ©chmieb, „ihr fiabt fegt ma§ auf ben £)olber5=3ri(3. ©r läfft euch nicht mehr in fein -£>au§." ,,„@r läfft ?" " that ber Ubam3=2ieb l)D^nif^, aber l^oljnifcf) mie ein SDZann. „,,3a, fie finb fauer, l)at ber Sud)» gemeint, roie bie ©Träubel gu l)od) haben gelängt. @§ gibt mehr fold^e, mo bie Seut’ nicht fyereinlaffen, bie non felber aufjen bleiben."" „©eit ber ©efd)id)t in ber ©d)mane," begann ber ©chmieb bucgfig mieber. „ ©Iber fo finb bie Seut’. ©ie jagen, er fyätt’ euch ’rau§ geräumt. 2lm ©nb’ ift’§ umgetehrt geroefen." ©)er 2lbam§=2ieb fpudte mistig au§. „3a, bie 2eut’ l)ören immer läuten, aber nicht pfammenfcfylagen." „„Unb id) meint’,"" oerfegte ber ©chmieb, „„e§ müht’ ein tüchtig .ßufammenfchlagen 9e®efen fern. -Bimmerleut’ fin& tüchtige ©lodentnoppel. 2Ber ba feinen $opf §ur ©lode muh hergeben!"" „3ch hab’ ihn moHen abmehren," fagte ber 21bam§=Sieb; „ba hat er auch über mich mollen lomnten. 3d) ha^’§ a^er 9e= miefen. ©)a§ ift bie ganj’ ©ach’." ,„§ab’ idf§ hoch gebacht!"" meinte ber ©chmieb, inbem eine anfechtbare ^anb ihm einen fftud gab, bah man, mar fein ©efid;t nicht fo ernft, glauben tonnte, e§ tomme oon innerlichem Otto Subnng’ä SBerte. TII. ^ 34 Sachen. ,,„3a, bie Seut’! ®a haben fie gefaßt, if)r gattet an bem gri§ ge^e^t, unb ihr t>abt if)n bod) moßen ab£)afteit. Unb ber gri£ mär’ fo in ber fRage gemefen, baß er gemeint, if)r roär’t aucf) ^immerteut’, unb Jjatt’ nicfjt geruht, bi§ er gang allein im ©aal mär’ gemeft. Unb ba I;ätt’ i£;m ba§ Stßeinfein fo ge= fallen, unb er hätt’s? auc^ batjeim eingefülfrt."" »®a fel)t it)r’§ bod) gleich," fagte ber 2lbam§ = ^ieb über= legen. „SBenn’s? fo mär’ gemeft, fo miß id) einmal anne^men, er t£?ät’ un§ nid)t hereintaffen. 2lber er läßt gar feinen 9)?en^ fd^en herein, ^cf) fyab’ä nid)t probirt. @§ ift fd)on fang’ feine ®§r’ mehr gemeft, mit bem gu gelj’n. 3$ I;ab’ nur immer nod) gebadet, id) moßt’ ihn guredß bringen, ^ulegt hab’ id) gefeh’n, e§ ift umfonft. Unb $eber ift am ©nb’ fidt> fefber ber iRäcf)ft’. §aben bie £eut’ bod) fdf)on angefangen gu reben, als madbt’ ich bie bügele unb ber .fpolberS^rif) t^ät’ fie nur oerfdjießen." ©er alte ßfteifter ©d)ramm oermunberte ftd), baß er rmn ber Sache nur reben moßte. „^a," gitterte er, „er läßt gar deinen gu fid), unb mär’ ich nicht fein Sehrmeifter gemeft — aber angefommen bin ich fdf)tedh)t genug. $d) hab’ gemeint, al§ fein alter ?ehrmeifter müßt’ id) eine Vermahnung thun. 2lber er hat gemeint, eben meil’§ mir unb ben Leuten nicht recht mär’, moßt’ er’§ noch »über treiben, unb mir foßteu bie £änb’ über ben Ä’opf gufammenfdbfagen, ma§ er nun nod) angeben moßt’. ©a^ bei hat er fo mit bem Veil in bie 3teif’ hinein gehauen, baß mir bie ©tüden um ben Äopf geflogen finb, unb ich h<ü>’ gemacht, baß idh nod) mit gefunben ©fiebern bin herau§gefommen, eh’ er über mich fefber geraden ift. 2Rir ift’§ recht juft gerab’ fo oor* gefommen, als mär’S mit ihm nicht richtig.“ $e§t ließ fid) eine ©timme hinter bem Ofen heroot oerneh* men, bie and) im Älange ber eines? «fpeimchenS ähnlich mar. „£m! Unb meiß man bemt nicht, ma§ ihn fo hat erbittert? ©in ©ing miß hoch eine llrfadf)’ haben." ©er 2tbam§ = Vieb räufperte fid). 9?eben ber Vemüf)ung, bie§ fo männlich gu thun als möglich, flang barin ein: „SBenn idf) nur fagen moßt’!" 35 „3hr migt’S," fügte ber ©dfntieb gu if)m. meinte ber 3lbam§=£ieb megmerfenb. „„SBaS foll idf rciffen? $df meig mp."" ®ie SSaltineffin aber fe^te fid) ifynt gegenüber. ©ann fd)tug fie mit beiben §anben gugteid) auf ifyre Äniee unb fagtc: ,,©o reb’t iljr. Iber teer am ©rünbonnerStag ©ed)8gig ift gemeft, ber lägt ftd) nip normalen, ©o reb’t iljr, aber tjier fitj' idj unb fag’: i£)r migt’S." Sind) bie 9)iorgenfct)nüebin er£)ob fidtj. 2öie fie batjer tarn, gtid) fie einer rüdmärtS »anbetnben ©d)margmätber=Uf)r, an ber ba§ ,fjaubenfledd)en ba§ Zifferblatt, bie lang Don ber gudertjut* förmigen fd)margen §aube in ben 9Utden f)inabfattenben tßanb= fdjteifen bie ©emid)te unb bie lange, fdjmate iperfon ber ©djnt ie= bin felbft ba§ ©eljäufe barftettte. ©er turge, fpijj auSgegadte fragen be§ in Sudenbadj unentrinnbaren engen, ärmettofen, blauen ®ud)mantet§ fonnte für ein attmobifd) oergierteS ©efimfe gelten. 2Jian faf), ber 2lbant§ = Sieb füllte fid) burctj bie grage ber SSattineffin in feinem notljreifen 93?anne§t)ergen gefdjmeidjett. @r btidte fid) um, ob aud) Sitte t) erfaßen, gugteid), ob bie ($»’ aud) bie männlid)e fpaltung gematjre, bie er annaf)nt. Slber ein neibifd)e§ ©djidfat gönnte if)nt nidjt, feine 9?ebe* fünft gu geigen. 9Jtan t)örte bie §au§tf)ür be§ ©ringetS mit ©ernalt gufatlen, faft gugteid) öffnete fid^ bie ©tubentt)ür, unb ber §ereintretenbe geigte ein @efid)t, über beffen SInbtid man etrcaS nod) StuSgefudjtereS »ergeffen Ijätte. @r marf fid^ ftappernb auf eine 23anf unb gab auf ben atb= gemeinen ^rageblid nur ein tang’ anbauernbeS, pfeifenbeS §u= ften gur Antwort. ®ie 53altineffin erhob fid) unb fefdeuberte iljre §aube, bie bi§ fegt auf bem tinfen £)f)v in ber ©djrnebe gerutjt, mit einer eigentfjümtidjen Bewegung be§ §aupteS auf ba§ rechte, ©iefe 23emegung, bie man öfter an iljr mat)rnef)men fonnte, mar aber feineSroegS bie fjotge einer Slngemöfmung. 2Ber fie genauer beobachtete, fanb halb, bag fie biefetbe nie gmedtoS oeranftattete, fonbern ftetS nur ba, mo fie etmaS bamit fagen mottte. Unb fie 3* 36 mufjte unenblid) Diel bamit 31t fagen, maS ber $unge unauS= fprecJjItcE) mar. 2llS biefe Semcgung fidf als ein mirfungSlofeS SCRittel er* miefen, griff fie 311 einem anberen, ben 33?ann Don feinem §uften 3U befreien. ©ie manbelte 3U bem £>uftenben unb Derfegte i!fm mit i^rer mof)tgenäfyrten 3ledE}ten einige fanfte ©cfiläge in ben Slüden. Unb baS fyalf. Senn obfcfmn ber 2Rann immer nod) ^uftete, fo fam bod) SSerftanb hinein, unb eS Ijatte 2lebnlid}feit mit ber ntenfcf)ltd}eH 9?ebe, al§ er meiter ^uftete: „Sa unter ben SBeiben, gleich bei ber ^eiteret^ei il^rem §äuSle, I;at er gelauert." „,,@r?"" fagte bie Sßaltineffin unb fcbmenfte unmittig bie §aube. „„©r ift iRiemanb. ©in Sieb roill ber SReifter SBeber fagen."" Stber baS nal)m ber Söeber übel. ,,3d) bin mol)l ©iiter," fmftete er, „ber t>or einem Sieb erfdjridt? SaS ift bem Sieb fein §anbmerf, unb über einen, ber in feinem |>anbmerf ärbet, erfdjred’ id} nidjt. fyreilic^ fjab’ idj erft gemeint, eS ift einer, unb baS ge§t bid^ niy an. Senn ein Sieb muß aud) felj’tt, mie er e^rlicd) fortfommen min auf ber Söelt. 2lber mie rnir’S Dor* gefommen ift, als müfjt'S ber ^joIberS^rig fein ber ©tatur naa^, unb in feinen Rauben fiat er ein 33eil gehabt, ba bin id} auf ilfn 3ugegangen. Unb ba bin id} erfdjroden, baß berjenig’ über midj erfdfroden ift, unb fyat fid} milb umgefelf’n, ^at feine §anb Dor fein @efidl)t gehalten unb fort — ift er gemeft. ^d) mein’, er ift in ben Ü3ad} gedrungen, bamit id} i^n nur nid)t erfennen follt’." ©0 Ijuftete ber 2Beber unb gab nocf) ©inigeS 31t, maS mirf= lidfeS |juften borfteücn füllte. SaS unfidjtbare §eimd}en girpte liinter bem Sfen f^bbor: „§m, fm, bm!" Sie S3altineffin aber fdtjlug auf il}re Äniee unb fagte: „£)b= fc^on mein S3ater ein SBeber ift gemeft, hier jtfc’ idj unb fag’ : baS ift furioS!" „2lbcr idb bab’ gebaut," meinte bie ©djniiebin, „ber §olberSs 37 grig geljt gar nid)t auS. Unb menn er lauert, fo müßt’ bodj traS fein, morauf er lauern tl)ät\" ,,„3a,"" fagte bie SBaltineffin, „„eS ift ftnfter, unb ber Wleu fter 2£eber fyat nur gemeint, eS tonnt’ ber öolber§ = grig qe= roeft fein/'" Der 2Beber moüte antworten, aber eS mürbe itjrn baSmal ferner, ÜJerftanb in fein duften gu bringen. „Unb er gefyt nid)t auS?" rief eine ©timme, bie fo fcbneU rebete, bafj man meinte, fie tjabe bie fünf Sßorte sugleidj gefpro* ctien. 2US fie fcrtfu^r, bemerfte man, eS fyatte mit ifyren Sieben eine eigene 5ßetoanbtni§. DaS erfte 2Bort jebeS 2IbfageS [teilte einen Ijemmenben pfropfen bar, ber erft burcfy ein gemaltfameS iRütteln aller ©eficbtSmuSfeln jum ©pringen gebraut merben mußte. Dann aber fdjäumten bie anberen if)nt in befto fprubeln* berer ©ile nad?. Der 93efiger biefer Stimme, ber, fo oft er fprecfyen modte, Ijinter bem Difcf) beroorfprang, als modte er bie* fen oor ber ©efafyr feines ©rguffeS fiebern, ähnelte aucf) in feiner einfd)nittlofen ©eftalt, auf ber ein fleiner ^opf fa§, einer ©elterS* flafctje. ©ein Slntlig mar oon einer fRötfye, ber man eine 9Zac^= Ijülfe mit geiftigem ©etränf anfaf), unb ein febmarger ©djnauj* hart Ujeüte eS in jmei faft gleiche Dbe^e- © — r getjt nid}t auS? 9Jiit tßergunft oon ber grau 33al* tineffin, aber baS ift nid^t mal^r gereb’t." Da bie tßaltineffin fict> anfcfyidte, if)m etmaS ju ermibern, fegte fid) ber junge 2Jfann einftmeiten nieber. „2ftan mu§ glauben, maS ein SJfenfdj fagt," entgegnete fie. „Der SJJeifter ©diramm ift l)ier ein Sudenbadjer, unb ber figt t)ier unb fagt, er gel)t nid)t auS." ©ie bemegte bie ^aube babei roieberum auf iljr linfeS Ofyr, um angubeuten, bafj ber fRebner fein Sudenbadjer, unb baljer ge* miffer SJfafjen fein 9J?enfd) fei unb feinen ©tauben oerbiene. Da§ oerbrojj ben ©alfelber, er fprang roieberum hinter bem Difdje tjeroor, rüttelte an feinem pfropfen unb fprubelte: „ 3J? — i — i — it 23ergunft Don ber grau ißaltineffin, icf) bin füRenfd) unb tßöttdjergefede. 21a — a— als ein folcfyer ^ab’ tcb jmei gafjre 38 lang bet bettt SJteifter §otber gearbeitet, unb gmar at§ einer, ber meiter brein ift getrieft, at§ bto§ in Sucfenbad?, tr»o nur ein ftei= ne§ iftefi im SSergIeicf> mit großen, afltno id? gearbeit’t mit 53er= gunft »Dn ber grau 33altineffin." „»©in SJtenfd? mit! ©r fein unb ein SiittnergefeH? ©in ©atfelber ift @r,"" fagte bie S3altineffin entfd?ieben. ®er Steifter ©d?ramm fd?ien bie fd?arffinnige ©intl?eitung »ernunftbegabter SBefen in 2)tenfd?en, S3üttnergefeHen unb ©ab felber angitffaunen. Unb bie ©ad?e mar bamit eigentlid) abgetl?an. S)er ©atfelber mar gmar anberer Meinung. @r !am mie= ber t?er»orgerannt. „®bbbb — ba§ bann id? bem SUJeifter ©d?ramm bezeugen, mie ber fDceifter .fpotber ift gemeft. SDbbb— beim ber SMfier §oIber ift aud? auf mid? gugefommen mit un»orfid?tigen (griffen mie ein 9?ot?atift, ba§ er immer ift gemeft. 9J?mmm — nteifter §otber, I;ab’ icfy gefagt, id? bitt’ i^n inftänbig, ftc£? nic£?t gu »ergreifen. SBmmm— meint id? meint’, einen red?tfd?affe* nen 2)tenfd?en in bir angugreifett, ba »e— »ergriff id? mid? freitict), t?at er gefagt. Qiii— id? I?ätt’ if?m nod? met?r ge= fagt, mämär’ id? nid?t gufättig fd?on braunen gemeft. ttnnnb ber ©panbauer, mein 9?eben§gefeÜ’, ift »on fe— elber gegangen »or ^orn über mid?, baß ber 9J?ei — eifter einen red?tlid?en Äunftges feilen fo betjanbett I?at. 35bbben — benn e§ ift eine $unft unb fein ^anbmerf nid?t; ba— a§ 53ud? fo — ftet mid? fed?§gel?n ©rofd?en: ba§ ©g— gange ber 23öttd?erfunft mit $ergunft »on ber $rau Sattineffin." fyür biefe mar ber gute ©atfelber gar nid?t met?r »ort?anben: fte ftrid? fein @ebäd?tniß iit ©eftalt einer fjmfte »on if?rer ©d?itrge meg. 2tber ba§ §eimd?en girpte I?inter bem Ofen t?er»or: „®ie 9teb' ift baoott, ob ber ,£jotber§=$ril5 au§gef?t ober nid?t!" „„Sffreiticf? get?t er,"" fprubette ber ©atfelber. „„SIfmmfiüßt mir’§ ber £el?rer (£el?rting) nid?t gefagt t?aben, mo gang allein bei it?nt geblieben ift, mei— meit er ein ©d?urf ift feinet 9?amen§, uunb baä fa— ann man it?m nid?t oerbenfen tl?un »on mmeger er ift erft fed?§get?n gemeft. £>bbber muß nun bie Seftettungen anneßmen unb mit ben ^butiben »eraccomobireit »on meger meif 39 ber Weifter mit SUemanb rebett mitl. Sbbba fitjt ber Weifter auf ber ©chni^banf unb fagt: £f)t§u id)’§ ober t^t^u idf’§ nicht? g auf bie ^eitert^ei?" „,,0o I;ab' id) ifjn nod; nidft gefelj’n gehabt,"" entgegnete ber Stbamg^Sieb. „,,@r t)at nid)t fönnen fpredfen, unb I)at nur mit ben ^ä^nen gefnirfdß unb bie gäuft’ nad) it)r gehaßt! Unb oon ©tunb’ an ift er fo munberlid) gemorben, mie man tyört, bafj er nod; ift."" „§m! §m lfm!" girpte bag §eimcßen. „2Ber einen 55er= ftanb tfat, momit er benfen fann, ber mag fein STEjeit benten, menn er auch nidß reb’t. Sa mit! einer mag tfyun, baff bie Seid’ bie -fpänb' foßen über ben $opf gufammenfdfragen. S)a miß einer mag ttjun unb fticfjt mit bem ©dmifjmeffer oor 2öutl) in bie 0d;ni£banf unb miß nacf; Sfaterifa, effg ’raug fommt. ®a fagt einer erft gut’ 5Ra$t, atg moßt’ er gu Sett ge^’n, unb gef)t bod) tieimlid) meg unb tjat ben «Rort an, mie ein italjänifdfer 33anbit, bamit itjn ßiiemanb foß erfennen unb aße Senf foßen glauben, menn mag brauffen pafftrt, er ift nid)t fjerangfommen aug feiner Sßerfflatt. Unb er lauert ftfadßg, mo er meint, baff eine »orbei muff getj’n. Unb mer ift bie ©ine? ®ag i|t eine, bie i^n Ifat beleibigt, baff er nicfyt f;at tonnen fpredpn unb t)at nur bie f?äuft’ gebaßt unb mit ben ^äbnen ge= fnirfdft. Unb ba merft er nicdjt bei feinem Säuern, baff bie Senf balfinter müffen tommen. @o gang toß unb btinb ift er in feiner Sbutf), unb oerbeifft fid? nur immer tiefer in feinen boglfaften ©ebanfen. Sie göttlich’ «orfeljung lägt oon £eit gu •Seit mag ©cpmmeg gu, bag bie Sent’ gu reben ^aben unb fid) ein Seifpiet baran nehmen. Unb menn fo mag in ben näd)ften ac^t D^r oiergefm Sagen paffirt, I)ernac$en benft an midj!" tmySa r faiße bie SSaltineffut unb fd^lug auf ifyre Äniee. ,,„($o’, gib mir ben 9tegenfd)irm unb bie Satern’. fo mag gefdjeffn, ba ift erft bie «altineffin nac^ ba. Unb mag 2Bar* nung unb guten fttatfy betrifft, ba foß nip gefront merben."" 43 ®er ©chmieb bef'am toieber feine unfid)tbaren ©töfje, roeld^c bie ©chmiebin für einen ©chludjgen = Slnfad gu nehmen pflegte. ®ie S3altinefftn bad)te anber§ baoon. ©ie fah iljn mit SHifsbifligung an unb fagte: „3n folgen feiten lernt man feine Seut’ fennen. ®er §olber§=$rih ift nicht ber ©ingig’, beit ba§ arm’ SÄäbte gunt ^einb t)at. 9J?ögen fie innertid) fubifiren, hie* ft§’ ich unb fag’:" — Unb »er meifj, ma§ bie 33altineffin gefagt hätte, war’ if>v nicht ba§ Sifiorbmäbfe, bie ©»’, in ba§ Söort gefallen. „2Ba§ wollt ip mit ber? SDiit einem armen Sftäble unb mo nip haltineffin mit ihrem rothen ©acftuch, bie tDiorgenfchmicbin unb bie Sßeberin oom ©äumarft. Sich, hat bie SSalrineffin einen SB lief in ihren Slu* gen, ber ift nicht au§jufagen! 3ch bin noch sartg außer mir. Sich, S3äf Sinneborte, bie ©h r’, bie große ©hr’!" ‘ lachte bie §eiteretljei, „„toenn bie 33attineffin auch nicht bie größt’ grau im ©täbtle ift, bie biefft’ ift fie gemiß."" Die Slnnemarie nahm bie ©djuhe unter bie Slrme unb fchtug bie £änbe gufammen, baß bie £eitere%i jefet lachen 45 fonnte. £)a§ mar i^r , at§ menn (Sin§ in ber Kirche gelad)t Ijätte roälfrenb be§ @egen§. £>ie ^eiteret^ei lachte nur noch. mehr, al§ fie bie Slnne= matte fid^ fo feierlich geberben fafy. „(Sure großen Söeiber ! @o groß ift boc^ feine habet, rote ber fteinerne (Sfyriftoffef am 3tat^= bau§. Unb mären fie noch größer, mit ber Arbeit bin icf) für bie gan§’ Sßoche oerthan." ®ie Sinnemarie tjatte nun roieber ju erfdjrecfen, baß bie ^eiteret^ei ben großen Söeibern etroa§ gutraute, roa§ fo tief unter ihrer SBürbe mar. „Slber roa§ benft ihr benn? 9J?eint i^r benn, eine große grau befteüt il;re Seut’ felber? 3)aß ©ott erbarm’ ! Unb roenn’» weiter nij mar, ba§ fjätten fte mir fönnt’ fagen." „„ga, aber roa§ ift’ä benn?"“ SÖenn idf’3 mußt’! ®a ift bie (Sin’ um bie Slnber’ ge* fomnten unb fjat gefragt, ob iljr noch nicfjt heim roär’t. Unb je^t finb fie roieber alle brei brinne. Unb toa§ fte hätten gu fagen, ba» mär’ für euch unb fonft für DUemanb." „■über ihr roerb’t bod) nicht!" unterbrach fich bie Sinnemarie felber. „2öie ihr einen erfdfredt! $hr ®erb’t hoch nicht fo hineingehen? SBart’t, Slrmeborle, ich ®erf euch eure ©trümpf’ jum £>interfenfter ’rau§. Unb hernachen rooüt’ ich euch erft «0^ aüerlei fagen. £effentroegen bin ich euch entgegen. 3hr feib ein S3ißle grob mit ben Leuten unb reb’t immer, roie ihr’§ meint. Unb e§ ift gar nidjt fchicf lieb) , ®enn man feine Sügen fagt bei großen Leuten; bie SBahrheit ift nur für bie armen !?eut’, be§* halb nennt tnan’§ auch bie naeft’ SBahrheit. Unb ihr reb’t auch immer fo laut, ba rooüt’ id)" — „„ga, roenn ihr mir haußen fchon bie ©ebutb aüe macht,"" fagte bie §eiterett)ei ärgerlid), „„hernachen feib ihr felber fdjulb, roenn id? brinn feine mehr bjab’. $ieht ihr meinethalb noch fed)§ i)3aar ©trümpf’ auf einmal an; ich ®iß euch noch meine bagu borgen. SJfeine güß’ finb rein; ich h^’ fie er ft im S3ach geroafcheu. Unb roie ich reb’, fo reb’ ich; äier’n ff)«1 ich mich einmal nicht. Um bie gang’ Sßelt nicht, gefchroeig’ um brei alte :2£eiber. Unb nu laßt mich ’nein."" 46 2lber bie Sllte umfdjlang bag 2ftäbd)en unb bat fd)Iudjgenb : ,,©o madjt nur wen’gfteng einen feiger, wenn ib>r ’nein tommt. @el)t iljr , Innebor le, idt) Ijab’ eud) gebannt, wie il)r nod) war’t mie bag Siegle; nur einen 9ceiger! ®l)ut mir nur ben feiger tju Sieb’ nod) oor metn’m ©nb’." „„©or bem Herrgott mad)’ id) einen feiger,"" lachte bie §eiteretl)ei, inbem fte bie 2llte oon fid) abftreifte. „„Unb eure brei großen ©Beiber finb nod) lang’ fein Herrgott. ®ag ift mein fpäugte, fyat felber ©pilj gefagt unb l)at ben großen 23ul= tenbeißer ’naug gejagt. 3d) bin nid)t p ben ©Beibern gegangen, fte finb %u mir gefommen. Sin id) ben ©Beibern nid)t red)t, fo bitt id) mir red)t, unb fo ift’S, ttnb nu ift’g fertig!"" ©ie Sitte bannte bag ©ftäbdjen ju gut, alg baß fte nad) biefem ©rümpf nod) einen ©erfud) Ijätte machen füllen. „®ag ift einmal ©ine!" fagte fie fopffd)üttetnb unb »adelte mit bum* merDüüem Slid bem raffen ©ftäbcfyen in bie ©tube nad). ©rinnen waren bie brei großen Söeiber eben befd)äftigt, bag bleine Siegle unb feine ©arberobe §u ntuftern. ®a war fein §embd)en unb fein ©trümpfdjen, bag nid)t mit Kennermienen betrachtet worben wäre. ©ie dpeiteret^ei fagte eintretenb in if)rer frifdjen ©Seife: „einen guten Ubenb bjereitt." ®ie Annemarie mad)te ben Sfei* ger baju, ben ilfrer Meinung nad) bie fjeiteretljei Ifätte mad)en müffen. 11g biefe bie ©Befestigung ber grauen faf), begannen fidb) bie ©rudfleden auf iljren ©Bangen ju geigen, ©ie bad)te: „^a, fo unoerfd^ämt finb bie großen ©Jeiber! Sltg war’ bie IrmutI) unb iljr Sißle ©ad)’ blog, bamit fie bran fönnten fetfn, wie reidj fie finb.“ ©ie ©altineffin aber fe$te ftd) auf ben einzigen oorljan* benen ©tnljl, fdjlug auf ihre Kniee unb begann: „©Bag waljr ift, bag muß man fagen; bag ©nueborle ift bag orbentlidtjft’ unb braoft’ oon allen armen Stählen in ber ©tabt." „Unb ba ift fie nod) fo luftig babei," fagte bie ©Beberin. ©g fal) aug unb blang, alg fpänne fie an einem unfid)tbaren ©pinnrabe unb fange baju. „Unb ba ift fie nod) fo luftig babei, bag ©Inneborle, 47 als gäb’S feine Söeibenbüfdf auf ber Sßelt unb au* feinen, ber baljinter lauern fönnt’. 2Bie ba§ fleht’ ®tnb auf felbern 25ilb, ba§ ladjt unb in bie |jänble paffet, unb ber Sät f)at’§ fcfjon beim fragen. 2)a§ ift bie ©efunb^eit, grau ©eoatter SSaltineffin." „„ga," " fagte biefe, „„aber für ben 33 är, ba finb mir ba. <§>ier fial§."" Sie ©dpniebin fagte gerührt: „ga, wenn ba§ SInueborle fo luftig ift, ba§ fann mich orbentlid) bauern." Sie §eiteretf>ei fab bie grauen, eine nad) ber anbern, oer= munbert an. Sie Sinnemarie »erfolgte jebe 33etoegung be§ 2)täb= d>en§ ängfilid) mit ihren Singen. „ga, e§ mar’ nicfjt halb red)t," fpann bie Sßeberin »ieber, inbem fie unb bie ©cbmiebin fid) ooH Stübrung auf bie Ofen* banf nieberliegen, „e§ mär’ nid)t ^alb red^t, menn man’§ fo ruhig toollt’ mit anfelfn. 2öa§ ba§ aber für ein fyübfd} ©tüble ift! " „gd> meint,’" fagte bie ©d)tniebin, „ba auf bem §eerb müjjf ftd)’§ gut Kaffee fod)en." „Unb ba auf bem Sifd)le," fpann bie SBeberin; „beffer mufj ber Kaffee gar nid^t föntien fd)meden, al§ auf bem Sifd)le ba. Sa§ Slnneborle 1)at 1009! feinen im §au§?" „„gn mein §äu§le fomrnt folc^’ geug nidjt,"" entgegnete bie §eiteretbei. „„SJtein Äaffeetopf, ba§ ift braufjen ber 33runn."" Sie Sinnemarie erfcfjraf unb hielt fid) ben ÜDtunb p, al§ märe baburd) prüd p nehmen, ma§ bie §eiteretfjei gefagt batte. „ga," fagte bie 33altinefftn, „e§ reb’t fid) beffer bei einem ©d)äle Kaffee. Sie Sinnemarie fönnt’ in ben ©ringe!. Sie foU’n mir melden fc^idfen oon bem guten in bem obern Ääftle, mo bie gubrleut’ friegen. Unb fftaf)m au§ bem mittlern Sopf. Unb aud) brei dopple unb brei Unterfdjaten. ©in Sopf unb §04 roirb bocb mol)! ba im §äu§le fein." Sie Sinnemarie fühlte ftd) geehrt burcb einen Sluftrag ber SSaltineffin. Safj bie 33altineffin bem §äu§d)en einen Sopf p* traute, bafür bebanfte fte ftcfj bei ihr in be§ .£)äu§d)en§ tarnen 48 mit einem feiger, 3nbem fie ging, backte fie: „©§ wirb mir ja woht auf bem ©d)loßweg ©in» begegnen unb roirb mich fra= gen, wo id) fo notlfwenbig ^in !^ab." 2Iber bie ^urdjt , bie £eiteretf)ei tonnte unterbeß baljeim wa§ Ü3erfehrte3 machen, ließ fie auf bem ganjen 2öege ber ihr geworbenen (££>re nic^t rec^t froh werben. „9ta," fagte bie ©dpiiebin, „bie werben p fpau§ auf mid) warten. 9J?it meiner DJiäb ba ift’§ auf ber ©otte§ 2Bett niy. 9?icht bie $üh’ werben orbentlidj gefüttert ohne mid). 9J?eine 9?ad)barn wiffen’S allemal, wenn ich weg bin. 3a, fagt bie ©dfneioerin neben mir, ba§ ift aud) eine^unft; man fjört’§ ben hülfen am Srütten an, ob bie Spiorjenfchmiebin ba^eim ift ober nidjt. ©>ie benten eben nur immer an bie fungen SBurfdf’." „^a," fpann bie 2B eher in, „an ben Sohn beiden fte, aber an bie Arbeit? ®a muß man 5lde§ nod) felber machen mit feinem tränten Seib. ©o fdjtimm ift’§ nod) nic^t geweft mit ben ©ienftboten. 3d) Witt ©ott bauten, wenn mein Batterie t)erangewad)fen ift. 2öie wär’§ benn mit ber SInneborle? ©>a» müßt’ 'eine Ttab geben!" ,,„5a,"" fagte bie § eiteret!) ei, „„baß id) mir ben ganzen ©ag foUt’ taffen befehlen oon einergrau, wo nif oerftefyt? 3d) fet)' felber, wa§ p tlpn ift, unb fagen taff’ ich wir nif. 3 bin eine fraufe grau, eine fefjr franfe $rau, unb bod) mirb fein äftenfd) einen Juffer non mir f)ören. ^d) Ijnft' in meinem Äämmerle, aber ber? ©er ift gefunb roie ein gifdj unb fyuft’t ben Seiden bie Df)ren non einanber au§ bloßer Soweit. £), menn id) fagen foßt’, ma§ ber für ©iner ift! $d) bin bie elenbft' f^rait in ber ©tabt." ©ie Salttneffin aber faß bie Selben orbentlic^ mitfeibig an. ©enn ma§ marcn ber ©d)ntieb unb ber 2Beber gufammen gegen ben fetigen SalthteS, ba er nod) lebte! „3f)r fönnt beibe bem lieben ©ott banfen ben ganzen ©ag auf euern beiben Änieen," fagte fie, iubem fie fid) auf bie irrigen fd)lug. „In meinem, ba mar nid)t eine Iber, bie gut mär’ gemeft: IßeS f)at er ge* tfyan, ma§ nidjt red)t ift. Siun liegt er braunen auf bem @ot= teSader. ©r mar ein guter 9}?ann. $d) l)ab’ feine $lag’ über tljn gehabt. ^d) müfjt’S lügen. ©§ f)at feine einen beffern ge- l)abt! " „„‘DaS fjeifjt,"* fagte bie @d)miebin. „„ifyd) brauch’ meinen nidjt gu loben."" ©ie faf) nidjt ein, ma§ ein ©obter oor einem Sebenben oorauS l;aben foßte. „9?a," fpann bie SBeberin, „bie Seft’ fann früh) fein, menn fte fo einen friegt, mie meinen. $dj taufd)’ mit deiner nid)t." ©ie ^eiteretljei fyatte fid) mit ifyrem ©eftrid auf ifjr Sett gefegt, unb baS Siegle trieb hoffen um fte Ijerunt. ©er fpeite- Dtto Subtoig’S SBerJe. III. , 4 50 rettet »ar’S fdfon fomifc^ Dorgefommen, baß bie SBeiber in ihrem Stübchen faßen nnb gang oergeffen Ratten, »a§ fie eigentlich hier ttDÜten. 2Bie ber @§rgeig fie trieb, baß erft jebe bie ©lern befte, hernach bie ©lüdlidjfte fein »oÜte, ba »urbe e§ ihr bod) gn toU. ©ie brach in lautes Sachen au§. SiefeS fcffoben gu iljrem ©lüde bie großen SBeiber auf be§ SieSle’S Dehnung. Senn baß ein armes 5D?äbchen über große SBeiber gu fadien fW) erbreiften tonnte, baoon Ratten fie fo wenig eine Slfpmng, at§ oon ber lUcöglidffeit überhaupt, baß eine große grau ettoaS SäcßerlidjeS reben ober ttjun lönne. Sie Sinnemarie war’ nid)t I;atb fo eilig gur ©f)ür fjerein ge= rannt, wenn fie nicht ba§ Sachen ber fpeiteretpei braußen gehört hätte, ©ie meinte, ihre gurcbt Don Dorhin fei in ©rfütlung gegangen. Sie greube über ißre fftüdfehr, »eiche bie grauen geigten, beruhigte fie. ©ie »agte fogar, Don biefer, nachbem fie ben größten Sh«* freilich &em Äaffee nnb ben ©affen auf Rechnung gefcfet, einen gang «einen sJieft für ba§ SBieberfehen ihrer <ßer* fon gurüd gn behalten, nnb »ar glüdlidher barüber, als bie grauen über ben Äaffee. DJcit großem ©ifer untergog fte fich fogteid) unaufgefordert ber Bereitung beS ©etränfeS, nnb als bie S3al* tineffin baS fertige gelüftet nnb bie ©efhidlicfgeit ber Sinne* marie belobt, ba gab’S ben Slejt beS SageS über leinen SBnnfch mehr für bie Sinnemarie, eS müßte beim ber feiger fein, ben bie £eiteretl)ei ihr Dor ihrem ©nb’ nod) gu Sieb’ thun foüte. „Slber baS Slnneborle trinft hoch auch e'n Schäle mit uns?" fragte bie SBeberin. Ser £eiterethei fam’S broltig Dor, baß fie in ihrem eU denen §äuSd)cn be»irthet »erben fotlte. ©ie fagte: „ ©Trinft nur euer geug felber; ich mag feinS/ Sie Sinnemarie meinte, bie fpeiterethei hätte fich eigentlich bebanfen mfiffen, unb machte für bie fpeiterethei einen Änif. Sei ber gmeiten Saffe »ar eS, baß bie Führung »ieberum eintrat, bie ber fpeiterethei kommen unb unbefangenes SBefen erregt hatte. Sie brei grauen fahen ftd) ein 9ftal über baS anbere 3Jfat an mit fo „barmhergigem ©ethu", »ie eS bie 51 \ Annemarie bet i^rem Abgänge gegen bte <£jeiterethei be§etd)nete, bafj ber Sllten bie frönen in bte Slugett {'amen, ob|d)on fie rtod) ntd)t »ujjte, »orüber fie eigentlich »einte. Unb enblidf) begann nun bie «altineffin baS «ilb ber ©efahr, bie über ihr f^roebte, oor bcn «liefen ber ßeiteret bet auf prellen. 2lber bie «fp.eiterethei lad)te nur bap. 2Bie iljv bie üßitb^ heit beS £olber§=grtfc mit ben brennenbften färben gefchilbert »ar, meinte fie: „2Benn ber £olberS=grtfc »ttb ift', bin idj noch totlber." 2öie feines ©ntfötuffeS, „eS p tipn", feiner «erfletbung nnb feines nächtlichen SßegeS nach ben Söeiben ge= bacht toorben, fagte fie: „@r ift eben in baS 2Beiben=2Birth§= hauS gegangen." 3Wit ber ©inbringlichfeit ber Tarnungen nahm ihr 9Jiuth»ille p. „Sa, »enn man nur noch iuüfjt’, toaS eS ift, baS er euch »in thun!" brach bie ©chmiebiu auS. „®aS ift baS ©dpeef* l'iehft’, öafj man baS nicht einmal »eijj." „Sa," beftätigte bte SBeberin unb oergafj baS ©pinnen oor @emüthSbe»egung, „man gerbridjt fidf» ben Äopf unb bringt’S hoch nicht heraus." „„Sa, »aS er »ill?"" fagte bie ^eiterethei mit ntuth»il= ligem ©rnft. „„äBaS er »in, bajj er ba am «£>äuSle lauert? Srei’n »in er mich, unb ihr »erb’t’S nicht hebern. "" Heber biefen greoel fefdugen bie Söeiber bie .fpänbe pfam= men. ®ie alte Sinnemarie that baffelbe zugleich oor ©greifen unb auS höflich feit. „SBeiher," fagte fie; „bie gang7 5Rad)t hab’ ich’S in ben 2öei= ben hören rauften." „„9Ju,"" meinte bie §eite reihet, „„»enn er nicht meinet»egen an’S «flauste fomntt, fo hat er’S auf euch abgefeh’n, «äS Slnne= marie. ©eftelft’S nur gut»inig ein! JDenn »eiter »ohnt feine im ^äuSle ba."" darüber nun brachen bie grauen rcieberunt in ein ©eläch* ter auS. ®ie «altinefftn oerficherte, bie §eiterethei fei ein §auptmäble, beinah’ ^ie ihre @»’. £>ie Sinnemarie lachte mit, 4* 52 fo felfr fie fidf fdjämte. S)agmifchen faltete fie ein SD^al utn bad anbere SO'Jal bie fjänbe unb faf) anbädftig nach bem f)inm tnef. S>enn ber fonnte ben 3re»el übel neunten, wenn er eben nic£)t bet guter Sanne mar. Sie SSaftineffin mar bie ©rfte, ber’d gelang, mieber in bad „barmherzige ©ctlfu" hinein gu fommen. @ie fdjütg auf ihre $niee unb fagte: „Gebern, mad ihm gehört, bem Ornft unb bem ©paf; bie ©ach’ ift nicht gurn Sachen. Unb meit ich einmal hier fit?’, fo miß ich auch meinen 3u{5 nicht meiter felgen, bid ich bie 2lnneborte hab’ errettet/' „3a, lagt Such rathen, 2InneborIe," fagte bie ©d)miebin „©efß beifetb’ nidft bei 9?acf)t and euer’m §äudle!" „Unb »erfchlie§t’§ and) bei Sag," fpann bie SBeberin, „fo lang’ mir nicht bei eud) finb." Sie SBaltineffin fdjmang ihre §aube. „Unb menn bad üfnneborfe oernünftig ift, fag’ ich, bemalen geht fie auch bei Sag nid)t aud ihrem §ändle heraus." „3a, ihr meint," lachte bad 2)?äbd)en, „»erhungert ift auch geftorben, unb mer tobt ift, bem tljut fein 9d?enfch mehr mad. Sa h^bt ihr fchott 9ied)t. 3e§ fpäugcheng. ©iefe, fah man, war nicht für fie bered)net. ©g foftete ihrer maffioen ©rajie einige fünftlid)e SBenbungen, big fie fid) l)inau§= gefchraubt hatte. „Sach’ ©ie nicht, ©orle, lach’ ©ie ja nicht," warnte bie SdJorzenfdjmiebin noch Don braufen. „©ag bauert mid) ju fehr." „2Öenn id) nid)t lachen fcE," fagte bie §eiteretl)ei hinter ben ©eljenben her; „weinen mag id) nicht! Unb bie ganz’ ®e= 54 fcfjtdjt ift nur bumnteS ^eug. Sei Sag mufj id) in bie Sterbet, nnb bei Sad)t üerfcpejj’ id) mein |jäu§te ot)ne eudj." Sie alte Annemarie tjiett’S für iljre ißftidjt, ber .jpeiteretljei nodb einmal 2tde§ »orguljatten , nnb montöglidj mit ben Söorten unb ©eberben ber großen Söeiber; etma§ baran gu änbern, tjätt’ if)r ein llnterfdjteif, eine 2lrt ßirdjenraub gefd)ienen. Sie «jpeiterettjei mar nidjt eingutreiben, unb ber alte ,jpot= Imtberbufdj festen itprer Meinung. Sodj eine gange Söeite, nad)= bem bie Söeiber gegangen, fjörte man, mie er fict? oor Sadjen fdjüttette. Stber e§ btieb nidjt etma btofj bei bem oerfprod)enen Se* fucfie ber Sattineffin, Söeberin unb Storgenfd)miebin. Sie £>ei= teretlfei Ijatte fidj jeben Sag über bie mad)fenbe ber grauen gu oerraunbern, bie gum Sfyeit unter ben gefudjteften Sortoänben gu iljr tarnen, um fte gu marnen unb if>r ratzen gu Ijetfen, unb um fo gatjtreidjer unb angelegentlicher, je met)r burd) ba§ eroige Sebenfen ber @ad)e beren Sebenfüd)feit mud)§. @ie Ijatte 9dtand)er, bie fte bis je§t für t)od)mütt)ig, ja, für itjr feinb= feüg gehalten, biefeS in ihrem |jergen abgubitten. @rft meinte fie freilich, nur ber Seugierbe, ihr «jpauSmefen gu fefjen, tjabe fie ben unermarteten 3ufpru(^ gu bauten. Slber biefe märe beim erften State gefüllt gemefen, unb bie gutmeinen^ ocn grauen tonnten batb nicht ntdjr oorbeigeljen, ofyne ein= gufpredjen. ltnb nie tjatten fie fo oft Dorbei gu gehen gehabt. Sie .^jeiteretljei bad)te jeben Sag beffer oou ben großen SBeibern. ltnb menn fie fidj’S aud) nicht eingefteljen mottte, bie allgemeine Sfjeitnaljme ttjat iljr bod) moljt. Safür üermunberten fid) bie grauen immer mef)r, bafj fie nic^t früher eütgefeljen, meid)’ ein braoeS, aller Stiftung unb <£)ütfe mürbigeS „Sl)ier" bie §eiterett)ei mar; befonberS mie gut unb -recht fte an bem ^finbe ihrer ©cfymefter fjanbelte. 2Ber aber bei ber ©adje nicht gemann, baS mar ber .fjoh berS=gri(3. ^ebcn Sag mürbe bie Sergolbuug feines SilbeS 55 bitnner unb ermied fidf gute^t fogar obenbrein uod) al§ unecht. 2lud^ bie menigen ©ugenben, bie man i$m btSfeer nod) guqeftanben, gelten bie ‘’ßrobe nicht. ®ie (Sinnige, bie für ihn fpracb, mar bie §eiteret[;ei. ©ie fonnte e§ nidjt leiben, menn non einem hinter feinem Siüden 23öfe§ gerebet mürbe, er mochte fein, mer er moEte. „Unb menn’d auch maijr mär’, ba§ mit bem f)olber§*$rifc," fagte fie, „baß er jetgt auf mich lauern tt)ät’! Söilb ift er ge* meft, ba§ miß id) auch gugeben, aber außerbent foEf deiner ma§ Unred)t’§ non it)m fagen, unb bie 8euf im (Stabile am menigften. ®enn menn ber .£)olber§=gri§ nict)t mär gemeft beim 33ranb oor fed)§ Sohren, ba hätten mir jetgt feine $irdf mef)r, mo mir f)in* ein fönnten gef)’n. Unb bei bem SBolfenbrud; bemachen, ba bat er gang aEein bie @erber§lenf herauSgebolt, mo fonft mären ertrunfen. Sd? bab’ nip mit einem 23urfcb, unb mit bem ,fpol* ber§ * ^ritj am aEermenigften, aber man muß rebeit, ma§ ma^r ift." „Sa/1 fagte bann bie ©dimiebin, „ba§ ift aEed red/, aber ber §err SSicared bat erft ben festen ©unntig nod) geprebigt: man foCC nid)t anfelfn, ma§ ein fDtenfd) ifiut, fonbern ma§ feine Slbfidjt babei ift. Unb bie Slbfid)t ift’», marum man einen ÜDten* fdien füll loben ober nid)t." „£>enn marum?" fiel bie ©ifdjlerin ein, „mie er bie $irdf unb bie fDJenfcfyen Ijat gereift, ba iff§ ilfnt auch nur barunt ge* meft, baß er feine ©tärf bat rnoEen geigen, mie menn er einen ©angboben I;at geräumt. 28enn einer einen S0?enfc^en mtE ret* ten, fo muf er’§ au§ ©briftenlieb’ tbun, unb ma§ ©iner nid/ au§ ©briftenlieb’ tbut, ba§ ift ©unb’; benn marum? 2öenn einer einen ÜDtenfrifen nicht au§ ©briftenlieb’ nnE au§ bem Gaffer gieb’n, ba ijt’S beffer, er läßt ibn gleich brin Kegen. ©)ie ©djmiebin bat fdt)on Stecht." „Sa, aber," fagte bie ©ünd)erin, „man meiß ja auch nicht einmal gemiß, ob er’3 ift gemeft, ber bie Kirche bat gerett’t. Söenn man 2lEe§ moEf glauben, ma§ bie 2eut’ reben, ba müßt’ man einen $opf bagu haben, fo groß mie ein Dd)§." 56 Wa, id) mißt nichts fagen," fpann bie SBeberin mit beiben Rauben. „2lber menn id) geif f)ätt’, ba moHt’ id) @efd)icf)ten erjagten. 2Bif;t iljr rtod), tote’» bei ber üfeiermüf)! mar, mie bie ijt abgebrannt? Die ^ned)t§frau mar bie ülÜeremfigft’, mo beim Söffen gemeft ift; ber SImtmann felber f)at fid) gemunbert; fie I)at mefyr getfian, mie gmei Männer, t>at er gefagt, unb ilfre ganzen |jaar’ finb Derbrennt gemeft, fo tjat fie fid? geroagt, mo fein iünberer ba§ |)erg gehabt. Unb mer Ifat bie Seiermüfjl an* gebrennt gehabt? äi3er ift’3 gemeft? ®ie $ned)t§frau felber ift’§ gemeft. Unb fo, f)at ber UctuariuS fjernadjen gefagt, fo ift’3 gemöfyntid), unb b’rum paffen bie ^err’n aHernai auf, mer beim Söffen unb 9)?ad)en am eifrigften ift." ®a ging ben grauen ein Sid)t auf, fo f)eU unb fdjauerlid), al§ ber 23ranb ber Seiermüljf fetbft. „ga," fagte bie ©ünd)erin leife, ,,id) moüt’ mit bcm ginger auf ben geigen, ber bie ©tabt fetbmat fiat abgebrennt." „Unb mer ben SBoU'enbrud) Ijat angeftift’t," fegte bie 33eut* beritt Ifingu. ®ie fRuffenfattlerin machte eine ©eberbe, bie f)ieß •* ,,^jab’ id) ba§ nidjt fdjon oor getjn galjren gefagt? 2lber mer f)at mir benn geglaubt?" ®ie §eiteretf)ei aber f)ätte getagt, mär’ nid)t iljr 231icf eben auf iljren fteinen .golgDorratf) gefallen, ber in bebetxf lieber ie |jeiteretljei mar meift in ©ageäarbeit Don iljrem £mu§* d)en entfernt ; aber ba§ ftörte bie forgtidjen grauen nid)t. ©ie famen ©ag für ©ag fdjon fritl) in ba§ §äu§d)en. ®ie 33ai* tineffin Ijatte für ©tüljle geforgt; iljre ©affen trugen fie bei fid). geben ©ag J)atte eine Slnbere Kaffee unb ©al)ne gu be* fd)affen. 2öenn man bie §eiteret!jei nid)t traf, fo traf mau an* bere grauen. fJtebete man nid)t dou bem neueften UeberfaÜS* 23erfud)e be§ mitben .fpolber, fo rebete mau Don anbern ©ingen; unb ber galt foü in Sucfenbad) unb anberSmo nod) gum erften 57 5DM oorfontmen, baf; auch nur gmei grauen au§ DJianget an <©toff fdjraeigen müffett. ©ing eine mit bem [cEjmer^tidjert 23e» bauern, if)re farggcmeffene ^eit ertaube if)r nidjt, länger auf ba§ gute 2lnneborte gu märten, fo tarn bafür eine anbere, rnenn nidjt gmei ober nodj metjr. Sa§ «£jäu§djen unter beu 323eibei% mar ju einer 2t rt §aupt» madje gemorben. Sen gangen Sag träufelte ber Äaffeeraudj feine leicfjten SBötfdjen um ba§ ©frotjbadj unb ben alten |)oö= tunberbufdj. 2öenn bie .^eiteretljei 2lbenb§ Dem Ijeim tarn, fanb fie oft ba§ gange ©tübdjen üott. Sann begann ein ©rgäljten, ein SBatnen unb ein Statuen, ein 23efürd)ten unb 23e» fdjmören, baff eine 2tnbere, at§ bie §eiteret£jei, mttrb’ gemor» ben märe. Sie §eiterett)ei ladjte unb fpottete , unb je bebenftidjer fie enbtid) bod) fetbft mürbe, befto metjr. ©ic tonnte nidjt metjr ^meifetn, ber .potbcMfyritj taure itjr auf; i£>re eigenen 2tugen Ratten fie bauen überzeugt, ©ie tadjte unb fpottete jeben Sag luftiger, unb jebe Dtadjt üerfd)to§ fie oorfidjtiger itjr fteineä §au§. „©0 ijVS," girpte ba§ .fpeimdjen im ©ringet 2tbenb§ fjtnier bem Dfen tjeroor — mer nad) ifjrn fat; , mürbe nichts ge» matjr, at§ gmei ungeheure Srittengtäfer — , „2Benn einmal ein SDtenfdj einen böfen ©ebanteu tjat gefaßt , tjernadjen tjat er für nip 2tnbere£- metjr feinen ©inn. ©agen barf er’£ Diiemanb, unb meil er meint, bie Seut’ fefjen’s ifjrn an, fo meiert er ben Leuten au». Unb fo muf er nun erft rec£)t in feine böfen ©e* banfen hinein fommen, meit er nip 2Inbere§ tjat, fcomit « f*d) tonnt’ eine ^erftreuung machen. 2öenn fo ein Sieb ober ein SJiörber erft mit einem redjtfdjaffenen ©eoatter ober fo au§ ber ©ad)’ reben tf)ät’, ba mürb’ 5DMdje§ nic£)t gefdjetj’n. Söijjt itjr, ma§ idj tt)ät’, menn idj fjtjr mär’, 9J?eifter ©adjer?" „^d) ging auf ber ©tett’ in bie @erid)t’ unb geigt’£ an.'' „„3a,"" entgegnete ber 5Dteifter ©adjer pfjlegmatifdj, „„bie? ©inen tjinbern, baff er nidjt fdjtedjt mirb, ba§ fällt benen nidjt 58 ein; f)ernatf)en, wenn er’§ ifl, Wegen fie ihn noch jeitig genug bei benen O^ren. Sa§ liegt an benen fcfjtecf)ten (Einrichtungen. Ser Staat besagt bie SImtleut’, baff fie einen Sieb rieten, menn er geflößten l;at; ba muff ihnen baran gelegen fein, baff bie Sieb’ recht fehlen. Söenn id) bie Sach’ §u machen b)ätt’, ba fragen fie nif, menn ein Sieb ftiefflt; allein aber für jeben Sieb, ber nicht ftielflt, einen 2oui§b’or."" „So merb’t ü;r bod) in bie ©ericht’ gel/n, Setter 9Jfathe§?" Sirpte ba§ Heimchen mieber. ,@§ mär’ boeiterett)ei im Jeinjäten. 23i§ ich htn^mnt’ an ben Jeinmeg, ba mirb'S finfter. Söenn’3 mahr ift, baß er ihr aufpaßt, fo müßt’S munbertich gugeh’n, menn ich nicht mit ihm gu fpredjen fäm'." Sie Schmiebin mar gang erftaunt unb oerfprach ihm t>or 60 greube, baf; er, mie fie jagte, fo Ufr djriftlid) .fperg gefch’n, einen Separaten unb rofje $artoffe!flö§e, fein SieblingSeffen, für mor* gen iDUttag. ©er S^or^enfc^mieb nicfte järtlicf), nahm feine pfeife Dom 9iagel unb machte, nadjbem er braunen in ber SSerfftatt ben ©efeüen einen glüfienben Hufnagel auf feinen ©abaf Raiten laffen, fidj auf ben 2Beg. „2Benn er’S !>erau§bräc^t’!‘' fagte bie ©djmiebin hinter ihm brein. ,,©a§ meifj bie übergefdjeibte ©eoatter Söeberin bod) nicht, bie 3lUeg beffer miffen miß. 2Benn’S nur mag recfjt ©chrecflich’S mär’, baf} bie einmal nip brüber müfjf! 3;d} gönn' bem Slmteborle nicf)t etroa mag ©d)limm’S , aber für baß ©chlimmft’ fault man fic^ feister tröffen, menn’g einmal nicfjt ju änbern ftefjt, menn man’» nur menigftenS meifj. 9?a, menn’g §u machen ift, ber ©ucfmäufer mad)t’g gemijj. Unb er ift bocf) nicfjt fo gräulich, mie man manchmal benft." 35 ie $etteretljei mar mit f lief) noch im Seinfelbe ihrer Safe, als ber ©djrnieb be§ 2Qegeg fam. ©ie richtete fid) eben Dont Säten auf unb ging ju ihrer ©dfo-ppe, bie unfern Don if)r auf einem Steinhaufen lag, um fie anjugiehen. ,,©o fpät $eierabenb, SInneborle?" fagte ber ©d)mieb, in? bem er fielen blieb. „(Sure Säg pat ba fdjönen Sein." „,,’g ift eben noch nicht fpät,"" entgegnete bie §eiteretf;ei, bie ihre ©cbjDppe über ber Sruft §uf)eftete unb ba§ ©ud) mit bem auggefäteten ©rag an einem Gipfel über bie ©c^ulter marf. „„Unb ber Sein fönnt' auch größer fein."" „dia, menn heint ber ^olberg^riß nicht auflauert! ©o einfam finb’t er’g nicht gleich) mieber. ©eht iljr mit ben Ulrichs* fteg, fo feib ihr nicht allein." ,,„^ann fein, ich »är’ jenen 2Beg gegangen. 9ht geh’ ich ben anbern. ©rüfj’ ©ott!"" ©abei ging fie fingenb in einer anbern Dichtung fort, ©er ©chmieb hatte fcf)on mieber ein (,®aS ffiorbmäble!" auf ber 61 3unge. 2Iber — „§m!" bad)te er tnetter , „famt auch bie furcht feilt, ma§ au§ bem SUiäble fingt." Unb ba§ mär’ fein SBunber gemefen. ©o einfant unb ftitt batte i)er ©d)mieb bie ©egenb noch nicht gefunben. 9?ur eine Seren tonnte, ©er munberlid) fd)nartenbe ©on eineg SBachteUönigg , ber ftdj eben hören ließ, bafb hier, halb bort, mie um ben f)örer ju neyiren, traf meit eher eine oermanbte ©eite im ©ernüthe beg ©chmiebeS an, — jumat, ba er je^t oon einer ©teile herfam, bie ein ^Rittergut in feinem ©ebädjtniffe befaß. ©)ort hotte ja ber alte ©örfter ©djmeigaug eine ©dfnei im Utrich§hD^e onge= legt unb ber äRor^enfchmieb al§ ©chutfnabe mehr beim einmal bie gefangenen $rammet§oögeI au§ ben Schlingen geholt unb fehr anbere ©>inge bafür hinein prafticirt. @r geht immer bucfjfiger unb fehmunjelt; jumeilen melbet fici» ber 3Rud oon nnfid)tbarer §anb; er fdfmedt bie fßoffen in ©ebanfen noch einmal burch unb rennt mit ber ÜRafe an einen fmgebuttengmeig. ,,©ut," meint er, „baß bag ©ebüfd) fo bid ift, fonft mär' ich ben Sad) gelaufen. £>b ich Dom 2öeg abgefommen bin? ÜRein! ®a§ ift bie lange fchmalc ©chltng’, bie ber gehntbach macht hott am Söeg. §m! unb ber ©chatten ba brinn in ber ©dringe? ©o einen Ärammetgoogel hot ber alt’ ©djmeigaug fein Sehen lang nicht gefangen!" ^mrner bud)figer unb gleichgültiger geht ber ©dfmieb, big er bahin fommt, mo bie ©chlinge fich öffnet. „9?un müßt' er in’S ©Baffer fpringen," lachte er leife oor fich h^ „fonft hab’ ich tyn." ©r ^ie£)t fein 2Reffer, um an einer §agebutte einen i|3feifenräumer abjufchneiben, unb fud)t nach Einem ^nmige, ber ihm gelegen höngt- ©inige ©chritte feitmärtg, bann eine fchneHe SBenbung, unb er fleht oor bem $ri$. Unb ber $ri§ tft’8 mirftich, ber erft SfRiene macht, in’8 ©Baffer gu fpringen, aber, als i^n ber © bab’ gefagt: ba§ ift oernünftig oon bem gri^. 3lber bie haben ihren 2lerger bejfmegen, unb bu fannft bid) immerfort in Sicht nehmen. Sa am Seinmeg ift mir bie «jpeiterethei begegnet, baS arme Sftäble, ber haft bu’S recht angetan." 2ln bem 9iaufeiterci4)ei oorbei mär’ gefeutmen, i)ätt' fic bir ntat gehabt. ®ie ©efcgicgt’ öom ©rünber äRarfttag ger weiß bie gang’ ©tabt’, unb mie bie .fpeiteretgei Don bir reb’t." „„,§0, go!"" fagte ber $rig »erbiffen, „„üieffeicgt reb’t fte halb anber§. ®ie Seut’ miffen, wa§ bie gefagt b>at, aber nid)t, Wa§ id; gefagt gab’."" „3a, unb fie meinen," fugr ber ©igmieb fort, „au§ lauter fRefpect oor ber fpeiteretgei tnär’S, baß bu nicgt megr gum S3ier ging’ft unb ein orbentficger Äerf wär’ft geworben, unb einmal fönnt’S bei bir geißen, wie beim — £äppfe§fcgneiber : fRefpect muß fein im §au§." 'J)a§mal raufegten bie Süfege um ben mifben ffwig, al§ gätt’ er fie mit ben §änben gepacft, nrn fie au§gureißen. „@ucF," fugr ber ©cgmieb fort, „mir fannft bu’§ fagen — bu weißt, icg fann bie §eiteretgei aucg nic£)t leiben, brnm. . £)er $wig gatte fd)on «ben »offen. 2Xber bie Sfbficgt be§ ©dfmiebes!, ign au§gugofen, mochte ignt trog feiner Sfufgeregt* beit nid;t entgangen fein. fRacg fnrgent Sefinnen fagte er mit gepreßter ©timme: „„$ann fein, baß id) igr auffanr’, fann fein. 2Ran toiff manchmal einen guten 2fbenb fagen; ba§ binb’t man ben Seuten nicgt auf bie fRafen. 3Xber id) wollt’ immer gu bir; »on wegen bem Seif, wa§ id) bei bir gab’ beftefft." „„^a, ba§,"" fragte ber ©tgmieb, „„wo unter bie 3aden fottf gu oerfteden geb’n, wenn bu in’§ fReifgauen ging’ft, baß bie Seut'"". . . „3ft'§ fertig?" fragte ber 3vig bagegen, ibn geftig unter* brecgenb. 65 fagte ber ©djmieb erfdjrocfen ; „„aber bu njtrfl bod) rtidt)t — bu Ejaft bocE) nicht etma"". Ä »erb* ich unb nif bab’ ich," Tackte ber grifc, ber fic^ befonnen; aber biefe§ Sachen ^atte einen eigenen Ätang. „^d) brauch’ eben ein Seit. 2Barutn foCt id) nicht ein Seit braunen luie anbere Süttner auch? 2B aS ich gefprochen t>ab’ ba am ©rünber Siarft, baS mar ©pa§. Unb baf; id) it)r gebrot)t t)ätt’ unb mär’ mütt)enb auf fie gemefen, ba§ mar aud) nur ©paß. Unb menn einem einer fagt: bu paßt bem Siäbte auf, baf; bu beine ©ad)’ anbringft, ba mirb deiner fagen: $a. Unb ’s fann fein, ’S fann fcEjon fein, ba§ eS einmal beifjt mie bei bem l'äppte§- fd)neiber: Siefpect mu§ im |jau§ fein." 2lu§ feinem Jacken ftang fc^tec^t »ert)ef)tte 2Butb- ®er ©d)mieb modte i!fn gurüd^atten; baS mar oergebtid). 9iod) lange prte er ba§ fc^auertidfie Sachen, als ber $ri£ fdjon an i^m oorbeigerannt mar. - ,,©o budjfig," bad)te bie ©djmiebin, at§ fie ben ©djmieb ^ur £^ür’ t)ereintreten fab, „ift er nod) nicht beimgefommen. @onft bnd)ft’ er mo^t auch, aber auS ©udmäuferei; aber baSmat ift er bod) gang mie oerbtafjt. Unb fo gitternb an ben Kleibern berumgegriffen, menn er fie an bie Sttfooenmanb bat gelängt, bat er noch nicht, fo tang’ id) if?n bab’. Unb baS ©c^Indfen bat er auch noch nie fo fet>r gehabt. 3cb feh’ fc£)on, er miß nicht reben; aber idt) miß ibn fd^on bagu bringen." Stber auf aße ihre fragen batte er feine Stntmort ober nur bie: „’S ift nip, unb id) miß in’S Sett. ÜDSufj morgen »or ©ag mieber auf." ©eine ©eberben fpradfen freiticb berebter; aber ber ©d^miebin mar eS um ein fpegießereS (Singeben gu tbun, atS morauf §änbe, 2lugen unb ©cbuttern fidf) eintaffen fonnten. (Sr bud)fte fcf)on ber $ammertbür gu. ®ie ©djmiebin be? merfte einen ^teden an feinem rechten |jembärmet unb hielt ihn baran feft. „3)a§ bu immer bie feinen fernher gur Sterbet an? giebft! -fpaft bu benn ben gri^ getroffen? 9?u mart’ bodt) nur! ©in Sranbfted ift’S bodj mobt nicht. Stber marum reb’ft bu Otto Subteig’S SBetle. ni. 5 66 nur nidjt? ©§ mug Dom ©änSpfeffer fein, ©o toirft bu bod/ geitig genug in’§ 23ett fomuten, bu ©djlafralj! §erau§ gu reiben gel)t’§ uic£)t. ?tber, SRorgenfdmieb, fo mirft bu bod nur ein SBortte tonnen fagen? Unb e§ ift boi ij ein Sranbfted, bu ruinU riger SDiann. 2lber, 9}iorgenfdmieb, fo fag’ nur menigften§, mittft bu bie ^tßg’ morgen mit @ra§taub ober nicf)t ? ©§ tjat juft mieber fo garte ©dügte. 2)a§ ift bod fonft beiu Seibeffen getoeft." S)ie ©dmiebin fat), it)r te§te§ SRittet tjatf. ®er ©dmieb fegte ftd mit aßen füngeiden innerer ©r= fd>öpfung. ®ie ©dmiebin rüdte it)m fo natj at§ möglidj, roie au§ S3efürct)tung, bie SBorte möd)ten auf ber meiteren fReife fid gu taug’ aufl/atten ober gar oerirren. ©nbtid fagte ber ©dmieb: „id^ mu| bir fagen, Sene, id moHt’, id mär’ bert/eim geblieben. ©§ ift bod ein graufig 33ei- fammenfein mit fo einem 9Jienfd}en." ,,„2Bo Ifaft’n benn angetroffen?''" fragte bie ©dmiebin. „-Dort, roo ber ^ebntbad) bie ©dteifen mac^t int 33ufd." ,,„3m 23ufd?'"' fd^uberte bie ©dmiebin. „„Dritten brinn im 23ufd?"" „ÜRitten brinn." ®ie ©d/miebin märe gern mieber t/erau§ gemefen, aber ber fDiorgenfdmieb blieb länger at§ eine SRinute brinn. 2>enn fo Diel »erging, et)’ er in feiner ©rgät/tung meiter fortfubr. ®ie ©dmiebin tonnte ftd unterbeg im ©eift in bie 2Bad)t= ftube oerfegen! ®a fat) fie fid) fielen, bie anberen SBeiber um fie t/erunt, att)emto§ au il/rent -Diunbe t/angenb. ®er ^fetbmebet t/at fd)on bie ^änbe gehoben, um bamit auf bie $niee gu fd)ta= gen, menn bie ©dmiebin fertig. 3)er ©orporat ift gelb oor fReib, bag er nichts ©tärfere§ bringen tarnt. Unb bie ©dmiebin — aber fie meig ja fetber nod uidt, ma§ fie bort fagt. „3a, gud’," fagte ber ©dmieb, unb bie ©dmiebin fag mie^ ber ^ordcnb oor it/m. „3)a§ I/ätt’ id mir bod nid* oont 3di& eingebitb’t." ,,„2tber ma§ benn?'"' 67 „©aff er ba§ ttfun mirb." ,,„2Ba§ tfjun mirb?"" „®a§! — 3“/ gud1, ber t^ut bir’§ gemiff unb malfrfjaftig nod)." ©abei fcfjtug er bie §änbe gufaramen, ma§ bie ©cpinie- bin unmittfürlid} nadftlfat. $a§ fie$t fie all’ bie SBeiber in ber 2Bacf}tftube tffun. ©ie arme grau ift fjier I}ord}enb unb bort er= gä^knb gugegen. ©ie Ungebnlb, f}ier enbtid) ba§ 2Ba§ gu fjöreit, irorüber fie bort bie SBeiber fdfon erfdfreden fielet, benen fie felbft e§ ergätftt Ijat, mirb gur fßein. „©er oerbammte ©finden!" fätjrt enbtid} ber ©dfrnieb fort, „ga, gud', er lauert mirftid} ber ,fpeiteretf)ei auf, unb bagu brauet er ein Seit, fyat er gefagt, ba§ er unter ber gaden fann »erfteden. @r fjat ba§ nidjt fo beutlid) gefagt, wie id)’§ bir ba ergäbt’, aber e§ ift getüi§ unb mafjrlfaftig ; er ift mütlfenb auf bie tpeiteretfjei. gef) bad) t' erft, bie ©ad}1 mär anber§ unb f>ab’ meinen ©paff motten fyaben. Stber — na, oor fo einem ©paff bebanf icf) mid). (£r t/at gefagt, bie £eiteretf)ei foU halb aufpren, oon ilfm gu reben." ©ie ©djntiebin fctjtug bie §änbe über ifjrem ^opf gufarn* men. ©ie empfanb gugteicf), mie fdfredtid} ba§ fei, unb and}, mie fie fiel} au§nef}men roirb babei, menn fie’§ ben entfetten SBeibern ergäbt. „Slber baff bu mir nidjt" — fagte ber ©d}mieb aufftelfenb. ©ie ©djmiebin fud)te roäbrenb beff im (Sfffdjranf unter ben $affeetrid}tern unb ©affen. „„gft ber gend}ettf)ee fd}on mie= ber alte?"" gn ber $ammertt)ür manbte fid) ber ©dfmieb nod) einmal tjatb um. „„©aff bu mir SJiemanb baoon fagft. SBenn ma§ gefd}ät}’, unb bie Beut’ tonnten fagen, mir f)ätten’§ oortjer ge* mufft . . . ." „„©fjee muff ba fein für ba§ ©otttiebte. ©a§ mär1 eine fcfjöne ©efdfidjt’ auf bie 9?ad}t! Unb man Ijat feinen äRenfdfen, menn man fie braucht. ©ie SJiäb fjat ftdj in ben ginger ge* fdjnitten, unb bie ©efetten fann man nicfjt oon ber fRut}’ abfyak 5* 68 tert fegt in ber treuem $eit. 2Ba§ Ifilft’S, idj ntug fdfon fetber in bie ülpotlfeten."" ,,©o tarnen mir in’ 3 ©eufet§ $üdjen, t)örft bu?" ,,„©ag’ mir nur nip,"" entgegnete bie ©dgmiebin faft erjürnt. ,r„$cE) bädft’, bu fennteft mich bodt)."" 3)er ©dfmieb Derfdjmanb mit einem bebeutfamen liefen in ber $ammertt)ür. ®ie ©dfmiebin fegte itjr 3iffer^att auf ben $opf unb naf)tn if)r btaue§ ©ebäufe um bie ©dfultern. ©d)on an ber ©tubentlfür, blieb fie nod) einmal fielen. ,,©o glaub’ icf) bod) gar, ber ladjt ba braunen noch ? ©r ift fo fdjtimm, mie ber grig fetber. ®ie 2Jiann§teut’ finb lauter gebor’ne 9J?örber. @r wirb boef) bem ©otttiebte in ber Söiegen nid)t§ tfjun? ®a§ Sachen ift auf ber ©aff’ geroeft. @r fdfnardjt ja fdjon. Unb ber grig mirb mir bodf nictjt begegnen? 2Die ftnfter ba§ ift! 2öa§ t)itft’§? ZI) ee ntug man im |jaufe fyaben," fagte fie braunen nod). äftit jebem Sage maren bie grauen bebenftid^er gemorbett, unb in berfetben Steigerung fyatte bie ©röge unb ®ide ber ^affeemotfen jugenommen um ©trolfbad) unb ^oüunberbufd). §eute bampfte ber ©djornftein be§ .fpäuSdfemS toie ein fteiner Sutfan. ©o §at)treic^ maren bie grauen nod) nie Derfammett gemefen; e§ fehlte üftiemanb als bie ©d)miebin unb bie Saberin, unb biefe mußten nod) tornmen. ®aS tjatte aber aud) feinen guten ©runb. Stiorgen motlte bie ^eiteretlfei mieber nad) bem gainfyammer fahren, ©o meit fyatte fie fidt), feit ber f^rig ifyr aufjutauern be* gönnen, nod) nid)t Dom ©täbtdben entfernt. ®ann tonnte fie aud), ma§ fdfon öfter gefdt)et>en, bort fo lange aufgefyalten mer* ben, bag fie erft bei 9tad)t in ba§ UlridtjS^oIj fam. ®a§ mar bid, bie ©trage tjinburd) nicf)t bie betebtefte, unb man mugte taufenb fd)redlid)e ©efd)id)ten baoon ju ersten. ©a^u tarnen Sorbebeutungen ber fd)limmften 9lrt. ®ie SBeberin oerfidEjerte, bag fie nie bie §äf)ne fo ganj 69 eigen unb gu fo ungeroöhnlidher ,3 eit fräsen gehört, al§ bie testen Oage. „3a," fang fie betn unfehlbaren fRoden gu, an bern fie fpann, unb e§ mar, als fudjte fie ba§ eig'ne Ärätjen mit bem £on ihrer fRebe gu maten, — „ja, menn idj’S nur tonnt’ be* fdjreiben! Drbentticf), mie menn ein meinenb $inb ber S8od ftoßen tt)ut." „,,3a/'/; meinte bie Sünderin, t„ba§ bebeutet anber 2B etter.'" „@o, anber SBetter?" fagte bie SBattineffin. „Unb ift’3 benn anberS gemürben etma? 3ft’§ nic&t ba§ bejV geblieben? fRur noch groei SRat haben fie fo gefräst, ba§ ich’S roeiß. ®a§ mar ben Xag Dörfer, eh’ ber ©djäfer ben jungen hat umge* bracht im Utrid)§§otg unb mie tjernadjen bie tbßürtemberger tm ^rieg feinen ©d^äbel Dom fRab’ §aben genommen unb barauS getränten im ©d)manen=2BirtIj)§Jjau§. ®ie äßeberin ba ift meine ©eoatterin. Unb menn idj unb meine ©eoatterin nicht miffen, mie bie «'päfme in Sudenbadj träten, unb Stnb’re roiffen’S beffer, fo roeiß ich nicht, mag ich t)ier gu tf)un t)ab\ Unb ^ier fig’ idf unb frag’: SBarum tjat mir’S benn bie gang’ fRadjt tom alten SprigenfmuS geträumt?" ®ie Blauen fürchteten, bie ißattineffin fönne, ba fie eben im Uebeineljmen begriffen mar, auch übet nehmen, menn fie ge* ftänben, fte müßten ba§ nicht. 2lt§ fie fchmiegen, fegte bie 2Jal= tineffin noch bingu: „Ober roeiß idh unb meine ©eoatterin auch nic^t, roa§ unS geträumt hat, unb bie grau Oüncherin meiß auch ba§ beffer?" „„2lber,"" begütete bie Oüncherin,' „„man reb’t ja nur, grau 23ä3 Sßattineffin. Unb e§ ift rooljt möglich, baß ber §ahn, ben idh hab’ anber SBetter hören träten, gar fein rechter Süden* bacfjer ift geroeft. ©onft hält’ er’S geroiß ber Brau 23ä§ 33atti* neffxn nicht gu Seib gettjan. ®enn ba§ müßt' fein rechter Süden* badjer fein, ber nicht alten fRefpect tyätt’ Dor ber Brau 23ä§ $attineffin."" ®ie Sßaltineffin mar fchredtich in gerechtem 3orn, aber fie ließ fid) oerföhuen, unb fo befräftigte fie burd) ein feierliches 70 Schwingen ihrer §aube, baß ba§ alte gute Sßerhältniß wieber hergefteÖt fei. ®te STif uterin aber fagte etwas jaghaft: „SBenn’S ber grau 23äS 33altineffin nicht unrecht Wär’, [o bjätt’ icf) aud) geträumt; benn warum? eS fällt mir nicht ein, fo oornehm gu träumen, wie bie grau 53äS 23altineffin; man träumt eben, wie man’S fo in’§ <£)au§ braud)t. Oie ganj’ IRacht ift mir’S gewefen, als wenn ein 23är bei mir im Seit läg’; benn warum? mein ÜRann hat mid) jwei 5D?al aufgewecft, weit ich 1° tief t)ab’ 3ttt)em geholt." ®a bie SBaltineffin ficf)’§ Dün ber Oifchleritt gefallen ließ, fo hatten nun bie grauen alle geträumt, wenn auch nic^t fo oor= nehm unb bebeutfam wie bie 23altineffin, hoch etwas, baS fich auf bie ^eiteretljei begog ober beziehen ließ. SSon ben fd)aurigen träumen, benn ba§ waren fie ade, fam man auf nod) fchauerlicbjere ©efd)ichten. ge fd)auerlid)er bie würben, befto leifer würben bie Stimmen. UnO faum, baß bie eine geenbigt war, fo fing fd)on wieber eine anbere an. Oenn Wenn’S fo füll würbe, baß man baS fRaufdjen ber Söeiben unb ba§ Äraren ber fpollunberäfie ant Oad) unb an ben Söänben beS fpäuScfienS hörte, bann war’S noch fc^auerlic^er in ber 2Birf* tichf'eit, als in ber fchauerüd)ften Oefcb)icf)te. Unb Wenn nun bie erzählten Oinge auS ben ©efchichten herauf in bie 2BirfIid)feit traten? 2£enn man nun wieber reben wollte unb eS taut fein Oon herau§? Ober wenn man bie Stugen oon ber ©rbe hob unb fah plö^lich in lauter Oobtenge= fichter hinein? Ober e§ ftöhnte irgenbwo in einer 6de unb man fah bod) Sftiemanben; waS foUte ba erft werben? 2Bie eS oor einem fcd>recf ticken (Sreigniß ift, baS fommen muß: gebent liegt’S auf ber gunge, eS oorher ju fagen, unb e§ wagt’S hoch deiner. 2Beit eS ift, als müßt’ eS bann erft ge= flehen, als fönnte eS oorbeigehen, würbe eS nur nid^t berufen. Unb gleichwohl brängt e§ geben baju; als ob eS wieberum hoch 3« oermeiben wäre, fpräche man eS oorher nur warnenb auS. 2HXc fahen währenb beS ©rjähtenS nach ber §eiterethei hin. SRan burfte fie nicht fortlaffen; mit ober wiber SBillen, bleiben 71 mußte fie. 2lber um ißr bag $u fagen, mußte man bie @e- fcßicßten unterbrecßen. Urtb bann toarb’g ßitt, wer weiß, wie lang’! uub bann ^örte man wieber bie SBeiben raufcßen unb ben ^oltunber am fpäugcßen fragen wie einen Sebenbigbegrabenen an feinem ©arge. Unb bocß riß ber SBeberin mitten in ber fdjredtkßßen @e= fcßicßte ber $aben; juft ba, wo bie Räuber im einfamen 2Birtßg= ßaug im 2Batbe bie ©ßür aufbrecßen unb ber junge Kaufmann, ber ba eingefeßrt iß, entfett natß feinen ißiftoten greift. Unb — mar bag ein ©cßuß? 97ein, eg ift ber SBinb, ber in ben 2Batb= bäumen um bag Söirtßgßaug fo entfdjtid) brauf't. Unb bocß aucß ba§ nicßt. Sßtan ift ja nicßt wirfticß in jenem 2Batb=2öirtßg= ßaufe; man iß in ber .jpeiteretßei .jjjäugcßen an ben SBeiben. Unb biefeg Traufen unb Uingt gar nicßt fo witbfrentb; eg ßat Dietmeßr etwag §eimtid/eg, Sßertrauteg; man ßßrt eg nicf)t gum erften äftat. Slber eg braucht erft bag taute Sacßen ber ^eiterettjei aug ißrer ©de ßeraug, ben $auber oon ben entfetten ©emütßern ßinweg ju befcßwören. ®ie |>ätfte be§ fiebenben SBaßerg mußte erft aug bem ^affeetopf auf ben §eerb laufen, eße man begriff, bag fettfame 23robetn unb $ifd)en fei bag aH= befannte, täglicß gehörte, bag jebe fiebenbe in bie gliißenben Roßten taufenbe ffftüffigfeit ßören läßt. ©er ©egenfaj} ber fixeren SBirfticßfeit ju ben (Srwartungen eineg (Streng, bag anberg fei, alg alte Söirfticßfeit, unb bag ©e» füßt, baß jene fo naße war, in bie man fieß retten tonnte aug ben ©cßredniffen ber ©inbitbung, erwedte ein beßaglicßeg @e^ täcßter, beffen tejjte ©öne bocß fefjon wieber oor bem ©ebanten gitterten, baß eg unreeßt unb ein freuet fei, in fotdjen 5tugem blicfen foteßer (Erwartung ju taeßen. ®od) war wenigfteng bie ^ureßt oor ber ©title gewießen, unb atg man fidß befonnen ßatte, wag man boeß oorßin fagen gewollt unb nießt getonnt, ba erßob fieß bag Sßarnen unb ßXatßen Don 9?euem, — unb um fo tauter, ba man fi(ß fetbß baburd) betäuben tonnte. 72 „2ldj bu lieber @ott!" rief bie 2Beberin, „wenn bod^ nur ba§ ®orte freien wollt’!" wenn ba§ fo gefdjwinb ging’!"" oerjroeifette bie STündjerin. ,,„2luf’§ «Rathaus mu& ba§ Sorte, in bie @erid}t’."" „®ie fi(3en audj, bi§ ber fyrau Süncijerin fo wa§ @efd}eibt’§ etnfäflt," ftrofte bie »aliinefftn. „Sa war’ ba§ Seft’ ba§ Sorte ^olt bie §errn morgen früf), et)’ fie fortgeljt, im Sragforb au§ ben Setten auf§ jRatt)au§." „ „ SDc ititär ntufj geholt werben au§ ber Sauptftabt/' " fcbrie bie Seutterin. "®a§ tommt gu fpät," fdjtug bie Sifdjterin bie ^änbe gu= fammen. „Senn marurn? 2Benn ba§ Sorte beut ÜRacfjtwädjter fec^§ Sa^en gibt, ba getjt er mit if)r in ben ,3ainl}ammer unb wieber tjeim." „,,2tber wer weif},"" äcbjgte bie Sünderin wieber, „„ob ba§ £)orle fo Diel mit ber gut)r’ oerbient! 3$ mein, ba fc^idf ba§ Sporte gbeidtj ben 5)?ad)tw achter unb blieb’ gu £au§. Sa fönnf fie’§ I;alb aboerbienen, wa§ ber 9?ad)troäd)ter toft’t."" „vVa," fagte bte §eiteretf)ei tacfjenb. ,,3d) fürdjf mid) aber nic£)t. Unb wenn icfy mid) fürchtet’, ba brauet’ id) aud) ben 9?ad)twäd)ter nidjt gu fctjiden; icfj blieb’ eben batjeim, unb fo wär’s, unb nu wär’§ fertig. 5Iber id) furcht’ mid) nidjt, unb ba frei’ id; nidjt unb gef)’ nid)t auf’§ 3?atf)f)au§ unb fc^id’ aud) feinen i)?acf)tmäctjter, fonbern id} fat)r’ in ben .ßainfjammer. Unb fo ift’S, unb nu iff§ fertig." ,,„e§ ift fdjredtid),"" fpann bie Weberin wie außer fid), „„ba§ ba» Stnneborle nictjt folgen will. Unb Wenn man nur wenigftenS eine harten b) ätt1, bafj man fid) er 1t barauf teacn fönnf!" " „2td)," fagte bie ©d)mefterIeinS=©oefatf)rine, „id) fjab’ ja eine mit, aber über bie ©efd)id)ten Ijat man 2Ide§ oergeffen. 3$ wiü fie nur gefc^winb legen, et;’ nocf) wa§ 2tnb’re§ brein fommt." inr\Sa/“‘ fa9tc bie Sattineffin unb fdjtug auf iljre ^niee. „„9)ian b^offt ja nidjt, bafj bem guten 2tnneborte wa§ begegnen 73 feil. 2öenn’§ aber fotl fein, fo fyat man feine ©d)ulbigfeit ge= tljan unb brauet fich nichts oorgumerfen oon beffentmegen."" ®er Meinung mären bie grauen ade. Kein 2lthemjug lie§ fid) fyoren, al§ bie ©d)mefierlein§*©üe= tatljrine ihr SBerf begann. , „©in— gmei— brei— fech§" — eine sJteit)e harten lag ba. /Die 33altineffin griff an bie Stafe, uni bie 33riüe ^erab gu nehmen unb gu puijen, bie fie nicht aufhatte. „2ßo ift benn baS Unglüd?" fagte fie. „®a§ fiet)t ja au§ roie lauter §erg unb ©d)eüen. £>a ift ja gar fein ©rün. ©§ mirb noch tommen, " tröftete fie fidj. 2Iber e§ tarn nicht. „Siegt benn bie gang’ ©ad)’, ober ift’8 noch nicht fertig? 3a, e§ ift bod). ülber mo ift benn ba§ Ungtiid? 3ft kenn ba§ ©id»etbauB unb bie ©ichelgehn, mo ba neben bem £ergunter liegt? ®a§ mär’ ja eine fpochgeit, oergeih’ mir ©ott meine ©iinb’i" ®en i>lnbern ging’§ nicht beffer al§ ber tBaltineffin. Me füllten nur ba§ Unangenehme einer getäufd)ten ©rmartung. „©§ ift nip mit bem Kartenlegen/' fagte bie SSattineffin. „®umme§ $eug ift’3. Unb menn einer geroifj müfjt’, e§ traf’ gu, ba lieg er fie fid) gar nicht legen. Mer uu, menn bie Karten gut finb, hernachen glaubt er’§; finb fie aber fd/imm, hernachen fagt er: ©§ ift bumme§ 3eug. ^ ^a§ au^-“ „2Benn bie ©oetathrine nicht falfd) abgegählt haV' fa3te *^e SBeberin. „„Ober falfd) gemixt/" fagte bie ©üncherin. „^a," fagte bie ©chmefterlein§= ©oetathrine felber, „ich fchmören, ich richtig gemacht. i|3affirt mir auch fonft nicpt, baff ich einen ©chnijser mach’. Mer e§ muß hoch mof)l. Unb menn man fo in ber Mgft ift." „„Unb in ber @emüth§betoegung,"" fpann bie Söeberin. „Jm, ja," bachte bie «altineffin, „ba§ tonnt’ fein." ®ann fdjlug fie auf ihre Kniee. „®rum fi*’ ich hier unb fag’: bie ©oetathrine legt bie Karten nod) einmal, ^ernadjen mirb fich’S 74 auStoeifen, ob "man auf ba§ Kartenlegen tra§ geben fann ober nicht." Unb e§ mie§ fiel) au§. „3a," fpann bie SBeberin, al§ bie Karte oon Ebenem gelegt tt>ar, mit trauriger ^ufriebenheit, „ba§ finb anbere Jung’!" „„Iber,"" fagte bie Jündierin, bie nod) immer unbefriebigt fd)icn, ,,„ba ift freilich ber §ergunter, ba§ ift ba§ Stnneborle. Unb bort brüben liegt bie Saubjehn unb ba gang unten ba§ Saubbaufj. Slber ba§ foHte bodj eigentlich beifammen liegen, wenn ba§ Unglüd ba§ Stnneborle anging’."" „2£enn’§ auch nicht beifammen liegt," meinte bie Jifdjlerin mit mel)mütl)iger greube; „benn toarum? IDZan »eifj bod), bajj e§ jufammen gehört." „„3a,"" fagte bie ©oefathrine, ,,„e§ mujj nur richtig au§' gelegt merben, hentad)en trifft’S fhon §u."" „Std) ©ott, e§ ift hoch fdjredlidj," breite bie SBeberin mit fhmerjlicher S35oUuft ben Reiben. „®a§ arme Stnneborle! Jie Saub§ef)n ift eine ©tragen, ba§ ift bie nach bem .gainhammer. Unb ber Saubober, ba§ ift ein böfer lebiger 33urfcf), ba§ ift ber §olber§=3nß- Unb ba§ Saubbaufj, ba§ ift eine fhredliche @e= fahr." „„3a,"" legte [ich bie Jündjerin bie ©ad)e gurecht. „,,(S§ lann ja fein, bafj er oon Söeitem lauert, unb ba§ Sinneborte fährt Dielleicht auf ber SBiefen neben bem 2ßeg. Unb bie ©e= fahr, bie ift ja aud) jetjt noch nicht beim Sinneborte; ba ift noch ein ganzer Jag bagmifhen."" „Sich, bu ©erechter!" fchlucbjte bie 33eutlerin. „Unb ber Saubober ba, ob ber bem ^olber§=f5rilj nicht mie au§ ben Slu= gen gefhnitten ift? Sßenn ber ,!potber3*3ri§ fo eine Heine 9ia^ fen hält' unb fo ein grofj äftaul unb feine Slugen ftänben fo fhiefe! — Sßenn aud) bie ©tatur anber§ ift, aber ber 9lod unb bie ©djuhe, ba§ ift hoch ber leibhaftig’ §olber§=3n(j!" „Sich, ba§ arme Slnneborle! ba§ arme Sinneborte!" fpann bie Söeberin unb netzte mit ihren JI)r“nen. „ „Jummeg geug!"" lad)te bie Reiter etljei. „„SSorhin, ba 75 fottt’S falfdj gemixt fein, mtb je|t fällt jo ma§ feiner ein. 2Benn’§ ma§ bebeuten foßt’, mtißt’S ba§ eine ßftal au§faßen mie ba§ anber. Unb wenn id) nu gar nic£)t fortging’ morgen, ba müßt’ bie (Straßen zu mir fommen. Unb ba ber fperzunter, ba§ ift nod) ganz ein anberer Kerl mie ber £aubober, unb ber muß bod) and) babei fein, menn ihm ma§ foß gefd)et)’n. 2£enn ihr flennen moßt, fo märtet bod) menigftenS, bi§ ma§ paffirt ift, ober flennt mo anber§. SRein §äu§te ift an anbere ®ing’ gemöhnt."" ®ie SSaltineffin aber rüdte feierlich bie £aube, bann fdjlug fie’§ auf if)ren Knieen unmiberruflid) feft: „Unb obfd)on mein 23ater fetig ein 2Beber ift gemeft, nu f>at fidj’S gegeigt. Unb mit bem Kartenlegen, ba§ trifft bod) p. 2Ba§ ©chredlich’d mirb gefcbeh’n, ba§ ift gewiß ; 33ä§ ©d)reinerin, ©ie tonnt’ mir ein* mal ben Kaffeetopf hergeben. Söenn man nur aud? müßt’, maS! 3)er fRahm fyat bod) mieber einen ©tid) gefriegt oon ber f?i§’ ben £ag. §ernac^en mär’ lße§ gut. £erna$en tonnt’ man fid) bod) djriftlid) brein ergeben." ^a, ba§ 2öa§! ba§ 2Ba§! Se gemiffer feine luflöfung mürbe unb je näher fte tarn, befto mehr peinigte ba§ 9iätt)fet bie guten grauen. ®a ftanb ber ©eift ber noch ungeborenen ©t>at mie ein ungebutbiger ©laubiger unb forberte immer unbarmher¬ ziger eine ©eftalt. ©r fauf’te in ben Sßeiben unb fragte an ber 2Banb, er brobelte im Kaffeetopf, er nidte oon ber §aube ber SSaltineffin herab, er zirpte mit bem fpeimd)en unter bem Ofen heroor, er fab) mit ungeheuren fdjmarzen lugen burcf) bie tfem fter herein unb pocE)te gegen bie loderen ©Reiben; er blidte au§ jebem luge unb fprad) au§ jebem äRunbe. ®a§ 2ßa§ mar um entrinnbar. Unb al§ nun plßijlid) bie ©hür ging unb ba§ ©ntfeljen bm SBibermißigen nad) il)r zu fet>eu zmang, ba tarn e§ aud) burd) bie ©hür herein. Iber ba§ mar hoch eine leibhafte ©eftalt! §atte e§ bte enblid) gefunben? ®ann zeigte e§ fich nicht fehr mählerifd). Iber e§ mar auch 3ar nicht ba§ fd)redlid)e rät^felb>afte dba§, 76 bo§ eben eintrat. @g mar bie moi)lbefannte Heute Ü3aberin aug ber Beibengaffe, aug bem gelben .fjäugchen mit ben grünen ^en- ftertäben. (Sin Beib, meber fchrecHid), nod) räthfetlfaft; benn jeber «udenbacher metß, fie befte^t bloß aug O unb Sich, in ein emigeg (Srrötljett gemidett. Stuf bem Bege ^ie^er hatte fie in ber 2ingft Dergeffen, baß fie nur bie Heine Derfdjämte IBaberin mar. 9?nn fie bie ütugen fo Dieter großen Beiber auf fid) gerichtet fieljt, fällt ilfr bag mie* ber ein, unb fie möchte fid) in fid) fetber Derfriedjen. (S§ ift ihr, at§ ob itjre Kleiber immer fürger* unb bünner mürben, atg ob fte in Äur^em nadt oor ad’ ben großen Beibern baftetjen müßte, fo fehr fte an ben Kleibern gupft unb betjnt. ®a§ (Jrröttjen auf ihrer Bange mirb rott) tor ©d)ant, ba§ fte nur bie Heine Derfd)ämte 23aberin ift Don ber Beiben* gaffe, bie errött;et. „Slber ma§ i]t benn?" lieh bie Beberin enbtid). ber adge* meinen Spannung bag Bort. „„%&), eg ift mp meiter. ©, eg ift nicht ber 9Küt)’ mertt), baß man’g Dor fotzen Beibern fagt."" „ttnb beßffatb hat )td) bie 23aberin fo außer 2Itf)em ge= taufen?" „,,3a, menn’g ber «attineffm ihr 2ttf)em mär’,"" bentt bie Saberin. „„Stber meiner!"" ®ie SSattineffin gtaubte: „Sie mid nng fronen, ©ie meint, menn fie’g gteidt) tjeraugfagt, mirb’g ung §u fet)r angreifen. Stber ^ier fif3’ ich nnb fag’: 2Jtög’g fein, mag eg mid. mid nicht gefront fein, $d) tjatt’g aug, eg mög fein, mag eg mid." Ser Ü3aberin Überlegenheit mud)g mit ber (Srmartnng ber Ratten Don ber Bidjtigfeit ihrer Nachricht, ba biefe fetber in eben ber Steigerung ihr immer unbebeutenber erf^ien. Sag mürbe burch tängereg Jägern nur noch fchümmer ; beßhatb faßte ]ie fid) ein §erg, freilich nur eing, mie bie Heine Derfd)ätnte -öaberin Don ber Beibengaffe ftd) eing faffen tonnte, unb be= gann mit faft gefchtoffenen Ütugen: 77 „%&), mo ein 2lrm ober Sein am fdfmerften feiten tljät’, f)at er deinen gefragt, llnb ob ©iner auf ber Stelle tobt bleu ben tt)ät’, toenn man i^n mit einem Seit an bie Sdjläfen tlfät’ fdjlagen. 25er §olber§*$rig nämlidf. ©§ ift, mer meifj, raie lang’ f)er, fiat Steiner gefagt, ba| er tnidf fo Ijat gefragt. Ser tpolberS^rig nämlicf). Sa tjab’ id) gemeint, meil’§ nur Steiner ift gemeft: bu meifjt aud) Diel, ma§ lang ift unb ma§ f'nrg. Senn id) fjab’ gebadet : mann foH er fo gefragt fjaben, al§ bie legten Sag’?" „„^a,"" fagte bie Sifdflerin entfegt, „ ,benn marum? Stit folgen Singen ift er ja erft in ber legten geit umgegangen. Sa§ lann f)öd)ften§ Dier^eljn Sag’ fein gemeft."" „So?" meinte bie Saltineffin. „Unb ba§ meijs bie Sä§ Sdjreinerin aud) fo gemi§? Stlfo ber Sienfd) lann nid)t fd)on früher fo!d)e Sing’ fiaben Derübt, mie er fegt oerüben miU? Sa an biefern fünfter Ifab’ id) geftanben unb ben meinen Ringer Don ber meinen §anb l)ab' id) aufgeredt, mie id) gefprod)en I)ab’ : tpier fig’ id) unb fag’, e§ roirb gar Diel getljan, ma§ nietet gleich l)erau§ fommt." „^um Seifpiel," fcfjaltete bie Sünderin ein, „e§ gefd^ebjen Sränb’." „„Unb SBollenbrüd)’,"" fügte bie Seutlerin an. „D! 51d)!" errötete bie Saberin; „id) I)ab’§ lang’ propf>e= §eit, mit bem nimmt’S einmal lein gut ©nb’." „„Sie ,fpeud)elei Ifab’ td) ifjrn fd)on angefefj’n," fagte bie Sündjerin, „„mie er nod) nid)t f>at tonnen laufen."" „Sa§ ift gemifj," meinte bie Sifdfterin, „baj3 er nip @ut’§ Ijat im Sinn. Senn marum? ©in Stenfd), ber folcfye Sing’ getfjan f)at unb bod) immerfort nod) gu ermadfen gemußt, baf? man meint’, er f)at ein gut ©emütf), ba§ muff ein ©rgböfemicfit fein. Senn marum? So einem Söfemidjt lann man gutrauen, baj} er ba§ Sd)limmft’ fiat getlfan." Sa§ 2öa§ Ijatte fd)on eine Diel beftimmtere ©eftalt, at§ fid) bie Sfiür abermals auftfiat. Unb ba§ mar e§ mirflid) felber, 78 ma§ nun Ijeretntrat, fo lang unb Ijager, mit ^ügen, bie nicht ©ntfeßen au§brücften, fonbern ba§ ©ntfegen felber maren. ©§ mar ba§ fd£>recflict)e 2öa§, meld)e§ fidj nun in ©eftalt ber 937orjenfd)niiebin auf einen ©tubl fallen lieg unb mit foldjer ülngft nach ber 2|ür gurüd fah, bag fte bamit bie fämmtlicben Sßeiber anftecfte. sJ?ur bie ^eiteret^ei tackte, „$ommt ber §olber§>5ri| etma felber, grau 9J? orgenf d^miebin ? " Sie äftorgenfcbntiebin beutete erft, elje fie ber ©prache ntäd)= tig mürbe. „§inter mir ^er ift’8 ba Dont langen 23au an. 2Bemt’§ nidt)t fdjon hinter mir au§ ber ©chinieben ift gegangen. geh l)ab’ mich nid)t umgefelfn oor Slngft. Unb e§ ift genüg noch braugen. Unb au§felfn mug e§ mie ein 23efen." ,,„2lber, 33ä§ ÜDtorgenfchmiebin, "" fagte bie 33altineffin fopffcbüttelnb, „„menn ihr euch nicht ^abt umgefelfn, mie tonnt ihr miffen, mie ba§ Sing Ijat auSgefelfn?"" „geh gebärt," entgegnete bie SDtorgenfchmiebin. „guft, al§ menn ©ine hinter mir febren tbät’." Sie §eiteretbei moHte nadbfeben, mer e§ märe, aber bie grauen Hämmerten fid) an fie unb liegen fte nicht hinauf. „SBenn i^r euch gern unnötig fürchtet," lachte bie §eite= retbei, „rneinetmegen!" Slber bie grauen hätten ba§ iDZäbcben nidht halten tonnen, mär’ e§ biefer mit bem 9Zad)fehen ©ruft gemefen. Sie ©dhmiebin hatte fidb’8 freilich auSgebacbt, mie fie erft gebeimnigüolt tlfun moHe unb nicht eher reben, al§ bi§ bie SBe* berin meinen mügte, obenauf gu fein. Sann aber motlte fte loäbrechen unb mit ihrer Nachricht über bie SBeberin triumphi- ren. Senn bicfeg 9)Zal tonnte bie SBeberin fie nidht überbieten. Slber bie 2lngft oor bem Singe, ba§ ihr hieber gefolgt, hotte ben gangen fd)önen ißlait oereitelt. Unb noch obenbrein füllte fie in ihrer ©efchidhte ftecfen blei* ben, juft mo biefe am fpannenbften mürbe. Sraugen oor ber gefcl)loffenen £tmr flatterte etma§ geifterhaft fc^netl oorüber. ©§ 79 blieb gmeifelbaft, foMe man e§ für bie 3lügelfd)Iäge einer eilen* ben £aube ober für ein leifeg fd}auertid)e§ Sachen erfennen. ®ie ©dmiiebin oerftummte. Sitte fafien entfett nad) bcr tXEjür. ©nblic^ oerftdferte bie Seutlerin: „menn ein 23efen lachen fönnte, fo müßt’ e§ Hingen." „,,®er SD^orgertfdtjmieb mar’d,"" lachte bie |jeiteretbei. „„2>er laufest braunen. 2Biemof)l, ein 2ßunber mär’S nicht, loenn auch bie 33efen anfingen ju lachen."* märe leicht gemefen, ber ©ad)e auf ben @runb ju fom* men. ÜÜfan bjätte nur naebfeben bürfen. 2 )a bie ^eiteretbei fi^en blieb, fo ift mit 5ied)t 511 begmeifeln, ob fie mirHicb badete, mie fie fprad^. Sefct Hangen tiefe ©lodentöne bureb ba§ Saufen in ben äöeiben. @in§ — §mei — brei — ba§ ift fd)on 3ebn. iftein, e§ ift fdbon Elf. Unb noch ein ©djlag? 3ft’§ möglich? 3mölf? Stber um @otte§ SBiften! 2öo ift bie $eit bin? (£§ ift ja, al§ märe ba§ üDorle erft oom ffelb beuu<3et°mumn. Stber länger bleiben fann man nun feine ÜDJinute. ®a§ fagt 3ebe, unb boeb bat feine ben ÜDTutb aufjubreeben. äüan rettet ftdj oor ficb felber mieber in ba§ SBarnen unb Kathen hinein. „3br gebt nicht, 2)orle!" „Um @otte§ Söiden, bleibt morgen nur babeim!" „„©ajj bie Seut' mich auglacben, menn icb nid^t geb’? Unb icb geb’ ja auch nicht,"" lad)t bie §eiteretbei. ,,„2)a§ ift mir Diel ju nieberträebtig. 3d) fab1’-"“ „Stdb bu lieber ©ott, menn idj benf, mie je^t ba§ 2>orle fo frifdj unb lebenbig mit un§ reb’t, unb morgen — " „,,@i mag! ©o mirb Unfraut nicht über 9?acbt anfangen unb Derberben."" „2>orle! Sorte! menn fie euch morgen bringen!" „„Summ $eug, unb nu merb’ ich böf. ©g fann $eber machen, mag er miß. Unb ich geh’, unb fo ift’g, unb nu ift’g fertig."" 80 „@o lebt moht, Sorle! Sebt mohl! £ebt moht! ißagt auf, nur feh’n un§ nicfjt mieber. SBenn if)r tobt feib, ttnrb’3 euch fdjon reu’n. 2Icf)r bag @otte§ Barmhergigfeit! $hr feib fdjon fo gut lote tobt. $f)v feib ein tobt SD'Jäble unb ihr bleibt ein tobt Sftäble! Unb o! unb ac^ ! Sebt moht, SDorte ! Sorle, lebt mold!" @o Hingen bie Stimmen ftöhnenb unb fchtudigenb burd) ein* anber. @§ ift, al§ märe ba§ fcf)on ba§ Seicffengeläute ber ar* men, eigenfinnigen ^eiteret^ei. Balb f deinen bie Sone gu er* fterben, halb lieben fie fid) mieber gu ooEer Bfadjt, mie man oom Sturme ba§ Sctimanfen be§ fdjmargen ,guge§ halb hinter grünen Bäumen oerfchminben, halb mieber fmrtoorfommen fiebt. Surch ba§ Sßimmern ber fteinen ©loden Hingen bie felteneren unb tie* feren Bulfe ber Baltinefftn hoppelt erfd)utternb. @3 gehörte ein Söefen bagu, mie e§ bie arme ^eiteretbei — oieEeidü morgen nicht mehr befag, bie ungähltgen Umarmungen gu überftehen. 28er ber «fpeiterethei nicht mehr habhaft merben fonnte, ber ergriff bie nächfte ülnbere. 28er feine ©ingetne mehr fanb, umfchlang eine gange umfdilungene ©ruppe. @§ mar ein toahrei* Sdfeibefnäuel, eine burd) einanber gemirrte Strähne 21b* fd)ieb§garn oon Ernten, «giaubenfc^leifen, blauen SJfänteln unb auf frembe Schultern gelehnten §aubenfledchen, bie ber ©nget be§ ^ammer§, ber bleich über bem ©angen' fchmebte, mit Shränen* ftrömen übergog. Unb fo oft bie natürliche ©rfchöpfung be§ @efül)l§ ben Knäuel loderte, fo oft banb ihn bie fjurdft oor bem ^eiutmege in tiefer Sffad^t auf’§ Ifteue gufammen, bi§ enblich ein fürcfjter* tiche§ ©ebrüE oor ber Sljtir ihn fd)onung§lo§ mit ©inem fftud gerri§. Unb eine fchauerliche Stimme fpradf — o, e§ mar mie frifdie Suft für einen ©rftidenben, bag fie fprach: „3hr §err’n unb tagt euch fagem" Unb fie fcfjien auch md)t mehr fd&auertich, al§ man einmal mugte, fie gehörte bem alten Sifte§. Sie ©elegenheit einer männlichen Begleitung mugte man benutzen, unb mie fie hinter bem alten Sifte§ tjergogen unb mit ihm oon $eit gu 3eit fielen blieben, roenn er tuten mugte, ba fagte bie Baltinefftn: „9?un mög’§ geh’n, mie e§ miE. 2Bir 81 labert ba§ Unfrig' gethan. 2Bir Ijaben unfere eigene ©ad/ oer= fämttt au§ Ef)riftenlieb'. 3$ moüt' gern ma§ 2lnber’§ brum geben, menn ba3 Slnneborle oernünftig mär’. Slber einen $ranz foil fte baten auf ihren ©arg, mie noch fein arm' 3ttäbfe in Sucfenbacfj einen bat gehabt." ®ie Sifdjferin mollte beim £erau§gehen ein ^au^ert gehört haben, ba§ auf beut «fpoUunber gefeffen. „SummeS ^eug!" fagte bie £eiterethei jornig hinter ihr her. „2ßeü ihr felber Gängle feib. jjhr fennt meinen alten tuft’gen §oUunberbufch fehlest, ©ofeh jammerig ©eftnbef lägt er gar nicht auf ftch fi^en." Ser 2Äann fämpft mit bem Ungfüde. Sa§ broljenbe fuc^t er abzumehren, ba§ oorhanbene au§äng(eichen, nnb mo er ba§ niie ^eiteretbei ftetlte fidb baS Sraumbilb ber Sinnemarie nicht als ein wefenlofeS ©ebanfengefcböpf ber Sitten felbft, fon* bern in mirfticber äußerlicher ©egenwärtigfeit an bem Sette ber Sinnemarie oor, etwa »ie ber Slbergtaube fidf ©efpenfter benft. Sie meinen Srudfleden, bie auf ihrer Söange erfd)ienen, rief ber ©ebanfe beroor, baß ib^r in einem ähnlichen $atte ihre Äraft nichts »ürbe helfen tonnen, »enn fie bewegungslos unb fcbla= fenb liegen bleiben müßte. „gemachen; gudt, Sorte, war ich auf einmal in ber Kirchen." ,,„3n ber Kirchen? Unb ihr feib nicht auS bem £äuSle gefommen?" " „3nt Sraurn, Sorte" — „„SBenngteidh, aber warum feib ihr hingegangen in bie Äir= eben? fo bei üßaebt?"" „3a, ihr benft, Sorte, im Sraum, ba fann man’S machen, wie man’S will!" ,,„^abt ibr’S benn nicht gewollt?"" „3a, baran bab’ ir feib, ©orte! $n ben gainfjammer moflt if)t* morgen, fo feljr bie großen SBeiber Ifaben gebarmt, »o ifyr Diel* Iei^t bet 9?acf)t burtyS Utric^S^ots müßt? 2öo euc^ mirlüdj mas fann pafftren, ba fürdjt’t if)r eud) nicßt, unb cor einem ©raum, mo bod) mp ift, ba fürcfß’t ifyr eu$ ! ©enn wenn einer oorüber tft, fo ift er oorbei, unb bleibt nif haften baoon. ©a§ ift, mie menn man in ©ebanfen ma§ tlfut, ober e§ toirb einem ma§ ge* tlfan." „ „SBenngteicf)!"" fagte bie £eiteretf)ei. „„Unb menn’S mie bloß in ©ebanfen mär', gefallen tritt icf) mir einmal nip faßen. SSon $ürcf)ten übrigens ift ba fein’ ßteb’. iRu gefft iffr ’nauf unb fcfyfaft mofyf, unb fo ift’S unb nu ift’S fertig.'"' „@ie läßt ßcif einmal nic^t ab^aften," §atte bie Innemarie gefagt, inbem fte mit ferneren $üßen ifyr ©tübcfyen erßtegen. ©ie f)atte i^rert ©fjränen unb Klagen freien Sauf gefaffen, moju fie in ber ^etteret^ei ©abeifeitt ben SJtutf) nid)t gehabt, ttbet ba^roifd^en fyatte fte immer mieber einmaf ifjren grauen Äopf ge* fcfjüttelt unb gefagt: ,,©od) furioS, bocfy furioS! ©o ßat bocfj fjeb’S fein rnunb Sfede, unb fäffS nod) fo gefuttb auS." 2ßir miffen nun, marum bie §eiteretf)ei nicf)t fct)fafen mottte. ©ie alte 2Ingft oor ben ©räumen roar ifyr mieber gefomnten. Slber menn fie aucfy machte, nichts befto mettiger fyatte fie bie ganje sJkd)t fßnburd) mit 2)tßrbern, fJiäubent, ©efpenftern unb ©raumbifbern ju fämpfen. Unb immer reichte if}re 3?raft nicfjt auS; fie mußte fyüfßoS fdflumtnernb ficfj 2fffeS gefallen faßen, ober fie tief unb fatn nidß oont ®ie gfaubte nießt ju träumen, meit fie jeben Sfugenbficf fitt) fagte: icß bin macf), unb tjiett fict) gitm erften ÜJtaf in ifyrent Seben für franf. ©enn aucf) ber fafte ©cfymeiß, ber fie überftrömte, mar ifyr etmaS $rembeS. ©aS affe§ madfte baS fonß fo ftarfe üftäbcßen fo ffeinmütfjig, baß fte fcßon, ol^ne eS fidf ju gefielen, auf 2$ormänbe fann, bie 85 ißr SDaßeimbleiben cont ,gainhammer oor iEjr felbft rechtfertigen fönten. 2I1§ ber erfte ©traßl ber aufgehenben ©onne bett fleinen ^erbrochenen (Spiegel traf an ber SBanb, ba litt fte’S nic£)t mehr int 33ette. erfter @cwg war regelmäßig an ben nahen 23act), mo fte ©eficßt, 2lrme unb -fladen mufch. SBie fie bie ©hür öff= nen miH, fällt ihr ein: trenn ber §oIber§»3ri§ jefct braußen lauerte? iflod) ift fein 2flenfd) fonft in ber ffläße. ®a fchfug ihr bie ©lutß ber ©chant in’§ ©eficßt, unb gornig ftieß fie bie ©hü* gemattfam auf. herein brang bie frifdje 9florgenluft unb umbrang unb burdp quoll fie mit ihren fühlen 2Bogen. ®a mar mit (Sin§ bie gange ■flacht mit ihren ©efpenftern hinter ihr »erfunfen unb fie mieber bie Reiter ethei. ®a§ erfrifchte 23Iut floß mieber im alten, ruhig fräftigen Jaft burcß bie gefunben ülbern. Unb al§ fie mit bem leeren ©cßiebfarren ben 2Beg burcß ba§ thauige @ra§ nach ber ©traße hinabfußr, ba lachten bie braunen 2lugen mieber mit bem blauen .fpimmel um bie SBette. 2£enn jefct gm ei §olber§=^ri^e hinter ben Söeiben h^öor= raufdtten, e§ märe ißr um fo lieber gemefen. (S§ brängte fie gerabegu, mit ^emanbem angubinben unb aller 2öelt gu geigen, fie bebürfe feine§ ©cßul§e§ unb brauche ben ©tärfften nicht gu fürchten. Unb bod) erinnerte fie ficf) recht gut, ba§ Sie§le hatte ge= meint. (S§ fmtte mit ungemoßnter ^eftigfeit bie Pflegemutter nicht oon ficß taffen motten, ma§ e§ fonft nie getßan. £>ie alte 2lnnemarie hatte ba§ al§ ein böfe§ SSorgeicßen gebeutet unb in be§ äfläbcßen§ frifcß abmeifenber Slntmort nad) ißrer 2Beife einen ffreoel gefeßen. 3)ie .peiteretßei mußte über bie 2llte lacßen. SDiefer mar ba§ 23ebenflicßfte bei ber ©acße gemefen, baß bie tpeiteretßei ben gutmeinenben großen SBeibern nicht gefolgt. (Sine folcße ©ünbe fonnte nicht unbeftraft bleiben, hatte fie gemeint, unb menn mit 86 bern SSege nach bent Qainhammer auch auf ber ganzen SBelt fein meitereS Söagnijf oerbunben geliefert märe. 23iS nach bern Qainhammer fah bte «gjeiteret^ei bie fjaube bet 33attineffin öon einem £>Ijr gunt anberen [c^meben. Qm madffenben Uebermuth agirte fie bem füllen Söatbe bte gange 3lb= fdfiebSfcene »or unb ftimmte in baS ©etächter eine» ihr etwa 23e= gegnenben mit auSgetaffener Suftigfeit ein. 3)ie gange ©efdfichte non bem mitben £otber unb feinem Stuftauern fam ihr in ber nüchternen SDtorgentuft mie ein buntmeS, brofligeS fDtärdfen oor. ©S fam, mie bie SBarnerinnen geahnt batten. 3)ie Sanne ftanb fcffDn tief, atS bie .fpeiterethei mit ihrer Saft ben Qaim bammer üertiefj. @f)e UtrichShotg erreichte, begann eS gu bämmern. Obenbrein gogen oon allen ©eiten am cpimmet ©e- roittermotfen auf. ®ie ©djmüte mud^S mit bem Slbenb, ftatt abgunehmen. Qm UtrichShotge ^am uocf) ber ®uft fynhü’ ber Dün ben bürren Qidftennabetn auf bem SBege mie heißer ©taub emporftieg. Unb fein Süftdfen! ©§ ttar nicht, atS fchtummerte bie Statur, fonbern atS tage fte im ©tarrframpf unb fäbe, mie bie fdfmargen SBotfen atS Seichenmänner fcffon Slnftatten machten, fie lebenbig gu begraben, unb fie ränge »ergebend nach einem §ütferuf nach einer 33e= megung. S)ie Saft ber ^eiterethei mar heute eine roeit geringere, als am ©age beS ©rünber ÜDtarfteS, unb hoch fdfien fie ihr boppett fo ferner. 2ßie fehnt man fich auf fotchem SBege nach bem Slnbücf eines Sebenben! ©S ift, als bebürfte man eines thatfächlichen 23emeifeS, bie SBett fei nicht auSgeftorben. Unb ein einfaches „©rüjf ©ott" ober „®anf fchön" berührt bie fchmachtenbe ©eete mit fühtem Qinger unb oerboppett bie fRüftigfeit ber ©chritte. 2Bie anberS mirb eS aber auch gefprochen, als am ©age unb mitten unter bem tauten ©etreibe ber SJtenfchen! ©chon brei SUertetftunben mochte fte im £>otge fahren, unb noch mar feine ©eete ihr begegnet. Sin ben hnuabgegangenen 87 ÜEag mahnte nur nod) ein teifer oioletter ©chein, ber E)ier unb ba immer feltener nnb flüchtiger an einem göhrenftamm hinjitterte, tote eine oerlorene ©timmung au8 ber Vergangenheit, bie ner* gebend (Erinnerung jn »erben ftrebt. Unb auch biefer oerfd)toanb, nnb bie 9?acht begann ihr Sßeben, ihren geheimniffoollen §au§= halt in bem füllen Söalbe. 2Bie oerhaltener ülthent fäufelte e§, fegt faum hörbar, fegt anfchtoeüenb unb plögtid) toie oor ©cf)reden oerftummenb, bem 9)?äbchen entgegen. 2Bie heimft$e dritte rafcfjelte e§ erft fern, bann immer näher unb ptoglich ftiöftehenb, hinter ihr brein, al§ tootlte e§ fte loden, fich umjufehen. $egt fc£)teift ettoaS burch bie 23üfd)e. £)ort ift’8, too ber fahle ©d)immer oorübergleitet toie ein (Erbleichen über bie Vßange ber 91acf)t, faum jtoanjig ©dritte »eit non ber fpeiterethei. ®ort fchleift ed, al§ joge (Einer einen fd)»eren Körper in bie 23üfd)e fid) nad), unb verbogenen 3®eige fchneüten hinter igm hör* bar in ihren natürlichen ©tanb jurüd. ®er ©chimnter lommt näher; er oerf^toinbet unb toie aud ber (Erbe getoachfen ober plöglid) aud ber Suft oerbid)tet, wirb bafür ettoad fic^tbar toie Umriffe einer ungeheuren, abenteuerlichen ©eftalt. Slber ed ift fein ©chrecfbitb, fein ©efpenft, »ad ba ficfjtbar toirb. „©Uten 3Ibenb allein/' fagte eine grauenftimme. ©ie fommt oon einer Väuerin, bie einen Darren $ief)t. Unb nun toirb bie fpeiterethei gemahr: »ad erft oon fern ein bloffer ©chimnter unb, näher fommenb, ein ©chrecfbilb fehlen, bad finb mehrere grofce Vünbel oon »eiffem Such, bie ^oef) empor ragen über ben 9tanb bed $arren§. „„©chönen £>anf,"" entgegnete bie fpeiteretfjei unb richtete fid) unmillfürlich höher auf- Qn bem Slugenblide fpalten fich auch öie 9fabenflügel bed ©etoitterd am fpimmel, unb mit einer 2lrt ©roft bemerft man, ber Üttonb utüffe auf gegangen fein, fteefe er auch noch tief in SBolfen. SBenn er nur erft heraudfommt! ©8 ift Vottmonb, unb ber 88 Sofftnonb lägt fein ©etüitter auffommen unb aucf) anbere§ ©dffim^ me§ nidjt. UntniHfürlid) ffaften Seibe unb laffen bie Darren nieber; Seibe tDifd)en fid) ben ©c£)trei§ non ben ©firnen, unb bie Säuerin fagt: „3f)r müfjt e§ fein." ©ie .fpeiteretlfei tounbert fid), trer fte fein foU. „$a, if)r feib grofj unb ftarf, unb Dorf)in fdfon, roie if;r auf nticf) gugefommen feib, f)ab’ id)’§ an bem Dürren gehört, if)r ifabt @ifen gefaben. 3f)r feib’§! S^acf) eud) f)at er gefragt — " „„©efragt? 9Zad) mir? ÜDiod)!’ id) toiffen, mer!"“ „Db i-fjr mir fdjon begegnet mär’t? 2lber, ©ott fei ©anf, ifjr toart’g nod) nicf)t. Unb trenn if»r’§ fd)on toar’t, nein! bem fjätt’ id)’§ nid)t gefagt. ©em nid)t! Unb f)ätf id) nid)t bie 2lyt ge¬ fehlt, roie fie I;at geblinft! ©r f)at fie mit ber 3ade gugebecft, icf) fjab’ fie nicf)t füllen fefjen, aber fie mar gu groß; id) I)ab’ fie bod) gefeffn." ©ie ^eiteret^ei toeiff immer nod) nicf)t red)t — aber ein ©djauber über ben anberen riefelte ifjr am Sfüdgrat f)inab. „^Jiidjt meif id) mid) fürd)t’,* fagte fie erffärenb §u fid) felber; „fonbern, baß ein fUfenfd) fo ma§ füll f'önnen Dorljaben." „Sa, id) tüiU’S eud) nur üerjäfifen," begann bie Säuetin mieber unb fe(3te ficE) auf ifjren Darren aroifdjen bie Sünbef hinein. „©ine gange ©fodenftunb’ bjab’ id) fc£)on nip 5fnber’§ in ©ebanfen gehabt, af§: äBenn id) fte nur füllt’ fpred)en! 2öenu id) if)r bod) nur füllt’ begegnen! deinen gangen Darren roetf id) ba, f)ab’ id) gebad)t, er ift nidjt euer Sruber, mie er f)at ge= fagt. SIber marum fragt itjx benn? f)ab’ id) gefagt. O, ba f)ab’ id) tcof)I gcnterft, mie oerfegen er gemefen ift. ©§ märr nidjt fieser ba im Ufrid)§E)oIg, I)at er gefagt. Sa, fjab’ id) gebadjt, ba§ mein’ id) felber. Unb menn id) eud) begegnen tf)ät’, füllt’ id) nidjt tf)un, al§ Ejätt’ er nad) eud) gefragt. 3a, I)ab’ id) gebad)t, ba§ mein’ icf) mieber. Unb meif id) fjab’ »Dollen teiffen, teer er ift, ba E;at er getf)an, af§ fjort’ er’§ nid)t. Unb meit er fo getfjau I)at, ba finb ?eut’ gefommen, unb ba§ finb £cut’ au§ ber ©tabt getoefen. 3d) I)ab’ il)tn in’3 ©efid)t tüütfen fetjen, ba ift er fort getoefen. ©ie Seut’ au§ ber ©tabt fjaben 89 aber gleich gefagt: 2Benn ba§ bie £eiteretbei mufft’! Unb memt t^r begegnen t^ät% fo foCtt’ idj’s U)r um ©otte§miüen fagen.. Unb n?eit id) bcnf, baff ifjr bie £eiteretbei feib, fo fe^rt lieber mieber um, al§ baff Ufr bem in bie £änbe lauft. 2lber id) babr nod) »eit. SBenn itjr mit mottt, fo fommt." Samit nat>m fie ihren Darren mieber auf unb fuEjr iljreg- 2Bege§ meiter. SBo^t möglich, bie ^eiteretfiei ^ätte it)ren 9iatl) befolgt, äugte fie fid) md)t gefaunt oou if)r. 2lber bie Bäuerin follte- ergäben tonnen, bie §eiteret^ei tjabe fid) oor JJemanb gefürstet,, fei oor Semanb geflogen? Stein! Ser SJc'enfd) mar groß unb ftarf, unb mer meijf, oieHeidjt and) nicfjt allein. — „Unb menn’§ gmei §otber§=gri§e mären," fagte bie |>eite= ret^ei gum SBatbe, marf bie Siggen auf, baff ber 28alb t;atte gro^e Srudfleden auf ihren SBangen fet>en müffen, mar e§ Sag,, unb nidte noch oben breiit mit bem Äogfe: „3d) furcht’ mid) oor gmei fotzen nicht. SBegen oier fold&er lehr’ id) nid)t um. Unb fo ift’§, unb nu ift’g fertig." Ser SBalb gitterte oor Sermunberung ober oor ©d)auber an feinen grünen ©liebem. 2tber faum nad) gmangig Schritten hielt bie |jeiterett)ei un- miUfürtid; an. ©ie I;örte, aud) bie Säuerin blieb fielen, mat)r= fcbeinlid), meit fie meinte, bie §eiteret§ei habe fid) anber§ befon- neu nnb trerbe it)r nac^fommen. „3a, t)ätt’ idj’g gleidj gett)an," fagte bie ^eiteret^ei; „aber nun id) gefagt I)ab’, id) tt)u’§ nid)t? Unb fjinter ber brein, mie ein ftein’ Ä'inb t)inter feiner SJtutter?“ — Unb nod) et>e fie fidg fetber geantmortet hatte, mar fie fdjon raieber im ©d)ritt unb t)örie aud) bie Säuerin it;re§ 2ßege§ meiterfal)ren. ©ie tarn auch gar nicht gur Stntmort. ©o glöglid) fiel il;r ein, baff ber ©runb, in ben fie nun einbiegen muffe , ber Slutgrurtb be*£e- $um erften üD?at oertiefte fie fid) in bie Sebeutung be§ 2öorte§, ba§ fie fo oft unb ftet§ gebanfenlos? au§gefgrod)en unb ebenfo ot)ue ©ebanfen barüber au§fgred)en gehört. Unb mie ber Stame,. tarn ibr auf einmal bie gange ©egenb mie eine anbere, milbfrembe- 90 öor, ber man eg anfähe, bafj {jter etma§ ©djrecflicheB gefdjehen mar ober noch gefächen füllte. „®umme§ ,3eug!" fagte fie enblicffgontig gu ihren ©eban= Jen. „3)a§ mär’, at§ menn ich mich fürstete." Unb im ©egen= tfyeil hatte fie nun erft recht Sufi, in ben*23lutgrunb eingubiegen; obfdjon ihr einfiel, alle Seute fagten, ber 2Beg burch ben Süffel gelje gar nicpt Diel, ober eigentlich gar nicht um; er fei Diel ebener unb breiter al§ ber Slutgrunb; nicht jeben Slugenblicf bleibe man bort in Sauntmurgeln ftecfen, mie hier- „fürchten tpu’ ich mich nicht, ©oll ich be§b)atb jeben Slugenblicf in Saummurgetn ftecfen bleiben, meil ©in§ benfen fönnt’, e§ mär’ au§ ^urdjt, menn idj’§ nicht tlju’? Unb mo’§ nicht einmal Sentanb fieht!" @o bumnt mollte hoch bie §eiterethet ftch felber nicht Dor= fommen, mollte fie ftdj’S auch ntdht geftehen, mie Diel leichter e§ il)r mar, al§ fie ben ©ingang gunt Slutgrunbe eine gute ©trecfe hinter ftch hatte. ©nbticl) nahm ba§ |>olg ein ©nbe. ©ie mar nicht mehr meit Dom Seinfelbe ihrer Safe. Unb nun Derflachte ftch auch ba§ ©ernötf Dor bem DWonbe gufehenb§. Dlur noch ein menig bünner bie breiecfige StBolfe ba, unb fie fonnte burch bie ©rlen unb SBeiben am Sache ben Ättopf Dom Sucfenbacper Shurnte fnnfeln fehlen. Unb ber Sach, ^er neben ihrem SBege hingli^erte unb etma§ meiter hin ihn burchfdjnitt, mar ja ber ^ehntba^, berfetbe, ber baheim an ihrem £äu§d)en Dorbeiflofj, berfelbe, in bem fie alle ÜDlorgen ftch mufdj, barin fte ftch gebabet in fo mancher mar* men -Wacht. ©ennocf) überriefelte fte Don Dienern ein ©chauber, at§ gang nahe bei ihr ein leife§ „iß ft" ftch hören lief. „fyahrt ben breiten 2Beg, ©orte, ben über bie ^errnmüht’,*' flüfterte eine ©timme, „unb macht, bajj er euch nicht anfichtig mirb." 2öer fpricht? unb mo? unb mer foü ihrer nicht anfichtig merben? unb mo ift er? ©in blaffet ©eftchtdjen taucht’ neben ihr auf au§ bem bun= 91 lein ©ebüfd). ©a§ flehte, lahme 2BaIfmüßer§ * ©rette ift bie SBarnerin. ©ie ftöfjt bte Ärüde in ben meidien Soben feft ein unb ftrecft fict), mit biefer ftch ftü^enb, auf ihrem gefunben Seine, fo ^ocf) fie fann. 9Rit bem mageren 2lermd)en geigt fie nach bort, mo ber Sach quer über ben 2Beg läuft. „©ort, auf bem Ulrid^fteg, bort ftef)t er unb lauert fd)on eine ©tunb’ lang. ÜDZadjt gefchminb fort, fonft mirb er euch noch gewahr!" (Sin flüchtiger Süd be§ 9)Zonbe§ burdj eine Süde im leic^= teren ©emölf ftreifte je^t bienftfertig ben ©teg unb bie bunfle ©eftalt, bie barauf ftet>t. ©§ ift, al§ motte auch ber ÜDionb ba§ ©d£)recfli(i)e nicht gefchetjen taffen. 3m nädfften üütgenblid ift’§ toieber fo bunfel bort, al§ oorher; aber fie fieht ihn noch, her auf bem ©tege fleht : unb mär’§ gang DZacht, fie mürbe ihn noch fehen. ©inen ©umult ber entgegengefeljteften ©efühte mühlt ber Slnblid au§ ihrem tiefften §ergen auf; bagmifchen guden mie Sü£e fieberhafte ©ebanfen burch einanber hin. „Stlfo ift’§ hoch? üllfo bod; lauert er mir auf? Unb ma§ hab’ ich ihm getljan ? SBarum gerab’ er?" Sttte bie SBarnungen, ©räume unb Sorjeichen, aße © f'e müftü *hm begegnen, ©a fdjlägt ihr bie ©cham mie eine flamme in’§ ©eficht. ©ie hört feinen, be§ ©chmiebe§ unb be§ 2Beber§ ©elächter unb ©pott fchon in ©ebanfen. Unmißfürlich t^ut fie einige ©chritte meiter 92 bem Verfolger entgegen, lieber bie 2Jfünbung beg anberen 2Be= ge§ einmal fpnaug, fann (ie nid}t mehr gurüd. ©ag mürbe ben ©pott erft gemifj machen. 21ber ift’g nicht beffer, jlerben, menn’g [ein mufj, benn leben, ber nimmer enbenben furcht unb ©efbftoerachtung “ißreig gegeben? ober brinnen in ber ©tube bem §ungertob bod) eine gemiffe 58eute? ©ettn bte äöarner bringen tRath baf}in, aber fein 33rob. — 2lfg ob man fterben tnüfjte! afg ob auggemacht märe, ber .fpofberg^rifj [ei [tärfer afg [ie! Unb menn er’g märe! Unb tro£ [einem Seif! Wafyt fie if?m bicf)t am 23ad)e fpnfahrenb, oon ben ©rfen rerftedt, fann er [ie nid)t [elfen, bag 33eil nidjt heben, big [ie an if)tn ift. 3nt mei= d)en ©rafe rollt ber Darren nicf)t, flirrt bag ©ifen nid)t. ©o mit bem S3ortf)eife beg ungeahnten 2fngri[[g, mit ihrer gangen Äraft, burcf) 23ergmeif(ung beg Stugenbtidg oerbreifacfit, ©ebanfe unb 2(ngfithrung (Sing ! ©a müßt’ eg bod} - 3a, unb eg ge^t auch nicht mit Unrechten ©ingen gu. ©er Serfofger liegt im ißacfje, unb bte £eiteretf}ei i[t [d)on meit über ben ©teg fRnaug, e£}e eg if>r gelingt, ben Darren unb fid} [efber anguf)aften. 2Bir ntüf[en nun einen [Rüdbftd au[ bag ©reiben beg mit= ben grifc merfen [eit bem ©rünber «Dtorft, um gu erfahren, ob er fein traurigeg ©djidfal oerbient hat, unb ob er’g um bie <£)eiterethei oerbient hat, burd} mefche eg ihm gemorben. 2öir folgen bem färmenben Raufen [einer Äameraben unb bem §otberg=5rig fefbft oont §ohfmege oor ber ©tabt, mo mir, nach bem ^anf über ben Darren hinüber, [ie [ich fefbft über* faffen, nad} „ber ©chmane." 91idht meit oou unferetn 2Iu§ganggpuuft flingt ung fd)on SfJt'u [if entgegen, ^umeifcn mirb biefe oon bem ©efchrei oiefer burdfeinanber ganfettben ©timmen übertönt. ©ann macht ein luftiger 3uchhe--91uf ^rieben, ber aber nidjt oon tanger ©auer ift. ©er 2lbamg*£ieb fd)üttelte [ich 13C'r Suft beinahe aug [einen 93 Kleibern heraus, bie eben fo tote [ein gewöhnliches altltugeä 2Be= fen auf ben Zuwachs beregnet [dienen. „©ie ftnb fchon über- einanbev. Wla&f ju, $rig! 2Bir fommen gerabe recht." „ttlber tote btffc bu nur heint?" unterbrach er fidh felber. mein’, bu haft beine Ohren bet beinen ©ebanfen fteden, unb bie finb, toer toeifj, wo. ©en ganzen Sag fd;on weijj man nicht mel)r, toie man mit bir bran ift." ©er 3di£ fc^toieg unb bejahte baburch, ohne eS ju wiffen. 91un biegen mir um eine Strafjenede. ©aS .pauS, baS unS gegenüberliegt unb auS allen genftern lichte Scheine auf baS ttaffe ^ßflafter toirft, über toeldjeS umfd)Iungene Schattengeftalten, [ich lautlos brehenb, hinweggufchen, ift „bie Schwarte". „grig!" fc^rie ein Slnberer, „bu toirft hoch nicht tn baS ©eichte laufen?" 2ln einem §aufe hin betonte fidh gemächlich unb ungehinbert eine 2lrt ißfuhl, bicht üün fdjroimmenben 23runnenröhren bebedt, bie enttoeber ben ipineingerathenben oor bem Unterftnfen ober fidh felber oor bem SBerledh^en bewahren füllten, ©aoon ftieg eine SBerbinbung oon Rauchern unb faulem (polgbuft auf, welche bie äBarnung beS Äanteraben hätte entbehrlich machen foden. SBenig Schritte noch unb fte finb, in bie SCIjorfahrt einge- treten, an ber SöirthSftubcnthür „ber Schwane." „©eg’n wir nicht gleich ’nauf in ben Saal?" fragte ber 3lbamS=Sieb halb »errounbert, hfltt ärgerlich, als ber $rig bie ©hür öffnete, „jja, bu toiUft erft einmal trinfen," beruhigte er (ich jettet. Unb fo toat’S. ©ie ä'ameraben intontrten baS claffifc^e Sieb: „23ier h er, 33ier her, ober ich fall' um." Sie meinten, nur fcgned im ©urdjgehen einen ©runf gu nehmen; aber auch tarin erregte ber $rig toieberum ihren 2lerger unb ihre S3ertounberung zugleich, bafj er (ich fegte, unb jwar mit einer ©ntfdjiebenheit, als wolle n auf ben ©ifcf geftetlten ©etränfe fleißiger gugufprectjen, als ein bloß menfcflidjer ©urft recftfertigen fonnte. „@r ift nocf auf bie £eiteretfei wilb," fagte ein Slnberer. ,,„®er mirb er’S fdfon geigen,"" meinte ber 2IbamS* Sieb. „(,2lber baf; bu ben Särrn oben fannft fören unb madjft nicfjt mit, gri§, baS mei§ icf nicft, mo icf’S fintfun fod. ©u bift bod) immer ein $erl gemeft. ©cfon in ber ©dfjul’, fagen fie, bift bu ber ©efdfeibt’ft, aber audf ber 2ldermilb’ft gemeft. Unb fo faft bu’S fernacfen fortgemadjt in ber Sefr’ beim äfteifter ©dframm, unb fernacfen, mie bu dfteifter bift gemeft, erft recft. 9ia, ber mag gefc^üttelt faben!" „®ett," fragte ein SInberer, „mit bem 99?orgenfd)mieb bift bu in bie ©dful’ gangen? .jpernadjen ift ber $afperS = 2InbreS bein Äamerab gemeft. Unb nadf biefem ber ©udffdfeerer in ber SBeibengafj’." „,,©a§ finb 2IdeS alte ißfitifter geworben,"" lacfte ber 2IbamS=Sieb. „„Unb bein letzter »or uns, ber ©df leiermüder, ber tfut aucf fcfon, als wenn er ben alten ©djloftfurm auf- feinen Firmen f)ätt’ getragen, wie ber nodf ein Söidelfinb ift ge= weft. Unb ift fein fünf ^afre älter wie icf. ©ie faben fid> 2fße oor ben Seuten gefürcft’t, unb maS bie fagen. ©u bift gang ad ein frifdj unb jung geblieben. ©u bift bodj ein ganger $erl. ©u rnacfft bir aus allen Seuten nij-, unb fo mujj ein rechter SWann fein. 2tber nun gef’ gu, baf mir ’nauf fommen in ben ©aal. ©en mufjt bu feint nocf räumen; baS fag’ icf bir. 2Benn bu nocf lang’ macfft, gef' icf erft^einmat adein. $cf muß menigftenS erft fefen, maS eS gibt."" Unb baS tfat ber 2lbamS=£ieb. Unterbef beginnt ber £olberS=gri& adeS dftöglicfe, in baS alte SBilbtfun fineingufommen. 3Iber eS gelingt ifm nicft. SBilb unb tod ift er genug, aber auf anbere SBeife als er eS fein möcfte. ©r ift tod auf bie £eiteretfei, baf fie feinen 9te* 95 fpeft üor i$m hat; unb baß er fich gefteEjen muß, fie Ejabe 9?ecf)t baran, ba§ mad)t ihn noch mitber auf fie. ©o beutlid) ift’§ ihm noch nie geworben, baß ber rechte fRefpeft nic^t burct) bie $raft feiner gemattigen Sürme unb fein gemot)nte§ 2Bitbtt)un 511 ergmim gen ift. ©arum ift er toll auf biefeS SBitbthun felber, ba« ihm nun mie ba§ ©reiben bummer jungen oorfommt. ©eit er im Süngting ftecfen geblieben, unb ©efddedjt um ©efdftecht an ihm Darüber in bie fReiljen ber äRänner gerüdt, hatte e§ an ©etbftoormürfen unb inneren Mahnungen niä)t ge* fe§lt. ©ie maren immer häufiger unb bringenber gemorben; auf ber anberen ©eite Ejatte aber aud) bie ©emohnheit ba§ atte ©e* leife immer mehr au§getieft. ^e nötiger e§ erfdjien, au§ biefem herauSgufommen , um fo fernerer erfd)ien e§ auch. ©ine fotdie 5lnmanbtung E^atte iE>n heute Dom 23efud)e be§ ©rünber 2Rarfte§ abge^alten, bie atte ©emohnljeit raber »ieberum ben Äameraben in bie pänbe geführt. ©r fagte ficf) nun: „^df ^ab’ anber§ motten merben unb mär’§ gemorben, aber nun bie ^eiteret^ei benfen müßt’, id> t^u’§, meit fie’§ fjat gemottt, nun get)t’§ nicE)t!" ©a§ mitt er ficE) aufreben, eben meit er füljtt, baß bie äußere Anregung burcf> fie nottjmenbig mar, baß biefe erft feinen ©totg gegen feine $ame* raben aufrufen müffen, um iE;n Io§gulöfen au§ ben feftt>attenben Ernten ber ©emohnheit. %d) t)ab’ mehr fo bumme ©ebanfen gehabt," fagte er gu fich fetbft, „aber ich E?ab’ fie nicht taffen auftommen. §ernad)en bin ich noch mitber gemeft, bi§ id) fie Io§ morben bin." Unb ba§ mitt er eben mieber, aber e§ gelingt ihm nid)t mehr. ©er alte $auber ift gebroden, ©in neuer gmingt it)m ben @efid)t§punft ber ^eiteret^ei unentrinnbar auf. ©r fieljt fich um. „2ßenn bod) einer fäm’ unb ma§ thät’, baß ich mitb merben müßt’, ich möcßt’ motten ober nicht!" bentt er. @r tritt fidj fetber auf ben fjuß, er fährt atte Slugenbtide gaufenb mit ber §anb burch fein -paar, meif§ ihm fein Inberer gu ©efatten t^un mitt. ©r trinft immer Saftiger unb mirb nur immer nüchterner baoon. 96 liefst fant ber 2Ibam§=£ieb mieber unb jubelte. „®ie ^au'n ftd) ba üben unb miffen nicht, marunt! ©o ein ©pajj ift nod) xiic£)t gemeft. ®a finb leine gmei garten, bie’§ auf einanber hat- ten, fonbern Seber fjaut, ma§ ihm »or bie ffauft fommt.* Unb gleich hinter bem 2Ibam§ * Sieb her fam ein $ immer - •gefeite mie au§ einer Kanone in bie 2ßirth§ftube hereingefchoffen. Slug eig’ner SDiadjt, ohne frembe DZachhütfe, hätte er nimmermehr fo fdjneU h^reinfahren fönnen. ©obalb er ba§ ©leichgemidjt miebergefunben, fah er ft cf) herau§forbernb um unb festen bie 2lnmefenben für bie Ijülfreichen ©elfter angufeljen, beren Seiftanb tljn hereinbeförbert. „9?ur her/' fchrie elV »tnenn ihr ba§ fjjerg ha^/ ihr i'umpenpad!" ®er 2lbam§ = Sieb unb bie übrigen $ameraben ^ogen ftc^ hinter bie mächtige ©eftalt be§ ^olber§ = gri^ gurüd. ©er SlbamS = Sieb bemieä bem fpolberS = ffritj, er bürfe eine fotd)e •fperan§forberung nid)t abmeifen um feines? 9?amen§ mitlen. ©r begriff ben fpolbers^ffrifj nicht mehr. Unterbefj rnaren bem mibermiKigen ©inbringling mehre ge* folgt. ®er |jo£ber§ < $ri§ hörte bad „§e^! he§!" ber fpeiterethei mieber in feinen Dljren. ©r fah, »nie ber Slbams^Sieb unb feine übrigen Äanxeraben fid; guminften. ®a§ hatte er I?unbert 2)ial gefehen, aber halb au§ ©utmüthigfeit, halb aus? SSebürfnifj ihrer ©efeUfchaft nicht gerügt, ©aburd) toaren fte fidjer gemorben. 3e£t fam ihm ber ^orn. ©r begriff, fie legten ihm feine ©ut= mütljigfeit für ©infalt au§. Unb mer meifj, ma§ gefchehen märe, .fiel’ ihm nicht ein: „®a§ mär’s? ja, ma§ bie §eiterethei hat haben motlen!" ®ie gange ©labt nnb fte felber müfjte glauben, er folge ihr, mie ein gefc^oltener ©chulbube feinem Seljrer. „©reif' nur einer ben ^poIberS = fyri^ an," fdjrie inbefj ber 2Ibant§=Sieb hinter bem fpolberä = jfriij heruor, „menn er ba§ fperg hat!" ©r erreichte feine 2lbftd)t, benn bie ©ittgebrnngenen famen •auf ben fjjolbcrS^rilj lo§, ber noch immer an fidj fpornte. Sie 97 Äattteraben liefen beit ©itjenben unb gelten fid) bie ©hür frei. ®er gtterft §ereingefchoffene machte mit ber regten fyauft eine feineSwegS gweibeutige Sewegung nad) bem Äopfe bes §olber§* pig. ©a fuhr biefer empor. @ine «eine Söeile fc^ien bie 2Birtb§|tube in eine SBalfmütde oermanbelt. ©a§ ging flipp, Happ! Salb Derengte, batb erweiterte fid) ber Knäuel, bi§ er auSeinanbcr flog unb ftücfweife burd) bie ©hür üerfcbwanb. ©er twlberS*^ war SldeS, wa§ baoon übrig blieb. SBunberbarer 2Beife ^atte er in ben Zimmerern eigentlich auf feine Äameraben loSgefchlagen. 2Benigften§ war e§ erft nur ber -30rn über btefe gewefen, ben er an jenen auslief. Slber ber $ampf gebiert einen neuen fjorn au§ fid;, wie ein ©ewitter einen heftigeren ©türm au§ ftd) entwidelt, als ber eS gufammengeblafen. @§ wäre ferner gu fagen, auf wen ber $ri§ eigentlich gor* nig war. @r mar’S auf bie fpeiterethei, auf bie Äameraben, auf bie ßimmergefeden, auf bie gange ©tabt, auf fid) felber; er war gornig auf baS alte Seben, baS il;it anefette, aber auch auf baS neue, weld)eS er beginnen muffte, WQdte er jenes taffen. @r fdjämte fiel] oor fid) unb ader SBelt, gu bteiben, wie er war; aber er fd)ämte fid) auch oor fid) unb aller SBett, anberS gu »erben. ©S war .wieberum mehr ber ©rang, fid) burd) bie Se* täubung beS Kampfes oon adern bem wenigftenS auf Slugenbtide gu befreien, waS it;n l)inauftrieb in ben ©aal, ber bereits ben Slnblid' eines ©d)lad)tfelbeS bot. $a§ war ein wilbeS, bunteS ©ttrdjeinanber, baS fid), in einen ©dreier oon ©taub unb ©abafSraud) »erftrieft , hin* unb herwälgte. ©a fal) man, waS man nie gefehen. ©a waren Seine, bie wie Sinne in ber Suft herumgriffen, Sinne, bie wie Seine auf bem Soben umhertiefen, bagwifdjeu $öpfe, bie ben 9Jfunb oben, unb attbere, bie il;n unten Ratten, ntenfcfjlicfje Rümpfe in aden ©tedungen, bie nur möglich. ©BeldjeS fterbtidje Sluge hätte beftiminen mögen, waS gufammen gehörte? 9Jiit über* rafdjenber Sehenbigfeit taugten ©tubjlbeine bagwifd)en unb flogen Sierfrüge in aden 3?id)tungen wie aufgcfdjeudjte Sögel barüber Otto Subnng’S SEBe’.!e. III . 7 98 bin. SBunberbar mar bie gegenfettige SInjiebunggfraft oon köpfen unb Sänften, bie ^itt^uli^feit, roomit gange £aarbüfc|el fid) um frentbe Singer [erlangen, bie 2(u§bauer, mit melier ge- frümmte Singerfnöcbet anpoc^enb unterfudjten, ob unter einem ©d)äbet nicht i£)ier ober ba eine tjo^le «Stelle fid) fxnbe, ober ma§ eine menfdt)lidE)e Utafe eigentlich au§gubatten im Staube fei. Sie SDlufifanten batten ber 23erfud)ung nid)t miberfleben tonnen, auf bem Drd)efter alf bie $unftfertigfeiten, bie fie unten im Saale üben fabelt, nad)guat)men. Trompete unb -ßofaune, (Klarinette unb ©eige mottten ficb oon btojjen Stuhlbeinen nicht befd)ämen taffen, lieber ÜÖlanget an 2J?uftf babei gu Hagen, märe feinem menfdE)Iid)en ©eijör eingefallen. ©ber föar ber SDiufif gu oiel. Sür bie menigen Snftrmnente, bie unter bie Stuhlbeine gingen, toarb jebe§ Stuhlbein gu einem muftfatifeber. Snftrumente. Sag gange ©etümmet »ar ein großes , faufenbe§ unb qntefenbes? §adbrett, ba§ ficf> felber mit Stuhlbeinen fdjlug. SIu§ bem ©ernoge ber fämpfenben Scanner ragten Tifdje unb 33änfc, mie bie testen iöergfptfcen au§ ben fteigenben Söaffern ber Sünbftutl). 3luf biefe batten bie Töd)ter ber liefen fid} ge- ftü^tet. 9Wit ©ntfegen fahen fie, mie bie Äöpfe ihrer Tanger, bineingeriffen in bie braufenben äßeöen, oergebticb ftch emporgm beben rangen; gumeiten fpütte eine 2£oge bie Sdbreienben oon ber Klippe herab unb gog, bie Scheitet mit ben ©emänbern ber Stürgenben gefrönt, fie breljenb in ben Strubel hinein. 2tber mie bie Strebe 9toab, fyod) über Stilen, gogen Schlittern unb §aupt bes> mitbeu Srifc ihre ©pur. S3or if)m bäumten ficb bie ©emäffcr, unb hinter ihm geigte fid) Sanb. 9?id)t eine halbe Stunbe, unb er ftanb in bem roeiten Saate unter Stuhlbeinen, gefdjeiterten Tifcben, gerbrodjenen 23ierfrügen unb Senfterfdbetben oerfdbnaufenb altein. Tie fühle Dtadbttnft, bie burch bie ger* fdhtagenen Sanfter beretnblieS, mit bem Staube ein fteine§ Dfadp fpicl auffübrte unb bie menigen Siebter, metebe bie Sd)tacht oer= fefjont, in ein augftöotteS Rittern oerfefcte, fagte gu ihm: „2öir Treiben fiub bie Sieger." Stber fd)timmcr, at§ außer ihm, fab e§ im Innern bc§ mitben 99 $olber§ * Srifc au§ weit ober noch, weit roüfter unb nüchtern überwachter. „Dem Snenb unb be^nenb in eine ©de unb bot, ba ber ©cf)recfen über ben unüer* muteten Inbficf feine§ SD^eifterS ihn in feiner Stellung rerftei* nerte, ein feltfanteS ©c^aufpiel bar. ,2öo finb bie ©efellen?" fuhr ihn ber SDfeifter an. „3ß’§ etwa ©ed)§, baß bu erft fommft?" ©er öunge raffte fi d) auf unb fagte nod) immer in [tarnten* bem ©Freden: „fperrjeh, ber Käfter ift fd)on auf!" ©er £otber§ * gri£ laS ohne 2Jlühe bie Antwort auS bem 2fu§rufe f>erau§ : „3a, wir richten un§ nad) bem SDfeifter. früher fommt ber auch gewöhnlich nid^t." ©r begriff, warum feine Arbeit mehr fertig werben woÜte. ©a§ f)ätte er fdjon früher einfe^en fönnen; aber ihm war ba§ ^anbwerf jurn ©fei geworben, feit ihm bie Arbeit feine $reube mef)r machte, ©ie Arbeit freute if)n nici)t mehr, feit fie if)m nicht mefyr gelang, unb fie gelang ipnt immer fcijtecfjter, je weniger fie ihn freute. @r mußte fid) jur Slrbeit gwingen, ba§ machte fie ihm nötlig »erhajjt. Unb ma§ er nic£)t gern tljat, baran badete er aud) nicht gern, ©r liejj bie ©ad)e gehen, wie fie ging. f]um Ueberfluffe fanb er einen ©rief oon feinem bebeutenb* ften 3?unben oor, ber fc^rieb: wenn man nid)t beffere Arbeit Ue* fere, müffe er weiter gehen. ©onft war be§ £olber§*$ri§ ©folg gemefen, ber wilbefte, aber auch ber gefd)idtefte fOfeifter gu feigen. @r fa§, er fonnte nur nodi für ben wilbeften gelten; ba» regte ihn nod) mef)r auf. 2Me§ Unangenehme, ba§ er bi§ fegt, ficb) in 2Bilb^eit betäubenb, abgehalten I;atte, brang nun unabwehrbar gugleid) auf il)n herein, ©ie ©efefien, oott betten wir ben ©alfelber bereits fennen, waren ebenfo erftaunt, al» e§ ber Lehrling gewefen, wie fie, lang* 101 fam unb mit (Sännen baffer fdjlenbernb, bcn ü)? elfter fdfon oor* fanben, unb gmar mit geringem ©efidft. ©er ©alfelber meinte, fid) it)n gu gewinnen, toenn er beffen geftrige ^elbent^at in ber ©d)mane, bie fcf)Dn befannt gemorben toar, bitref) Sob unb Preis oerherrlid)te. ©o mar e§ if)m fdfon öfter gelungen, mieber gut SBetter gu machen. ©iefeS SDtfal ge* fd^af) baS ©egentlfeil. ©er äfteifter [teilte eine ftrenge Unter* fudfung an. (S§ fanb fid), baff ein großer ©^eil beS ehemals überooÜftänbigen SBerfgeugeS gänglid; fehlte, ein oitberer in ben traurigfien Umftänben mar. ©aS (Snbe baoon fiel bal)in, baff ber ©alfelber auf ber ©teEe fortgefdfidt mürbe, unb ber genauer, ber fid} in manchen Gingen nidjt rein muffte, bie nodf gur ©pracf)e lommen fonnten, felber ging. SBiebcrum fiatte ber .ffolberS^rig ©elegenheit gehabt, fein eigenes 33ilb in groei treuen Spiegeln gu fet)en. ©aS lange, mitbe .'paar befonberS, baS beibe ©efeüen nad) bem 23eifpiele beS 9J?ei= fterS trugen, baS ©pmbol feiner bisherigen SebenSmeife, mar if)m [o miberroärtig gemorben, als biefe felbft. 3hm fdfien’S, als be* feitige er UEeS, roooor il;m efelte, als er mit bem ©Einiger burdf feine biden Soden fuhr unb ibjrer rcitben §offart ein (Snbe gab mit ©dfreden. (Sin ähnliches ©dfidfal traf bie 53aumelquaften unb baS lange meidjfelne Pfeifenrohr; bie erfteren mürben gänglid) oer* nicktet, beS legieren Sänge auf ein befdjeibeneS üDiaff gurüdgeführt. ©er §olberS = 3rig mar nur eben fertig unb hflde fid) gur 2lrbeit auf feine ©djnigbanf gefegt, als ber alte ÜDbeifter ©d)ramnt in bie Söerfftatt trat. 2Bir miffen, melchen (Srfolg feine Mahnung hatte. ©ie Uenberung, melche ber .polberS^rig mit feiner SebenS* meife oorguhehmen im ^Begriffe mar, füllte baS Söerf feines freien (SntfdfluffeS fd)einen. ©ie füllte mo möglich ben Seuten gum ©roge gefd)ef)en. ©ie Seute hatten natürlicher SBeife oon Unfang an fd)on fein ©reiben nicht rühmenSmerth gefunben. (SS mar ihm leidster gemorben, ihre SftifjbiEigung gu oerad)ten, als gu benugen; unb 102 tote bet SÄettfdj. in feiner unbettmjjten 23eifaE§*23eburftigfeit enb* lid) in {eben Jabel einen 23eifa($ oon abgegtoungenem Sob ober gar Setounberung hineinhört, fo toar e§ bem gelber mit bem 9catnen beS toilben |yri§ gegangen. 3n bem Greife feiner $ante* raben oerlcr er atlmälig ooöenbS ba§ O^r für rechte» Sob. ©ine ^Reibung führte gut anbern; feine erft eigentoiOige 2lbfon^ berung gtoang ihn enblid), bie (Gemalt ber öffentlichen Meinung, ber fein el)rgeigige§ (Gemüt!; fid; entgehen fattn, ba ihm ber 2Beg freimütigen ©inftimmenö nicht mehr offen ftanb, burch ben Jro§ anguerfennen, ben er ihr gefliffentlid) bei jeber (Gelegenheit ent* gegenfefcte. ®ie ©rmahnung be§ alten 2Rcifter§ mußte beßhafb ba§ (Gegenteil oon bem beföirfen, toa§ biefer bamit beabfichtigte. Jßirflich hätte ber JrD§, toiber bie fDieinung ber $?eute gu f^toimmen, ben |)olber§*3ri§ faft gu einem fftüdfall in fein alte§ Jreiben oer leitet, »enigftenS gu einer auffaüenben Äunbgebung gegen biefelbe. ©r toäre bem alten 2}cei)ier nachgerannt, um oor feinen Singen in ba§ erfte, befte 2Birth§hau§ eingntreten. 31ber gur rechten 3eit fiel ihm ein, baß er bann in feinen gefrorenen paaren nur einen öetoeiS für ba§ (Gcgeutheil gur @cf;au tragen mürbe. Jer Sehrjunge mußte mit feiner Arbeit oor ben (Stabei hin* attä. ©r felber riegelte ba§ ZJ)ov hinter ihm gu. ©ie offene Jl)ür in ben ©tabelgarten gab ihm S*id^t genug, fftientanb foHte ihn fehen, beoor feine fpaare toieber gu ber alten toilben £errlid;* feit herangetoachfen toaren. ©raußen hielt mancher 33orübergel;enbe eine SBeile an, um bei bem Sehnungen nad; bem grig gu forfdjen. ©§ fam auch Mancher, um nach befteüter Irbeit gu fragen ober neue gu be* fteHen. §örte ber ^rif; fein toilbe§ Söefen loben unb berounbern, bann freute er fid; unb fagte: „3a, beneu gum Jrofc foü’§ anber§ »erben. /( Jabelten fie ihn aber unb toünfd;ten, er möge ftch beffern, bann toar eS gut für ben neuen @ntfd;luß be§ grifc, baß er gegen feine §aare getoüthet hatte, ^um (Glüd gefchah ba§ 103 (Srftere öfter, al§ ba§ Sefctere. „2Benigften§ füllen fic nicftt ben= fen," fagte er, „baft icft’§ tftue." Sor gern unb Sangermeüe bei ber Arbeit, bie nicftt gera= tften moUte, fcftnitt er gumeilen mie rafenb in bie Steife hinein. ®ann fagte er ftcft: „'’ßfni, Surfcft ! 2)a§ ift immer mieber bas alt’ SBitbern, unb ber §eiteretftei unb allen Leuten gunt ©ro£ merb’ id> ein 3Inberer!" 9??ittag§ lieft er ftcft ba§ ©ffen ftolen. ©r fonnte ftcft ben= len, bie ©roftmutter, bie iftm fein §au§mefen beforgte , »erbe felber fontmen, um gu feften, ma§ er madje, weil fie au feinem unberührten SSett bemerlen muftte, er fei über Stacftt auften ge= blieben. ©r lieft e§ ihr »erbieten. ©r fürchtete auch, ihre $reube, menn fie ihm feinen 21enberung§*©ntfdiluft anmerlte, mürbe ihm biefen oerleiben. SIKmälig begann bie Slrbeit, mit ber er ftcft gnerft nur gu betäuben gefugt, ihn gu gerftreuen. darüber fanb er feine Juft baran mieber. ®ann fab) er mit $reube, mie fte ihm beffer ge* lang, immer fcftneller ihm Don ben §änben ging. 2lbenb§ freute er ficft über bie fräftige SOtübigfeit, bie ihm eine Scaeiterethei, gegen bie Seute fchfummert; er hat ihn mit ben Leu¬ ten oergeffen. §at er auch -peiterethei oergeffen? ©ie wirb fcf)on for= gen, ilju an fic gu erinnern. Unb an ben wifben grit? bagu, beit er froh ift oergeffen gu haben. ®enn bag ift fie hoch, bie umfchfingenb unb umfaf)lungen ba brüben mit bem Sageffchmiebe geht? ®er ift’g, eg ift fein ©tabeU garten, ber jweite nach 9^eif ju oon bem beg #olber8*3rrifc. Unb bie §eiterethei ift’g auch; e§ giebt nur ©in Stäbchen fo hoch unb fcf)tanf in Sudenbad). @g ift ihr Heiner $opf, ber fange £>ber= feib unb bie fdjmale Stitte; eg ift ber rothe Unterrod, unb cg ift auch ihr febernber ©ang, ihre trü£ige Sadenhaftung, ber bide -3°Pf, i>er ihr big auf ben §af§ hina^rDud)tet. @g finb ihre Bewegungen, bag SBergwerfen ber rechten £anb, bie SBcnbung, afg wenn fie fid) ber ganzen Sßeft entgegenftemmen wollte. ®ent §ofbcrg*gri§ fd)ie§t mit ©ewaft bag Blut Dom $er* 5£n herauf in bag ©eftcht. ©r hatte ben fchfanfen, glatten SBnchg eineg Säum^eng mit ber umfaffenben §anb oerfofgt; bie 4vione fällt ihm auf bie Schulter; er hat ben ©tamrn, ohne cg i“ wiffen- nmgefnidt. ©r ift gornig, ohne ju wiffen, Warum. „Slffo fo ift bie?" fachte er grimmig oor fict) hin. „^d; 105 ge!)’ in bie Simone unb trinf bie gang’ «Rad^t. jpeint füllt’ ben ^tmmergefeüen i$r 2anj er ft fein, hernadhen" . . . 2lber ba§ fagt er nur, um feinen gorn auSjutoben. ©§ efelt il)nt Dor bem teil* ben Seben ncd) fo fefjr, al§ Dorf)in. (Sr fommt gu fic£) unb mum bert ficf). £>a§ ift ja, al§ mär' er ber fpeiterethei ju ©efaüen im begriffe, orbentlich gu merben, unb um ihre ©unft ju getotm nen. Unb ba§ ift iljm nie eingefallen. 9iein, aber baß fie fo ift! Iber ba§ ift auch iDunberlich. 2Ba§ gefyt’3 ihn benn an, mie fte ift? Slber bann foU fie auch 2lnberen nichts oormerfen »ollen. 2Bie er fidf> mieber menbet, finb S3eibe fort. (Sr muß über ftd^ felber lachen. ©r hat nie nach einem fDMbchen gefragt, nach ber am atlermenigften. Iber ba§ eigene nagenbe @efüf)l im §erjen mirb er nicht lo§. ©§ ift fonberbar! er mia nichts mit iljr haben, aber ein 2lnberer foll’S aud) nicht. 9?un, fo foü er erft merfen, ma§ gefnnbe üRübigfeit für ein fcf)öneg $ing ift. Offne fie Ijätte er meber fo jeitig, noch fo um unterbrochen bie gange Stacht hinburdh fcbjlafen tonnen, als er tljat. 2lm 2)?orgen ift er mit ber Sonne auf unb mieber an ber Arbeit. 2SaS ift ba§ für ein anberer borgen, als er feit Dielen fahren erlebt hat ! ülber eigentlich hat er feit Dielen fahren gar feinen 2R0rgen erlebt. ©§ ift ihm roie eine neue ©ntbecfung, baß bie Sonne früh aufgeht unb baß bie SBögel fingen. 3)aS SSehagen, roomit er auf feiner Schni^banf fchafft, ober bie glatten Oauben in ben Scfjnürleib ber Dfeifc gmingt, hört fich au§ jebem Schnitt, aus? jebem fpammerfchlag heraus. iJiur bann fallen bie Schläge unregelmäßig unb mit unluftigem Klange, menn er fich ber £eute erinnert ober ber «g>eiteretf>ei , mie er fie geftern belaufcht hat- 2lber bag fommt immer feltener unb geb/t immer fdjnetler Dorüber. Oie Stabeithür öffnete er noch nicht. Cpört er braußen Sorübergehenbe mit bem Lehrling reben, bann befommt er oieI= leidet Suft, noch eine SBanb mehr gmifcf)en fich 11110 jene U1 öiehen. ^umeilen fragt einer feiner bisherigen Äameraben nach ihm; bann 106 muß er fid? ©emalt ant^uit, bafj er nid)t fein Verfahren Don Dor* geftern in ber ©d^rnane an il?m mieberholt. ©o gefyt e§ £ag für ©ag. ®ie Drbnung unb 9)?äf$igfeit im ©enujj Don ©peife unb ©etränf, ber ©d?laf Dor 2)iitterna^t, bie tuadffenbe Suft an ber 2lrbeit, ber regelmäßige 3deiß geben ilpn eine fyrifc^e unb ^reubigfeit, bie er noch nie gelaunt. ®a§ ©djioerfb gelingt ihm, ba§ (gelungene baut einen gang anberen ©folg in if)tu auf, ah§ fein früherer auf ba§ 2Bilbtl)un geroefen. Sür bie ©tunben ber fRuIfe finbet er einen gang anberen ©efälfrten in ftd), al§ feine ehemaligen ^’ameraben. ©r mad?t fid? über 2lde§ feine eigenen ©ebanfen. ©§ genügt if?m nid?t mef?r, bas fo unb ba§ fo gu mad?en, weil’3 fein 2ef?rmeifter fo gemalt f?at, bem'§ mieberunt fein Seljrmeifter fo Dorgemad?t. ©r üerfuc^t ‘•D?and?e§ anber§. ©in§ mißlingt, bafür giebt il?m ba§ @e* lungene, ba§ gang fein SBerf ift, boppelteS 33el?agen. SBenn er etma§ DoUenbet Dor fid? fielen ftel?t, bann fagt er >doI?1: „©§ geht hoch fein ^anbmerf über bie 35üttnerei. ©o ein ®ing, ba§ ffef?t auf fid) felber ba, fo runb, fo glatt unb fo feft, unb man fann feine 3reub’ Paran }ei?’n, mie’d ge* fügt ift, baß man feine §uge fiel?t. ^Dagegen toa§ ^ilft bem ©d?neiber unb bem ©dfufter ba§ ©d?önft’, ma§ fte machen? £>er $erl, ber f?ernad?en barin ftedt, ift er f?äfjlid?, fo Der» fd?unpfirt er ba§ Sßerf, unb ift er fd?ön, fo benft man wieber, ber mad?t'3. 3;d? möd?t’ miffen, ttie ein ©Treiber an feiner Arbeit fönnt’ feine fyreub’ ha^enr ober e'n Kaufmann, benn bie 2:i;aler, bie ber ertoirbt, bie fiat er iüd?t felber gemalt, ©cm 30?ufifanten feine ©ach', bie ift DoUenbS in bie Suft ge* blafen. ©r ftef)t'3 fein 2)Zal gang oor fid), ioa§ er hat gemad?t, bafj er fich fönnt’ barübcr freu’n." 2)a§ ü)enfen über Me§, roa§ ihm Dorfommt, bebedt wenig* ften§ bie £eere, bie bem teveinfamten 9Jfenfd?en nid^t au§bleiben fann, wenn e§ fie auch nid?t erfüllt. 5lHmälig aber empfinbet er hoch, baf ihm etmad fehlt, weifj er auch nicht, wa§ e§ ift. ©ine§ ju ihrem 23eberrfd)er anffd^wänge, ©ann mu§ er ben allgemeinen ©ebanfen anerlennen, fei’§ burd) $ügen, fei’§ burd) £rog. 2öenn er nad) oottbracbter ©age§arbeit in ba§ ©ärtdien gebt, bann wirb ba§ eigene, au§ ©d)mer§ nnb 3Drn genrtifc^te ©efübl wieber wad), ba§ dfn bie §eiteretfyei in ihrem Äofen mit bem 9?age(fd)mieb bat fennen gelehrt. ©r fönnte if)m entgegen; feine ©d)ni§banf unb bie weite ©ebanfenwerfftatt, bie iljm bie ©infamfeit geöffnet, finb ihm eine gan^e SBelt. 21ber er geb^t abfid)tlid) l^erau§, jenes @efül)l ju erneuern, ©r möd)te Ur* fad)e finben, e§ nod) wilber nnb tiefer gu empfinben. ©eit bem erften Slbenb^Spajiergange in bem ©arteten bflt er ba§ ‘paar nid)t gefe^en. ®a§ fie beifammen fein fönnen, wo er fte nid)t fielet, bajj e§ ihn jwingt, il;r ©efjaben babei auf alle mögliche 3Xrt fid) bi§ in§ ©injelfte au^umalen, ba§ erregt ihn weit ftadjelnber, al§ fie ju fe^en. 3n bem Slugenblide, wo fie ruhig gufammen fpradjen, fiat er wemgfteng nictjt benfen müffen: „3e§t fügt er fie, jefjt ftreic^elt fie i£)n !" §eute enblid) foü er fie wieberfelfen, unb jwar in größerer 9?äl)e al§ jene§mal. ©ie fommen, einanber jagenb, au§ ber ©f)ür non be§ 9?agetfd)mieb§ ©tabel in ben ©arten f)erau^ ©ie läuft nor if)tn bi§ faft an bie anbere -plante, ber ©bür gegenüber, bann fd>miegt fie fid) um ein fd)lanfe§ 23lütf)enbäum* d)en unb wenbet fidf) fdjneü in ber ^Richtung nad) bem $ri§ gu, ber hinter einem großen 9Dffef)lfäBcf)enftraud) ftef)t. 3m 5Dcut£)= willen fpringt fie über ben |)aag in ben i.Rad)bar§garten; ber 9?agelfd)mieb immer nach- ©ie läuft weiter, ©ben wie fie über ben -fpaag in ben ©arten be§ §olber§=3rig bere'n ®tfl, ergreift fie ber 9Jagclfd)mieb. ©ie wiU fid) loSmadfen; er l)ält fie feft. ©ie ringen mit einanber. ©ie mad)t fid) bod) wieber lo3. „9?un warte nur, ülnneborle!" brof)t ber 9iagelfd)mieb. „Du bift fdjulb, bafj ich in einen ©)orn bin getreten, ober wa§ e§ ift, aber e§ tl)iit oerbammt wel)." ©ie meint erft , e§ ift eine Sift ton if)m, burd) bie er fie 109 beiloden toiH. 2lber alg er in bag ©rag flnf't , ba fornrnt fie rtä^ier. ©ie muß bocl) glauben, er f)at ficf) befd)äbigt. ©ie Intel bet if)m nieber uttb fagt bjerjlici? ttnb bebauernb: „gdj bin aud) recfjt buntnt." „ „5a,'1 " ladjt ber 9Jagelfd)mieb, titbern er fie umfd)lingt, „„bag bift bu, fonft bjätt’ft bu bidj nid)t laffert fangen."" 2lber nod) lauter tad)t ber §olber§ * gri£ hinter feinem 2J? eh l f ä ß dj e n ft r aud) — fo laut, baß bie Seiben erfcbredett unb in ©ile mieber baljin gurüdlaufen, wo fie hergefommen ftnb. „©ie ift’S ja nicht, eg ift ja gar nid)t bie §eiteretl)ei!" toieberholt er woI)l fedgSntal unb ladjt immer mieber bajmifdjen. ©r lacht, ba§ fie’g nidit ift, mie er fid) geärgert, weil er meinte, fie fei’g. ©onft hat er feinen (Sr unb. ©r geljt in ben ©tabel gurüd unb beginnt im 9Jfonbenfd)eine gu arbeiten, weil er nicht meiß, mag er fonft oor greube tt)un foll. 9lber bie Sdjür gibt nicht Sicht genug. ©r muß mieber aufhören. ©r bleibt auf ber ©djnifcbanf fitjen, legt bie fpänbe auf feine $niee. „Ob bag nicht bie junge grau ift geroeft?" fagt er oor fid) l)in. ©g hat fdjon lang’ geheißen, ber 9?agelfd)mieb hott eine grentbe in bie ©tabt. dergleichen l)at ben Dolberg = gri(3 fonft menig gefünunert, brurn hat er’g oergeffen. gef^t fäßt’S ihm mieber ein. „3a," meint er, „ber 9?agelfd)mieb ift nicht bumm. 2Benn er ben ©ag gearbeitet hat, bann hat er gemanb, mit bent er reben fann. Unb bag Oenfen ift hoch nur eine halbe ©ad)', menn man 9Ztemanb hat, beut man’g fagt. Unb ich toär’ nod) hunbertmal fo oergnügt, menn ich eutg I)ätt’, bag fid) mit mir fönnt’ freuen. 3a, nun begreif id)’g freilich, marunt meine alten Äameraben bag 2BilbtI)un mübe gemorbcn ftnb , toenn fie haben gel)eiratl)et gehabt. Unb l)ätt’ ich and) geheiratbet, id) tonnt fd)on laug’ ba fein, mo ich ie£t bin, unb braudjt’g nicht heimlich gu fein." 9hm meiß er auf einmal, mag ihm feljlt. Unb miebentm, nun er’g meiß, nun fehlt’g ihm erft red)t. Oag Oenfen, womit er bie Seere fcither oerbecft hat, httft, nun er fie ftel)t, auch nur fie nod) größer machen. Unb eg freut tf)n nicht mehr, weil er’g 9iiemanbem mittheilen fann. „2Benn bu mid) bod) hatt’ft äur tfrau, ba fönnt’ nod) ein 110 Mann au§ bir »erben!" ©a§ Hingt i$m immer nocf) cor ben £>t)ren. „3a, fte $at aud) barin Siedft gehabt, bie fpeiteretljei. Unb fie ljat’S bodj wof)l eigentlich gut gemeint mit Udent, wa§ [ie mir am ©rünber 2D?ar!t gefagt §at. Unb e§ »ar gut, baß fie ba§ Ijat getrau. Unb wenn id) mir’3 recht überleg’, fo f)ab’ id> boc^ immer an ihre Sieben gebaut. 3d) mär’ hoch nicht anberS icorben oljne bie fpeiteretljei. SBeil id) i$r fjab’ folgen muffen, ba§ I;at mid) wilb auf fte gemacht. Unb fo mitb id) auf fte mar, id) hat»’ hoch nicht anber§ tönnen. 2Benn idj % ba§ felber fönnt’ fagen, e§ mär’ hoch ein gang anber ©ing. Unb fie tfjäH ftch brüber freuen." Solche ©ebanfen hätte er noch oor wenigen Sßoajen mit fcpott oerjagt unb )icf) ihrer gefefjämt. ©o erweidjenb mirft ©infamleit unb ©influß be§ «ufent$alte8 irt freier Siatur. Uber auct) nur oor ftdE) felber fonnte er fidj in folgen unbewußten ©eftänbniffen ergeben; badjte er fid) in bie 2Öelt, unter bie Seute gurüd, batttt fdjärnte er fid) in ber ©enfart, bie er iljnen unter* legte unb bie er wiberwiltig teilen mußte, folcher ©efüble befto meljr. Um anbertt SJtorgen fam feine ©roßmutter in ben ©tabeL ©ie wollte fid; nicht länger gurüdijalten laffen, nad) if)m! p fe^en. ©ie ©erüdjte, bie über it)ren 3ri§ in ber ©tabt untrer* liefen, lonnten if;r nicht frentb bleiben, ©ie fam gitternb oor ängftlidjer ©rwartung unb war gan$ glüdlid), al§ fie ben gelieb* ten ©nie! Weber ftiH Wafjn finnig, noch über fdjlimmen planen brittenb fanb. ©ie erftaunte über bie an ©igenftnn grängenbe ©rbnung, bie in feiner SBerfftatt l)errfd)te, über feinen gleiß _ beitn er allein feßaffte ben -lag über niefjr, als früher mit feinen betben ©efeßen pfantmett — , am weiften unb freubigften über fein heiteres, gefunbeS unb freunblicßeä UuSfefjen. 23ebenftid) freilich War e§ ifjr, wenn fte il;n mit betn Seljrlinge reben hörte, ©ann glich er in ber ©ßat betn 23übe, wie ifp bie ©erüdjte malten. ©a§ gefcfyal) and) proeilen, wenn 23efannte braußen oorbeigingen. ©a§ „gröle" fdjüttelte ben Äopf, al§ er iljr feilte ©riinbe 111 ba§u mitgetfjeilt Ijatte, aber fie fannte il)n §u gut unb war ju flug, iljm ifjre Meinung ju fagen. 2Iud£> oon ben @erüd)ten über it>n fdjmieg fte, um il)n nid)t nocf) rrtebjr gegen bic ?eute aufjuretgett. „SBeijjt bu benn, £id)terle (@nfet), wa§ id) eigentlid) bei bir will? ga, bu roeifjt’S net. @ud’, grille, e§ mär’ freilich beffer gemeft für bid), menn bein 33ater ober beine ÜJfutter feüg länger mär’ am Seben geblieben. 2Bie bu faum bift jwölf gal)r alt gemeft, ba Ijaff bu armer gung’ fdjou nij mefyr gehabt als bein alt gräle. ga, menn bu nod) roen’gftenS Ijätt’ft ©efdjwifter gehabt; mit benen bjätt’ft bu bid) oerftanben, unb eS mär’ 2fiand)’S oon eud) gerebt’ morben, roaS gut mär’ gemeft. 2lber maS fann ein junger 25urfdj mit einem alten gräle reben? ©ieljfte, baS ift, als menn ein granjoS unb ein fßarifer mit einanber moüten reben. 3)a reb’t ber ©in’ gran^öfifd) unb ber ülnber’ bßarife= rifdj, unb fjernadjen meijj deiner, maS ber 2Inber’ eigentlid) Ijat gewollt. ©ieljfte, ba Ijab’ id) immer gebadjt, menn baS grille nur einmal fo meit auS bent ©röbften mär’, bafj er lönnt’ frei’n. Unb gud’, menn einer aud) ift mie ein 23aitm, mo einen Stamm I)at, mer weiß, mie büf, unb einen SBuft oon ©lättern, eine rechte SBurgel Iriegt er bod) erft, menn er Ijat gefreit. geb’ .ffinb ift ljernad)en ein 2£ür§le- nteljr, baS üjn mit ber ©rben ^ufammen^ I)ält, mo brinn er fteljt. diit, bu mirft bir baS aHeS beffer auS* benfen, mie’S ein alt gräle bir fann fagen. Unb menn bir’S nidjt red)t ift, fo ift’S eben and) eilt Sßort gemeft. 9Jian reb’t gar Diel ben Jag, ma§ man nid)t in ben ^alenber fdjreibt. 9?un fxnb SJiäble genug in ber Stabt, mo bid) möchten. ©S ift fd)on eine geit ^er , baff mir bie 33altineffin f)at nterfen taffen, iljre ©t>’ gäb’ bir feinen Äorb. 2)ie SSattineffin ift eine grofje grau, unb mo Diel ©elb f)at unb Diel Sad)eit; eS mär’ baüon ju reben. gdj fjab’ freitid) meine ©ebanfen für midj gehabt, unb id) mei§ nic^t, ob’§ beine aucf) fömtten fein, ©ud’, id) bin ein arm StRäble gemeft, mie mid) bein §ärle (©rojjoater) feüg I)at genommen, er f)at’S aber feine Stunb’ bereut, gdj will nid)t weiter baoon reben, aber id) Ijab’ gebaut, eine fReidje müjjt’S nid)t fein, wenn’S 112 nur ©ine mär’, wie fie für bicfy paffen tbut. @§ ift ntp letzter, al§ grau fjetfjen, aber bantit ift’§ noch nicht get^an. ©ucf, bie §ecterct(;ei ^aft bu immer fo gut tonnen letten, unb wenn id) eine £id)terte§frau nach meinem ©uftum finben müjjt’, ich brauet’ nicht lang’ ^u fitzen." ®er grig faß rittlings auf feiner Schnigbant. ©r ftrecfte feine Seine gerabe au§ in bie Suft unb tad)te, bamit bie ©ro§= mutter nicht inerten füllte , i^m fei berfetbe ©ebante fcfjon ge= fommen. 2Bo§t aud) au§ greube über ba§ unoermutbete $ufam= mentreffen. „3br feib nicht gefcbeibt," fagte er bann, „gbr b«bt ®tn* fäll’, mie ein alt §au§, gräte. Son mir reb’ ich gar nicht, unb bei ber §eiteretf)ei, ba tarnt’ ihr auch fd^ön an.“ ,,„ga, bu meinft,"" eutgegnete bie Sitte, „„wegen ihrem ©e- tt)u? ©§ ift aber gar ein anber ®ing, wenn einem Siäbte wirb gefagt: ttittft bu frei’n? ober wenn ©iner fagt: roitlft bu mich frei’u? Unb einem armen Stftäbte Hingt fett (jenes) wie Spott. Unb fo bafon’§ bie Senf it)r oft gefagt. grag’ bu fie nur, grille: roitlft bu mich? bu fragft gewiß nicfjt fehl."" ®er grig 30g bie Seine wiebcr an fid) unb fegte bie güße oor ficb auf bie Sdmigbanf. „gbr feib ein bumm’g gräte," lachte er nod> einmal, „gbr meint, weit fie arm ift. ga, fegt itjr, ibr bentt nicht. Unb ein att gräte, wie ibr feib, bat’§ auch nicht nötbig. Stber ein Stann, ben macht erft ba» ®enfen. S5er fteigig ift, ber ift nicht arm. ®a§ finb nur bie Seut’, bie nip machen unb ftd) umfeb’n, wo oon fetber wa§ fommen tonnt’ für fie. Ufa, ihr oerfteljt ba3 nicht. SBenn ich einmal will frei’n — ich b“b’ nocb Seit genug. Unb nu gebt beim unb laßt euch nicht werten, wie ihr mich habt angetroffen. ®er att’ Schramm unb bie ganzen Seut’ foüen nicht meinen, fie finb fdjulb. Unb wenn ibr fagt, ich bin anberS geworben, bemalen werb’ ich gleich wieber wilb." ®ie ©rof mutter ging, ba§ alte, e^rtidtje §er§ fo froh, Wie feit oieten gabren nicht. ®er grig nahm ba§ Sehnig nie ff er wieber jur §anb;' aber 113 et legte betbe nur auf feine Äniee; bafür fchnifete er im $opf an einem ©ntfdjluffe. ®ag Rolg, baraug ber @ntfd)lu& merben foate, mar »erbammt hart unb ooE 2lefte. @§ gab ibm ma„s <^en iRucf, menn ba§ Keffer barüber ^inrutfdjte, ohne gu paden „ffieun bu mid) gur grau ptt'ft," begann fein ©elbflqe* fprä^ „ja, menn fie ba.6 nid)t im ^orn gefagt! Ünb ba§: bu benfft, bid) möd)t’ id>? bic^ ? ba§ mar ein b'ider 21ft Hnb menn bu einen fRod an§ätt’|t, unb ber mär' aug lauter Ratern gemacht, unb an jeb’g .paar mär’ ein Zutaten qefpießt btc^ möc^t’ ich nicht. ©er ärmft’ Settelmann mär’ mir lieber al§ bu, memt td) ©inen möt^f. 2lber id) mag gar deinen! ?Iber ba§ hat fie eben and? im 3orn gefagt. ©er 21bam§ = Sieb unb feie Slnberen maren babei unb id) felber, unb td) hab' fie erft tn ben gorn hineingebracht gehabt. geh ^ätt'S eben fo qe= mad)t an ihrer ©teil', unb id) tl)ät’g §eut nod), menngleid) id) innerlich nid)t fo bäd)t’. 3a, menn man müßt’, ma§ fie fid) inner= üc^ babei gebaut hat, ^ernad)en! - Hub ba§, mag ba§ gräte ^at gefagt megen ihrem @etl)u? ©olch ein alt ftumpf gräle I;at mand)ntal and) eine ©teE’, mo fie fdjneib’t. ©en Eieif ba, too nod) feine fRinben hat unb ungefpalten ift, ben mad)' id) and) nid)t fo um bie ©tufeen herum. Unb' id) hab’ bamalg freilich noc^ meine gange Sfinben um mid) gehabt unb bin nod) nid)t ge- fpalten gemeft. ©ie t>at gemeint, mie id) bamalg bin gemeft, unb ba oerbenf id) ihr'g jefct felber nicht, menn fte mid) nicht l)at gemoEt. Rergegen, menn fie müßt’, mie id) jegt bin, unb bafj man fd)on fönnt' fagen: 2Ber mag gefdjeibt miE anfangen, ber ntuf; ben EReifter Rolber fragen! Unb menn fie'g nun müfjt’ unb raöd)t’ mid) bod) nicht unb tl)ät’ fid) gro£ bamit: ber Rot* ber§=grilj ift mie bem RerrnmüEer fein ©pi§; er tf)ut, mag ich miE, aber einen ©pi§ nehin’ ich boc^ nicht? ©ber fo; benn fie l)at oermiinfchte Eteben, menn fie anfängt." _©l)ne eg gn miffen, gerl)ieb er mit bem ©dmiljmeffer ben Dieif, ber oor ihm lag. „©ho!" fagte er bann; „bag EBilbern ift oorbei." ©r -pachte fich felber mit ber neroigen gauft oorn beim Reinbeträgen. Otto Subtoig'ä 2Berfe. IU. 8 114 „geh tritt bod) über bidj |jerr »erben, S3 ur [ c£) ! Ju foUft bod)1 nicht ber ©ingig’ fein, bett ich nicf)t unterfriegt’ ! . 9ta, ba war' ja ber alte grig mieber! Jag ift mag SRedjt’g , einen an ber ©urget paaen. Jag ift’g nicht, fonbern Jenfen macht ben SDlarat!" „3a, trenn man $att müßt’, mag fie innerlich meint," fegte er fein ©elbflgefpradj in einem Jone fort, ber mit feiner Stuf; regung abfid)t(id) im ©egenfage ftanb. „ JCber toie foU man ba§ erfahren? Ja finb toieber bie Derroünfchten Senf!" @r oer gaff, baff er ja fetber bie SBanb gmifd)en ben geuten unb fid) aufgefngrt. ©g ging ihm toie Stilen, bie fiep Dereinfamen. ©r meinte, bie geute malten Oppofition gegen iljn, mäbrenb er bie§ gegen bie geute t£>at. Jen geuten ift’g blog um Dorüber* getjenbeu Zeitvertreib $u tt)un. 2Bär’ er toieber unter fie getreten,, fyätt’ er offen um bie ^»eiteret^ei getrorben unb gegeigt, baff er anberg fei atg fonft, man ^ätte if)n getobt unb getabett unb — nad) toenig Jagen über eltoag Stnberem Dergeffen. SIber er fegte feinen ©rotl bei SUlen ooraug, er meinte, ihnen fei eg eben fo eine ©ad)e beg innerften SJienfdjen, ein ©hrenpunft, toie ihm. gn geringerem Silage begegnet gebeut etirag Slet)nlid)eg. ©r tann nicht brüber t)inioegfommen, mag Slnbere über feine Dieben unb ^anblungeit benten mögen, bie längft Don genen Dergeffen finb. ©r meint, fie finb fo angelegentlich mit ihm befchäftigt, atg er fetbft eg ift. „Jag gräte mag ich nicht febiden," badjte er meiter. „©ie fann nicht gut hören, unb ich fd)ämt’ mich, menn idfg ihr fottf auftragen, gd) tönnt’ bie ^eitevethei an einen Ort beftetten taffen; bag ift auch nip. äßenn ich il)r aufpajjt’? ©ie ift immer bie gegt’ he«m oom gelb, ©o bap fie meinen müfjt’, ich fällt' fo gufätlig ben Sßeg. Unb im gmietüht; unb ich tnüfjt’ paffen, menn fie einmal allein mär’, unb aud) Dliemanb in ben Söeg fommen tonnt’, ga, id) tlju’g ! Unb bie harten ba nehni’ ich mit. Sßettn mir hoch gemanb begegnet, bafj er meint’, ich 9eh' üßeiben hauen. ginfter ift’g genug! menn ich noch ben Dvocf um; menö’, fennt ntidj feine ©eel’. Unb merfen fie bod), unb bie ^eiterethei mag mich nicht , hernad)en get)’ id) nad) Stmerifa!" 115 2£tr miffeit, mie menig e§ ifjrn gtücfte , feinen 5$orfa§ cu§= gufül)ren. Gsinmal martcte er oergeblid); fie mar mo anberS gemefett, al§ er gemeint; ein anber 9}?al mar fie nid)t allein, ein britteS 3Jlal mußte er feinen Sauerpoften nerlaffen, um nid)t entbecft gu merben. $e öfter er oergeblid) gegangen, befto oerfeffener mürbe er barauf, fie gu fpredjen. Slrbeit unb ©enfen freuten il;n nidjt mef)r; er bad)te balb nur nod) an bie §citeret^ei, unb menn er fleißig arbeitete, fo gefd)al) e§ nur, um ba§ ©enten, ba§ immer qualüDtler mürbe, lo§ gu merben. Unb mo,u arbeitete er, menn er nid)t für fie mitfajaffte? Slud) auf bie Seute, bie groifcl)en bem 9Jfäbd)cn unb il)m tjinbernb ftanben, marb er immer gor= niger. Unb biefer 3mm entfernte if>n mieberum immer metjr oon bem einfadßien SBege, ba§ Stäbchen burd) feine ©rofjmuiter au§forfd)en gu taffen, ober fie offen in itjrem «§äu§d;en ober fonft mo aufgufucf)en. 21m fdjtimmften mürbe e§ mit itjm, als er gu bemerfen gtaubte, fic meidje itjm gefliffentlid) au§. 2Bir tonnen un§ nun leid)t ertlären, mie e§ itm padte, al§ er bem ©djmieb glauben mußte, e§ miffe bie gange (Stabt, er fei ein Slnbercr gemorben, unb gmar au§ ©cljorfam gegen bie §eiterett)ei, unb er bemühe fic^ um fie, bie ifm oerfdpuälje. ©ein ganger alter ©totg madjte mieber auf. mar itjm nid)t genug, fid) ben 2tnfcf)ein gu geben, al§ oerfotge er bie § eiteret!) et in böfer 2lbfid)t. ©r mottle nun mieber ber Sitte merben, mieber ber oöttig roitbe fyrifj, ber §eiteretl)ei, ber gangen ©tabt unb fid) fetber gum ©rotje. @r ftanb fd)on in ber Äegelbatjn im ©djmanengarten, at§ er gu ficf) tarn unb begriff, e§ fei ber oerfefyrte 2Beg, fid) an ber £)eiteretl)ci unb ben Leuten gu radjen, menn er nun mieber milb mürbe, ba bie £eute mußten, er tlfat e§ nur, meit bie Weitere* tljei i^n Berfd)mät)te. 3?ein, itjnen gum ©rüg mußte er nun or= benttid) bleiben, unb bie §eiteretl>ei mußte Stefpect Bor ilpn be= tommen unb bereuen, mag fie getf)an. ©er ©djmanengarten fließ unmittelbar an bie lange fReifye ber ©tabelgcirten. 2öenn er über etma gef)u .page megftieg, tarn er unbemerft mieber in 8* 116 feiner SBerfftatt an. 3n menig 9Jtinuten mar ber ©ebanfe auS= geführt. ©dfon fianb er an bent legten $aune, ber ihn noch Don feinem ©arten fd)ieb. „^a, menn’S auf mich anfänt'," prte er ba bie ©tirnnte ber fjeiterethei fagen. ©r merft, fte ftel)t im ©arten beS Gagels fduniebS bei biefem unb feiner jungen 3rau. „9Jfeinetmegen," fagt er trogig gu fic£) felbft, „ich geff in meine 2Berfftatt." ©r that baS mirflich; eS mar nur feltfam, baf; er bagu einen Umroeg mälzte burcf) ben 9?achbarSgarten, unb gmar einen, ber if)n hinter bitten SBeidjfelbüfcfyen gang nahe an ben ©precf)enben Dorbeiführte ; unb noch feltfamer, baf er bort fielen blieb. Unb bocfy mar ba» Segtere gar nidjt feit* fam, benn baS 9taufd)en feiner ©dritte im tiefen ©ras mußte tljn ben ©precfyenben nerratt)en, menn er meiter ging. „3a, menn’S auf mich anfänt’," hatte bie §eiteretl;ei gefagt. „3dj fönnt’ bei guter 3eit mit bem ©ifen ba fein. 2lber im 3atn^ammer ift’S immer, at§ malten fte ba§ (Sifen erft, baS man ^olen miE. ®a läuft ein ©i^miebefnec^t nach bem 23ucfy= fjalter. 3)er ift nad) 9teif gegangen. §ernac^en finben fie bie ©cfylüffel nicht, unb mer roeiß, roaS nod;!" ,,„®aS 2lnneborle muß nur red)t tribuliren,"" entgeguete ber üftagelfchmieb. 3egt fann ber f)olberS=3rig bie §eiteret^ei mit ber jungen 3rau Dergleichen, bie er neulich für fie gehalten hat. Unb er begriff nun faum, mie bie IBermechSlung möglich mar. 3Ber bie junge 3rau allein fielet, ber fann fie mobl für hübfch halten; bod) ber «jpeiterethei gegenüber! Slber er hat eben felber gar nicht gemußt, mie hübfch bie ^eiterethei ift. 2)aS fielet er jegt erft. S)ie ^eiterethei ift an jebem ©liebe DoEer, als bie 9fagel= fchmiebin, unb hoch int ©angen fchlanfer. ®ie fjfagelfchntieöin hat eiet in ber 2lrt, fich gu halten unb fid; gu bemegett, mit ber öpeiterethei gemein; aber e§ fieht fo gufäEig an ihr auS, als fönnte fie eS aud) anberS machen; bei ber öpeitereth^i bagegen begreift man nid)t, mie eine iöemegung an ihr anberS fein fönnte, als fie ift. ©ie gehört gu jenen feltenen ©eftalten , bie gang 117 unb nur fie felbft finb, mo jeher 3ug, jebe Bewegung ein not!)* wenbtger ^Beflanbt^eil be§ ©angen ift, eine 2Iu§ftra§Iung il)ie§ innerften 2öefenfern§. 2)er fpolberS^rifc [teilt ftdj oor, roie fte au§fef)en müfjte, »enn fte gepult an [einer ©eite ginge. ,,©u bift mir ber recf)t’ Genfer!" fagt er gu fic^. ,,©a Ijätt’ft ©u gleidt) baran benfen füllen, bajj ber äftorgenfdimieb ein ©udmäufer ift, ber bid) blofj f)at au§I)oIen motten unb bidj gegen bie fjeiteretljei aufbringen. ©a§ ift bumtn, baß bie, ber 9tagetfd)mieb unb feine ffrau, mit ber £>eiteretf)ei ge^’n , fonft probirt’ id)’§ f)eut ncd), bem ©udmäufer gunt ©rots, ob id) mit ibjr füllt’ gum ©predien fommen. 2Iber nun gefd)iel)t’3 morgen gang gemifj. ©ie merben fie ja im gainfyammer »ieber auf= galten bi§ gu 2Ibenb." Unb mit bem beginne be§ nädjften ^mietid)t§ ift er auf bem Sßege. ©ie 33äuerin, bie er am ©ingange in ba§ UIrid)§Ijolg fragte, ift if)r nidE)t begegnet. §erein in bie ©tabt fann fie nod) nid)t fein. „SBenn fie aber ben 23üljel fä^rt," meint er, „oerpaff id) fie bod). ©en 2Beg an ber ^errnmübl’ oorbei, ben gef)t fie nid)t; ber mär’ i£>r gu fiel um. SBenn id) auf bem UIrid)§fteg mart’, ba fann id) fie nidjt r>erfef)Ien." Unb auf bem UIridj§fteg ftel)t er nun fdjott eine gange ©tunbe lang. tdHes? ift ftiQ um ifjn, fein 2)?enfd) gu feljen unb gu fjöreu, ba§ gange ©Ijal f)in unb fjer. 2Bie ift’§ fo fd)mül unb fo äugfU lief) ! ©ie SBeiben flüftern mef)mütljig unb minfen if)n oom ©teg meg. ©er 58ad) fjüpft, al§ möchte er nur fdjneü oorüber fein, unb ber ffrig foüt’g aud) fo madjen. @ar nid)t fern raufdjt ba§ Sßalfrnüßermefjr. blidt ber iDtOnb an§ ben SBoIfen, al§ motte er feljen, ob benn ber §oIber§=Sritj nod) immer auf bem Unglüdsfteg ftefje. ©ann üerljüttt er fdjnett mie- ber fein 2lntfit$, mie einer, ber fid) feine Slngft nicht miß anfefjen faffen. 2ßenn er herunter fiefjt, bann blinft ba§ äöaffertab ber SBalfmühle wie bie ©ilberftiderei Don einem feidjentuche auf feem ®un!el ber 9iacht. ©ine ©ingbroffel fingt fo ängftlid) eifrig, als wodte fie- einem ©djeibenben rod) fcfmed fooiel Don ihrer fügen Stimme mit auf ben 2Beg geben, al§ fie !ann. 9htr ber, bem ad' biefe§ ängftliche ^Bemühen gilt, theilt e§ nid)t, obgleich e§ admälig, ohne, bajj er meijj, warum, feine warmen ©ebanfen anfröftelt. „§eint muff id) erfahren, wie fie meint," fagt ber §olber§= Sritj Dor fidf) hin. „2£id fie mid), ^ernad»en la§ id) i’ertf Senf fein unb führ’ ein ?eben mit il)r, wie ber luftig’ fperrgott Den granfretd), einen Sag fd)öner wie ben anberen. ®a foden bie Seut’ einmal feh’n, wa§ ein 33iittner eigentlich fann machen, ber feine ©ad}’ Derftel)t, unb wa§ einer lann erwerben, wenn er nur fdtftg will arbeiten. Unb am (Sonntag gel)’n wir gufammen nach ben $elfenfedern, ober gum ©ang moliim ®ie Sent’ foden 3?efpect haben, fie mögen wollen ober nicht. Unb wenn wir ben ©aal hinauf fanden gufammen — ftid! ift ba§ nid)t ilpr ©cf)ieb= farr’n, wa§ fo gellirrt fommt Dom U Iricfjg^olj her? ®en fod fie mir nicht mehr anrühren, ©ie fod niy al§ lochen gu §ait§, unb rna» fie felber fonft mid thun. SBenn ich einmal fterb’, fod fie benfen: fo lieb I)ätt’ mich hoch fein SInberer gehabt! ©, id) wiÖ.’ä fd)on machen, bag fie ben fyri§ nicht fod fönnen oergeffen. 2Bie id) aber felgt nur auf’3 ©terben fontm’? ©in $erl wie ich, ba gebt'§ nicht fo leicht bamit, wie mit einem ©d^neibcv, unb wenn ich ba§ SInneborle hab’, DodenbS nicht! $a freilich: wenn ich hab’!" — „Slber ba§ ift fie enblich bodi, wa§ bort gefahren fommt? Fht im SHonbfchein. 2Bie ba§ furios au§fief)t. 2tde§ brum 'rum ift finfter, unb nur ba§ ülnneborle unb ihr ©d)iebfarr’n finb hed. ©§ ift orbentlich, als wenn fie felber leuchten tI;ätU Unb noch e^n 2lrm baneben, unb e§ ift, als beutet’ ber 2(rm nad) mir. 2Bem ber 2Irm mu§ gehören? 2)aS War’ Derwünfd)t, war' fie wieber nicht adein. 3e£t — ja nu ifl'S weg. 9h t ift’S bort wieber fo finfter, wie überad fonft. 2Iber nunmehr mitfjt’ id) fie hoch ben 2ßeg fch’n fommen baher, wenn and) nicht mehr 110 jo beutlidj tote oorf)in. Ober beit bort, mo nad) ber |jerrttmül)t’ ltnb flirren l)Ört man and) nip mehr. Oie S3aner§frau jiat [d mmtberlid) getf)an. fjat fie’S bem Slnneborle bocf) gejagt, baft fie mir ift begegnet nnb id) f)ab’ nad) il)r gefragt? nnb meiefit bie mir bocf) mit gletfj au§? nnb l)at mid) ba auf bem @teg gefehlt? 2Iber f)ernad)cn müßt’ fie umgemanbt fein nnb mieber gurücf. Ober ^ab’ id) ntir’3 bto§ eingebitb’t, baff ic£) fie faf)? Oie Seut’ rebett non Innungen, toie fie’S Ifeiffen. ©oll td) fie nid)t friegen? -Dann gef)’ id) übermorgen nad) Imerifa. ^e§t mar’s bod), als flirrt’ ma§ im @ra§ unter ben ©den her? — Ober — am aüerliebften mar’ mir’3 bemalen, id) ftürb’, nnb lieber f)eint afS morgen, jpernadjen moüt' id), e§ mär’ eine f5[f)mmg gemeft, nnb bie mid) Ijätt’ bebeutet. Oa unten ba§ bitnffe Söaffer unter mir . . Oer arme jpolberS-'Büii,?! @r ^at fie mirflid) gefel)en; aber er barf’S immer für eine üffjnung nehmen, bie i^n bebeutet. Oenn nun flirrt e§ mirflid) nnb taut unb hart an ifjrn auf bem Steg. ©r mid fid) nad) bem Dürren menben, aber ein ge= maltiger Stofj reigt if)tt um. ©r fü^tt feinen jpalt meljr unter ben ^üjfen. ^m haften mirft bie 23emegung nod), mit ber er fid) menben modte. ©inen Ülngeubficf fief)t er ba§ Meidje ©efidft ber ^eiteret^ei über fid); fo mifb nnb bfeid), fo rodenb bie braunen Singen, fo geprefjt bie »öden Sippen; e§ ift immer nod) fd)ön. @o fange hört er il)r fd)nede§, tiefeS, lauteS Sltf)men. 3e^t fprifct baS SBaffer um if)n auf. Sin allen ©liebem fafjt eS if)n mie mit falten §änben an. 9dfit bem ganzen Seibe auffd)lagenb, füf)lt er mieber feften S3oben unter fid) ; ein Sdpnerj ^udt oom erften Ringer ber red)ten jpanb nad) feinem §er^en ju. OaS tf)nt nod) ein paar milbe Sd)läge. ifjn feinen Of»reit brauf't eS, al§ lag’ er unter’m SBalfntüdermehr. Um feine ©ruft ringelt fid) preffenb eine ungeheuere grüne Schlange; über feine Slugen legt fid) ein bunfelrotheS Sud). ©r fdfnappt nad) Suft unb ^ie^t ein falteS, fdfmereS, naffeS, gurgelnbeS Oing burd) ben SOiunb hinein in bie tieffte 33ruft, ba§ er nid)t mieber herauSjuftofsen ®ermag. OaS rot^e Sud) mirb fd)mar^ mit burd)cinanber mim* 120 melnben gelben Sternen. 2>er 23oben unter feinem $opfe »er= finit, ber $opf nad) in eine enblofe STtefe. llnb biefe eigene ©mpfinbung, bie fctjon in i8emuf$tlofigfeit übergebt, meifj er, ift bie ©mpfinbung, bie jeber Slfenfd) fennen lernt, aber feiner mef)r al§ ©inmal. 9?icf)t fange, unb feine 53fafe melfr fprigt auf über bem Siegenben. 2)er SBafferfpiegel fdjliejjt fid) unb geigt gleichmütig ber füllen 9?ad)t ifjr S3ifb. So, gu langfam unb bod) gn fdjneÖ, mar ber £eiteretbei nocf) feine 9?ad)t »ergangen, dagegen mar bie »orige mit aU i^rer 3urd)t cor bem Sräumen, mit all ifjrem Slngftfdfmeife nod? eine 9?uf;enacf)t, eine ©rquidnng§nad)t gemefen. ®a gaufeiten nur unbeftimmte ©rtoartungen um. fie, ma§ il)r »ietleid^t Sd)lim= me§ begegnen fönnte. §eute ftanb e§ gemiß, furchtbar gemiß »or il)rer Seele, ma§ fie felber Scf)limme§ mirflicb getfjatt. Qmmer unb immer mieber gmang es? fie, fiel) gurüefgurufen, t»a§ fie gern »ergeffen fjätte, unb Ijätte fie 2lUe§ mit »ergeffen ntüffen, ma§ fie in anberen, glüdüd)en 9Jäd)ten fo gerne gebaut. Unb mit unbarmfjergiger ©emiffenfyaftigfeit 3U9 für 3US- deiner mürbe il»r gefdfenft. ©rft bie ©enugttjuung be§ Siege» unb ber Rettung, bann mit ber toieberfefyrenben ruhigeren 33efinnung bie Slngft »or ber 2lrt, bie 5nrd)t »or ben folgen ber Sfjat. Söie e§ fie getrieben, gu bem Stege gnrücfgulaufen, um gu fefyen, ob er nod) lebe! Unb marum foHte er nid)t? 2>a§ 23äc^lein mar ja in ben beiden Sagen fo feiert unb flofj bort auf meinem, moorigem ©runbe. Sie hätte e§ niefjt überleben mögen, menn er tobt mar. ©in fo tiefes? 9)?itleib entbanb fid) fo feltfam unb plöglid) au§ feinem ©egenfatje. ©in berebterer Slnroalt fprad) bieS fe§t für il)n, ald alle Stimmen, bie iljn früher angeflagt. ^a, ifjr mar, al§ fjabe fie felber eigentlich gar nie geglaubt, er »erfolge fie, unb als? müffe fie fid) »ermunbernb befinnen, mas? fie bod) nur getrieben fjabe gu ber feinblidjen Sl)at. ©r fjatte 121 nichts gegen fie gebrütet; fie hatte rttc£)t D^ot^roebjr geübt. 9?einf otjne äße llrfad^e ^atte fie ftcfy an if)m cergriffen. ©§ mar ihr ein Sebürfnif, eine fetbftmörberifche £nft, ihrer ST^at bie gering* fügigften Urfadjen unterliegen, bannt fie felber fidj nur recht haffenSmerth erfcfjien. 2tber war jefct Seit 3U folgen ©ebanlen? je^t, tco jebem 2tugenblid f}emanb fie fetjen tonnte? Unb wenn fte bennocfy wenbete, ihn ju retten, trenn e§ noch möglich if* — fielen nicht fd)on ÜRenfchen um ben ©teg? mol;! gar fdjon bie ©erichte?' 2Benn fie jenen Umweg unter ben ©rlen einfettlägt, fomrnt fie con ber entgegengefeijten ^Richtung nad) ber ©tabt. 2lber Weif, man nicht bennoch, baf fie im Sainhammer gemefen? §at ber ©chneiber fie nicht gefeiten? 2)ie testen ©inwänbe treffen fte fefton auf bent ©rlenfteig. ®er Umtceg wirb ihr nicht helfen. Unb ift e§ ihr nicht gleich* gültig, ob man fie fiet)t? ob man fie ergreift? Sßäre ihr in biefem lugenblide bie ©obegftrafe nicht Söohlthat? „£>, id} wollt’," ftöhnte fie cor fid) hin, »fie machten mich auch tobt!'*" Söarum flieht fie beun? ÜBarurn fdjlägt fie ben Unterrod her* auf über ben Äopf, um fi<±) unfenntlich gu machen? Sa, märe e§ einen Slugenblid nur! äRüfte fie jefct, jefst nieberfnieen, unb ba§ breite ©djmert burchzifd)te ihr ben ÜRaden t 3lber menn fie mit betten gefchloffen über bie ©träfe geführt wirb, unb bie £eute weichen fdjeu cor ihr unb flüftern auch nicht eher mit einanber, bi§ fie corbei ift! Unb ba§ ©efangnif! ,3wifd)en ben engen ©teinmänben fod fte füll fifcen, wer weif,, wie lange! ©ie, ber e§ wie bem 9Re^ unb bem 2>oget nur im SBeiten wohl ift! Sn ber @ericht§ftube muff fte ftef)en unb fich con “URämiern in’§ ©eficfjt feljen unb fierr ©eleitSreiter !" ,,„®a§ ift ja auch ®ie jeben £ag,"" fagt mieber aufathmenb bie fpeiteretbei. ©ie fommt burch ©affen unb ©äßchen; ba hat Sebermamt mit fich felbft gu thun; menn ©iner auf fie rebet, fo ift’§ mit einem herfömmltchen ©paße. ÜRiemanb fiebt ihre £bat ibr an. 9?irgenb§ ftehen Seute beifammen, bie mit einanber flüftern unb fich ergäben, ma§ ba mieber einmal ©d)redliche§ ift gefd?et>en, 2)ie ©affenfungen fchlenbern ber ©chule gu; feiner läuft hinter ihr her unb geigt mit ben ^ungern auf fie: „®ie ift’§, bie bat’S- getban." 3hre Saft mirb ihr immer leichter, ihr ©chritt febernber. „Sch mein’, ba§ Slnneborle ift über 9?aat Derübt. Saft möchte fie umfefyren, wenn itjr ba§ einfällt, unb boc^ gieljt fie'§ mie gemaltfam unb mie ber Sotlcnbung i^reg Serfyängniffeg entgegen. 2Bie ijt ba§ fyeute anber§ at§ geftern! SBte Diel 5D?enfd)en beteben bie ©egenb, bie geftern fo einfam mar! „Sift bu audf einmal bie Sefcf, Sinneborte ?" ruft ifyr eine Stimme gu. (£§ finb ifjre iDiitjäterinnen auf ber Safe Seinfetb, bie fielen btieben, meil fie bie .fpeiteretfyei fiep nadjfommen fallen. ©)ie §eiteretf>ei Ijott fte ein. diutt get)en fie gufammen meiter. ©)ie intäbdjen ergät)len fid) allerlei, nedett fid) unb tacken; Don bem ^otberg^ri^ miffen fte, fdjeint e§, nicfytg. 9fun finb fte nat>e am Utridjgfteg; immer fommen ifynen i’eute nad) unb entgegen. gut Sorbeigetjen mirb ein fdferjenber <$ru§ auggetaufdjt, unb noefy immer Ijat fein fDfenfd) be§ §ot= berS^rig gebaut. Sie möd)te fdfon mieber glauben, ein ©raum Ijabe fie gurn Seften gehabt, aber red)t§ Dom Stege, mo ber Sad) einen breU ten Sumpf bitbet, finb bie Söaffergräfer fOtenfc^enteibS lang nie= bergebrüeft, unb baruber fteljt eine fßftifje. $ein SOSenfd) fielet banad); bie .fpeiteretljei nur mit einem einzigen fdfeuen Stide. 3^3^^ fragt fie: „Slber mag ift bag für ein 9taudf ba tinfg in ben Sergen?" ,,„@in fRaucfy? ÜDfod^t’ idj miffen, mo! SBag bu aud? manchmal fietjft, Sinneborte?"" ©)ie ,£) eiteret!? ei Ejat alte Stide Don ber Stiftung nad? bem Steg abgemanbt; nun fefylt ityx ber 23?utl?, bie gelungene Sift gu 126 rmljcn. ©ie fürstet, bie Slide ber Slnberen »erben bem Ufren folgen, »emt fie nad) ber fßffi^e fielet. 9lun ftnb fie über ben ©leg. ®ie £>eiteretf)et trägt if)ren £ut an ben langen* Söänbern nnb läßt i§n fallen, ©te gel)t »te in ©ebanfen ttocf} einige ©dritte, bamit fie fid) prüdroenben muff, »enn fie ifyn aufhebt Slber fie !)at nicftt an bie @rlert gebaut — biefelben tief t)erab= fjangenben ^treige, bie geftern i|r |jeranfat)ren auf ben £olber§= Sritj Derftecften, oerbedten i|p fegt bie 2lusficf)t nad) bem 23ad)e. ,,9)föd)t’ id) nur »iffen, »er mir ben £ut befcfirie’n I jätt'!" lac^t bie ^eiteret^ei nnb martert ft cf) »äfirenb beS ganzen ©d)er^ gefpräd)§, baS fid> an biefe Sorte fnüpft, ab, baS QsrinnerungS* bilb Don jenem flüchtigen Slide ficf) gu oergegenroärtigen. Slber fo beutlid) oermag fie eS fid) nicht jurütfjurufen, baß fie baran 8«v @e»ißl)eit läute, ob S31ut auf ber fßfüfce ftanb ober nid)t. innerlich bamit befdjäftigt, ift fie fdfon auf bem «einfelbe unb mit ihren ©efäljrtinnen lange in ber Slrbeit begriffen, unb meint nod) auf bem Sege ^u fein, ©a »edt fie bie ©timme eine§ SSorübergeljenben. @S ift bie ©timme tljreS ißerl)äng* niffeS felbft. „Sifjt ihr’g fd)on?" ©ie 9Jiäbd)en richten fid) auf unb feljen nach bem fragen- ben. ©ie § eiteret!) ei, bie bem Seg am nädjften fteljt, muß au fid) galten — fonft merfen Sille, fie roeifj eS fd,on, »aS ber erff fagen »iH. Sie lange nun baS »äf)rt, bis er »eiter fprid)t! Slber nur ber fpeiteretljei, ben Slnbern nicht, fo neugierig fte finb. ©od) »er »eifj, »ie e»ig bie ©rgä^lung bauern »irb! Unb »äljrenb beffen muff fie gelm Slugen oerbergen, »aS in if)r oor* geht! ©aS ntüffen bie Slnbern nid)t. „©er fpolberS = Bang," fährt bie ©timme fort, unb bie fpeiteretljei gudt gufammen, „ift aufgehoben »orben oom ©erid)t bort im ©umpf am Ulrid)Sfteg." ©ie Sing ft ber ^eiteretljei eilt bem (Srgähler oorauS: 127 „„Die £eitere%t hat U;n .. Slber nein! Der fährt an- ber§ fort. »3Wan meijj nic^t/' fagt er, „ob er felber ift hineingefturgt,. ober ob iljn gentanb anber§ hat fjineingetoorfen, aber tobt ift er." Die §eiteret^ei rergifjt, Sttljem 31t holen; faft Ijdtte fie cer= geffen, gu leben. Slber — „ga, fo tobt, toie mir fmb!" ladjt eine anbere ©timme. „Der redjt’ Slrm ift getarnt, fonft nip. @r ift bamit auf einen feigen ©tein gefallen, loie er t)at SBeibett mollen fyau’n. gd) I>ab’ i£;n felber gefeh'n." „„Sluf bem ©eridjt?"" fragt ber @rfte. „§aft bir’S aud) taffen mei§ machen ? 2öenn fid) bie and) nod) einmengen trollten, menn einer oon felber in ben Sad) fällt unb gangbeinig trieber aufftetjt unb gebt allein nad) geirrt, ba§ tf)ät’ gerab’ nod) fehlen !" ' SBeiter E)drte bie §eiteret!jei nidjt§. Die Inbern mufften nicht, ma§ ibr begegnet trar, bajj fie plöglid) in bie $niee fiel unb mit beiben Sinnen in ben grünen £ein griff, al§ trenn fie Demanten umarmen mollte, unb in ©nein Sltl;em meinte unb lad)te. „2Ba§ ift bem Slnnebürle?" fragte bie Safe erfd)roden. „„fJliy,"" fagte bie ^»eiteretfjei, nod) immer gugleich lacbenb unb meittenb. „ „ i)lif , Sä§, nip. ©0 ein rermünfd)teg Sier= gebein ((Sibec^fe) ! gd) jät’ ber Sä§ ihren Sein mein Sebtag nicht mieber mit, menn fie nicht bie Siergebein’ abfdbjafft auf ihrem gelb. 9Sein, Sä§, laff ©ie nur bie Siergebein’; fie mollen aud) leben auf ber 2Belt. Unb bie 2Belt ift fo eine luftige 2Belt! - „©eht," fagte ber ©urfen=Äafpar, oon feinem Kartoffel* felb auf bie cpeiterethei beutenb, bie he^mrDärt§ baran rorbei* ging. „2öie ba§ geht! ©prung auf ©prung. .fpeiteretljei, .fpei- terethei! Die langt mieber einmal ihren Flamen." Sluf einem anberen gelbe ftanb ein Surfdje. 3?ian fah, er fudb)te ein ©efpräd), um einen Sormanb gum geiern gu fmken. 128 „Slnneborle!" rief et, „bu tang’ft mogl fcgou auf bie Äircfi* toeig log?" ^ «(fxltt,"" fagte bie |jeiteretgei. „„fpernacgen bin icg fertig, ■toenn bu anfängft. ©o bleiben mir im ©efcgicf."" * 2luf einer Söiefe lachte man ben SIbgefertigten au§. „2Bann mirb ber einmal eine gefdgeibte 2Introort fehlen!" rief (Siner. »,,-lBenn bu einmal eine gaft,"* entgegn ete bie §eiteretgei. .„„Das? gefcgiegt in fieben $agren nicgt."" ®er @urfen4?afpar fagte nocg hinter igr ger: „Die Dag’ irar mir’ä immerfort, al§ mär’ ber Äreugberg nicgt mehr an fei, iter ©teil , e§ mar mir ma§, unb icg gab’ bocg nicgt gemußt, mo ic^'§ bjin tgun foH. 9?un merf icg'§ er ft; ba§ ift gefommen, to£il k'e <§eite retgei nicgt megr fo getankt ift mie fonft." 2Bir feeren gum |>olber§^rig gurücf, ben mir, burcg ben 21 n prall ber .fjeiteretgei oom UlricgSfteg gerabgeftürgt, im QzfynU bad^ unterfinfenb Derlieffen. J?icf)t lange, unb feine 23tafe megr flieg über igm auf, ber Söafferfpiegel fc£)lo§ fidfj über igm unb geigte gleicgmütgig ber fttüen 9?acgt igr SBilb. 3u plöglicg mar er au§ feinen ©egn* fucgt§gebanfen gerauSgeriffen morben, gu unoermutget mar ber Angriff be§ 2)?äbcgen§ gefommen, gu ft^neE ber betäubenbe Sturg unb baS erfticfenbe (Sinatgmen be§ fcglammigen 2öaffer§ barauf gefolgt. (Sr mußte faum, ma§ igm gefdgegen unb mo er mar unb audg ber legte Stejl ber 23efinnung mußte ign Derlaffen, gob tpm nidgt in bem lugenblicfe, ber über Seben unb Dob entfdgeU ben füllte, ein inftinctmäßigeg 2lufftemmen ber fpänbe auf bem feilten ©runbe be§ ©umpfeS, Äopf unb «ruft über bie 2Baf* ferfläc^e empor unb giett fie ba feft, bi§ ba§ ©ingefcglucfte burcg Jjfunb unb 9?afe mieberum gerau§geftoßen mar. Da§ Dunfel Dor ben Singen fcgmanb; bie grüne ©erlange mälgte ft cg Don ferner 53mft gerab, fo mie Diefe ftatt be§ garten, falten, gurgeln, ben DtngeS mieberum bie meiege ©ommernacgtluft einfog, unb 129 ringelte ftdj gü^ernb unb riefenlang non if)m tneg, bt§ er gemaljr tnurbe, fte fei nid&tS 21nbere§ als ber altbefannte £el>ntbacb, unb er fetter liege bi§ an bie «ruft in be§ Sad^eS Söaffern. 2Ba§ über ifym fc^mar^ oom blauen fRa^immel fi<^ abfd&nitt, mar ber UlridfSfteg, auf bent er faum nor einer Minute nod) gejlan» ben. (Sr befann fid), ma§ er eben getfjan unb mie er herunter* gefomtnen fei, unb l'onnte erft nichts finben, als über ifym norbei rafenb ein bleid)eS, milbeS 2tfäbcbengefid)t mit rodenben braunen 21ugen unb sufammengeprefjten Sippen, burd? bie rneitgeöffneten Lüftern ferner, rafdj unb fjörbar at^menb. (Sr griff mit beiben «^änben nad) betn «Steg, um ftdj auf iljn binaufgufcbmingen ; aber ber ©djmerj, ber non ber rechten £janb bis gum §er?en flutenb gudte, machte if)m baS unmöglid). (Sr muffte eine ©teile fud»en, tno baS Ufer feister mar, unb über einen SE^eil ber 2Biefe, um mieber auf ben 2Beg gu tommen. DJJü^fam fanb er enblid? jufammen, roaS an unb in itjm oorgegangen in bem «ugenblide gmifdjen feinen tjarrenben ©eljm fud)tSgebanfen unb bem ©turg in baS SSaffer. (Sr batte bem fo plö£lidb auf i^n jutlirrcnben ©djiebfarren unmidfürlicb ben ■Ärm entgegengeftredt, unb mar burcfy ben ©tof? beS gubrmerfS gegen feine .fpanb über ben ^Jlanb beS ©tegeS gebrängt morben. ®ie Verlegung an bem erften ginger berfelben abgerechnet, tonnte ber Hergang nidjt glüdlid»er für ifm auSgefaden fein. Slber feine erfte tief beraufquedenbe (Smpfinbung mar: „Söär’ft bu bocb lie* gen blieben im 23adb!" (Sr mufjte nicht, mar ber preffenbe ©djjmerg im |jergen unb fradte bis in bie §anb, ober mar er in bem ginger unb gudfte oon ba bi§ in bie 33ruft hinein. 2Bie feine ©eele rang groifd)en •Sorn unb ©dmterg, er fanb nur bie grage: „2BaS baft bu iljr getban?" (Sr empfanb mit einer 31rt fdjmergltdjer Suft ihr gangeS Unrecht an ihm burdf, unb anftatt itjn frei gu machen oon feiner Siebe gu i£>r, trieb eS biefe nur gu größerem 2ßad)Stl)um. (SS fdjeint bieS munberlid), aber eS ift’S nid)t. Oft macht, roaS mir oorauS bat>en üor Oberen, urt§ fie gu lieben geneigt, mäbrenb mir, im ^emufftfein, gegen Slnbere im Unredjt gu flehen, in ihnen Otto Slibtoig’g SBerfe. III. a 130 baS ©efüf)l unfereS ,3urüdftef)enS Raffen. 2lber feinem ©tolp lant eine unerwartete 4)ülfe. ©r prte fchabenfrof) lachen. ^ornig rcanbte er fid) unb fanb ben SäppelSfchneiber fjinter fid) fielen, ©o hatte baS S^ter, baS bem §otberS=^rih 2lßeS prn fßoffen tf)at: bie Seute, and) hier ein Üluge unb ein £)t)r gehabt. Unb wa§ biefeS biente ge= Ejört, baS wußte morgen baS ganje ÜHjier. ®a ftanb ber atte ©roß wieber auf feinen deinen unb machte ben «!polber§ = C^ri^. bem ©djmerj ber Siebe ftreitig. „3tu fann mau wof)l lachen," fagte ber ©dpeiber; „benn Wie man fielet, t)at bir ba§" — er machte bie Bewegung beS ©chwingenS — „nip gefdpb’t. Qa, baS ift ein ©eufelSmäble, baS!" ,,„2Ber?"" fragte ber gri§, ber nicht geahnt, einen beugen feine§ ©tur§eS p haben, witb. ,,£)äcf)t’ id) büd)/' entgegnete ber ©dpeiber, noch ftärfer ladjenb, „bit wüßt’ft, wen id) mein’, ©pürft fie wollt noch in aßen ©liebern, bent’ id). ^reugelement, uiu| bir bie einen ©c^wung gegeben haben, baf bu fo weit ootn ©teg bift geflogen! ibRad)’ mir nip weis, grp. 2Beif bie ganj’ ©tabt, bn f)aft ilp aufge= lauert fdpn eine 2Bod)en lang, ©ie fjat einmal foßen feh’n, fie ift nicht bie Stßerftarfft’ unb nimmt’S mit jeöent fUtannSbilb auf. ©ie hat foßen feh’n, bu bift hoch ftärfer. ®u brauchft bicf) nicht p ärgern, baß bir’S quer ift gangen. £>a am ©ritnber DJtartt hat fte’S bem äRorjenfchmieb unb bem SBeber üom ©äumarft nid)t beffer gemalt, ©ei nicht wilb, wenn ich ttod) immerfort lach’. Diuf baS ein ©riff geweft fein! 3a, bie hat 3Irnt’ wie IBu^enäft’, baS ©eufelSbing! 3d) bin hoch auch einer unb fein iPfefferfuchenmännte" — er h°b ben fKed)en, ben er auf ber ©dptter trug, um recht grof auSpfef)en, — „ich hab’ ©tärf wie ©hier ba in meinen Firmen, aber bei ber ift ber ftarfe §o U ber§=3rih niy* 2Btt woßen ihr eins einbrodeit, f$hi§! 2)aS wirb angejeigt. ©ie foß fdpn IRefpect friegen oor unS Scannern." ,,„3d) weif nicht," “ entgegnete ber gri§, ,,„waS bu mit beiner ©ie wißft unb wen bu bamit meinft! 3d) hflb7 ÜBeiben woßen Ipu’n unb mich p weit itbergebogen; ba Ipb’ ich 131 ba§ ©efdjid oerloren unb bin gcftürgt. $ann [ein, e§ ift ging juft über ben ©teg gangen; ba§ »ei§ id) nicht. Unb mer meiß, n)te bir’§ ba »orgefomrnen ift!" @r mußte felber nicht, ma§ ihn gu biefem «ergeben trieb. ($r meinte, eS fei nur bie ©d)am oor ben Leuten, unb hoch mar eben fo üiel ©orge um ba§ 9ü?äbeigt : ben ftarfen £oiber§,f?rifc f)at ein SJläble in ben «ach gerannt. 2Iber ba§ gef)t mich nip an. ©in rechter «ürger muß aite§ Un= red)t angeigen, mo er fielet." ®em |)Dlberg.'gritj fließ ber 3orn auf, baß er mieber gum alten 2Bilbtf)un greifen mußte. ,,„3ch fag’, id& §ab’ SBeiben mol, len hau’n unb bin felber gefallen, unb bu meißt nicht, ma§ bu reb’ft. 2Ber’§ anber§ fagt, ber ^at’§ mit mir gu thun!"" „3a," meinte ber ©cfmeicer, „ba mßd)t’ man faft bem 2ftor, genftfimieb 9ied)t geben, bu hätt’ft ib;r bloß aufgepaßt, bu mär'ft in fie oerfd^amerirt unb hätt’ft beine ©ad)’ mollen anbringen, meil bu ifjr nip millft laffen thun. Unb ba ift bie ©efc^t' noch närrifd)er. 3 eiteretl)ei I;at ge, meint, e§ gilt ihr? ®u Ijaft mit ber ©o’ moUen careffiren, unb bie §eiteret^ei meint, bu miHft i§r beine ©tärf geigen; ba§ ift oermünfe^t!" ,,„©>u bift füll mit ber ^eiteret^ei!"" rief ber grifc gornig, aber eigentlich nur, meil ber ©djneiber, ba§ ©tüd Seute, fie nicht mit biefem bauten unb überhaupt gar nicht nennen foDCte. „„Unb ich fag’ bir’§ noch einmal, mer bie Sagen auSfprengt, bie bu ba haft gefagt, ber füll feh’n . . ."" ®er 3ri§ fdpnang ben gemaltigen 3lrm, um feiner D?ebe mit einem ©chlag auf einen imaginirten 2öirth§tifch ©emidjt gu ge, 9* 132 Beit, unb gucfte gufammen oor bem Sumers im Ringer , ben er in ber $ifee be§ (55efpräcf)e§ oergeffen. „§m," meinte ber ©hneiber, „beine Urfacp’ ntufjt bu boh haben. 3 a, non ber (So’ unb bir ift bie 9beb’ gemeft, unb an fo ein arm 9)fäble, mie bie §eiteretpei ift, — na, ich fag’ nid^t§ mieber non ber £eiteretf)ei, brauhft nicpt fo aufjufapren, — an fo eine ift ba freilich nicht gu benfen. ®omter, bie (So ’, bie hat ein paar haften unb 3eug§ barin! Unb fca meinft bn audp, bie ©o’ mirb’§ erfahren, unb bu oertierft ben Siefpect. 3a, unb 9fe= fpect rnuf; im §au§ fein; barauf halt’ ich auch- etma benlen, ich fürcpt mich trnr bir unb bin ftitt au§ furcht. 2)a fennft bu ben ©hneiber f^te^t. 3h reb’ fo nicb)t oon ©a* dien, mo mich mp angeh’n. ®a§ fcfjicft fiep nicht für einen, mo ein SKann ift. ®ef;megen fannft bu ohne furcht fein, fyri^te; ba fannft bu biat man feine fRuIj’ nor bem 23ief). ©lement! Sag icf) if;r nidjt auffägig fann fein, unb menn fie nodj fdjlintmer mär’ unb ned) nieberträcf)tiger tfjät’ ! Unb ben Ringer ba; wenn icf) nidjt megr fann arbeiten, Ijerna* djen ljab’ icf) erft 3eif gum Stufpaffen , ba fann id; if)r ja nadjs laufen ben gangen Sag, ba fann fid) ber ©pi§ taffen treten, fo oiel er Suft ^at. Sa§ mirb anber§, 23urfd), ba§ fag’ icf) bir! Sie ©»’ foffft bu frei’n, fo mafyr icf) ber IpolberS^rifj bin. Sa§ foff bir nidjt umfonft eingefallen fein. Ser ©dfjnetber f)at mir’§ aud) geglaubt; ba merben’3 bie Seut’ fd)on erfahren, bag id) ber @D’ aufgepagt Ijab’ unb nidjt jener. Unb bie §eiteret^ei . . ." ©r blieb mieber fielen. ©3 fiel it)tn ein, ba bie lpeitere= tgei nid)t3 mit il)m fyaben mode, merbe fie fid) nidjt ärgern, näfjm’ er bie ©o\ „Unb menn id)’3 iljr nid)t gum Srolj tf)u’, fo tf;u’ idj’3 bir felber gum Sro§," fagte er bann mieber gu fid), „weif bu fte nidjt au3 ben ©ebanfen fannft bringen. Söilb tlju’ id) nidt»t meljr, ba§ meigt bu, aber unterfriegen roitt id; bidj mofjf nod), SSurfc^ ! Su foflft mir bie ©o’ fjeiratfjen. SBarum toillft bu jene nidjt oergeffen?!" ©r Ijatte fxd) fetber am Äragen gepacft, fo mar’3 iljm ©rnft. ©3 mar ba3 eine fetjr mittelbare Söeife, ftc^ an ber $eite* retfjei in feiner eigenen Siebe gu iljr gu räcfjen. Stber er Ijielt fie feft. „$räle," fagte er gu ber ©rogmutter, „iljr fjabt mir neuüd) oon ber — 23aftineffin = ©ß’ gereb’t, iljr mißt fdjon, ma3. Sa3 fönnt iljr fertig machen. ©agt mir nip meiter baoon; in ad)t Sagen mug bie ©ad)’ fertig fein. ^dj bin iljr fdjon lang’ gu ©efaHen gangen, — ba3 fönnt iljr fagen — unb f)ab’ fie nidjt allein fönnen antreffen." Sie ©rogmutter rounberte fiel), ifjn einmal mieber in feinem paufe gu fef»en, menn artet) in tiefer Sfaefjt. Sa fie feinen 3u= ftanb gemafjr mürbe, feine Äleiber nag unb ooll ©djlamm, iljn fröfteln unb oon feinem oerlefsten Ringer 23 lut fliegen faf), ge¬ riet!) fie auger fid). 134 ft ,„©§ tft nt fagte er; „beim SBetbenfdjneiben bin id) in ben 3e^ntbacE) gefallen." Oie 211te, ooE $urd)t, er fönne fid^ erfaßen, woEte iljn im ffaufe behalfen unb bewegen, fdfneE 51t Sette ju gelten ober me^ nigEen§ bie Kleiber 31t med)feltt. ©t fönne ben Job Ijaben baöon. ,,2öär’ mir juft redjt," badfte ber ffrig. ©r blieb barauf, fo wie er fei, nad) feiner 2Berfftatt 31t gefjen, unb wenn fie if)tn ben Saber etwa nadffd)ide, ber foEe f elfen, feine anbere «fjanb fei nod) gefnnb. ©ie meinte ifyn baburd) ju Überreben, baß fte fagte: „9lber, bu bös Oid)terle, wenn bu franf wirft, ober ber f^irtger wirb fdjlimm, baff bn nidft fannft arbeiten?" ,,$d) tnag nic£>t arbeiten melfr! felf nidft, moju! $dj felf nidft, wo^u einer leben wiE!"" fnlfr ber $rif3 auf. „„UBenjt i§r wa§ woEt tl)un, fyräle, fo madft ba§ gefdfwinb fertig, id) l)ab’ eucf) gefagt, wa§. Ober id) gelf übermorgen nad) SImerifa."" Oie SorfteEung, baff einer nad) Slmerifa auSwanbere, mar ber ©roffmutter immer fd)redtid)er gemefen al§ bie be§ ©ter^ ben§. Oa, meinte fie, lomme man gu feinen Renten unb bort gu lautet ^rauben. Oie Saltinefftn*©»’ fdjien ilfr nicf)t bie fjratt, bie fie iljrem ©nfel wünfd)en foEte. Ood) oerfprad) fte ifyra, bie ©ac^e möglicf)ft halb in 91id)tigfett gu bringen, wenn fie and) bei fiel; backte: „Oa§ ift bie beft’ ©il, bie nip übereilt, unb ©ott fei'§ gebanft, ber 2}?enfd)en ©ebanlen in iffren köpfen ftttb and) niept fo feft, al§ bie @rb’ unter ifyren fyüffen." ©ie lonnte nid)t fd)lafen. ©§ fiel il)r nun erft rec^t ein, wie er gefiebert, wie er halb buufelrotf), halb tobtenbleid) gefehlt, fein ganje§ jerftörteS 2ßefen, wie er jumeilen gewanft; wie eiet Slut er auf beut Heimwege fd)on oerloren Ifaben ntüffe. „Seffer ift beffer," meinte fie. ©ie naljnt U)ten blauen fDJantel um bie alten ©djultern, trippelte nad) ber SSJeibengaffe unb wedte bert Saber. ällit biefem fatn fte eben nod) redjtjeitig in il)re§ ©nfel§ äßerfftatt an. 135 £>ett anbern 2lbenb fajj bei- ÜDiorgenfchmieb gang fltH tut „©ringet." (Sr hatte fid) beifeite gemacht unb fd)ien wenig oon bem gu hören, wa§ gefprochen würbe. ©§ galt bie§ bem §ol* ber§=gvilj; man wollte wiffen, er fei franf. ©er 2)?orgenfchmieb meinte: „fja, einen ©dampfen mag er fdjon gefriegt bjaben ba= toon." ©amt trodf er gang in fid) hinein unb oerfan! oöttig in bie Betrachtung feiner pfeife. ©r bjiett fie wieber unb wieber einmal fo nah DDr feine ^tugen, als war' er plö^lich furgfidjtig geworben. ©ann fniff er bie Slugen auf bie SBeife gufammen, bie nur ihm gehörte, bi§ fie gang fdfief gu fteheu fch'ienett, unb immer öfter melbeten fich 2lnwanblmtgen beS eigenen ©chluchgenS, baS wir f felbft: ,,gcf) bin nur froh, baß id) froh bin." Dann wanbte er ficf) 31t ber ©d)miebin: ,,gd) fag’ bir, e§ gibt nip ©efd)eibter’§ auf ber 2Belt, al§ wenn einer fo eine gefd)eibte grau bat wie id). 0o gut ift heut nic^t ein geber bran. ga, ja. Da§ wirb eine fd)öne @efdjicf)t’! geh h ab’§ wir gebaut, wa§ mit ber 2öad)t= ftuben noch müßt’ berau§fommen. 9?a, wirbeiben fonnen lachen. 2lber bie baran fchutb finb! ga, bu weißt’S wohl noch gar nicht? Die §eiterethei hat ben §olber§»grit$ Dom 0teg gerennt. Unb id) möd)t’ nicht unter benen fein, bie ihr fo lang’ haben angft ge* macht, bi§ fie befperat ift geworben." „„Die §eiterethei hat ihn fjineingerennt? 2lber er lebt ja noch, unb e§ ift gar fo gefährlich nicht mit bem §olber§=gri§. Da§ §olber§=gräle felber hat mir’3 gefagt."" „ga," fagte ber 0chmieb, „baß er noch lebt, ba§ ift nicht benen ihre ©d)ulb; ba§ ©erid)t fieht barauf, wie’§ hätt’ fbnnen werben. ©0 fteljt’S im ©efeg. ©ie hat ihn bod) in ben 23ad) gerennt, baß er foHt’ ertrinfen, unb baju haben fte bie oerrücf* ten 233ad)tftubenweiber gebracht, ©ie haben ihr wei§ gemacht, ber griij hätt’ ein 33eil bei mir befteüt, unb wa§ noch fonft für bumme§ geug." „,,ga, haft bu’§ benn nicht felber gefagt?"" fuhr bie ©d)mie= bin auf, wilb oor SIngft. „„Unb nu foüen’3 bie armen Sßeiber, bu greulicher Wann?"" Der ©chrnieb fcb)ien bie fRebe feiner grau für einen 2lu§* brudj oon §eiterfeit ju nehmen, „ga, wir beiben fbnnen lachen," fuhr er fort, „geh hab’ freilich auch f° >ra§ gebacht, aber Den» fen ift ein anbrer Wann wie ©agen. Unb ber Worjenfchmieb ift fein ©fei feines 5Ramen§, baß er fo fd)redlid) gefährliche Ding’ auf bem Warft auSfdtjreit. g? bod) unb ifj, fenele. ©ie finb mof)l nidit füjj genung? ©inb oon ben beften, mo er hat. ©enn frebftu, wenn aud) bie §eiteretbei nicht befparat mär’ geworben, fo haben bie cerrüdten 2Bad)tftubenwei* ber hoch gefagt, ber $rifj will fie umbringen. Za, ba§ will baS- @erid)t nun bemiefen haben; wer weifj, müffen bie Söeiber einen leiblichen @ib fd)Woren cor einem ©ifänb’ ba unter’nt SCifcf» jufammen? Zd) meint’, bu mär’ft orbentlid) cerblafjt? ©ich bauern Wohl bie äßacbtftnben* rceiber? Sßarum finb bie fo bumm!" ©amit buchfte ber ©chmieb in feine Kammer, ©ie ©d)mie* bin rang nun über bem ©ifaft bu gethan. 2Bie foH er f Raffen ferner mit bem gelähmten 2Irm? Unb bennod; hat er bire 2lttgen unb ihre ©ebanfen oon ber ©rbe auf. Unb at§ fte emporfebenb ihr ^äu§ct)en erbticfte unb ben alten |>odunberbufcb, mie er fdjon mieber unter einer ftatternben ißerücfe Don ^affeemötfdben prangte, ba jagte ein Sädjeln bie gange garbe an§ ber d)Juttbgegenb nach ben prallen SBangen bin. „©tnb bie bummen großen Söeiber fdjon mieber ba beifatm tuen? 9tun ift’§ bodb mit bem SBarnen au§ unb bent anbern bummen $eug. 2Bie Diel haben bie nicht gereb't, ma§ fte müß- ten Derfäumeu meinetmegen! Ja fodt’ man meinen, fte finb nun beim DfotcEjljolen batjeim. fya, prüft! um’§ ißtaubern ift’S ben Sßeibern gu t§un gemeft, unb ba§ |jäu§te ftef)t fo juft ant ©nb’, ba fann man ^ineintoifc^en, unb e§ fie^t’S fein DJfenfd^, ber e§ fönnf bereben. 3Zu, ict) mit! ntir’§ nod) ein Jager etliche taffen •gefallen. 21ber fyentad)en b)ört'§ auf; f)crnad)en fe^r' idj au§. Unb fo ifi’§ unb nu ifi'§ fertig!" 2Jian fann ftd) benfen, mit metcber greube bte §eiteret^ei oon ben „Söadjtftubenioeibern" empfangen mürbe. Unb and) ©folg mar babei. Jer «^immel fjatte bie §eiteretf>ei gerettet, tnbem er ben boshaften Stufiaurer in bie eigene ©dringe faden ließ. Jenn e§ mar fein ^roeifet, ber .Spotbers^rilg f»atte bie ^eiteretfiei in ben 23adj merfen moden, in ben er fetber nun ge= ftürgt. 2tber e§ fragte ficfy fef)r, ob ber |jimmet of)ne bie SBünfcfe, ©orgen unb ©ebete ber oereinigten grauen ein foldt (fpentpet ftatuirt hatte? Unb biefe fonrtten mieberurn baran bie ©röße be§ ©teine§ erfennen , ben fte bei bem §immet im Srette batten. 2lde ©timmen feierten ba§ Söatten ber @erecf)= tigfeit; nur bie f leine oerfc^ämte S3aberin, bie furg oor ber tpei* teretßei in ba§ ©titbd)en getreten, fdjien oon attberen ©efühten befeelt. 2lücr in ihrer 53töbigfeit unb ihrer äugfUidjen Jentutb oor ben großen 2öeibern magte fte fein 2öort unb festen nur mit ftuntnten 58 tiefen unb gefatteten fjänben bte jebe§matige tKebaerin um Sarmhergigfeit für ben ja ohnehin Dom fpimmet ©eftraften gu flehen. 140 ®ie SBeberin fpann mit beiben §änben unb »erhörtem Singe ber t)bl)eren Rügung, melche bie »erfolgte Unfdjulb ge¬ feilt, ein ©fyrenHeib. „Sa," fchloß fie ihre 9?ebe, „ben 23öfemid)t hat fo rect)t ber ginger ber SBorfelfung »am «Steg getippt." ,,„®a mbg’ einer,"" machte bie 3Tifd)lerin begeiftert bie üftufsanröenbung , ,,„33onapart feigen ober SRinalbo fRinalbini über ^ülber§=3:ri§; benn marum? ba§ ift ber IBorfehung egal."" „Tenn geber," fügte bie Tünd)erin fyingn, „treibt’g nur fo lang', al§ e§ gel)t, unb tjernadjen gefcf)ief)t ma§, morüber fid> Sftenfchen unb 23ief) »ermunbern." „„Unb menn bie 3eit gef'ommen ift,"" fagte bie 23eutlerin, „„^ernacben ift fie ba."" „Unb bernactjen," nahm bie ÜBeberin ihren gaben »ieber auf, „fagt alle 2Belt: So ift’§ einmal recht! ©o hat’§ einmal müffen fümmen." 23emirfte e§ nun ber ftumme gtefibtid ber 33aberin, ober war bie ©enugthuung über bie SSeftrafung be§ ©ünber§ gu bem t)öcf)ften fünfte geftiegen, mo fte nothmenbig in SDZitleib um= fdftagen muf!e, bie Tifchlerin fagte fanfter: „ga, aber bauern tt)ut e§ einen bocf); benn marum? man ift bocf) ein DZenfcf)." „„Unb,"" meinte bie SBebenn, bie auch in ber SD^ilbe deiner nacbfiefien mollte, „„er hat bocf) eigentlich auch feine f^timme Tf)at noch nicht »erübt gehabt. ©er pimmel fann ftrafen, aber bie tOcenfchen füllen mitteibig fein."" „gitmal," beftätigte bie Tüncherin, „menn einer hernactjen fo bußfertig ift mie ber .polber2S=grit3. ©enn ba§ muf man fagen, übfchon er ein S3öfemid)t ift, fo ift er bod) eine recpt d)riftliche ©eel’. 2Bie ein Samnt ift er, hat ba§ ,polber§=gräle gefagt. Unb er hat auch gar hin 33if;le sJZeu’ über ba§, ma§ er hat ge- than, fonbern er erträgt’«? als? ein frommer ©hrift, ber ba au§ feinem Äatechi3mu§ roetjj, ber ©ottlofe mujj »ie£ leiben. Unb glüdtich ift, mer bas? »ergibt , rcas? einmal nicht gu änbern ift, bat ber Slpoftel ipaulus? gefagt." ®em burdjbringenben 331ide ber 2Beberin mar inbefj nid)t 141 entgangen, baß bie Heine Saberin mit einer mistigen ©röffnung gelaben mar, aber nur ben fDlutl) nid)t fyatte, in ©egenwart ber großen 2Beibet loSguge^en. „S)ie grau 33aberin muß bocb eigentlich wiffen, wie’§ mit bem £>otter§=gri§ ftef)t?" 3)ie 23aberin erfdfraf, baß fie reben füllte. Sie erröt^ete über unb über unb [lotterte eine ©ntfcfyulbigung. @§ farn il)r wie eine Anmaßung oor, etwa* ju wiffen, wa§ fo große 2£eU bergudjt wußten. Unb bie 9?ad)rid)t, bie fie geben fonnte, Ifätte fie in jebem anberen iDfunbe für wichtig unb mittfeitenäwertl} gehalten; in i^rem eigenen aber fd^ien fie ipr fo unbebeutenb, at§ fie fid} fetber oorfam. „©§ mu| fet)r gefäbjvtic^ fein," fpann bie 2Beberiit. „3)ie gute grau fyat nicb)t ba§ §erj, e§ gu fagen." ,,„25umme§ geug!"" fadfte <&eitcretf>ei, um fiel? felber bie gurdft P oertreiben. „,,©r ift auf ben Hrm gefallen ; baran ftirbt fo ©hter nicb»t, wie ber §olber§=grig."" 2)ie lEifdjlerin wollte 33eiben 9iedb)t geben. „9lein, baran gewiß nid)t," fagte fie, „wiewof)t’§ ifm fein Sfienfd} fönnt’ wef?* ren, baran ju fterben, wenn er’§ abfolut will. ®enn warum? 2)er fDfenfd) ift wie ein @ra§; ba§ f»at gar feinen 2lrtn unb muß bod) fterben." „gl)rer ift geholt worben?" fragte bie SBeberin. ,,„ga,"" entgegnete bie arme f leine grau unb jupfte Der* f d^ätnt an i£)rem fDlantel Ijerum, baß e§ nur gljrer war, ber ge* Ijolt würbe. 2)ann fa§te fie fict) ein §erj unb fulfr fort: „,,®a§ gräle ift ju fftaeßt gefommen mit i£>rer Satern’ unb fyat fOieitten in bie Sßerfftatt geholt. 2)a fyat ber §olber§--grif5 gelegen unb war oon fiefy. 2lber e§ ift nip — „,,2£a§ fo£T§ benn auc^ fein?"" sanfte bie £eiteretf)ei mit iljrer ÜIngft. „„ 23ei fo einem gungen!"" „gef) mein’," fuf)r bie 33 aberin fort, unb wußte nid&t, Wo fie fyinfeffen foCCte, „baß idf§ fag'; id) weiß, baß gans anbere 2Bei* ber ba firtb, unb e§ ift nid)t, weil id) bädjt’, e§ war’ wa§, weil tdj’§ ßätt’ gefügt, unb . . ." 142 „„99?it wem ift nij?"" gab bie SBeberin ber aßgemeineit Spannung bie grage. „,,$DUt bem $oIber§*grifc feiner ß'ran!* heit?“" Sie «aberin hatte fid)’§ ja gebaut, baß fte bie großen. Söeiber beleibigen mürbe. Sie feufjte eine Siebe, bie an Älein* i)eii unb «ergehen in ütngft unb Selbftoerfcfjmä^ung ibjr Dößi=* ge§ ©benbilb mar: „ÜDiit mir.“ „„Unb ber ^olberä-^ri^ ift mirflidj oon fxc£) gemeft?"" Sie «aberin nicfte unb gudte bie 2td)feln, baß fte’§ nur mar, bie entgegnete: „Unb fo i|T§ geblieben. «deiner hat ficfy aße 9J?üh’ gegeben, aber fo ift’§ geblieben . . ." Sie Sünderin brach au§: „3a, er b?at nod) gejagt: 3 oermodjte nicht, bem mächtigen SBeifpiel ju miberftehen. 2Bie ge= maltig bieg fei, mufften bie grauen recft gut. Senn fo oft ihnen, bie Führung auggehen mollte, fallen fie einanber an unb erquid= ten fid) burd; bag 33emujftfein ber ©efeUfc^aftlic^Feit 31t neuem,, ftärfercm Schlurften. Sie ^eiteretljei mar mie ein äftarmorbilb; ihr fpannte bie äJfugl'eln an, mag bie ber grauen auflöfte. Sie SBeberin lieg ben unrettbaren Torfen, benn fie hob- bie Irnte mie tröftenb. „Sterben müffen mir 2111'e." „,,2tber fo jung!"" fd^fucf;§te bie Sifcblerin. „„@r fann noct) feine Smeiunbbreifig fein, ©r ift grab’ fo alt, mie mein Sraugöttle felig. S'ta, menn bie Stabt mieber brennt, ba mirb bie Ifird)’ nicf)t mieber gereift. Unb menn’g einen SBolfenbruch ffyut, muff ber aff ©erber ertrinfen. Senn marum? 2Benn ein 9Jcenfernad;eii ift er aufgemacht." Sag mar für bie grauen felber falt SBaffer über ben $opf. Sie SBenbung fam gu unermartet. 2ßag ben fiebrigen bie Sfugen trodnete, machte bie §eite= rethei erft meinen. Vorhin mar ihre Seele im Krampf gefan= gen; jet^t fühlte fie erft feinen Sob unb ihren Schmer^ über biefen unb bag fie ihn Derfdjulbet, afg mär’ er mirffich, ba fie muffte, er lebte noch- Sie 33eutlerin bagegen fah auf mit halb unmiHiger 2kr= munberung. „2Bag?" fagte fie. „Sa ift er noch gar nicht einmal ge^ ftorben? Sa hab’ idf für nij geflennt?" 144 „,,9lun, unb wenn er auch noch nicht geftorben ift,"" fdjtud^te bie ©ifdilerin, bie fid) nicht fo leicht aud bem Jammer heraudarbeiten fonnte, „„benn warum? $en Leuten Ufre ©d)ulb ift’d nicht."" „Ad)," fagle bie 23aberirt leife, „ja, er hflt aud) bem Anne= borle gar nip gu Seib wollen tljun. @r ift aud) fcf)on lang’ gar nicht meljr milb gemefi. ©ad ,£jolberö=gräle hat gefagt: ©o or- berttlid) unb fo bie ©uttljat felber ift gar deiner meljr roie mein ©id)terle." 3 )a§ gab ein neue§ ©rftaunen. Aber wie man einmal über biefed IjinauS mar, munberte man fxc^, baf; man hatte er= ftaunen fönnen, unb fanb, baf$ man ja eigentlich nie an bie böfe Abficbt bed |>olberd=grij5 geglaubt. Unb nad)bem bie grauen einmal fo weit oorgerüdt waren, beburfte ed nur noch eined flei- nen ©d)ritted weiter, unb fte befannen fich, gebe hatte biefen Unglauben auch audgefprod)en. @d war mmtberbar, mit welchem ©djarffimt man jule^t bemied, bafj nur ein ganj überfpannter DJlenfd) auf eine foldje Albernheit habe fcmmert ober ihr 23eifaü geben fönnen. ,,Aber fo ftnb bie Seut’," fagte bie ©ifd)lerin. „©emt warum? SBenn’d nur mp ©ut’d ift »om lieben 9iebenmenfd)en; je fchlimmer ed ift, je lieber glaubend bie Öeut’." „„greilid)! freilich!"" fpann bie SBeberin mit beiben §äit= ben. „ „2öeil er ein SSeil befteUt hat? geh l)ab’ flUitt>ig’3 SSBerte. III- 10 14G ®ie Vaberin hatte baoor mit ihrem S3erid)t faum gu @rtbe tommen tonnen, baff für ba§ £eben be§ ,f)oIber§=grii3 feine ®e* fat)r mehr oort)anben fei. 9?ur freilich ! ber oerteljte ginger tonnte fteif bleiben. 2111er Sraft ihrer ungefdjmä^ten gugenb beburfte bie fpei* terettfei, ben ptöfjtichen 2Becf)fel ber ftärfften ©efühte gu oer= toinben. Unb munbertich ! and) iffr ging’S mie ben grauen, ghr mar, atd tjatte fie, fetbft in ber Aufregung, bie fie gu ber mitben £fyat getrieben, im gnnerften it)te§ fpergend gemußt, maö ber grif? eigentticf) oon ihr mottte. Um fo entfchutbigungdtofer unb fdjmärger ftanb nun bie mitbe ©hat DDr ihr- ®ie f°nnte ber greube nicht froh merben baoor. Unb nun fcfyoben bie grauen, inbern fie ihr früheres Söarnen unb 2tufregen oertäugneten, bie gange ©cf)ulb itjr in’§ ©emiffen. ®a§ allein grnar Ijätte fie nid)t fo fet>r aufgebracht gegen gene; biefe Vertäugnung ergeugte im ©egenttjeit ba§ ©efüt)t ber Verachtung in ber ftolgen ©eele ber ^eiteret^ei. ©ie oergag aber, baß fie barnatd bie grauen nicht fo getannt at§ jetjt. Unb fo tarn gu ber 9reue über ba§ Unrecht unb bie Unentfd)utbbarfeit ihrer ©hat and) noch ber gorn auf fic£) fetbft, bafg fie oon fotchen 9Jtenfd)en fich bagu oerteiten Iaf= fen. ©agu oerteiten! unb burd) fotdse SJtenfcben! ©ie ,g>eite= rethei, bie auf ihre Klugheit unb ©etbftftänbigfeit fo ftotg mar! ©§ beburfte nur noch einer fteinen ffteigung, um ihren gorn oon ihr fetbft auf bie grauen hingutenten. Unb biefe btieb nicht au§. ©agu that fich jelgt bie ©t)ür auf. herein trat bie ©rin= getmirtt)§ = Vattineffin im ©turmfdmtt. §inter ihr her kie ©d)tofferin brüben oon ben Sßeiben unb bie Muffen = ©attterin. ©ad gefdjah mit fo eigenen ©eberben unb mit fo berebtem ©djraeU gen, baff bie bereite Ülnmefenben oor Neugier unb Vermunbe= rung oerftummten. ®a tieff oon aCt ben Vormänben unb Verfidjerungen, bie fonft gum ©eremoniet ber „2S3ad)tftube" gehörten, fich nidjtd Der* nehmen. Äeine sJiebe baoon, mie oiet bie Valtineffin baheim gu 147 ifmn f> alte, baf; fte eigenttid) faum an§ bem fpaufe guden füllte unb büd^ fäme, »eil e§ einmal „fo" fei. ©§ ^atte etma§ 23e= ängftigenbeg, mie bie brei guten grauen nur gefommen gu fein fctxienen, um t)ier Kaffee su trinfen. 21ber and) ba§ mufte ein eigeneg IBertjängnif; nidxt gefc^efjen taffen motten. Sie führten bie angebotenen -Taffen mit gitternber §anb gunt fKunbe, unb ftettten fie bod), ofjne getrunfen ju fyaben, mieber auf ben Stifd). Unb mit ©efid)tern! mit @efict)tern! Stdunberbar mar e§ an$u= fetjen, mie in ber (Spannung oon Stngft unb Neugier bie übri* gen grauen unmidfürticf) bie dienen unb ©eberben ber eben 3Ingefomtnenen nadjafymten. ©nbticf) äd^te bie USattineffin: „©i, bu ©ered)ter!" 3)ie Sdjtofferin oon brüben feitfgte : „dtein, fo matt!" ®ie 9tuffen=Sattlerin ftobnte: „Sodf man’S benn meinen!“ 2)ann mar mieber 2tde§ ftitt. Unb mieber begann ba§ 2td)* felgucfen, mieber mürbe ber £topf feitmärtg gemorfen, mürben bie ^änbe pfammengefct)tagen. So eigen, man möchte fagen: metanebotifct) refignirt unb bod) gugteid} mit einer fd)merglid)en dnftage be§ <£)immet§ tjatte bie tpaube ber tUattineffin nod) nie über itjrem regten Dtjr ge= fcfjroebt. „üJian fott nid)t benfen," fagte bie S3attineffin enbtid), at§ fie fafj, aber metjr ju ber Stubenbede, alg fonft gemanb, „man fott nid)t benfen, man !)at lde§ erlebt, menngteid) man am ©rünbonnergtag Sed)g(dg ift gemeft. ®er §otberg=gri§ ift in’g SBaffer gefallen? D eg faden met>r Seute ing SBaffer! ©r f)at Söeiben moden fjau’n? ga, prof’t bie 9J?al)Igeit." Sie fd)tug erft mit beiben «fpänben auf itfre $niee, bann fuf)t fie in ÜTönen fort, mie fie ber ©ringet im ©infaden Ijören taffen mürbe: „Dbfd)on mein 2? ater fetig ein SBeber ift gemeft, f)ier fi§’ icf) unb fag’: 3)a liegt eine ©riminat^guftij! gn’§ SBaffer gerennt ift er morben, ber fpotbergsgrilj!" Siaufenb 2tu§rufe be§ Sdiredeng unb ©rftauneng, eben fc oiet gragen maren im ©ntftefjen. Sie ade erftidte bie tßaltU neffin erbarmunggtog in ber ©eburt, inbem fie fortfuffr : 10* 148 „©inem ©tuf)l unb einem Oifch fielet man an, ioo^u fie gemacht finb, einem DXcenfchen aber nic^t. Oftmalen fielet einer au§ mie fDlargipan unb ift au§ eitel ©algenhotj gefc^ni^t. Unb ba finbet fiep t>ernad)en, baß b a§, roo man für einen ©ngel hat gehalten, ber ©ottfeibeiunä fetbft ift gemeft, unb roieberum um- geteert. 9)?an meint, wenn ©iner ioilb heißt. muß er auch mitb fein, unb menn eine fröhlichen §erjen§ ift, fo ift fein galfd) an ifjr. Sa. prof't bie tD'cafjI^eit! Unb wenn ©ine hinter bem ©djiebfarren fjertan^t wie meilanb ber $öntg Oaoib fefiger oor ber iöunbeSlab’ — aber ber DJfenfcf) reb’t fidj nicht in Ungelegen^ feiten hinein, wenn er am ©rünbonnerätag ©edjSjig ift geroefi." ©ie brauchte ben ©f)äter nicht namentlich bezeichnen. 5ltte§ fah erftaunt auf bie §eiterethei. „Iber," fuhr bie SMtineffin fort, inbem fie if)re Cpaube auf ba§ linfe £% fd)toang, „aber e§ ift nij fo fein gefponnen, e§ fommt bod) enbfich an bie ©onnen. Unb wenn nur ein ©djneiber in ber 9fät)’ ift gemeft. Oenn ber 33orfehung ift feine ©reatur gu gering. Unb fommt fo roa§ nicht oor bie @erid)t’, fo ift’§ oon roegen ber ©chererei unb nicht etroa, als ob man ein ©emiffen hätt’. Stber barunt foll Äeine meinen, nun ift i£>r7s gefdjenft. Oenn bort über bentfpäuSle ba — " fie geigte hinauf, too man eben ben § oft unb er am ©troljbadj fragen hörte — „bort oben, ba ift einer, unb bem ift’§ egal, ob einer $onig ober ftaifer ober auch ein febig 2öeib§bilb ift. Unb ber fief)t mit bem einen Slug' nach Slmerifa unb mit bem anbern auf ben Ufridh§fteg. Unb menn fc£)on mein 23 ater fefiger ein SBeber ift gemeft, unb bie Seut’, bie’§ trifft, mögen läugnen, mie fie motten, hier fiijj’ ich unb fag': ©o ift’§!" 9cun blieb ben grauen eigentlich fein $meifel mehr; ben- noch üerfidjerten Sitte, fie fönnten’3 nicht glauben, fie föunten’3 mirflid) nicht, baß fo ©ine, bie man für bie tüeft’, für bie @ut= tfjat felber gehalten, fo ma§ gang ©d)red£idh’§ fottte gethan haben. Oie SSaltineffin fd)lug auf ihre Sniee unb mieber£>olte : 149 „Sa, mög’§ läugnen, bie’§ getlfan ^at, mie fie mid ; hier fi($’ i unb fag1: So ift’§!" ®ie §eiteretl)ei aber [prang mie eine Stahlfeber non ihrem ©cremet auf, baff bie Srauen einen Schritt gurüdmidfen unb nur bie tapfere ÜSaltineffin ruf)ig fitgen blieb. „Säugnen?" fagte fie gornig. „Unb tmr mem? S3or eud)? 2Ba§ feib ifir benn, mennfdjon id) ein arm SOUibel bin, unb il)r feib reic^ unb benft, it;r feib SBunber ma§? Unb gut; menn’§ fo einen giebt über bem §äu§te ba, mie bie SSattineffin fagt, fo meiß er auch, mer Sd)ulb baran ift, unb menn il?r eud) nod) I)unbert 932a! mehr munbert. 2ßa§ id) getljan t>ab’, ba§ I;ab’ id) gett)an! Unb mär’§ ma§ Sd)lunmer’§, fo bin id) nicf)t, bafj id; nun tijät’, al§ müßt1 id) nip baoon, mie’§ Slnbere machen, bie einen reifen bagu, baß man’§ tßut, unb hernad) oerflagen fie einen nod)." „„®ie einen reifen?"" rief bie ißaltineffin »oll ©rftaunen, al§ bie Ülnbern oerlegen fdmiegen. „„.fpier fi§’ id) unb frag’: 2Ber ^at einen gereigt?"" $a erhob fid) eine Stimme, in beren Xon fid) Sttngft unb Sora munberbar in einanber üerbiffen Ratten. 2IIte fallen nad) ber S^ür; in biefer erfd)ien bie Sdjmiebin eben »ie ein -S’omet. Sh* 2lntii§ fdjimmerte in bläulichem (Slang, unb pinter i§m raufcpte Unglüd oerfünbenb ba§ lange §aubenbanb al§ Sdjmeif. „Unb ba meint bie bort," fcbrie fie, „baß man tmr @e= ridft ba§ glauben mirb? unb benft, fie miß fid) meiß brennen, menn fie ehrbare grauen oerleumben tbut? ®ie, fag’ id), imi§ einen leiblichen ©b leiften, unb nicht arme unfdjulbige SBeiber! Unb für bie wirb ba§ SiriHerbjäuSle gebaut. Sh fag’ nur, mid) follen fie nid)t trillern, eb)er lauf’ id) in ben ^e^ntbad^. 3d) f)ab’ nip meiter getlfan, al§ ma§ Sitte haben gethan, mo hier finb. Unb menn fie’§ bal)in bringt, unb bie SBeiber ba laffen fici)’§ alle gefallen ..." „„Söenn man müßt’, ma§ fie eigentlich mid, bie Schmie' bin!"" unterbrach fie bie SSaltineffin. „„Sh für mein £he>^ 150 ba§ aud} ntög' fein, f)ier filj’ idj unb fag’: 3d) laff’ mir’§ nid}t gefaEen !" " „Unb ba Wunbert ilfr eud} aud} nod}!" entgegnete bie Scbmiebin. „3um feibfid}en @ib unb in’ 3 SriEerf}äu§fe wiE bie mt§ bringen ba! 2lber fie foE nur oor ©eridft fagen, idj t}ätt’ fie angeftift't!" „„Sfngeftift’t?"" fcf)rieen 2IEe gufamnten. „Sßox @erid)t?" fragte erbfaffenb bie Sifc^lerin. ,,„3um leiblichen Sdjwttr?" " rief entfett bte Sündferin. Sie SSeutferin fd}fug fdjreienb bie §änbe gufanttnen: „^n’§ SriEerf)au§?" „Unb beffentmegen," fagte bie SBaftinefftn oorwurf»öoE, langfam bie f)aube fdfwingenb, „finb wir fo geweft? unb fyaben un§ aufgeopfert? blutig aufgeopfert? finb aEe Sag’ fjer* gefomnten unb finb nidft fo geioeft unb I}aben ba§ Unfrig’ Der* fäumt?" „ ,M Ijab’ eud} nid}t »erlangt," " entgegnete bie ffeiteretfyei. „3a," fagte bie SSattineffin unb fdffug ben Sact bagu auf ben Änieen, „freimütig finb wir gefouttnen, unoertangt finb mir gefomnten, nicf)t unt gute SBort’ unb aud} nid}t um ?of>n. Sa§ ift unfer 3fuf)m unb ©Ifrenfleib. 3d} fjab’ gemußt , je größer ber Sienft, je größer ber Unbanf: id} bin nicht umfonft am @rünbonner§tag @ed}§gig geioeft; unb bin bennod} fomnten. 2lber febe Stuben Ifat ihre Sf)ür, unb toer fort geht, ber brauet be§f)afb nicht wieber gu fommen." Sie S5altinefftn erhob fid}, loarf bie fiaube auf ba§ rechte Df}t unb fdjritt ber SI}ür gu. SUefe fdjfoffen fid) ifjr an. Iber an ber Sf)ür toanbten fid} aEe unmiEfürfid} gurüd, bie 35attineffm nicht ausgenommen. Sie erwarteten, bie fieiteretlfei werbe fie nicht gehen taffen. Unoerfennbar faf) au§ aEen ©efidjtern bie Hßeljmutl}, ben Ort für immer oertaffen gu foEen, wo man fo bequem fid} täglich gefchen, gufanunen geplaubert unb Kaffee getrunfen hatte. Sie SSaltineffin oerftedte biefe 'ilnmanbefung unter feier= 151 üc^ent Gcrnft unb faxtet „®ie ©cfymiebin ift ju ängftlid). Xa§ «nncbortc lüirb fid) f)üten, foc^e unfluge ©ing’ gu machen. Unb Wenn fte’8 bemofynerac^tet tl)ut, I)ier fiel)’ id) unb fag’: SOceine £änb’ »afd)’ id) in Unfd)ulb. §ier ^ab’ id) geftanben, unb ben meinen ginget non ber meinen §anb f)ab’ id) aufgeredt, »ie id) gefagt fiab’: Inneborle, ber #rit? pafft 3*U auf, aber ba§ braucht ©ie fid) nid)t gu §ergen gu nehmen." „3a unb raafjrfydftig," betätigte bie ©cfyloffetin oon brüben, „fo l)at bie SJaltineffm gcfagt, unb »ie id) bagu l)ab’ gefagt: SBenn’8 bie SSaltineffin fprid)t, fann ©ie’§ glauben, Inneborte, unb ba tjat ber 2Binb ba§ genfter aufgeriffen. ©a§ ift mir, als »ar’§ geftern erft gcraeft." „fpernacpen," befeuerte bie fRuffen * ©attleriu, „l)at ber Kaffee angefangen gu fod)en, unb ba l)ab’ id) gemeint, e§ ift, al§ fagt’ ber Kaffee 3a." „ßunbert'mal fleden nid)t," rief bie ©tfd)lenn, „bap td) gefagt I)ab’: ©ei fie gefdjeibt, Inneborte ; ba§ ift ja täcfyerlid) ba mit 3^rer fjurcdjt." „ ., ®er §eiteretl)ei fam ba§ ©efjaben ber grauen oeracptltd) cor. ©ie ^atte nid)t geraupt, ob fie gornig »erben ober lachen füllte. Iber ba§ SBort gurdjt überl)ob fie ber 2öal)l. ©er ©ifd)lerin 9iebe traf fie ba, rao fie am fifUigften raar. „3urd)t?" lad)te fie gornig. ,,3urd)t'? 3f» re^’t ^ 3urd)t? 3d) fürdjt' mid) cor fftiemanb. 3$ tn^ nt(^t nor bent $oIberMJrtfc gefürdjt’t unb fürd)t’ mid) nid)t »or eud). 3br habt Surcpt gehabt unb fyabt mid) gu fürchten »ollen mad)en. Unb jeijt fjabt il)t »ieber 3urcf)t, td) fönnt’ öor ben ©ersten fagen, if)r feib fdptlb, baff id)’§ f)ab’ get^an. Unb nun raoüt il)r IHe§ auf mid) aÜeiu fcpieben, unb bad tjt er* banufid). fRid)t, »eil mid)’s betrifft, aber baff bie Seitf f° fl"b' ba§ fönnt’ einem »et) tf)un, »enn man nid)t müßt’ lad)en. *sa, unb »enn ic^ nu »or ben ©ersten fo fpräd)’, »ie t^r tnetnt, ba mürben bie fagen: ift nid)t ba§ ©eföeibt’jt, »a§ fte bat gemacht, aber »enn fie benen gefolgt’ raar’, f)ernad)en war § erft red)t bumm. 3a, wenn id) fagen tf)at’: 3^ f)ab ben 23ad)tftubenmeibern gefolgt, ba mär’S für midj nicfjt beffer, unb id} mürb’ nod) au§gelad?i ba^u." ®ie Saltineffin befdjmiddigte bie ©mpfinblicbfeit ber grauen burcl) einen jener «liefe, meldje • bie Sinnemarie nid)t „au§fagen" tonnte. „2Benn bie ©aefy’," begann fie bann, „nur ber Mf roertb trär', bajj ber liebe Äaffee brüber fall mirb. gd) fag’ : ©in Sßort ift fein ©onnerroetter, nnb guter fßatl) fommt über 9facf)t. -Dtorgen mirb ba§ Slnneborle fd)on mieber oernünftig fein, gd) mein, mir fetten un§ nod) ein S3ifjle. ©o jung fommen mir nidjt mieber gufammen." ""SV"' fagte bie £eiteretf)ei, inbem bie meinen ©rudfleden i^r l!tn äJiuttb nnb SBange fpielten. „„©egt eudi, mann if>r mmtlt unb mo iljr mollt, nur in meinem ©tüble nicf)t. gfyr fagt, morgen mirb ba§ Slnneborle fefjon oernünftig fein, aber ba§ Slnneborle ift’3 fc^on tjeint. gfjr benft, ic§ foü mic^ in meinem etg’nen f?äu§le fdjled?t raffen machen unb foU eudj nod) ©opf nnb §ols geben gu euer’m Kaffee? ©o mär’ id) bodj noc^ bummer, als il?r meint. SWit folgen Seuten mid id) nidit gu= fammen fein, bie beint fo reben unb morgen fo. Unb fo ift'g nnb nit ift’S fertig."" ®ie grauen Ratten ft$’S fd)on mieber bequem gemad)t unb glaubten an ben ©rnft ber §eiteretf)ei nic£)t e§er, al§ bi§ biefe mit entfd) [offenem ©cfyritt bem §eerb fid) näherte unb ben ©opf ergriff. * 2£a§ t)alf'§, ba§ bie Sinnemarie fie oon hinten nmfd)lang, um fie aufgntialten, ma§ Ijalf’S, baf; ©ündjerin, ©ifdjlerin unb «eutterin f)elbenmütf)tg if)re Seiber bagmifdjen marfen, bafj bi? «attineffin befcfymorenb i!;ren Sinn gegen fie auftob! ©)a§ ftarfe 2Jiäbcf)en fd)ob |ie mit leidster Sdiülje beifeite, ©ie achtete ber Söeljmutl) int ©efidjt ber «eutlerin nidjt, nid)t be§ gorn§ tut Slntlig ber ©ftmiebin. £od) l)ob fie ben ©opf, unb bie braune glut ftrümte unaufgefjalteu in ba§ geuer. ©in oielftimmiger ©c^rei, in meinem gugleift ba§ ©r, fdjredeit freiste unb ber ©djnterg auSftöfjnte unb ber gern 153 bro^te, f lang in ba§ ^raffeln bet ertöfd)enben Rollen. ©r ei $unfen irrten ptegt nod) rathloS an ben jifchenben ©Reitern bin, 2Rann, Söeib nnb Hinb, bie legten gtüd)ttinge au§ bem ©rauet einer SBafferSnotf;. ITnb nun erreichte auch biefe ba§ SSerhängnifj, unb fie oerfchmanben fpurtoS unter ben Sßogen ber fylut. Unb fdjmarj ftanb ber §eerb, bie ©pferftätte traulicher ©e= fettigfeit nod) oor einer ©tunbe, fchmarg, at§ hätte nie ein Kaffee* gtämmlein if>n beleuchtet, öbe mie ein ausgebrannter 33utcan. lieber ihm aber erheb [ich bie SBattineffin, bie Ober* priefterin be§ geftürjten ©pferbienfteS, in ihrer ganzen häufet» breiten SRajeftät. 9J?an fah, noch immer mar fie geneigt, ©nabe für fRecht er* gehen p taffen, menn ba§ Inneborte Vernunft annahm, ©ie mottte eben ihre §aube auf ba§ rechte ©h'r fchmingett, aber ihr fiet ein, fte müffe biefe bebeutungSoolte «fpanbtung auffchieben, um ihrem etmaigen batbigen Abgänge bamit ben erforbertidfen fRadjbrud p geben. ©ie abgefchiebenen ©eifter be§ erftidten ÄohtenfeuerS aber maren auferftanben p einem neuen Seben unb gürten rachefor* bernb au§ ben Slugen ber ©eteibigten bie §eiterethei au. ©a§ erhöhte nur ben ©rog be§ 2)täbd)en§. „$ch mit! bie ©fjür pmad)en," fagte fie befehtenb. Stber nun fonnte feine äRacht be§ Rimmels unb ber ©rbe mehr bie ,£>aube ber Sattineffin auf ihrem tinfen ©hr fd)mebenb erhalten, ©ie 3?altineffin fchtug mit beiben Rauben auf bie ©djürge unb fprach : „9tun mühtan! 2Bot)er mir gefommen finb, bafjin gelten mir mieber, menn auch mit anberm «fperjen. StuS anberen ©tuben finb mir gefommen in ba§ arme ©tübte ba. Siber mir finb nicht für un§ gefommen. ©a§ chriftticf)e 9J?itleib 51t üben, finb mir gefommen mit 2£atnung unb mit gott» fetigen £ehren- toem bie ©hren feitteS -fper^cnS oerftodt finb, ber macht auch bie ©hren feines SeibeS p. ©bfdjon mein Später fetiger ein 2ßeber ift gemeft, tpr fteh’ irfr unb fag’: ©a§ Sinneborte mirb moht fefjen, ma§ fie hat gemacht. Unb fie fottf 154 Sieter fef/n, wie fie ihre ©ad/ fönnt’ Derbunfein (oerfteden), ■al§ baff fie ben Senten felber auf ihre ©prüng’ f)ifft fommen. ®er fpolber§=$ri| hQt if)r aufgelauert? SBetben gelgau’n hat er. 2Bo foll einer anberS SBeiben bail’n, benn wo welche ftef/n? ®aS Slnneborle Ijat mot)f auch Söetben gefiau’n, weif fie immer um bie Sßeiben herum ift geweft? 9?un begreift man Wohl, Warum baS üdnneborfe fiat gefaxt, wenn'S fat geheißen , ber 4)oIber§'$rit3 lauert tfr auf." ®ie ^eiteretfei lief nach ber ®f)ür unb öffnete fie fo weit, af§ fie fiep öffnen lief;. ©d)abe, baff fein SDMer baS ÜDfäbchen falj, wie fie fo fd)fanf unb fjoef) an ber ©für ftanb, mit einem §ofgfcf)eit in ber auSgeftredten fpanb ben grauen geigenb, wohin fie füllten. 3)ie Sippen gefd/offen, baff bie $arbe bis in bie ooflen 2Ban= gen f)ineinmtd); futifefnbe Slugen unter herabgegDgenen trauen, eine ©tirn barüber , bie in ihrer fpöfie unb 9ieinf)eit Don bem 3orne unter tf)r nichts gu mtffen fehlen, feibenfchaftSfoS unb heiter wie ber blaue fpimmef über Sßettermolfen. ©r hätte fein fchöner ätfobetl gu bem ©ngef finben fönnen, ber bie erften ©ünber au§ bem erften ißarabiefe treibt. Sieben ben ffeinen Bewegungen ängftficher §aft bie grojffiuige rut/ge ©eftaft. ®er 2frm, Dor ber ©panmmg ber eigenen Sfraft erbfeichenb, brauchte fein friegerifch SÖerfgeug; eS war ein ülrm, in beffen §anb baS unfehufbigfte «fpofg gum ffammenben ©chwert werben fonnte. SÖenn etwas an ber fpeiterethei gu biefem Bifbe gebrad), fo war ber $ug mitfeibigen SäcbelnS. ?lber SDfitfeib unb Säd)efn im „ßorne gegiemt nur ben tlnfterbfid)en. Unb bie fpeiterethei war fterbticher afS Sfnbere, weit fie mehr Seben befaff. ®ie Baftineffin fuhr einige ©cfritte gurüd Dor bem 2Banbefn beS auStreibenben ©ngefS, unb wäre rüdfingS au§ ber ®häv gefallen, wenn fie biefefbe anberS als mit einer ©d)wenfung halb recftS hätte paffiren fönnen. ©ie Derftopfte fid) unb ben anbern auf einen Ülugenblid bie fftaffage, fo bafj biefe im un= wiCffürfidfen SBeichen Dor ber fpeiterethei weiter nach ber ÜTiefc beS ©tübcheuS gurüdgebrängf würben. 2fber nur einen 155 Slugenbticf. Denn fie war troij ifjrer ^äufevbreite eine rafdje grau, wenn e§ fein muffte. 6t ft al§ fie ben Sereid) be§ fdjeit* bewaffneten 2trme§ überfdjritten tjatte, fanb fie ben gaben ifjret 9iebe wieber. „9?un begreift man wotjt," fufyr fie fort, inbem fie braunen gront machte gegen bie DIjür, at§ wollte fie fid) mit bem ,£)äu§d)en meffen, „nun begreift man woljt, wer eigent* lid) berjenig’ ift geweft , ber bem anbern anfgetauert Ijat. grei= tid) fiat fie ntüffen tacpen, wenn wir mtfdjutbtgen Kammer t)a* ben gemeint, wir müffen fie warnen oor bemjenigen , ben fie felber tjat oerfotgt." „ga," fagte bie Sßeberin, inbem fie eilig bei ber § eiteret!) et Oorbeifd)tüpfenb ba§ greie gewann, „ja weit fie felber bie gang’ @efd)id)t’ t)at erfunben, bafj ber Dolberg *gri£ iljr auf tfät’ tauern. ©§ weif; geber, bafj fie toll auf itjn ift geweft." . Die Sünderin war mtterbefj bem Seifpiet ber testen ©predjerin gefolgt. 9tudj fie war im ©icfern, at§ fie begann: ,,©o wa§ ©d)redtid)’§ ift nod) nidjt bageweft oon einem tebigen 2)?äbte." „ga," fuljr bie Puffern ©attter in fort, nodj atfemloS oom ©prunge, „am ©rünber=9Jtarft einem tebigen Surfd) gu fagen, er fott fie frei'n! unb fie fönnt’ einen SJtann au§ iljm mad)en!" „„Unb wie er nidtjt will,"" ergänzte bie ©d)tofferin oon brüben nod) im Sorbeiwifdjen, „rennt fie iljm ben ©d)iebtarr'n an bie Sein'."" „Denn warum?" fagte bie Difctderin, at§ fie wieber So* ben fanb. „SBeit wir nidjt fyaben mitgetfan, wie fie ben armen Surfd) t)at wollen üerljejsen." feufgte bie befreite Saberin öor fidj I)in, „er fagt, er ift felber gefallen, unb gunt £ot)n rennt fie i£)n oom ©teg." Die SIngft ber noct) in ber ©tube SBeitenben flieg natür* tid) bei jeber lüebe, burd) wetd)e bie bereite Sefreiten ben gorn ber .Ipeiterettjei nod) reigten. 2It§ bie ©dimiebin, an bie jetjt bie fReifye tarn, Weit fte ber DIjür gunädjft ftarjb , it)ren toprung faffen wollte, längte fid^ bie fjfäcfyftfolgenbe an fie an , unb an biefe wieber eine 2Inbere. Da§ @ewid)t ber gangen Itette mit 156 fid) fortgureifjen, war bie ©djmiebin benn bod) gu fdjmad). ©o fam’S, bajj fie in ber Df)ür gu faßen fant, unb bie Uebrigen im itnlben Knäuel über bie ©djmiebin l)in! 93?it 9)?üf)e wirrten fie fttf> au§ einanber ; über einanber rotlenb unb frabbelnb famen fie um fo langfamer au§ bem 33ereid)e ber «peiteret^ei, at§ fie ba§ überfdgneß in’S SBerf gu fetten fid) bemühten. Die §eiteretf)ei mußte im bitterften .gorne lacfyen. 2113 bie ?e$te au3 ber ©für war, warf fie biefelbe gu. ©ie füllte, bafj itjr .gorn im Sadjen fdjmolg. Die Söeiber braunen, f)örte fie, gingen nod) nidjt. „Drum fort fie bocf) ja nicfjt meinen," fagte bie Difdflerin nod), „e§ rnädjt’ eine nod) ba bleiben, wo einer ber Kaffee wie »ergiftet müßt’ oorfommen. Unb wer weiß? Denn warum? ©3 gibt Seut’, benen aud) ba3 ift gugutrau’n." „2lber nu foü bie gang’ ©tobt wiffen, wie bie ©ad)’ eigene lid) ift geweft," fagte bie SBeberin. ©ine fdjrie bagwifdjen auf: „2)?an l)olt fid) ba nip al3 Unrat!) unb ©efdjmeiß." Der alte fpollunbetbufd) toirtf/fdjaftete roie toll. ©r warf Raupen, ©djneden unb bürre iölätter ben ©eljenbeu auf bie Äöpfe. „Unb wenn fie’3 bal)in nicht taffen fommen," fd)otl bie Stimme ber ©chmiebin bereits ccn ben SB eiben herauf, „bie ©eridjt’ werben if)r’§ fcfjon geigen, S3erteumber gehören in§ DrillerbauS." S5on ber falben §öl)e be§ ©d)loßberge§ erllang e3 : „fja, ^ier ftet)’ id) unb fag’, fo ein fpocbßig, wie fie fjat wollen gu nid)te madjen, foll nod) nid)t in ü-udenbad) fein geweft." „Unb nu wirb ftd)’3 geigen," rief nod) entfernter bie 23euU lerin, „ob ba3 itjrer @d)Wefter $?inb ift ober il)r’3." @ang gulefct fant nod), fjalb oerf)allenb, oom ©ipfel be§ ©djlofjbergeS ^erab: „Unb obfdjon mein S3ater felig . . ." Unb mm war nid)t3 mel)r gu oernebmen, als ba3 Sfütteln beS .jpoHunbcrbaumeS am $äu3d)en unb baS ©aufen ber SBeU ben im SBinbe. 157 ,,3d) wollt’, wer weiß, wag, örum geben/' fagte bie atte Sinnemarie, inbem fie if)r Sämpdjen attgünbete, „wenn iljr ba§ nid^t lyättet gemalt, Sinneborte. 3)ie größten SBeiber, wo in ber ganzen ötabt finb, f)abt i£)r auf eud) »erbittert, 3dj fann nip baju. äbenn id) eud^ wollt’ abßatten , feib itjr nur immer nod) witber geworben." „,,2Beit idj ffted^t fjab’ gehabt!"" ®ie Sitte fdjuttelte ben $opf. „Daoon war’ noch; ju reben," fügte fie, „unb wenn man aud) nidjt am ©rünbonnergtag ©edjggig ift geweft." Sie fpeiteretfjei tat) fid) nad) ber Sitten um, ob biefe bie fftebengart ber SSattineffin anwenbe, um fie p »erfpotten. S)a biefe aber »öttig ernftfyaft, ja, mit SInbadjt weiter fpraef), öffnete bie §eiteretl)ei bas fyenfter, um nicptS weiter p, poren. „3a, wenn'g eures ©teilen war’ geweft," fpann bie Sitte an bem unfidjtbareu Stoden ber SBeberin. „®ie armen Senf I)aben nur gegen arme Seut’ 3fed)t. ®ie großen Seut’ finb wie baS SBetter, ba§ muß man nehmen, wie’g fommt, unb wenn’S gut ift, fo ift man frofy unb bitb’t fiep bod) nidjt ein, e§ t)ätt’ gut SBetter muffen fein. ®enn warum? wenn’S fd)Ied)t ift, muß man immer benfen, e§ fönnt’ nod) fd)ted)ter fein, unb man müßt’ fidj’S aud) taffen gefallen." 2)ie fpeiterettjei wanbte fid) t)eftig Dom fünfter nad) il;r um. „„Unb ba meint if)r, bie armen Seut’ müffen benen ißre SÖetter- t)älp’ fein unb müffen fid) brel/n, wie bie btafen! 3a, it)r feib fo eine, bie Ärumrn läßt ©’rab fein, wenn nur bie Sattineffin einen gnäbigeit fftider mad)t, wenn iljr an it)r »orbeigeljt unb eud) bi§ auf bie ©rben »erneigt. SDSeinetfjatben finb fie bie groß* ten SBeiber in ber (Stabt; id) bin id) unb fürd)t’ rnid) »or ber ganzen Stabt nid)t, gefdjweig’ »or euern bummen großen Söeibern. Unb nu get)t unb mad)t mid) nid)t »ottenbS nod) witb. "" ,,3ct) wollt’," fagte bie Sinnemarie, ,,id) wollt’ lieber, it)r wär't »ier 3at)U lang in feine Streßen gefommen." @ie fegte bie Sampe, bie fie eben aufgenommen, wieber auf ben Stifd). 158 Slber bte |)eiteretf)ei fagte urrgebulbtg : „Ter SDifteS Ijat getüt’t; macfjt, bafj tl;r ’nauf fommt in euer ©tüble." Tie Sitte nafym bte Sampe mieber unb fagte öor Kummer unb SerlefUljeit in itjrem eigenen Sion: „Qd? motlt’ — icfy motlt’ — aber ifyr — nidjt einmal ben feiger tjabt ipr mir gu Sieb getl;an — i§r feib — na, id; rnadj’ ja fcfyon. jjcf) rooUt’ — nu gute DSadjt, Sinneborte — fdjlaft mol)!." Tie Sinnemarie ging hinauf. Tie jpeiteretljei öffnete bie ©tubenfpür, um an ben Sad; gu geljen. ©ie backte unmiHfür= Ud) baran, unter mie fo gang anbern ©efütjlen fie bie§ nodj Dor toenigen Tagen, ja, bafj fie e§ ba fo fpät metleidjt gar nic^t getljan tjaben mürbe. „Unb roenn fie midi) fejsen," fagte fie, inbem fie f)inau§ ging, „an bem grifc f)ab’ icfy'iS geljn SJlal oerbient, unb e§ ift bodj taufenb ÜUial beffer, at§ ber gri^ mär’ tobt unb müjjt’ aucf> leine 2)?enfd;enfeet', bafj i<±»’g f)ätt’ getljan." jjmifdjen ben Söeiben am Sad; lauerte fie nieber, fctjöpfte mit ber l}ol)len «fpanb üon feinem Söaffer unb marf e§ fic^ in ba§ brennenbe ©eficpt. Tarüber üertiefte fie fid) in ©ebanfen, ma§ ber grig nun baljeim madjen unb benfen möge, fge freubiger fte fidb) iljrer ^raft unb ©elbfiftänbigteit ber SBelt gegenüber bemüht mar, befto tiefer mürbe i^r 2D?itIeib mit bem §otber§=gri£. ©ie fonnte alle 2ßelt au§Iad;en; fie tonnte arbeiten; aber er? SDSit bem gelähmten Ringer? ©ie malte fid; au§, mie er oergebüd) fid; müljte, ©d)ni(3meffer unb Seit gu fyanbfyaben, unb fo lebenbig, bafj fie unmiHfürtict) bie .jpanb auSftredte, menn fie halb biefe, halb jene fpülfeleiftung nötf)ig fal). Tie Slrbeit tonnte bi§ morgen niofjt fertig merbett, mooon follt’ er morgen leben? Unb menn junger unb ©orge ifjn nod; mef)r fd;mäd)ten! ©ie muffte mo^t, ber $rig mar eljer reidt) al§ arm, unb audj im ©rojjen unb ©angen, tReidjtbum fei eine fcfjöne ©adje, unb bie fReidjen Ijätten gut leben; aber inbem fie fiel) in bie ©ingeltjeiten feine§ ungtüdtidtjen ,guftanbe§ tjineinbadjte , nahmen biefe bie ©eftalt 159 an, unter ber ba§ Ungtüct fidj OürgnfteHen, iljr in itjrern eigenen engen greife am nädjften tag. ®en ©djmerg feiner »ermeinttid) mit <£mß erwiberten £iebe iljm in itjren ©ebanfen nadjguempfinben, Ijätte itjr nod) weniger getingen tonnen, ba biefe ©efütjte itjr frember waren at§ bie innere ©eftalt be§ SebenS in einem reichen §aufe. 0o ftanb e§ mit iljm, itnb ba§ war üjre ©djutb. Unb er¬ matte e§ gut gemeint unb mußte beuten, fie fjat fid) au§ ^jafj. an ifjrn »ergriffen. f,2Benn idj’§ itjrn nur wenigften§ tonnt’ fagen: e§ ift nidjt gern’ gefd)ef)’n, unb id) madjt’S gern ungettjan, wenn idj’3 föunt’ t SBenn er freilich fo fing war’ unb mid) boct) nod) freit’. @r foÜt’§ nic^t fpüren, baß iljm ber fjtrtger feljtt, unb e§ fottf tro^bent nod) ein 9?ed)ter au§ it)m werben, ülber id) bin fetber baran fdjutb; warum tjab’ id) mid) »on ben bummen großen SBeibern taffen »erteiten! 33ietleid)t, wenn er’§ erfütjr’, baß id)’§ nid)t apart au§ 33o§ Jjeit gegen itjn Iiab’ getfian. SIber wer foIIU if)m ba§ fagen? Itnb wenn id) mir fo wa§ ließ’ merfen, wie Würben bie SBeiber erft reben! Unb id) weiß nid)t einmat, wa& er fetber meinen tf)ät’. ©r bädjt’ wotjt gar, e§ war’ mir um it)n ^u tt)un ! ^jct) brauch’ deinen, id) fann’§ nod) fetbft er= madjen. 9J?ir ift’§ nur barum, baß er mid) bauert, unb id) bin fd)ulb baran. ^jct) wottt’, id) tönnt'S mactjen, unb er müßt’ gar nid)t§ ba»on." 0ie fann »ergebtid) auf ba§ 2ßie. ©in 223inbftoß arbeitete ficf) eben au§ ber ©rtenfrone über iljr Io§, welche it)n mit ben frau§betaubten rieften tämpfenb feft tjiett wie ein ©pinngewebe eine lärmenbe Sremfe. ©r erinnerte fie wedenb, baß fie nod) am ®ad) lauerte, unb warf ifjr »on ber ©rte tjerab einen ©infall §u. ®a am ©rtenfteig — ! ©§ war §iemtid) bunfet, ber 9)?onb tarn erft gegen borgen. 3)a gar nid)t weit, am ©rtenfteig, Ijatte ber ,£jotber§=$rit$ einen tiefer mit Kartoffeln, ©ie tjatte Ijeute nodj im $orbeigef)en gefetjen, ber 2Ider war »ott Unfraut, ba§ bie Kartoffeln faft erftidte. 160 SJfit brei ©dritten beti Slb^ang Ifinauf Ifatte fte ba§ |jäu§= rf)en erreicht, ©inen flüchtigen Süd warf fte auf ba§ Kinb, ba§ int fanfteften ©djluntmer lag. ©ann nalfm fte bie §aue Dom 9cagel unb eilig mit fdjneßem ©dfritt ging’§ erft an ben 2Beiben, bann ben 28eg querfelbein Ijin. ©ben fo flüchtig al§ geftern um biefe ©tunbe eilte fte burdf ba§ ©Ijal. ©bett fo hatte fte ben Unterrod über ben Kopf Ijer* •auf gefdßagen, bafj 9?iemanb fte erlernten füllte. ÜBie geftern erfchraf fie, wenn e§ hinter ifyr raujdjte. 2Bie geftern wucfyg bet¬ raut oott febem faßenben Platte gum haß eine§ SSerfolgertritteö int furchtgefchärften £%. ©ben fo laut pochte ifjr $erj unb bocß non wie gan^ anberen ©mpfinbungen al§ geftern. 3iuu mar ber Slder erreicht. 21m fJtaine blieb fie fteljen unb gab beut Stute geit, ftch §u beruhigen. 2bie fah ber Slder au§! ©a» |tanb nodj fdjlimnter mit bem Unfraut, al§ e§ il)r fyeut ooiu Söeibentoege au§ oorgelom* men toat. ©er holberS^fJri^ nutzte feine Kartoffeln ganj oer^ qeffeit haben, ©ie f Rüttelte immer oon feuern toieber ben Kopf. 2Bie nötljig brauste ber gri§ eine tüchtige grau! 2Bie auf’ä ©eratfyewol;! ^ingefäet ftanben bie feilen, ein ©tod wie auf einem Serge, ein anberer wie in einem ©^ale. ,,©a§ mu§ ber Sefjrer (Selling) gemalt fabelt, unb ber bat babei bie Singen fo fe|t ju gehabt , al§ müßt’ er bie ßtäufdf oerfd)lafett, bie ber ÜDteijter unb bie ©efeßen fich trinlen." ©er bpolberä« Sri 6 fam ihr in ber Sermafyrlofung feineg ©ute§ nod? mitleibg- bebürftiger oor. ©ä war ihr unlieb, bag ber Sötnb jefct na^lie^. ©ie hatte barauf gerechnet , baß mau oor feinem ©aufen ba§ ©eräufdf i^rer Slrbeit nicht bören würbe, ©in leifereS Süftdjen jhridj nur mit ben äußerften glügelfpifcen an ben ©rlen bin. ©rüben, wo bte Sötefe fumpfig ift, läuteten Unfen. Unb wie baS Kauften be§ na^en 2ßef)r§, ba§ fie übertönenb Derbergen foßte, balb leifer, balb lauter erllingenb, hielten bie gebämpften ©chläge oon ber haue ber .jrjeiteretyei bie Kocht ^inburd) ben ©alt gu ber heimlichen Stufif be§ ©IjaleS. ©agroifdfen tönte hier unb ba 161 einmal bet ferne Stunbenfdjtag Dom S’irdftburme bet ©tobt, ben bie SRathhauSgtode mie ein ferneres ©d)o mieberhotte, unb be§ alten SifteS' ©achtroächterhorn. (Snblid) bot bie madjfenbe |jelle bem heimlichen ©efdjäft ber ^eiteretfiei fjeterabenb. 3)er ©bonb erhob fith, in bteid)e, regenfünbenbe fünfte ge= püt, mie im bloßen §embe au§ feinem Saget hinter bem fßerleberg. ®er ©infatt ber ©roßmutter, ben Saber ju meden unb mit ihm nad) ihres ©nfelS SBerffiatt in feinen Stabei 3u gehen, ermie§ fid) als ein fefjr glitdlidtjer. Iber leicht auSjufüfjren mar er nict)t. ®a§ alte fjräte tlfat gmar , fo fdjneU fie fonnte, bie |>aube auf unb ben ©bantet um; baS Saternenanjünben mürbe - um fo leidjter, als ber ©bonb burcf)§ ^üdjenfenfter I;erein if)t ba(^u leuchtete. Sie Sorge um ihren grifc fpanntc fiel) hütfreid; ihren fdjroacben Seinen oor, unb baS <§äuSd)en in ber 2öeibengaffe mit ben grünen ^enftertaben fonnte fie fd)on beim .fperauStreten au§ if)rer §au§t^ür fefjen. Iber ben Saber aitS bem Seit 31t bringen, ba§ er gamöfpnticf) mit einem 9?äufd)chen theitte, unb itm 3U oerftänbigen, mobin unb maS er bort füllte, ba§ Ijatte feine Schmierigfeit. ^nbeß mar biefe ju überminben gemefen, menn and) auf bem SBege nad) bem Stabet noch mancher ©banget an richtigem Sem ftcinbniß 31t Sage fam. Sie Sitte fdjritt ooran, forgfättig bem ©beifter Sdmöbter teudtjtenb ; fie fdfien ju meinen, fein unfidjerer ©ang rühre baher, baß ba§ ©bonbficf)t ihm noch 3U bunfef fei. S)afür gtaubte er moht ihren 3uruf: „Sa ift ein Jod)! ba ift ein Stein, ©beifter Sct)nöbter!" fo oerftetjen p ntüffen, at§ meine fie, er fotle in baS Socß fallen unb fid) an ben Stein flößen; menigftenS führte er ben oermeiuten luftrag mit größter ©emiffenljaftigfeit aus. Otto Sitbwig’g SBerte. III. 11 162 ©§ mar ber SBafyrfyeit gemäß, ma§ mir feine Heine net* fdjämte grau in ber 2üad)tftube ergäben gärten. Die alte ©roßmutter uttb ÜDWfter ©chnöbler fanben ben gri£ in bemußt* lofem guftanbe auf feinem Säger. Die Sitte mar außer fidf, aber ber ÜUteifter ©chnöbler fagte, um fie gu beruhigen, geringfügig ladfenb: „Da gibt’S noch gang anb’re Ding’ auf ber Sßelt, grau §olberin. Da§ ift noch lang’ fein ©cf)ieferbecfer, ber ben §al§ gebrochen, ’§ ift bloß, baß fein 231ut ift ^erau§gelaufen*‘" @r nicfte ber gammernben mie fchetmifcf) gut „'Den moüen mir fct)on Wegen, grau §olberin ! gu ber ©iege§gemißf)eit märe er faft über ben Siegenben gefallen. Um einem möglichen 33orurtf)eile oon ©eiten ber grau §olberin oorgubeugen, fagte er: ift bloß au§ Dürft, grau §olberiu. deinen Dropfen! .feinen Dropfen £)eint ben gangen Dag!" Dabei griff er nach bent Slrm be§ §olber^gri§ unb fühlte biefem ben fßnl§, ma§ mit einigen ©chmierigfeiten oerfnüpft mar, meil er ihn in ber ©egenb beS ©üenbogen» fnchte. Die Sitte hing in SIngft an be§ SOieifter ©chnöbler SOiunb. ©ie fürchtete gu hören: „e§ ift au§ mit ihm." Diefer nicfte ihr mieber fdjelmifch lactjenb gu unb fagte: „©in oermünfchter $erl! Seicht einmal fein fßulS fc^lägt mehr; aber mir moüen ihn fchon Wegen." „„Slber, tDteifter ©chnöbler, mo greift @r benn hin?"" Der SJi'eifter mürbe feinen grrthum geroahr, er rutfdjte fuchenb oom ©üenbogen gunt §anbgelenfe be§ §o!ber§»gri§. Um feinen guftanb nicht eingefte^en gu müffen, erflärte er ber Sllten, fo ein Äerl, mie ber gritj, fei nid)t mie geber. Sine ^anbgelenfe einen ißnl§ hflben, ba§ fei ferne Äunft, ba§ fönne jeber ©cfjueiber. Slber Don einem $erl, mie ber gritg einer fei, Derlange man mehr. Sticht meit Dom Äopfenbe be§ Sager§ ftanb ein $rug. Den faßte ber 23aber. Slber er roch “"ft hinein. „©§ ift eine ©cf)anbe, baß fo ein $ert Söaffer fäuft. Da§ ift nur bagu 163 gut." @r gofj e§ bem £olber§ *grifc über ben fiopf. £)ann nicfte er pfiffig ber Sitten gu, fie fülle nun aufmerfen. ®a§ tfjat bie ©rofjmutter, unb mit einer Spannung, at§ meine fie, ber gri£ fönne non ifyrem Slufmerfen gefunb »erben. Unb roirftidf gab biefer nun ein ^eidjen be§ Seben§ üon fidj. S)er 23aber nidte ber Sitten »ieberum btingetnb gu. „2Ba§? ©djüttett’S it)n tüchtig? 2)a§ muf? nod) gang anber§ fommen. SBir »ollen ifjn fdjon friegen. Stur nicf)t ängfttidj, Srau ^otberin. 2öenn er ben |>al£> t>ätt’ gebrochen, ba§ roär’ ein gang anber $ing." ®er Sitten fiel ber üertepte ginger ein; fie machte ben 23a* ber barauf aufmerffam. „Sldj, Sdteifter ©djnöbter, »enn nur ber ginger bem gri£ nip fdjab’t!" „„©djab’t?"" entgegnete ber SDteifter. ,,„®a fdineiben »ir if)n ’runter."" ®ie Sitte fat) iljren ©nfel fdjon oerftümmett unb fdjtudjgte taut. ®er SDteifter aber tackte, um fie gu beruhigen, »ie ein £eu- fet unb fagte: „2Ba§ ba ein ginger? ®er t)at nod) Änodjen unb gteifd) genug am Seib, unb tf)ät’ man ifjm atte gef» ’runter* fdfneiben unb bie güfj’ bagu. ®a§ getjt »ie ein ®onnertoetter : »o t)ab' idj nur mein SDteffer f)ingebrad)t? ©iet)t ©ie: ein§l 3»ei! brei! Stur nidjt ängfttid), grau fpotberin." 3)ie Sitte t)iett bem SDteifter in if)rer Slug ft beibe |jänbe feft. ©ie fdjien if)tn gugutrauen, er fdjnitt bem grig einen gin= ger ab, um nur i£>r gu geigen, »ie teid)t ba§ ginge unb bafj fie barüber nidft ängfttid) gu fein braune. „2Ba§?" fagte ber SDteifter. „3)a§ ift bie fpauptfad)’, bafj man ben Leuten fperg ntadjt. Unb »enn ber ba im ©terben liegt, e§ füll gl)r nid)t Sing ft »erben; bafür bin icf) ba. 2ßa§ ift’3 benn itm’3 ©terben? Unb für fo einen $erl? ®er ftirbt nur fo; ba§ Ijat gar feine ©d)»ierigfeit; »enn er ben |>al§ bräcf)’, ba§ »är’ nod) ein gang anber ®ing. Stur nidjt ängfttid^, grau fpotberin." ,,„3ld), bu lieber ©ott, er ftirbt!"" brad) bie Sitte au§. 11* 164 „2öa§ benn?" fragte ber -Dceifter. „Der? bem fättt’S nod) nicfjt ein." ,,„3lber ©r ljat’§ ja felber gejagt, ber 9Heifter Sd)nöbter."" „3a, gum ©pernpel," entgegnete ber 9Heifter, „tote id) Sie beruhigen tljät’, menn’§ ber galt mär’, er ftürb’. 3Iber ba§ ift ja Äinberei mit bem. §öcf)ften§ ein tüd)tig’§ 9leroenfieberle unb einen fteifen ginger, meiter ift’§ mit bem nip. 9lur nidjt ängft* lieb, grau fpolberin." Dabei ftreifte er fidj bie Slermet auf, unb e§ tarnen gmei aiJittelbinge non gottigen 33ärenfüjjen unb ntenfd) lieben «jpänben gunt 35orfc£)ein. ©r fdjüttette fie erft, um ficb) gu Der fiebern, er¬ labe 3lüe§ meggeräumt, ma§ iljre freie SSemegung bjinbern tönne. Dann tramte er fein 23erbinb$eug berDor unb fa§te bie Der* leiste §anb De§ .jpolber^grifs. „Der ginger mirb fteif, meiter ift’3 nip," lad)te er bann ber Uten gu, at§ meint’ er ifyr Söunber meld)e greube mit ber 9?acf)ridpt gu machen. „Uber fotl benn gar nip meiter ba fein, al§ Söaffer? gd) t>ab’ beiitt nod) leinen Dropfen getrauten." „„Wein Did)terle,"" fagte bie Sitte, „„trinlt nip anber’g me^r al§ 28affer."" „aia unb ba finb bie golgen bapon! ^>ätt’ er rutjig im ©ringet gefeffen unb @in§ getrunten, ba mär’ er nid)t in ben 23adj gefallen." Der Trante gudte auf. ©r mufjte e§ entgelten, ba§ ber SJleifter Sd)nöbler aud) burd) bie forglofe 9Irt, mit ber er ben tßerbanb umlegte,- bem f5olber§*gräle geigen rnotlte, fie Ijabe leine Urfactie, ängftlidj gu fein. „SBenn id) einmal fo ©inen unter mein aifeffer Ijätt’ ge* triegt, meil id) in Dreien bie ©Ijiturgie f>ab’ ftubirt! 2£a§ ba§ für ein Söruftlaften ift, unb roie ber l)eranfgegogen ift! ga, ba ift’3 leine tunft, menn ©iner eine 9Jlitten t>at mie ein ailäble. Da ift bie .fjeiteretljei, ba§ ift aud) f0 ©ine!" Der 9Jame ^eiteretljei mirfte ftärfer auf ben Oranten, al§ Dor^in ber Ueberguf; mit tattern SBaffer. ©r erf)ob fid) halb unb fagte mit matter «Stimme: „2Öa§ gcl)t bie mid) an? Der 165 ®ringelmirth§=So’ hab’ id) aufgepaßt. SKeint’ id) bod), id) mär’ in meiner SBerfftatt," fegte er, fiel) beftnnenb, Ijiiigu. 2öer mar glüdlid)er al§ ba§ gute alte £>olber§ = 3räle, 3hren grig mieber bei 23efinnuug gu feigen! Sie tiebfofete iljm mie einem fleinen ^inbe. „$hr feib’§, $räle? .gabt $hr ba§ richtig gemalt, ^ybjr mijjt fd)on ma§?" ,,„2lber, grigle,"" entgegnete bie 2llte, ,,„bu Ijaft mir’§ bie 9?acfjt erft gefagt. 2Ba§ benfft bu benn? i^d) fann bo cf) gu 9cad)t nicf)t gu ben Leuten gef)’n, menn fie fd)lafen?"" „So tljut’§ morgen," jagte ber grig, „rebet mit ber SBaltU neffin." Sr fanf mieber auf’§ Säger gurücf. „fga bod), jjrigle, gleich morgen früh,“ oerfid)erte bie 2llte. ®ann fat) fie ben SDteifter Sd)nöbler miebernm ängftlid) fragenb an. ®a§ Umfinfen be§ Uranien beunruhigte fie oon feuern. ®er 9J?eifter aber mad,te if)r ein 3eid)en, baß er entfernter oon biefem if)r antmorten mode. „®a§ ©teljen mirb mir fauer," fagte er, al§ fie an bie Sd)nigbanf famen. „fgdj h0^ heiRt ncch feinen Sropfen ge= trunfen." Sr fegte fid) unb fuhr fort: „^ch hflb’ morgen im ©ringel gu tpuu; id) fimnt’3 beforgen." 3)ie Ute erfchraf. „fga, ma§ benn?" ,,„®a§ Üiidjtigmadjen mit ber SßaltineffimSo’."“ ®te Sitte mcHte ihn nod) nicht oerftehen. Sr ergäljlte if)r, um gu geigen, er fei eingemeil/t, ma§ er unter bem Sieget ber 2$erfd)miegenheit oon Sinem erfahren, ben er nicht nennen bürfe. Sr meinte ben Sdjnetber. Saburd) erfuhr ba§ §olber§=f5rä(e erft bie gange ©efchic£)te oon bem 'Äitflauern il)re§ Snfels? unb mie man erft geglaubt, er mode ber ^jeiteretljei etma§ 23öfe§ gufügen, bann, er fei il)r gu ©efalien gegangen, bi§ er fetbft erflärt, e§ h0^ ^er ©ringel= mirthsS^altineffimSo’ gegolten. 3)a§ Segte fam ihr, mie fie bei fich felber meinte, curio§ oor. greilid) bie gange ©efd)icf)te f lang curios. £az $olber§* 166 $räle mar gar nid)t ferner im Begreifen. 9?ad)bem fie, wa§ fie nod) nid)t wußte, bem «aber gefcgidt abgefragt, fo baß fie ba§ gange ber Begebniffe, fo weit fie befannt waren, überfein fonnte, begriff fie ben «jjufammengang. ®a§ Befte feiert igr, ben grig fidj erft wieber beruhigen ju taffen; benn fein geftige§ Verlangen, bie ©ad)e mit ber Battineffin*(SD’ richtig gemalt §u fefien, ging, ba§ fag fie wogt, au§ bem gorne geroor, oon ber 4>eiteretgei Derfcgmägt %u fein. SBenn fie igm ben SBiüen tfjat, muffte er e§ fpäter bereuen, konnte fie ign nur fo lang’ in bem SBagne taffen, fie gegorcge igm, bi§ er ruhiger geworben War! Big bagin Härte fid) mancgeg auf, wag fegt nod) Der* Wirrte, nnb 2llleg fügte fid) fo, wie fie überzeugt war, baff e§ für ben grig am wünfcgengwertgeften fei. 3)a§ fonnte ber ÜDieifter ©cgnöbter mit feiner Vermittler* ^nbringtidjfeit oereitetn. ©>rum fagte bag finge gräte nad» einigem Befinnen: „3a, Bfeifter ©cgnöbter, wag benft (Sr benn? will gar nidE)t meinen, baß mein grigte fegt gar nicgt fo recf)t bei fid) ift ; bag muß ber Bfeifter ©cgnöbter beffer wiffen, at§ idj. 2tber bei fo einer grau, wie bie Battineffin, ift’g nicfjt, at§ wollt’ icf) eine 5D?äb hingen: ba fönnt’ icf) (Sud) wogt fcgiden. 2(ber gu ber, ba muff icf) fetber. Unb gernadjen wirb ber äftei* fter ©cgnöbter aucg gegen anbere Sent’ ftid fein oon ber ©ad)'. Sfiein grigte ift gar ein äßunberticger. 2BeiI bie Seut' meinen er gat ber fpeiteretgei aufgepafft, fo will er ben Leuten jum ©rog bie Vatiineffin=©o’. ©agen aber bie Senf, eg ift igm um bie Battineffin*(SD’, gernacgen Der fällt er gewiß wieber auf bie -fpeiteretgei. Unb wenn (Sr meint, baß bie Battineffin meinem grigte feinen $orb geben wirb, fo wirb bie Battineffin bem SOfeifter ©cgnöbter feinen Danf fagen, wenn er bie ©ad)' Der* berbt gat. SBenn mein grigte (Sud) Dietteidjt fragt, fo fagt nur: id) bin bort gewefen, unb bie ©ad)’ mär’ fo gut wie fertig. SIber wa§ meint (Sr benn ju meinem grigte? bag ift’g eigentlich ge* Weft, Wag icf ggn gab’ fragen wollen." „„(Sin gieberte friegt er, unb bag ein tücgtig’g,"" entgegnete ber Vfeifter. „„BSenn eine Äranfgeit in fo einen ^erl fommt. 167 ba ift’§ n:4t, »ie wenn fie in einen ©cfjneiber gerät!). §er= nadjen ift’§ eine Sufi, feie fie brin getunt fyantiert. 97ur nidE)t ängftlici), grau ,£>olberin. borgen foinm’ id) »ieber, unb ben tnoüen mir fcfyon Wegen!"" Die Sllte mußte if)m ßinau§l)elfen. Sie fal) it>m beforgt nad). @r bemerfte ba§. 3»nanjig ©dritte non ber ©tabettl)ür tarn ißm fein iöerul)igung§eifer und) einmal. (Sr tnanbte fid) müf))am unb »er fieberte: „deinen tropfen, grau fpolberin, leinen Dropfen!" — De§ 2Tconbe§ «ßrop^ei^ung erfüllte fid). Die §eiteret^ei mar noef) nid)t eingefc£)£afen , at§ e§ fd)on p riefeln begann. 2Bie fie ermatte, £)örte fte bie faüenben Dropfen im ©trofybad) raufd)en unb auf ben ^Blättern be§ tpoUunber§ gerptaljen. Unb nod) eße bie ©tunbe fd)lug, tno fie geroölplid) auf ben Dagelolp ging, goß e§ mit bannen. (Sin fleine§ fKäbcßen tarn ißr für ^eut bie beftellte Arbeit abpfagen. „borgen mirb’S fd)on anber’§ Söetter fein," meinte bie ^eiteretljei. Da§ SJläbcßen fagte im 2BeggeIjen: „Da§ Slnneborte brauet nid)t eijer p lommen, bt§ bie «Kutter mid) mieber nad) il)r fctjidt." Die £eiteretl)ei fal) il)r einen Slugenblid befrembet naefy. Dann fagte fie: „©c^ab’t nip. gft’§ nidjt ba, fo ift’S mo an= ber§. Arbeit giebt’S genung." Die Sinnemarie tfyat btefen SJlorgen ganj einfilbig, äl§ fie Ijerabfam, bie §eiteretf)ei in ber SBartung be§ Wnbe§ ab* plöfen. ©ben lieg bie Skltineffin bie ©tüßle unb Daffen abtjolen, meldje bie grauen bei ilfrem gepmngen fd)leunigen Slbpge nid)t Ratten mitneßmen lönnen. Da§ p feßen, tßat ber guten Sitten in ber tiefften ©eele leib, gebem einzelnen ©tüde blidte fie 168 einen mebmütbigen 2IEfd?ieb nad). Sie »ornebmen Sefuc^e unb beten ©orgen nnb SBemübungen um bie ^eiteret^ei Ratten biefer in ihren Singen eine SCrt SBicbtigfeit gegeben, einen ©lang, non bem ein ©bei! oerflärenb auf fie felber fiel, ©ie batte bie ©mpfinbung eines alten angeerbten SienerS, ber in bem Sfa= fe^en feiner beruntergefommenen §errfcbaft fein eigene^ fcbeiben fiebt. ©ie batte bie §eiteretbei lieb nnb meinte jtdj barnm im bRecfjte , in bem Srucb ber ^eiteretbei mit ben großen Söeibern noch eine befonbere Sieblofigfeit gegen fie felber gu feben. ©S batte fie fc£>on befümmert, baß bie ^eiteretbei nicht einmal ben einzigen Jteiger ibr gu Siebe getban. llnb menn fie and) ben großen Sbeibern nid)t unbebingt Dfecbt gab, fo begriff ]ie bocb in ihrem Stefpect oor ihnen nicht, mie ein SfrmeS gegen fie fönnte 9?ecbt haben moden. Saß bie fpeiteretbet bieS gemodt, fam ihr orbentlid) mie ein 2ftajeftätSüerbrecben oor. Sa bie §eiteretbei gu £aufe blieb, mar fte überflüffig unb tappte fopffd)ütteInb langfam mieber in ihr ©tübcben hinauf. _S)ad tDSabcben batte fid) mit einer Näherei an baS oorbere genfter gefegt — baS hintere behielt fidf> ber epodunberbufcb gang allein gunt fpereinfeben oor — unb bemerkte in ©cbanfen oertieft ben Slbgang ber Sitten nicht. 9?ie batte ein Sag bem anbern fo unähnlich gcfeben, als feit oie fpeiteretbei gum legten 3)?at nach bem ^ainbammer ge¬ fahren mar. Ser heutige batte mieber fein gang eigenes ®e* ficht- ©S mar, als märe baS ©tübcben feit feiner ©rbauung gum elften dliale leer, feine SBäube rüdten immer meiter auS emanber. Ser .fpodunberbufcb fab mie glagföpfig auS; fo fel;r mar man baran gemobnt, ipn ben gangen Sag auS einer taufenb= lodtgen gerade berauSbliden gu feben. SaS Äinb , baS um bie fpeiteretbei fpielte, bteÜ unbewußt noch ben lleinen fftaurn ein, ber adein ihm modjenlang gur Senuguug geblieben, unb »ich noch immer ad ben Ä'nieen auS, bie nid)t mehr oorbanbeit 169 Jnaren. Um bte ©teile, wo bie Valtinefftn gefeffen , bewegte eg fid) nod) nicht anberS al§ in einem meiten $vei<§abfd)nitte. Ver= mieb hoch bie £eiteretf)ei felber, im Vorbeigehen mit ber feit^ ffiärt§ fchwebenben §aube ber Valtineffin gufammen gu flogen. Stugerbem oergafj fie 20le§ über ben ©ebanten an ben gri|. SDie Vefürdjtungen unb ©efprädje ber früheren, bie '2lng]t unb ba§ -Uiitleib ber lebten Sage hatten fie fo febjr ge¬ wöhnt, an il;n gu benfen, baß fie eS nicht meifr wußte, wenn fie e§ Ufat. (Sine eigene Sßirtung hatte biefeS ®enfen an ben grip.. '2)a§ Vewußtfetn ihrer Verfd)ulbung, ihr ©innen, wie fie baS„ wa§ nicht mehr ungetan gu machen war, wenigjten§ gum STljeit auSglelcpen fönnte, wedte oertiefenb bie innere 2Belt, öie bis fegt in bem handfertigen 2Jiäbd)en unter ber fortwährenden Dichtung ihrer Kräfte auf ermübenbe Äörperarbeit unb bie: äußeren S)inge be§ SebenS gefchlunuuert hatte. S>a§ geigte fiep halb auch in ihrem äußeren Slnfehen. Spr 33lid würbe tiefer, ©em Kenner wären bie Anfänge eines neuen SafeinS in ihr lesbar gewefen. ©§ hätte ihn an jene topograppifchen ißläue erinnert, wo neben unb über bem gegenwärtig Vorpanbenen mit fdjwächeren Simen bie beabfichtigten Umgeftaltungen eingc* geid;net fiub. Unb ^eit hatte fie unb füllte immer noch wehr ^eit haben für bie ruhige ©ntwidelung biefeS neuen S>afein§. Söäprenb ber 9iad)t patte ber Siegen eine ‘ßaufe gemad)t;. noch t>or ber ©onne be§ näd)ften SageS begann er wieber feine eintönige DJiufif. S)en gangen britten Sag gitterten bie Vlätter be§ fpoHunberS unter ben gerplagenben Sropfeit. 2!m oierten gerietl; ber fliegen in 3orn, bie fltinge, bie er nuermüblid) ©rau in ©rau auf bie machfeuben fpfügen geidjnete, immer wieber gerfloffen; er nahm feinen fdjärfften ©tift unb fchien nicht eher ruhen gu wollen, a!§ bis e§ ipm gelänge, fie un= gerftörbar eingugraben. S>aS 2ßad)en fetter tonnte bie Slugen nicht offen erhalten, bie gröhlidjfett felber würbe fchwermüthig bei bem eintönigen Siebe, ba§ er fiep babei fang. 170 ©tunbe um ©tunbe oerging, Sag um Sag, SBoc^e um ÖBocfye; wag allein blieb im ewigen Söedffel, bag war bev 9ie= gen. Stber wer feine Ufyr befag , für beu gab eg halb nidf)t mef)r 9iad)t unb Sag. §immet uub ©rbe unterfcfjieben fich nur nod) burd) bag Oben unb Unten. (Sr ft faf) man jebe ©tunbe na cf) bem SBetterglafe, bann jeben Sag, gulegt gar nicf)t mehr. ©g war, alg fönnte eg nun nicht me^r anberg werben. (Srft feinte man ficf) , wieber ©rün unb Slau gu fef)en, gulegt fjatte man D er ge ff: n , baff eg noch aubere färben gab, alg ©rau; man fab bie ^eit fommen, wo fRed)en unb §ane ju fabelhaften 31lterthümern würben, über beren einftige fBefthnmung man fich ben Äopf gerbrach, wo man nicht mehr an bag Äartoffelhacfen glaubte unb bag §em@inernten für ein f<±)öne§ 9J?ärchen alter Sage galt. Sie befonnenften Seute mußten confug werben, wie fie fich 'n her neuen 2Belt einricf)ten füllten, wo bag SBaffer, an bie ©teile ber Suft gu treten fehlen. Senn bie alte, in ber man bi§her gelebt, war abgethan. 2Benn man nur auch hätte oergeffen fönnen, baff man einen ÜKagen befahl Von ber ^erggrube aug eroberte fich bag ©he* mal§ Wieberum bie SBelt. Ser junger war bag erfte ©lieb ber Sfette oon ©chlüffen, burcf) welche bie ©egenwart Don Weitem an bie Vergangenheit feftgemacht würbe. Söenn nun ein fold;eg SBetfer gur ^eit ber Heuernte felbft ben großen Seuten ©orge machte, wie muffte eg einem allein- ftehenben SJiäbchen bag §erg bebrängen, bag heute brauchte, Wag eg geftern oerbient! Unb hoch war bie §eiterethei aud) bei folchem Söetter nie gu feiern gegwungen gewefeu. 31 lg Sag um Sag »erging unb 9?iemanb ihrer begehrte, Weber gunt SBafdfen, noch gutn Scheuern, nod) gu fonftiger .pau§= unb ©tubenarbeit, ba lag eg il;r nahe genug, eingitfehen, wag fie, wie bie VaItU neffin gefagt, angeridtjtet hatte. 2lber fie wollte eg lieber ben Umftänben in bie ©duffe fdjieben, alg fich felbft. freilich, wer foÜ fegt wafdjen, wo feine 3Iugfinen nötl)ig genug oorfam, fiep barum ©tunben lang p quälen. „Unb an foldfer Saufender ei," fuljr bie §eiteretl)ei bann in ©ebanfen fort, „Ijab’ id) felber feinen ©paß. Slber laßt nur toieber fd)on SBetter werben!" ©ie weiß ja, baß fie in £udenbacf) mit p bem guten Sßetter gehört, ©ie ift fo wefentlicf) unb unentbehrlich pr fpeuernte, al§ ©onne unb trodnenber 2öinb. freilich! bi§ bal)in ift oerplfrt, wa§ fie für ein mögliches Äranfenlager bisher fid) abgebarbt l)at ; nid)t für fiep — baff fie franf werben fönnte, ift ein ©ebanfe, ber SUemanbem einfaüen wirb, am wenigften ber fpeiteretfiei felbft — aber für ba§ Siegle, ba§ $inb. ®ie Sinnemarie ift bafür auf einmal befto gefugter. 33alb wirb fie p ber Valtineffin gerufen, halb pr Söeberin, halb p einer anbern großen grau. ©ie fommt wenig mehr nach §au§. ©ie fprid)t feben ©ag oornelpner, fie fängt fd)on an, bie fpaube p balanciren wie bie Valtineffin, aber natürlich im richtig bemeffe= neu ©rabe ihrer Unterorbnung. $hr fpaubenwerfen oerljält fid^ p bem ber Valtineffin wie ein @d)Weinefd)Wän^d)eii p einem Sowenfc^weif. Unb geht fie breiter, benn fonft, fo ift if)re ©rap gegen bie maffioe, fteinerne ber Valtineffin nur eine au§ §olj unb Seljrn, unb fie felber nur ein befd)eibene§ bretterneS hinter* gebäube. 9Utr feiten fann fie bie 3eit erübrigen, im Vorbeigehen unten 172 tyeretngufefyen, unb bann läßt fte gutmütig, fo Diel in ber ©ile möglich ift, üon intern neuen ©lange auf bie üerbunfelte ©eftalt ber ^eiteret^ei fallen. $fyr etroaS angubieten, l)at fie nidft ben 2Rutlj, memt and) bie Sufi. üDemt fie fennt bie «fjeiteretlfei. Unb bie giebt fiel) and) nid)t baS Slnfelfen, als ob fie etroaS bebürfe. 3a, fie treibt nod) -jjoffen mit ber Sinnemarie. ©ie fpielt bie ißerfon ber Valtineffin unb ber SBeberin gegen fie, unb roeijj baS mit foldjer ©efdfidlidffeit ber Dcadjaljmung gu tf)un, bag bie Sinnemarie gumeilen i£>r füfjfaureS Sachen oergigt unb, in unmid* lürlidfer ©äufdjung befangen, ftd) oerneigt unb il;r antmortet, als märe bie «fpeiteretbjei mirfltdj jene grojge grau fetber. ©ine§ sJlegentage§ !am bie Sinnemarie gur geit ber 5£)ämme* rung, baS Reifst, mo eS noch bämmeriger mar, als ben gangen übrigen Jag, gn ber ^eiteret^ei in baS ©tübdjen l)ere:n. SluS allerlei Vorbereitungen erfaf) bie .ffeiteretfjei, bie Sinnemarie patte etmaS auf bem bergen, baS nidft über bie 3un3e modle. „gcl) bin leine oon euren grogen SS ei b er n, " fagte fie, „bag i§r erft oom Sßetter müßt anfangen, menn i£>r mir maS modt fagen. ®a ift nur ©iuS gu machen, entmeber i£;r reb’t ober Ü)r reb t nidft. Unb fo ift'S, unb nu ift’S fertig. 3f)r modt oiedeidjt bantit märten, bis idf bte Sampelt ffab’ angegtinb’t. " „„Vor meinetmegen brennt bie Sampen gar nidft an, VäS ®orle/'" eutgegnete bie Sinnemarie, bie nod) immer baS Xrumm fnc^te gu ifjrern Vorbringen. „9tu, bodf megen bem SieSle ba, bamit fid; bie nid)t flögt." „„3)aS SieSle figt ja fo ruljig , unb baS £5el, baS mirb [dfredlidf tljeuer bei ber SSitterung." " „©o mid id/S nodf laffen ge^’n, aber nu l)ätt’ idf gebadd..." «//■via,"" fagte bie Sinnemarie, ©ie badfte, einmal mujg e§ fein, unb gab fidf felber einen trtog, bag fie gleidf mitten in bie ©ad)e Ifineinfulfr. „ „Sbeil it)r baS Hutb mit auf bie Slrbeit modt nehmen,"" fagte^ fie, „„unb eS ift grog genug bagu; fünft übrigens augerbent blieb- id) lieber bei eudf mobnen, al§ mo anberS."" „ -v3 b) r modt fort auS meinem .fpäuSle?" fragte bie <£jeiteretl;ei. 173 ,„,3a,"" fagte bte Annemarie, „„unb ber -fmHunberbufch broben, menn ber blüht, bag fann idf auf meiner SBruft nid)t mehr ertragen."" „IDer fiat abgeblübt," entgegnete bie .^eiteret^et ruhig. „Unb menn er’S einmal §at getfian, fo tfyut er’g ba§ ganj’ 3a^r nicht gum jmeiten ÜDSal." „„Unb ber SB ad) "" fuhr »erlegen bie Sinnemarie fort. „3a, berSBad)," fyalf bie ^eiteretfiei ber Sitten, meil fie fab, biefe mürbe nicht allein mit bern neuen S3ort»anbe fertig. „®er SBacb, ber ift batt fdjredlicb naß. fjabt ibr beint fcßon an’g Slugjieb'n gebadet, mie ibr SJlittag feib bagemeft?" ®ie Sitte bejahte unb geriet!) fd)011 »ortäufig in SBerlegen= beit, moju bie .jpeiteretbei ihre Slntmort bcnu^en tonnte. „3a, nu meiß id|," fagte biefe, „marum ba§ Del fo tßeuer ift, unb marum ibr gerab je^t fomrnt, mo’g fünfter ift. 3br habt gebadet, id) feb’§ euch fonft an, baß ibr SBormänb' macht. SBär’t ibr ju SUad)! getommen, mo ic£) bätt’ gefdjlafen, ba mär’§ noch beffer geroeft; ba bätt’ id)’g aud) nid)t gehört. Unb nu mill iöb'§ eud) audj nicht ju Seib tbun unb bie Santpen anbrennen, eb’ ihr mieber fort feib. 3odunber fonnte nid)t3, al§ ratf)lo§ feine .ßmeige i$nfammenfcf)lagen; fie mürben if)m immer fernerer. Sott .ßeit gu $eit pod)te er an bie SBänbe, mie um ju felfen, roie feft fie noch feien, unb nad) jebem Podien fdjüttelte er ängftlicber ba§ fpaupt unb griff immer jitternber in ben fRegen I)inein, ibn ju befeßmören, er fode nun enblid? nacßfaffen. ®er I)atte feine Slntmort für ißn, af§ fein emige§ plätfcbjernbeS .fpobn* gelabter. ®er $ef§ bidjt an ber tinfen plante be§ §äu§d)en§ aber mar be§ «ffäuSdfeniB aderfdflimmfter fRadfbar. @r goß Del in’§ $euer über Diefmeßr SBaffer in§ SBaffer. @r fammelte ad ben IRegen, ber auf feine ein Sette nach bem ,!päu3d)en I)in febufen unb non feiner $ante barauf bjerabftürgten, al§ ^retten fie ba§ |>äu§cf)en für ein SRüßlrab, ba§ fie in Semegung fegen müßten. Segt fanf bie tinfe ©eitenmanb be§ f3äu§d)en§ unter ihrem ©emicßte. SDa§ 3)ad) märe natbgefunfen, bjätte niefjt ber 3el§ mit gu fpätem Erbarmen jene erfegt unb ba§ manfenbe mit ber eigenen ©d/ulter geftügt. Unb nun begann aueb ber größte 2d)eil ber Sorbermanb j$u meießen. 8ie bog ftd) matt »ornüber, al§ mode fie um bie @de nach §iffe fel;en. 2113 feine fam unb immer unb immer noeb feine fam, ba fanf ihr, ein Silb ftiHer ©rgebung, ba3 ffaupt auf bie $niee; bann brachen auch biefe ein, unb ber £ob föfte ju früh, »enn auch mit fanfter ^anb, einen fo innigen Sunb, al3 ^olg unb £ef)tn nur je ge;d)foffen. fRitn gfid) ba§ Räuschen einer SSafferfunft. Heber bie gur* dien be3 @trof)bad)e3 ergoffeu ftd) bie Sßaffer öotn Reffen herab in ßüpfenben (fa§caben. Ungäßlige Oeffnungen fd)fudten fie gie* rig ein, eben fo oiet anbere fpieen fie in feßönen Sogen rnieber ton fid). 3Dabei grünte ba3 üermitierte ©troß im größten @tenb fo luftig mie eine SSiefe, unb ber alte §odunber ftanb baneben cbgefpannt unb fdilaff, mie ein bureßnäßter fRegenfd)irm in einer (jjde, unb fddug bie .ßmcige über feinem $opfe sufammett au§ (Sntfegen oor fofe^em fyreoel. 177 5)te SSattinefftn tf)at, al§ ber S3aber bte Stad)rid)t non bem <$d)i(f|al be§ £äu§d)en§ in ben ©ringet Braute, etma§ 2Ief)n= tic^e§. (Sie fd)fug mit beiben §änben auf bie Äniee. „©a fielet man bod), baß man richtig I)flt gemciffagt," meinte fie. „©§ I;at mof)f öfter fd)on geregnet, aber ber Stegen ba, ba§ ift ein ftdjtbar «Strafgericht »ont §immet. Unb ba§ gang’ Sudenbad) muß mit barunter leiben. 2Ber Öen ©rünbonnerStag (Se^^ig ift getreft, ber meiß, ma§ er reb’t. gier fi§’ id) unb fag’: ©in Stegen fod ba§ fein? ©ine ©ünbflutf) ift’§." m,3a,tu‘ fagte ber SJteifter Sd)nöbler mit unserer ^unge, „„bie £eiteretl)ei, ba§ ift fo ein $erf, mie bie ©ödjter ber Stiefelt finb gemeft. SIber id) miß eud) fd)on Wegen!"" „Unb ber gerr f)at mieber einen unfdfulbigen Stoa!) ge- rett’t, mie felb’maf," fuljr bie ©altineffin fort. „©ie Annemarie ba, ba§ ift ber anher’ Stoalj." 5)ie Sinnemarie, bie an ber ®f)ür 2eud)ter pu£te, tl;at einen Steiger. Sie lädjefte, aber innerlid) feufgte ifjr gerg über ba§ ©djidfal be§ gäu§ct)en§. „^a, e§ ift curio§," fagte ber SJtorgenfcfimieb mit einem flehten Slnfaß oon ©d)fud)gen. „©§ fdjeint, ba§ gang’ alte ©eftament gef)t nod) einmal für in unfer’m Sttdenbad). ©rft ift bie 2Iu§treibung au§ beut ißarabied gemeft; jegunb ift bie ©ünb= flutf); tut muß ber babplonifd)’ S^urm nod) fontmen unb ber SluSjug ber Itinber gfrael au§ ©gßptenfanb." „„©er ift gemeft, ber Sludgug/" fprad) bie Skltineffin. „„Slber nu ift er erft fertig, ©er ißlfarao, ber fein gerg fiat üerftocft gehabt, nu liegt er im rotten SSteer. gd) Ijab’ mandm mal beinah' gemeint, man f)ätt' ifir gimiel getban, aber nu fiat ber gintmel felber gereb’t."" „^uoiel getfian?" beruhigte ber SSteifter Sd)nöbler nad)' trägtich- „So ein $erl mie bie grau SSaltineffin , bie fann fd)on eine Sünb’ ntel)r tl)un. SBogu mär’ benn einer reid) auf ber 2Beft? ®a§ ift nod) immer nicht ben gal§ gebrod)en. Stur nicht ängftlid), grau Skltineffin. So ©ine fattn gar nid)t gu Diel tf)mt." Otto 8iibteig’§ SBerfe. III. 12 178 „„3a,'1" meinte ber ©d)tnieb, ,„,baS 3ucieltf)un ift anbcrn Leuten if>re ©acf)’."" 2) er SNeifter ©d)nöbler fah ben SNorgenfchmieb an; er formte nic£)t einig »erben, ob ber itjn meine. NuS Sorfidjt für jeben Salt fagte er bann: „deinen tropfen, SOceifter ganggut. 35er tropfen, ben id) f)eut' getrunfen fjab’ ..." ©r wodte fid) eben eines h°hett ©djwurS oernteffen, aber bie Saltineffin unterlief feine gunge, inbem fie feierlich marnenb bie §aube fa§ DJiorbmäbte errieth richtig, baji baß £otber§ = gräte fie nicht fmben moßte. ©ie badfte: „Senn’3 nur erft fertig ift, ber miß id)’§ fc^on ein= tränten." „geh meint’, er mär’ fetber alt genung," fagte fie, „unb tonnt’ fchiden, men er moßt’. ©>ie 2ttte fann mich nicht erriechen. Stieinetmegen. ©ie fann il;n gufannnenthun mit bem rohen ©ing ba unten unb fann fie noch in 33aummoßen einmid'etn biß über ihr unoerfchämte§ ©efidft. Semt’g einer madfen thät’, einen gro= ^en ^uppetpetg fräg’ er nicht üon mir." ®er ÜDieiffer ©cfmöbler oerftanb moht, baj? baß htejj: „ber frag’ einen großen $uppetpetg oon mir." ©r fchmachtefe fie an unb fagte: „©in ©dfieferbeder, ber ben Cpat§ gebrochen tjat, ba§ ift noch ein gnng nnberer ^ert, at§ ba§ weigerte bie Sejafytung hinter bem Siüden itfrer Sdutter unb fagte: „©er SJieifter ©cfjnöbler braucht fid) mit ber ©ad)’ nidit weiter nnnüfj 51t befd)weren. 2öie meine Scutter meint, fo mein’ idj and)." SD er ÜReifter @d)nöbter oerftanb; er nidte ber Go’ mit ladienbem @efid)t 31t unb gab, nad) ber Sattineffin fyinbeutcnb, 3u oerftelfen: „©in berwünfdjter Äerl, bie grau Sattineffin! 2Iber wir wollen fie fdjon friegen." ©er SDieifter ging, unb bie Sattineffin wanbte fid) ju ber Annemarie, bie eben ben Mauen Stantet umnaljm unb and) gelten wollte. „ga,“ fagte fie, „Annemarie, war’ ber geredet’ gorn ber großen Söeiber nidft geweft, ganj Sudenbad) tjätt’ mit bem $önig ^3I;arao muffen erfaufen. Unb wären wir noch aitberd aufgetre= ten, fo war’ oietteid)t ber gang’ Siegen nic^t geweft. S5a§ bentt fid) bie Stnnemarie babei?" ,„,2ld)," "fagte bieSnneutarie; „„aber wa§ meint biegrauSaD tineffin nur? ©o würb’ id) mir bodj ba§ nid)t 31t ©djutbert fommen taffen. Unb wenn’S gefm SDiat fid) für arme Seut’ fd)icfen tt)ät’, baß fie wa§ benfen träten babei, wa§ bie grau Sattineffin fagt. Unb bie grau Sattineffin weiß e§ fd)on eiit= gurid)ten, wenn fie wad fagt, baß nij babei 3U benten ift. Unb wenn’s fein formt’ ; in ber grau Sattineffin itjrern Seifein ntidj’§ 181 3U unterftef/n, ba§ mär’ mir ja noch immer oiel gu nieberträdjtig, Sa, mer fo reicf) ift, »ie bie %vau ißalttneffin, unb ift am ©rüm bonnerftag ©ed>§gig gemeft!"" „®ie Sinnemarie ift eine recht oernünftige iperfon für Sh*e Umftänb’," genehmigte bie SBaltineffin biefe§ ©rfterben.in Se* mutt), „brum hat ber §err Sie auch fo fid/barlich mit feinem 2lrm belüft. Unb an bem Gü^empet ba fann Sie’§ erfeh’n, baf$ ber liebe ©ott bie Seit nid/ fo in ben Sag hinein hat erfchaf* fen, fonbern h«t fid) tva§ babei gebaut, marum er reiche Senf unb arme Senf fjat erfd)affen." Sie 53attineffin bad/e, at§ fie bie fRädtjerbjanb be§ eimatß 183 bem alten fDfeer. 2Ba§ batwn gurüdgeblieben mar, al§ er fid) gutrt fRuljen legte nad) ber fdjmeren Arbeit, ba§ l)ing l)od) wie fdjneeweifje SBaummotlenroden am blauen stimmet. ©a fpamt e§ bie ©onne ab in langen garten gäben mit roftger §anb. 2Bie mar ba» nun ein anber Seben, at§ au§ bem gerborfte* nen Seibe be§ ©rau alT bie garbeit mieber erftanben, bie e§ oer= fdjlungen Rattel 2öie ©djarladjfpinndjen auf grünem fpapier rannten auf ben grünen Sßiefen bie rotten Unterröde burd) eins anber, bagwifdjen bunfle gaden itnb Sßeinfleiber wie fdjmarge $äferd)en ober mie lebenbig geworbene ©intenflepe. 2Bie ferner ber tRegen oorn Fimmel gur ©rbe gefallen, fo in taufenb ©tro* men flieg je£t ber fjenbuft »on ber ©rbe gurn ^irnmel hinauf. Slnftatt be§ grauen fRegengepIütfd)er§ erllangen unermüblidj bie bunteften Süogelftimmen. @o oerlaffen Ijatten nod) nie ber 2Beb* ftubl unb bie Srüde geftanben in ber dumpfigen ©tube, bie ©djeere gegangen unb bie ©äge am alten langweiligen Dcagel. 2Öer ©enfe ober fRedjen gu führen wufjte, fonnte fdjmitjen olpte fjo£lunber= tljee. Äeiit fßaar gefunber Sinne blieb in bem ©täbtdjen gurtid. Unb boeb ein», unb oieHeidjt ba§ gefnnbefte, regte fidj nidjt in ber freien f'nft, wo e§ Ijingeljörte. greilid) war ba§ §än§- d)en, in weldjent e§ ftal , ©auf ben Stnftrengungen be§ SfegenS, luftig genug geworben, luftig bid faft gur ©urdjfidjtigfeit. 3)ie .jpeiteretljei fjätte fid) beim ©im unb 2Iu§geI)en ba§ ©Ijüröffnen erfparen tonnen. ©§ war faft fomifd), baff fie nidjt neben ber ©Ijür burd) bie SBanb ging, ©ie fjätte fie nidjt erft gu öffnen gebraucht. ga, fie fdjlojj bie ©t)ür forgfältiger at§ je, Wennfdon fie nidit weiter af§ nad) iljrem ©arteten ging, bas, etwa Ijunbert Öuabratfufj grojj, über bem ©äjlofmeg brüben, iljrem ,jpäu§d)en gegenüber lag. Unb wenn fie bie§ je£t mit uodj leid)* teren ©djritten unb aufgeridjteteren §aupte§ tljat unb babei ein luftiger Siebdjen fang al§ je gutwr, fo fal) man moljt, bafj e§ au§ ©rot) gegen ben ©pott ber SSorüberge^enben gefdjal). Sßäre fie neben ber ©l)ür burd) bie Süde gegangen, fo Ijätte fie biefe förmlidj anerfannt, unb ben ©riuntpf) barüber gönnte fie ben ©pöttern nid^t. 184 ©elbft if)r ^urücfgiehen bei Sage in if?r un»erfe^rte§ r'g nocb), baß fie fid) erft an bag Semuftfein gemö^nen muffe, nicht mehr jebem Sorübergehenben fid)tbar gu fein, unb jebeg ©eraufd) rief augetibfidfid) ihren ganzen Srog mie= ber madp 2lber menn nun fo fange braunen 2fffeg ftitf gemcfen mar unb if)r Sfofj bie unnötfjige SÖad)t eitbfid) aufgegeben hatte, bann erfag bie ntübe Seele bem Srude ber ©egenmart unb bem Srofjen ber ^ufunft. Sann geigte fic^ aber and), mie feb?r 3U ihrem ©füd ber ©e- baute an ben ffritt ein fo unzertrennlicher ©efäf>rte if)rer einfamen Stunben gemorben mar; unb micberum mürbe er bieg baburch noch immer mehr. 2lfg einmal bie §eiterethei aug bem furjen, erft fpät gef'onm menen Sdtfaf ermachte unb ben Sag im 2fnbrechen fanb unb bod.) ben 2Bieberfcpetn feineg elften Strahfeg aug ihrem ffeinen Spiegel »ermifte, ba trieb ber faft oerborrte Saum ihrer Hoffnung neue Httogpen. Sdptell fprang fie aug bem Sette, unb mirffid)! fie fab) ben ganzen .fjimmet umgogen oon grauem ©emöff. Saju flogen bie Schmafbett hoftiger afg fonft unb fo niebrig, bajj fie faft ba§ 185 Söaffer be§ ©ad)e§ berührten. „9?n »erben fie bod) müffen fom* wen/' lacbte fie in fid) hinein. „®a§ niete fpeu, bajj nod) braujjen liegt! Unb fo ein ©emitier nor ber ©onn’ fomnit jebergeit oor ütbenb mieber. ®a§ meifj alte Sffiett. 2ßirb nicfjt tang’ bauern, fo »erb’ id) geholt; aber ljernad)en tf)u’ id) gemif; nidjt, at§ mär’ mir niet bran gelegen. Unb bin id) einmal mieber habet gemeft, tjernadjen ift mir nid)t bang’. SBenn fie nur eirnnat mieber gefet/n Ifaben, ma§ id) ermadjen fann." ©o fd)nett mar fie nie fertig gemorben mit 2tngiet)en unb 2Bafd)en. ©ie t)atte itjren teid)teften iRocf angetfyan, um red)t au§* bünbtg fd)affen gu Ibnnen. Unb halb pocb)te e§ aud), erft einmat, bann mieber unb mieber, aber e§ mar immer einer unb berfetbe, ber gepodjt; e§ mar fein 23ote, ber gur Arbeit rief; e§ mar nur ber alte §ottunber. tBon einem fo mertt)get)attenen fyreunbe »at)r= lid) ein fd)ted)ter ©paß! ©ie mar natje barau, gu gtaubett, aud) ben atten 23ufd) tjätten it)r bie Söeiber oertjejst. Unb je bötjer bie ©onne ftieg, befto ruhiger unb ljöl)er über ber ©rbe flogen bie ©d)matben. ®ie äßatbberge trauten fo gierig bie SBotfen ein, bajg batb ber btaue ©runb iljreg 23ed)er§ burd)fd)ien. fje^t mar er teer, unb feine SRättber liefen oon jenem eigenen graurotf)tid)en SDxtfte an, ben man ben .jpcerraud) nennt unb ber bauernbe £rodne proptjegeit. £)er «g)eiteretb>ei ©ebanfen flogen nid)t mit ben ©dimatben in bie |jö!)e, ibjr innerer fpimmet umgog fid), mie ber äufjere fict) aufftärte, unb e§ fehlte nid)t »iel, fo regneten i!)re lugen. ®a näperte ftd) burd) ba§ @ra§ braunen fd)teid)enb ein fc^merfättiger, f)infenber ©djritt. ©o oiet mar nun gemijj, ber ©djritt gehörte feinem jener 33oten, bie fie am frühen borgen ermartet bjatte. ©einen gangen tebenbigen Sntjatt Ijatte ba§ ©täbtdjen auf bie SBtefen Ijinau§gefd)üttet. 2Ber fonnte e§ fein, ber jefct batier fam bent fpäuSdjen gu, at§ ein SDieuftbote ober Sefjrting , ber, etmaS $ergeffene§ nad)guf)oten, in bie ©tabt ge= fctjidt, fid) untermeg§ an bem Stnbüde be§ £äu§d)en§ eine ©djabenfreube machen mottte? 186 3m 9 ?u mar ber ©tof^ ber ,£jeiterethei mieber üben; fie fajj m ftraffer Haltung unb fang ein luftiges Siebten. 3e£t r^iett ber Stritt bief)t üor ber Süde in ber Korber* manb an. Sie ^eiteretfiei tfyat nicht, als I;örte fie ben ferneren Sittern beS nun ©tiffftehenben, fie fab) nid)t nad) ihm um. Ser Alb ent ffang iljr mie ber ber tBaftineffin; baS 23fut brängte fid) itad) ben Augenbrauen, aber fie fang noch beffer afS nar^in. Sraußeit erfiang nun ein S'iäufpern, auS bem 33ermunberung itnb Unmitle ^erau§ ju hören mar. (Snbbicb) fagte jürnenb bie totimme ber beider SBirtfyin: „Aber 2Räbfe, bift bu beim ber 33er§eihmirSgoft? 2Ba§ ift baS für eine Aufführung ba?" Sie |jeiteretf)ei üerbrofj in igrer ©ereijheit ber Son, in mefdfem bie $rau baS fagte. ,,©ie ijt eben auch eine non ben ©roßen, ober miÜ’S menigftenS fein," badete fie bei fiel) ; „fie foH aber nicht benfen, ich t'niee Dor ipr nieber." Sann rief fie laut, al§ menn bie Sotin burd) bie Süde nicht baS teifefte Söort hatte »erfteben fönnen: „3ft 3emanb ba braunen oor ber Sf)ür?" Siefe J?omöbie oerbroß mieberum bie Sotin, bie aller* biugS für eine grüße $rau gehalten unb banach behanbelt fein modte. „'Kit mir fteüft bu feine gapen an," fagte fte. „Sn bift nicht ber 9Jiann banach-" £ro|beut ging bie ffeiterethei erft an’ö genfter unb öffnete baffefbe auch noch mit großer Umflänbtic^feit. „3hr feib’S, 3rau Sotin? Aber marum fommt iljr nicht herein inS «fpäitSle? 3d) laff’ baS genfier nicht gern auf; baS SieSle I;ar§ mit ben gähnen, unb ba fann’S bie uft nidjt oertragen. Unb menn bao fjenffer gu ift, fanu ntan’S nicht gut hören, menn 3£manb braufjen fpridjt." Sie Steider Sßirthin fd)üttette mit bem Äopf unb öad)te: „©ofit’S mit ber nid)t richtig fein hinter ber ©tim? Aber bauad) ift fie hoch nie geroeft, bajj baS mit bem «fpäuSle fie fo fehr hält’ füllen angreifen." ©ic moüte burch bie Sude hinein, ba fie aber bie Shür aitffchlieficn hörte, meinte fie: „2Benn fie 187 mirlüd) fo ift, folgen Seuten niufj man ben SBiflen tlpn, fonft lönnen fie einem ma§ pfügen in ihrer 2Butl)." $c£t ging bie ©Ipr auf, unb bie 9BirtI)in fiinfte unmiü* f iirlicf) einen Sd)ritt rüd'toärtS, als fie bie eiteret!) ei fo nafie öor ficf) fielen fal). 3hr fielen in bem Slugenbüd allerlei ©e* fdfdfen non 23errüdten ein. 2Il§ fie aber bie §eiteretl^ci genauer betrachtet unb ton ücrmirrtem Söefen, menigftenS non ben 21n= pichen eine§ nahen 2ButI)au§bruche§ nidjt§ gefunben, t)int'te fie hinter bem 9Jiäbd)en in bie Stube hinein. „©uten Sag herein," fagte fie bann; „menn man bir närnlid) maS ©ut’S p münfctjen braud)t. ©einem ©eficht nad) füllt’ man meinen, es mär’ nid)t nötlfg." „„idd),"" entgegnete bie Jpeiteretlpei luftig. „„©ui’S laitn man immer brauchen. Unb menn man gleich deiner ift non benen, bie nij: genug fönnen friegen. ülber ihr fürdf’t eud) rcohl gar Bor mir?"" ,,©u benlft, bu bift bie ©injig’, bie fich Bor gar nij fürdf’t," lad)te bie 2BirtI)in in ihrer @rleid)terung. ©enn fie fah t»oI)l, bie §eiteretl)ei mar noch gan$ bie Sllte. Qnbem fie fid) in bem Stübchen umfah, ärgerte fie fid) mieberum, menn aud) in anberer Meinung, barüber, baf bie «gjeiterethei nad) fold)en ©rlebniffen unb ©haten nod) ^ilte fein fonnte. ©rum fuhr fie fort, unb nid)t mehr im ©one beS SdjerpS: „ülber nu lä§ft bu mir beine $apn. ^d) bin ba, ein ernftlpft 2Bort mit bir p reben. 2113er ich f«tn and) fortgelfn ohne ba§, ba§ fag1 id) bir." ©ie ©otin felgte fid) auf bie Dfenbanl unb legte ein 23ün= bei, baS fie mitgebrad)t, Bor fid) auf ben ©ifd). ©ie Weitere* thei holte ihren Stuhl oom fjenfter unb nahm ber ©otin gegen* über ff$Ia£. ©ie ©otin pg ihre Sride au§ bem Sufentud); ba§ ge* l)örte p ben nötigen Vorbereitungen, menn fie $emanbem eine ißrebigt halten moQte. ©ann ftrid) fie bie ©djürje glatt, lehnte fich hintenüber, fetzte bie 23ritte auf unb begann: ,,2lber fDbäble! SJiäble! ma§ macfft bn mir ba für ©ing’! Uiennft ben ^olberS^ril Born (Steg , meil er bich nicht tnill frei’n, unb mie 188 bir bie großen 2öeiber beine Unart oermeifen, bift bu noch fa nufinnig unb jagft fte aug bern Säugte!" „„Sffieil er mtc£> nicht miE frei’«?"" unterbrach fte bie £>ei* terettjei gornig. $ie 2Birtl?in nahm bie 33riEe ab, mie jebergeit, fo taug fie nicht fetBer fpraef). ®ie §eiteretf)ei aber fuhr fort: „„®ag hobt ihr euch meig laffen machen unb hättet bod) baran foEen feiert , mag gu euern großen Söeibern ift. Unb fie füllen erft an ihr1 eig’ne Unart "benfen, mie fie mir fo lang’ in ben £%en hoben gelegen, ber 3rri§ pafjt mir auf unb moEt’ mir mag tl)un, big idj’g I)ab’ geglaubt.'"" „®ag mög1 fein," entgegnete bie 2Birtf)in, nachbent fie bie 23riEe mieber aufgefetjt, „bag mög’ fein, mie’g miE. Unb baran liegt and) nip , mie bie ©aulb ift unb mer nicht fd)ulb ift. ©enn Eteben, fiehfte, bag finb nur SBörter, unb eg tommt nijr brauf an, mag einer reb’t, fonbern ob einer ©elb I;at unb ©ad)en ober nicht. Unb menn, fiehfte, bie SBeiber ben Srit3 felber ’nein gerennt hätten, bag bleibt fiel) gleich; aber ein arm EJläble barf einer großen QEau nid)t fo touunen, mie bu gefommen bift. ^d) hab’ mir’g immer, gebadjt, bajj bag mit beinern Söefen einmal fchlimm mirb ablaufen. Slrmuth unb .jpochmuth, bie fuhren gu= famrnen eine fchledjte ©h\ unb mirb nicht gut, big fie fid) fd)ei= ben unb bie 2lrmut£) freit bie Eftobeftigfeit. ©er ^ochmuth hflt bir aEe i*eut’ erbittert unb bätt’ bir bag § äugle eingerennt, hätt’g auch nicht ber Eiegen gethan. Elber bie SDiobeftigfeit, fiehfte, menn bu bie gehabt hätt’ft, ba mär’ bie SBanb mieber gugemad)fen, bu hätt’ft felber nicht gemußt, mie. Unb mer meijj, mag nicht nod) fann mevben, menn bu bict) bei ,ßeit befehrft ! ©rum gehft bu heint noch f)erum unb bitt’ft ben großen Söeibern bein lln= art ab. ®ie Saltineffin ift eine hergenggute grau, menn fie nid)t einer mit ©emalt reigt, mie bu’g haft gemad)t. §er= nadelt . . ." ülu ber ^eiterethei Jadeit hotte fchon mährenb ber gangen Etebe ber ©otin ein meißer ©rudfleden ben anbern gejagt; je£t 189 fiel fie jettet in ba§ 2ßort. „„^dj bäd)t’ and), tfyr gattet nodj ettt .jperttacben ober gtoet. 2)a§ gebt nun in (Sittern Jjht, unb mer einmal ben fDlunb ood nimmt, ba fommt'S auf ein ober gtoei §ernabf)en nidjt an. fag' eud» nur fo Diel: f$n meine ©bren gel)t nicht ba§ Zehntel, al§ itt cttent SJlttnb."" Sie äBirttjin fegte bie Stille miebet auf mtb fagte tuf)tg: „Sa§ ift beine ©ad)’. SJfad)’ bu, ma§ bu iniCtft ; tjor’ ober t;öt’ nid)t. reb’, meil’S metttc ©cbulbigfeit ift, unb e§ foü mir fein SJienfd) einmal nad)fagen, id) b“tt’ meine ©cbulbigfeit nid)t getfjan, unb bu felbet nid)t, menn bicf)’§ einmal reut. Sa mit bent Sie§le, ba§ mär red)t gut unb fcfjon, ma§ bu an ber tl;uft, menn bu fein arm fDJable märft, ba§ genttng für fid) fei* ber gu forgen §at 3d) meif;, mettt’S ift, aber ba§ miffen nid)t affe Seut', unb manchmal miß einer nidjt miffen, ma§ er weiß. Unb bn benfft , bu meinft’g gut mit beiner ©cgmefter, toemt bu if)r bie Stutzen abnimmft, bie fte fid) aufgebttnben bat? menn bu it>r bie ©org’ abnimmft, bie fte cernünftig mad)en fönnt', beffer at§ beine Sieben, bamit fte fo feidjtftnnig fort fantt mad)en, mie fie attgefattgen l;at ?" Sie fjeiteretbei Ijatte unmifffürfid) ba§ Siegte, bas> eben ßor ibr ftanb , mit beiben Sinnen umfcbfungen. lf§ bie Sotin bie Stille abnabm, mie um nicht gu fe^en , ma§ bie fjeiteretbei auf il;re Sieben fagen tonnte, entgegnete biefe mit feiferer ©tirnme af§ gemöbnficb: „^d) reb’ nicht gern baoon." Unb inbent fie ba§ Siesfe auf ihren ©cbooj; fegte, fuhr fie, mel)t gu biefer, al§ gut Sotin gemanbt, fort : „ muß $eberf eine Seut’ fennett unb ntufj miffen, ob ba§ (Sfenb fie nidjt nod) fdjlimmer fattn ntacben, ftatt beffer; unb menn eilte fd)timnt mirb, ift’§ beffer, fie mirb’3 allein, al§ ba§ fie noch ein SInber'3 mit fd)fintnt ntacbt. @elt, Siegte, mir bitten nt£ ab, mo un§ bie Slnbern füllten abbitten, unb auSeinanber bringt un§ aud) deiner, e§ rnüfjt’ benn ber Sobtengräber fein. Unb fo ift’g, unb nu ift’g fertig. 3br ba^ mir auch noch gar nicht gejagt, 3mau Sotin, ma§ ber SDlamt mad)t, ben icb eud) b^’ mitgebracbt ODnt ©ritnber ÜDlarft? 2öär’§ nur ein lebenbtger gemeft, ber b^tt’ eud) aufgefreffen. 190 ftatt ihr ihn. Unb eine rotfje 3?afe §ätt’ er nunmehr aud> Don euerm 23ier." „„Sa,"" fagte bie 2Birt|in, inbein fie ihre dritte mieberum im Bufentudh unterbräche, „„lernt einen 33är tanken, er fällt bod) roteber auf feine alle Sier'. Unb trenn man benft, bu bift einmal Dernünftig, ba b;ft bu gefdiwinb mit beinen ö’a£en wie= ber ba^inter ^er. ©o grr§ unb ftar! bit bift, fo bift bu bod? nif , al§ ein pure§ $inb. S^h bir gef«g*; ma$’' *a§ bu wittft; aber benf nicht, baff bu an mir einen IRücf^alt haben wittft, trenn bu mtr nicht folgft. 3fid)t, bafj id)’§ mit ben Söei- Bern in ber ©tabt nicht mö^t’ rerberben um beinettregen; wie trotjl id) nid)t tefifjf, warum ich ba§ füllt’ thun. 2lber c§ füll auch nicht hci§ra^ bie ^er 3Birtl&in hat fie in $xeni £v0§ be* ftärft. Unb nun tritt ich and) ««mal fa3en: nnb f° if*’8/ unb nu ift’3 fertig. ä3el)üt’ bief) ©ott!"" „Sa. wie iljr’S fagt, ba IlingfS and) nach wa§!" lachte bie Reiter eth ei. ©ie fah bie ©otin ungewiß, ob fie burch bie Süde gehen füllte, über burch bie ©l)ür. ©§ ift eigen, baß man gern trieber burch ben (Eingang fortgeht, burch ben man herein ge= fornmen ift. fpätte nid)t unbewußter SBeife auch bie beider ttßirthin biefe 9iütf)iqung gefühlt, bie «peiterethei märe mit bem ©büröffnen ju fpät gefommen. ©ie SBirthin wartete barauf unb fdhüttelte hoch fetber rerwunbert baritber ben Äopf, unb fdhüttelte ihn noch, al§ bie fpeiterethei fie nicht mehr feben tonnte. ©er §eiterethei war e§ nicht fo um’§ §erj gewefen, als fie bie SDirthin glauben machte, baß ihr wäre, ©ie war ror bem .päu§chen fielen geblieben, bi§ bie Ute über bie ©trede ihres ÜJegeä hinweggehinft war, bie fte burch eine Süde in ben 2BeU ben' hinburd) ' fehen lonnte. ©ie ©otin war bie ©innige, ron ber fie noch ©beünabme unb §ülfe erwarten burfte gegen bie Diotb, bie mit fchnetterem ©stritte bem f)äu3chen jueilte, al§ bie 5Hte fich baron entfernte. 3)fehr al§ einmal meinte fie, fie nod) errufen ju müffen. Iber bie Sitte wäre auf ihrer fRebe beftam ben, unb abbitten lonnte fie nicht, wenn fie auch gewollt hätte. 191 ®er Spott ber am Sibenb auf ber £eimfehr aug bem §euen an ihrem ,£äu§d)en SBorbeifommenben hatte fie bann nur nod) in ihrem Srope beftärft. ■/Baren bag böfe Mächte gemefen feilet für bie £eiteret!)ei, fo geigte fid) bie heutige um nid)tg beffer. ®ie 91otl) broljte näher, ifire ©mpfinbIid)Mt mar gereifter, al§ je. Sie mar nie erbitterter auf bie 9Menfd)en gemefen, bie fo unbillig mit i!)r oerful)rcn, unb bodfj hatte fie nie bringenber gefüllt, mie nöt^ig fie biefelben hatte. „äReinetmegen?" fagte fie, fummerooll auffi^enb im 2Sette, benn nichts oerftärft bag ©efül)l innerer 25ebvängnif; empfinb* lieber, alg bie äußere ^ülflofigfeit ber liegenbeit Stellung. ,,'D?einetmegen? D, menn id) allein mär', fie füllten mid) gu nip gmingen, fo lang’g 2Burgeln gibt auf ben liefen unb SBaffer im 5?ad). Slber mit bem Siegle ba, mo id) frolf bin, bafj ict)’§ fo aufgebracht hab’ mit gtegenmild) unb Zfycel Unb f?ätt' icli’g nur menigfteng ermadjeit tonnen, baff ich bie ©eig behalten hätt’! Unb fie geben mir feine 2Md) auf 23org; id) muff froh fein, menn ich für ©elb meldje trieg’. Unb bag ift nun auch ade. 2lber abbitteit tt)u’ id) hoch nid)t! 90?id) anbieten gur Sterbet, bag mid id) meinetmegen nod). Unb id) roeijj nid)t, mie id; bag anfangen fod, ba| ich äu ben Seuten fod fagen : ©efct mir Sterbet, mo fie fid) oorher haben geriffeu um mid). %a, an= bieten, bag mid ich nod) thun um bem Siegle feinetmegen. Unb bag thu’ ich morgen; aber je^t bent’ id) nicht ntel)r bran. Sie ©ebanfen machen einen begperat. ©ui; lachen fie äußerlich, fo lach’ ich innerlich. 21m ©nb’ müffen bte Senf fid) fd)ämen unb nicht ich. Unb tifun fie bag nicht, fo tlfun fie mag Slnber’g. 3d) fdflaf’ aber nun, unb nun jeib füll, ihr ©ebanfen, id) fag’g ettd) gum lebten DJial, unb fo ift’g, unb nu ift’g fertig!" ®agu machte bie ^eiterethei eine entfd)iebene Söenbung auf bie Seite, um ihren Sßorten ben 9?ad)brud ber ©eberbe gu lei= hen. 21ber eg fdfien oergebeng. ®er Schlaf, ben fie gerufen tarn ihr nod) nicht gu §ütfe. ^nfiinftmäjgig fitd)te fie nach einem fünfte, an ben fief) eine anbere ©ebantenreihe tnüpfen liege. 192 3tyr 231id fiel auf ba§ fpänbchen be§ $inbe§, ba§ im Dollen SOZortbttc£)t auf ber ©ede neben i^r lag. Uttmillfürlid? fiel il?r ein, wie il?re ©d?meftern unb 33ettgenofftnnen fid? fd?on al§ Äin« ber gemüht, au§ ben SBerjroeigungen be§ @eaber§ auf bem £änberüden bie 2lnfang§buehftaben be§ 9?amen§ if?rer fünftigen 9Jiänner l?erau§ gu lefett. ©ie felber Ijaite bann biefe§ treiben terfpottet; bie ©d?weftern behaupteten, »eil auf ihrer fjanb nid?t§ getrieben ftel?e, fo werbe fte eimal gar feinen befommen. Sefct, wo il?r’§ barum ju tl?un mar, nur nicht roieber in jene ©eban« fen gu gerätsen, t^at fie, ma§ fie bamalä nicht getl?an. Unb feltfamer Söeife, al§ fie eben biefe§ ©reibend halb [ich Dor fid? felber fdjämen wollte, meinte fie, gan', leferlid? ftünben jwei Der« fd?Imtgene ©djriftjüge auf ihrer Jpanb. ©ie fühlte fid? über unb über erröten unb wollte nicht mieber b?infel)ert; benn fo fed unb frifd? »or ben Reuten, fo fd?aml?aft mar fte oor fid? felbft. Unb wie nun ba§ Siebte, plö^lic^ ermadjettb, bie Pflegerin munter fah unb nad? feiner SBeife mit ihr gu reben begann, ba fürchtete fid? bie ^eiterethei oor feinen fingen ülugen. ©§ mar, ald wolle ba§ $inb bie tarnen nennen, bie fte eben entbedt. ©ie mußte, baß ba§ Ä'inb nod? fein 2£ort fpredjen fonnte, ben« noch fud?te f*e e§ auf an^ere ©ebanfen ju bringen. „©ei nicht bumnt, Siegle," faßte fie fc^nett , um ih.r juoor *tt fommen; „e§ ift ja nicht wahr, ©er STconb gudt ’rein, ob bu ein gut $inb bift uttb fchläfft, unb l?ernad?en fagt er’§ feinen fleinen SBrüberlen am §immet. ©ud’, er ift fd?on auf bem ©ringet ba oben; ba trinft er erjt ©in§, I?ernad?en legt er fid) auch rticbcr unb fdjläft." ©a§ $tnb mar fc^oxt mieber im ©ntfd?lummern unb fanf gurüd. Unb nun beburfte e§ feiner Slnfirengung mehr, ftch ber ©orgen Don Dorl?in ju erwehren; benn e§ fnüpfte ftd? eine ©e« banfenreil?e au, bie ftarf genug mar, ftd? gegen jebe anbere ju behaupten. ©§ mar, al§ wenn bie ^eitcrethei ftch bei ftch felber ent« fdiulbigen ntüffe,. baß ein unb ein £j. auf ihrem ^anbritden 193 fiaitb. Senn bafj am ©nbe au§ ben 33erfau§." @o finnt fie. 2lber fd;on aerfagen ihr bie Borte, halb auöh bie ©ebanfen oor Schläfrigfeit. 3h« Slugen faden gu. Äaum nod), baf fie I;ört, ma§ gmei am §äu§chen ÜSorüber* gehenbe eben fpred)en. Ser ©ine fagt: „3a, je£t hat er eine tüchtige grau noth- menbiger, benn guoor, mit feinem gelähmten ginger." Otto ßubtoig’O SBerft. III. 13 194 Sie § eiteret^ et benft im ©infdjtumment: „Sie meinen ben gri(j." „Unb wenn bie ©»’ ift/ entgegnete ber Inbere, „wie i^re Butter, bie SSaltineffin ! Sag ijl eine SLüc^tige. ©o eine lönnf ii)n jujammen^alten." „®ie @t>’" — benft bie ^»eiteret^ei nocB, bann nicBtg me^r. ©ie ift eingefd)Iafen. Unb wie lang’ fcBläft fte bagmal! 811« fte ermaßt, ift’ä fd)on BoBer Sag. ©ie ^ört reben in ber ©tube. ©inb bie bummen SBeiber bod? wieber ba? SIber fie Bat feine 3eit, ficB ju Derwunbern; fte Bövt ba§ Sßalfntüllerg* ©retle brinnen fagen: „Sie Weitere* ttjei füll aber ja gleidj fornmen. ^eint muf bie UlricfSmiefen nod? ’rein." ©ie gie^t fid^ eilenb an, wäBrenb Cie 33altineffin bem ©retle antwortet. „3e§t fd^lägt bie 33altineffin auf ifire Äniee/ benft bie £eiteretf)ei, „unb nun ge^fö log. fRidjtig!“ „Senn obfcBon mein 33 ater feliger ein ÜBeber ift geweft, Bier ftfc’ icB unb fag’: fie wirb gleidj fomnten, bag Inneborte." „„Senn warum?"" fügt bie ©c£)reinerin b?ingu, „„fie will ja nocB auf ber (So’ ifre §o^seit."" „Iber baff bag Inneborle ficB in Id)t nimmt!" fagt bie ©^miebin. „@r Bat fctjon wieber ein Seil bei SKein’m befteüt." „„Sumnteg ieug!"" fagt fie felber, nämlicB bie §eiteretBei. „„3rt fchon wieber Beintwärtg. ©ie fyoxt nocB ben Darren ber Bäuerin mit ben weifen SSünbeltt Bieter ficB. Sie Sannennabeln buften fo ftarf, eg nimmt iBr faft ben ItBern. Sa tritt auf einmal ber grifc Bi'üer einem 33aum B^oor, aber nidjt int UlrieBgBoIj, fonbern in iBrem ©ärtdjen brüben über bem ©cBlofjweg. 195 ®r nimmt fie bei ber £anb. ©ie hat ben ©chiebfarren nicf)t met)r. mid) Io§," fagt fte; „idf hab’ gern meine §änb’ frei." ©ie fielet il)m in§ ©eficht; ba§ ift blaff, aber fo gut, baff e§ iljr in ber ©eete mef) ttjut. Unb toa§ ift ba§ aud) für ein SticE, mit bem er fie anfie^t! ©ie benft: „2Benn ich immer fo bafiünb’, unb er fäf)’ mid) immer fo an!" „©eit," fagt fie ju ihm, „®u r;aft mid) getooHt? ®u $afl bir fein 23eil beftettt? gd) l)ab’ ja aud; immerfort gebaut, bu foE’ft mid) nehmen, bamit bein’ ©adf gut gehalten mirb. ©a§ td) fo bei bir fönnt’ ftelfn unb fönnf bir ba§ felber fagen, ba§ fjätf ich mir nimmermehr eingebilb’t, unb e§ munbert mid) nod), inbem icb)?§ ju bir fag’. Slber baff bu nun bie ©o? miUft frei’n!" *„ga,"" fagt ber gri§ unb fte^t fie immerfort habet an, ,,„ba§ ift freilid) fdjredlid) fd^limm! SIber ba§ gröle hat einmal ihre Saben gugemacht, ba faun ba§ geug gum 33rautl)emb nicht mehr teieber htneinget^an merben. ga, ba ift’3 nun nicht mehr ju änbern."" ®a§ begreift bie fpeiteretf)ei. „2Bemt’§ fo ift," meint fte traurig, „ba ift’3 freilid) ju fpät. Slber halt’ mich nicht fo nör= rifdh bei ber £>anb!" ,,„®hat bir’3 meh? ga, ich bin ftarf. geh bin ber mitbegrifc."" „®effmegen? Unb menn bu noch gehnmal ftärfer roär’ft, oor bir fürd)t’ idE) mich nore Senf haben ©elb; aber fie haben auch $inber genung; unb, mer meijf, leben fte noch mie lang! 2ld), bu meifjt nicht, grifs, mie beib bu mir tf)uft! Unb bein §anbmerfS§eug! Söenn id) nur mufft’, ob bein ©tabel mieber offen ftänb’. ®aS mirb fie hin* unb hermerfen auS einer ©den in bie anber’, mie fie’S macht. ©o ging i d) hin, bamit'S fäh’, mie'S mich bauert. SIber idf fag’ bir’S nod) einmal, lafj’ mid) loS! ©o um bie Sldffel lafj ich mich nic^t angreifen, ©o leib’ tdj’§ oon meiner ©hmefter nicht, gefdtjmeig’ oon einem 2)fannS* bilb! 2Ber meijf, maS ich fonft tf)u’. Sich @ott, ich meifj nicht, mie mir’S ift! ©o ift mir’S mein Sebtag nimmermehr gemeft. ©o müfjt’S im fpimmel fein, menn nicht bie Sing ft babei mär’!" „„Sor maS benn?"" „ga, baS meifj ich nicht." „„Söerat nun baS Siegte ba im Sett bein Äinb mär', ober bu hätt’ft ein anber $inb, aber eS mär' bein?"" „SIber baS oon beinern gräle gefällt mir nicf)t, baff fie nur ein Sein hat- ®a fann fie nicht in ben £>immel fommen; baS geht hoch hinauf/' „,,©o?"" fagt ber grifs. „,,$at fie nur eins? ®aS hflb’ ich nicht gemufft. SIber fie fann beffer baoon laufen, als Sin* bere mit jmei/"' „2)aS ift alle§ fo närrifch," meint bie ^eiterethei. „SIber fo närrifch Beug hab’ ich ja bie gang’ Beit erlebt. Unb marurn foll ich baS nicht glauben? £ab’ ich bod) baS SInber’ geglaubt." „SIber ba fommt gar ber fpoUunberbufcf) an mein’m fpäuSle. SBo ber nur beut alten Schramm feinen rothen $ird)enfrad her hat gefriegt! Unb er bringt bie Saltineffin geführt. 2Bie bie gepult ift! 3)aS ift auch noch nicht paffirt, bajj eine alte grau bei ihrer Tochter ift ^Brautjungfer gemeft. Sich, nimm fie nicht, grijs! Girant fie nicht, bie ©ringelmirthS* (£»’! Unb lafj’ mich 197 lo§, fonft muß ich bidj ja brüden, bi§ bu tobt »irft, unb tyx* nadjen fannft bu bie ©ringel»irth§=@o’ nid)t frei’n." ,,„©)rüd’ mid) tobt! ©rüd’ mid) tobt!"“ fagt ber grifc, umfdjlingt fxe unb legt feinen 9Runb auf ihren. „Saß’ midf Io§," ruft fie zornig unb hält dju bod) felber feft. ©a roaCCt if)r ber ©tolj unb- bte ©djatn mit einem ©rud oont fperjen in’B ©eficht. ©ie giebt ihm einen ©toß, baß er »eit fortgefdjleubert »irb, »ie bamal§ Dom Ulridb§fteg; baß fie felber gegen einen Saum fällt mit bem $opf. 2Bie bat ber Saum eine falte iRinbe! ltnb e§ ift faßt, al§ mär’§ gar fein Saunt, al§ »är'3 eine ÄalHoanb. ©ie taftet baran hemm, benn e§ ift plölglidE) 9?ad)t ge»orben ; nur ein Heiner Bierediger iRautn bort gegenüber ift et»a§ be^er? foaft if* ganje ©egenb finfter nnt ben ©arten herum. $a, e§ ift eine SBanb, an ber fie fi^enb lehnt. ©er Soben unter if)r ift »eich, toie ein Seit. Sieben fid) ^ört fie einen leifen 2Ithem. ©ie füfjlt r fie ift im bloßen .jpembe. ©ie ©erjen. Unb hoch gehört ber leife SUffem neben ihr bem Siegle, ©er oieredige Siaum, ber et»a§ heöer erfd^eint, al§ bie übrige Umgebung, ift ihr ^ammerfenfter. ©ie fifct in ihrem Sette. ©§ fann bod) »ohl noch gar nicht »ieber ©ag ge»efen fein, feit fte pm lefdenmale einfdtjlief. Db ba§ ein ©raum gemefen ift? ^a, fo hat fie ficb ©räumen immer gebacht, baß man tf)un unb leiben müßte, »a§ man »ad)enb nicht tbäte nnb nicht litte. 2ßie »är’ ba§ gut! ©a »ar’ auch ^a§ nicht »irflidb, baß ber 3ri£ bie ©ringel»irth§s©0’ freit’. ©)enn ba§ fönnte fie nicht ertragen. 2lber auch, baß er fie, bie ^eiterethet, lieber 198 hätte, roär’ bann nur ein ©raum. llnb ba§ muff fte roieberum feiner, $en. äßenn fie non feuern einfdfliefe, träumte fie oieüeidft fo fort, unb bie feltfame 2Ingfl, bie fie nod} roacfyenb fiitjtt, mürbe nodj größer, unb mer roeiff, roa§ fie uoch tlfäte im ©raum! Unb i^r ©efidjt brennt nodf über ba§, roa§ fte fdjon getljan. 2Ba§ muß ber ffrifc benfen oon i^r ? 2Ba§ merben bie SBeiber nun erft reben! ©ie meint oor ©ntrüftung über ftd) fetbji, bajj fie bie @e= fülfle nicht mieber loS merben fann, ja nid)t lo§ merben möchte, um 2lHe§ nicht! roiH nichts oom grifc," fagte fie laut. „iUiag er bie @ringelroirth§ = @o' frei’n. 3dj mag ifjn nid^t! 3cb mag deinen! Unb fo ift% unb nu ift'3 fertig." ©ie fann ftd} jmingen, fo gu reben, aber nicf}t, baff fte fo fühlt, roie fie f priemt, ©ie mirb au§ fidj felber nicht flug. Qmmer mieber oerroechfelt fie ©raunt unb SBiiflid^feit. ©ie roeiß nicht, mo ber eine aufhört unb bie anbere beginnt. ©ie fielet au§ bem fjenfler , um ftd} gu fügten; bie 8uft f cf} eint il}r fo ^eiß, al§ if}r ©eftd}t. „2ßenn id} babett ging’," fagte fie ju ftd}, „bann müfft’ä attber§ merben." ©a§ Siegle, ba§ roeiß fte, macht oor bem borgen nic^t mieber auf. ©ie gieljt fid} an. ©)enft fie ihrer ©mpfmbungen, rnie ber ffrig gefragt : „SBenn bu ein anber Äinb fyätte|t, aber e§ mär’ bein?" ba fdjmerjt fte ba§ in ber ©eele be§ flehten Siegle, al§ hätte fie’g oerleugnett roolten. ©ie bittet’ § ber ©d}Iafenben ab. ©amt eilt fte bem Sabe jn. llnb roie fie nun an ber heimlichen ©teile ftef}t, mo fte fo oft um biefe Dfad^eit gebabet, ba f amt fie’g nid}t über fid} ge- minnen, nur ba§ .fjalsUucf} abgulegen. ©onft entfleibete fie fid} fo unbefangen roie ein Äinb unb ftürjte fid} in bie fühle fflut. Unb nun — fie roeiß, e§ fielet fte 9Uemanb — , beratod} tann fte ftd} nid}t entHeiben. ©ie fd}ämt fid} oor ben Säumen, oor bem 4?immel, oor beut ©Baffer, oor ber 9iadpt unb oor ftd} felbft. 199 $at fte bemt etwa§ 23öfe§ gettjan? ®en!t (ie ber @ringelwirtb§=@o', fo fdjnürt’S iljr bie ©eete 31t. ®a fteljt fte; bie certraute ©iefe todt fte mit taufenb ^etm= Ci^ett Sauten, ficb ^ineinjuftürjen, wie fte gebt. ©in letfer 3Btub= erfcbrecft fte; erft fudjt fte ftcb in ftdf) fetber gu üerftecfen, bann fließt fte heimwärts wie ein fcfjeueä 9?eb- hat fte ber erfte ©raum [0 gan$ geänbert? ©onfi fürchtet fte ÜRientanben. 3Iber e§ ift aud; nicht bie $urd)t cor frember ©tärfe; bie $urd;t cor ber eigenen ©cfywäd;e ift’§. llnb biefe bat fte noch cor einer ©tmtbe nietet gebannt. 2)a§ erfte fRotb be§ jungen 9JJorgen§ glüht i^r au§ beut fleinen jerbrodjenen ©pieget entgegen, at§ fte, t)eimge!e^rt, at^emloS wieber in i^re ©ebtaffammer tritt, ©ie fielet nad; bent ^finbe. ©a§ war boeb aufgewac^t wä^renb ihrer 3tbwefenbeit. hatte fich aufgefe^t unb geweint; ba§ füllte fte an ber 23ett* betfe, wo fein ^öpfdjen tag; bann war e§, int ©ifjen entfebtums tnernb, mit bem ©berleibe nad; com gefunfen. 3bt war’3, at§ fönnte ba§ Siebte über nichts geweint tjaben, al§ über fte fetber. ©ie fniete an ba§ 23ett ^in unb fc^lang ben einen 3Irnt teife um ba§ $inb. „©taub’ mir’§ bodj nur, Siebte," fagte fte jtt ber ©djtafen* ben, aber ftüfternb, um fie nicht gu werfen, „icb taff bich gewifj nicht, je lang’ id; tebe. fjcb brauch' fein $inb weiter at§ bich. Httb id) werb’ auch gewifj nicht fd)tec^t. ©0 wa§, wie üorfyitt, tf>u’ idf gewiß nicht , wenn ich bei mir bin, ba§ glaub' mir nur, Sie§te; unb bie 2Rutter fetig com himntel wirb Reifen, baß irffS and; nicht im ©raum wieber muß tbun." ©>ie gute 9?atur be§ hotberS^ritJ batte unterbeß feilte J?ranft)eit überwunben. @r burfte wieber an bie freie Suff, „fj !a," fagte er, at§ er auf einem ©tu^te in feinem ©tabetgarten faß, „e§ ift boch curio§, wie 2lCte§ witt gelernt fein, auch ba§ Äranffein, unb bemachen auch ba§ 2öiebergefunbfein. $a, ^enu man tauft unb reb’t unb hantirt, ba benft man gar nicht, baß matt jebeS SBortte unb jebe ^Bewegung erft t;at einzeln au§wen- 200 big müffen lernen, mo man jefct gar nicht mehr bran benft, baf$ man fte miß machen, al§ menn’§ Jjatt oon felber gefd)äl)’. Unb menn ich mieber gefunb bin, ^erna^eu merb’ icb’§ auch nicht be* greifen, ba§ icf) erft in’§ ©efunbfein gar nicht rec^t bab’ hinein bönnen bommen, unb ba§ idh’3 erft mieber ^ab’ müffen lernen. ©§ ®er Cefun^ tt>är’, ber tl)ät’ rti<±)t miffen, bafj er einen Stagen bat. ®a mödbt’ ic£> meinen, er müjjt’ auch nicht miffen, bafj eine ©onn’ ift unb ein Fimmel unb ©ra§ unb Säum’. $e§unb fpür’ id) ba§ Slße§, mie ein Äranfer feinen Stagen. ®ie Säum’ brücfen mich, ber |jimmel ift, al§ menn er fid) auf mid) legen moßt’ ober fcf)on läg’ mit feiner fdjrectlidjen S laubeit, unb ba§ grüne @ra§, ba§ benimmt mir orbentticb ben ©bem, fo grün iff§. ®a§ Süftle Dom ^reujberg b^, ba ift% al§ müfjt’ ich mich ba* gegen ftemmen, unb bie Rummel ba macht mich bi§ in ben Stagen hinein confu§. ©)a§ ift oermünfcbt; jebe§ ©teinle, mo ba liegt, unb jebeS Stücfle, ba§ ftd) feine glügel pulgt, unb jeben ©ra§* balm fpür’ icf) einzeln. 3>a fieljt man erft recht, ma§ ba§ für bumm ^eug mit bem Söilbtbun ift gemeft. ©egen ba§ ba halfen bie Säuft’ nip, ba !ann man ftdb nur mit ben ©ebanfen ermebren. Unb menn einer tein ©lieb bann regen, fo bann er bodb ein Stann fein unb ein rechter baju. ®en Staun machte, bafj einer benft unb bleibt ganj ruhig feft auf bem, ma§ er einmal bat gcfagt." Se^t fab er feine ©rojjmutter oor ftcb ffeben. ©ie meinte. „2öa§ meint ihr benn, S^äle?" fragte ber Sri§- ®ie Sitte fchluchäte: „Sich bu lieber ©ott, bu arm Smi^le! bafj bu nu mieber bafifc’jt unb bift gefunb,, ba§ bauert mich fo." ©§ ift eigen, oft fühlen mir ba§ Stitleib erft recht, menn ber ©runb baju fdbon binter un§ fiegt. 2)a§ glüdflicpe Säbeln, mit bem ein Strmer bie gefchenfte ©uppe ifjt, rührt un§ oiet tiefer, al§ Dorther ber junger au§ feinem ©eficbte. Sießeicht, meil mir nun erft an bem ©lücfe ber Sefriebigung ben ©chrnerj be§ oorbergegangenen @ntbebren§ ermeffen. ©ber meil un§ ba3 gegenmärtige Seiten ju fe^r erfd^redft , al§ bafj mir ben StutI) hätten, feiner Siitempftnbung un§ btnäu9e^en* 201 feib ein bumm’8 gräle," fagte ber grifc. — „£abt i§r ba§ nu fertig gemacht, ba mit ber — ihr mifjt fdjon, ma§?" „„ÜUfach’ nur erft, ba§ bu mieber ftarf bift unb beinen 33e* fud) fannft abftatten." " „2Beiter fehlt nip?" fragte ber grifc. „Unb fie miffen, ba§ id) auf bie ©o’ gepaßt hab’, ob id) fte allein fönnt’ fprechen?" „„freilich, grille, freilidE)," " entgegnete bie Sitte. „„©§. ift aber bod) närrifd) mit ben ÜFienfdjen. ®ud', fag’ mir ein* mal, grille, haft bu bid) einmal red)t gemunbert, bajj bei bir aufgeräumt ift gerceft in ber SBerfftatt?"" ,,3^r meint, in ber alten $eit?" ©o nannte ber griß bie ^eit üor feiner 2tenberung. nirSo/,u entgegnete bie ©rojjmutter. ®em $rifc fiel’§ ein. „3hr habt einmal heimlich ba§ $eug ’rein* geräumt, meil ilir gemeint habt, id) merb' milb, memt id)’§ meiff. ®amal§ bin id) aud) milb gemeft; id) Jjab’ nip fönnen finben." ,,„3a,"" meinte bie Sllte, ,,„glaub’§ mohl; meil bu unter ben Spänen unb in allen ©den haft beine ©ad)’ aufgehoben ge* habt. 2Benn bu bein 33eil nicht erft eine halbe ©tunb’ haft oergebenä muffen fuchett, ba haft bu gemeint, e§ fchneib’t nicht."" „fja", fagte ber 3ri§. „©§ ift ben SJforgen nach bem testen ©riinber 2)?arfttag gemeft, mo id) — ih* mifjt fdjon, ma§; ich benf nicht gern an bie alt’ ^eit. ^m Anfang bin ich milb gemeft, baff ich bie ©ad)en bort Ijab’ müffen fudjen, mo fie haben ge* hört. 2lud) bie ©tabelthür ift angelehnt gemeft." „„Unb rath' einmal, mer ba§ hat gemacht gehabt, fjriljle!' Slber id) bin’§ nicht gemeft."" £>er ^ri^ befann fiep unb fagte bann genüg oor fid) hin: „Sftuff mir benn allemal guerft bie einfallen? Unb menn’S raa§ Unmöglid)’§ mär’, bie fiel mir babei ein, al§ hätt’ fte’g gemacht. Unb ba§ ift auch unmöglich, bajj bie ba§ f oll gemefen fein." „„9?u, ich tuiQ bir’§ fagen, $ri£le, bie^eiterethei ift’§ gemeft."" „2Ufo hoch?" ®em grtl? flieg ®unfelrötf)e in bie bleichen SBangen. ©r merfte e§ unb fuhr au§ ©cf)am oor ber ©rofjmutter gornig auf: „$on ber 23altineffen*©o’ habt ihr motten fpredjen." 202 ©o fagte er, unb hoch l^ätt' er gern gemußt, toar'S wahr, toa§ bie Sitte gefprocEjen? Slber batte er nicht iit feiner oerbun- benen .jpanb einen unwibertegtichen (Gewährsmann für baS (Ge¬ genteil? Heber feine ©raf. ©ie ftng an, gu glauben, fte werbe i^ren $tan nicht burcbfegeu. $amit eS nicht auffiele, wenn fie pIöfclidE) Den ber .fjeiteretbei abbräche, unb weit fte meinte , fte ntüffe nun noch baS Siöglicbe Derfuchen, ben grtg Don feiner Meinung abgubringen, bie fjeiteretbei oerfc^mä^e ihn, ptauberte fie wie unähnlich weiter: „SIber WaS reb’fi bu immer noch, grille? £)ie ©ac^en ift abgemacht. ©S ift SltleS fertig. Sie Sattineffin bat auf bie Äniee gefdjlagen unb bat gefprodjen: fjier ftg' idj unb fag: fo ein $aar wie mein SKorbmäble unb ber grau fjolberin ihr STic^terte, bie bat ber f)immet felber gufammen gefügt. ®r foH nur fommen, ber ÜDSeiffer Jobber, ©ie ift eben guter Saune ge* weft über ber fjeiteretbei ibr fjäuSte, wo ber Stegen beinah' b°t eingeworfen. Sie SBeiber haben ber fjeiteretbei fo lang’ SIngft gemacht — nu fann ich bir’S fdjon fagen, grille — , bu tbät'ft ihn mit bent Seit auftauern unb wottt’ft ibr, wer weif, waS tbnn, bi§ bie fteiteretbei ift befperat geworben, unb bu weift fefon, wa§ bernaeiferetf)ei geirrt, geigte fich in beS ©nlelS ©eftcht. ©ie mußte nicht, baß ber 3orn, ben fte borin auffteigen fah, eben Don bem ©ebanfen fatn, melcf)e greube bie ©emißheit, er habe fich io ^er $eiterethei geirrt, hätte bringen müffen, fam fie nicht ju fpät. ©S mar 3orn auf fich felber, baß er ben ungtüd* liehen ©iufall gehabt mit ber ©b’, ben er nun fefthalten mußte, mit fo großer töefd)ämung er auch einfah, er fei zugleich ein al* berner gemefen. ©aS ©lüd mochte er fich nicht auSmalen, ba er eS auf fftintmermieberfehr oon fich gemiefen. ©ie Seute mußten nun hoch, baß bie fpeiterethei ihn in ben ©raben gemor* fen, fte mußten fogar, marunt fie eS gethan. @r meinte, fie müßten über fein fdjuIfnabenhafteS 33orgeben, er ha^e an bem Räuschen unb auf ben 2Begen ber §eiterethei ber ©b’ aufgepaßt, eben fo berädjtlich benfen, als ihn felber ©ro£ unb ©cßam jmang, §u thun. 31ber er mußte eS fefthalten; unb ba er bieS als einen empfanb, ben nicht er felbft, fonbern ben bie Seute ihm anthäten, fuhr er im 3°rne baritber auf: „©fit euern Seuten! 2öaS roiffeu bie? ©ie fagen, ich f)«tt’ ber §eiterethei aufgelauert, bamit fie ihren 3Ierger unb il)ren <£)ohn recht fönn* ten aus taffen!" „„ffta,"" fudjte bie ©Itte ihn ju begütigen, ,,„bu benfft, $ri§le, fie ^abert bir’S berbacht, mie fte hoben gemeint, bu bift bem Slnneborle gu ©efallen gegangen? füber gud’, 3ri£l^ fo i|t'§ 204 nid)t gemeft. £)arum haben fte bicf) gelobt. Slber baff bu’§ fo »un= berltd) haft angefangen, ba§, haben fie gemeint, mär’ nicht ba§ ^Richtig’ gemeft. 333er bie Seut’ wollt’ blhtb machen, ber t^äf ihnen erft bie Singen auf. Unb »emt einer »a§ wollt’ oerftecfen, fo meinen fie, e§ müßt’ auch banacf) fein, baff man’§ müfjt’ Der* ftedfen ; unb »a§ @ut’§ Derftedt man nicht. ®af$ bu bir fo Diel au3 ben Seuten bjätt’ft gemalt, unb »är’ft fo ^eimlic^ gegangen, unb fyätt’ft bie ^eiteretlfei felber mit befperat gemalt, unb f)er* nad^en »ieber ber Seut’ »egen gefagt , bu »är’ft ber ©ringel* »irtf)3=@D’ gu Sieb’ gangen, ba§ »är’ nicht ba§ ©efcheibt’ft ge* »eft. 2luf bie Seut’ bürft’ man nip geben, haben fie gemeint."" ®ie ©orge ber ©roffmutter »anbte fid) auf feinen äugen* blidlidjen ^uftanb. ©ie »ar belümmert unb unwillig auf fidf, baff fie biefen Deranlajft. 2Bar ihr bocfy Dont 33aber auf bie ©eele gebunben »orben, alle Urfadje gu ,3orn unb Slerger Don it)tn fern gu galten, ©ie ging, itjm einen nieberfc^tagenben £ranf 311 beforgen. £)em ^rifj aber mar e§ lieb, baff bie ©roffmutter ging. tourbe il;m ferner, im fronte gu bleiben; unb ein traurig ©efic^t il» gu geigen, ober ©ebanten an bie §eiteretf)ei barin lefen gu taffen, ba§ litt fein £ro§ nicpt. „©§ mär’ Derfe^rt ge* »eft, baff ich guDtel auf bie Seut’ b)ätt’ gegeben?" fagte er gu fidf, inbem fie ging. „Unb »er hat ba§ gemeint? ®ie Seut’? 333er finb benn nu eigentlich bie Seut? 2)ie ba fagen, man foÜ nip auf bie Seut’ geben, ba§ ftnb fa felber »ieber bie Seut’. §immel* element! 355er ba nidt>t confu§ foH werben! Unb ba§ ift Der»ünfcf)t, baff fie »ieber 9ted)t haben. ©0 mär’ hoch wirtlich ein 9Sarr, ber auf bie Seut’ »a§ gab’. Unb ber ihnen ma§ gurn £ro£ »iü tlfun, noch mehr, al§ »er ihnen gu ©efaUen »iü leben. 3» lieber, ba hob’ ich immer »ein linf’ Sein für einen §unb angefeh’n, ber mich hat angebellt, unb wenn ich nach ih» h^’ »ollen treten, ba hab’ ich »ich felber getreten. £>ie Seut’ ftnb nip, »ie fo ein Derwünfchter gieberlfunb. ®u haft gemeint, bie Seut’ bellen bich an, unb l;aft fie »ollen treten unb haft bein ©lüd gertreten. Unb ba haft bu gemeint, bit bift ein anberer $ert 205 worben unb ein rechter Genfer, unb — halt’ nur ftia, 23urfd}, bu foEft wir nif meljr oormadtien, bag fag' id} bir! Sft bag 2iae§, wag bn feiger ^aft gemalt, wag anberg geweft, alg bein att 233ilb= unb £)ummtlfun, Wo bu I}aft gemeint, bu bijt brüber ^inan§? Unb t>aft niefit wieber gemeint, ba§ ift wag Slpart'g, wo bu bift au§tac^en§wert^ geweft, unb wo bu wag @efdt)eibt’g ^aft wollen t^un, ba Ijaft bu bid^ gesamt? O §imme(element! Unb wenn idj’ nodj wenigftenS tonnt’ oerlaufen ober augarbeiten; aber fo mug id} filmen bleiben bei meiner ®mnmbeit, wie bag $inb bei bent, wag e§ fyat gemalt." „Sa, wenn’g wär’, wag id} mir ba bent’! 2lber eg fönnt’ and) wieber fo ein gieberlfunb oon ©enferei fein, wie bag bie «Seit fyer ift geweft. ©ag fjräte tjat fein 5D?aI red)t bamit fyerang gewoEt, ob fte bie ©ad}’ mit ber @o’ tjat fertig gemacht, unb f;at immer oon bem 2tnneborte gereb’t, bag eg foEt’ fjcrang fommen, alg wär’g gufäHig geweft. Sa fo ein alt gräte f)at auc| itocf) Ufre Sleft’. 2)ag War’ gar nidft unmöglich , bag bag gräte nur fo Ifätt’ gefagt unb wär’ nod} gar nid}t bei ber tBattineffm geweft. 2Beig id) nid}t, wa§ idf ttjät oor tpiaifir, wenn'g fo wär’. 2t ber fagen fönnt’ icf) bem gräte nidjt, wie lieb’ mir'g wär’. 2Benn boct) am @nb’ fdjon 2lEeg fertig wär’, unb elfer freit’ id} ben ©eufet, alg bag idf fönnte fagen wie ein f [ein $inb: S5or= t;in ift mir feE nid}t red}t geweft, jegnnb ift mir wieber bag nidjt red^t. ©)ag 2öitbtf}un, bag foE mir nid}t nod) einmal fommen, eg mög’ fid) fteEen, wie’g wiE; ben gieberfiunb fenn’ id} nu fd)on. 2tber bie äftannegetfr’, bie freitid) mug ein rechter ®erl aufredjt ermatten. 2öag einer einmat f?at gefagt, babei nmg er bleiben, unb foEt' i^m barüber bag §erj entjwei ge^’n im Seib. Unb fo wag wirb fjernacfjen audf) werben. 2Benn idf bag ütnneborle t)ätt’, id} wär’ morgen wieber gefunb. ©ie ^at gemeint, idf wiE if}r wag tfjun; bag bauert midf. Unb mug nun benfen, fie bat ntid} um nij in ben S3ad£} gerennt. 2öenn id} nur foEt’ wiffen, wag fie bäd)f, wenn bie Seut' fagen, idf ^ab’ fie gewoEt! £>b fie’g rec^t fetjr reuen tbät’? ©o red)t felfr? Ob fie wolft fönnt’ weinen barüber? 2Benn mir bod) nur bag gräte b)äti’ wag weig 206 gemacht! gef) »eifj nid)t, »a§ id) fönnt’ t^utt barutn. 25a fommt ber Scpnöbler. Söenn id) ben fönnt’ au§J>oten ! Iber ber ift and) pfiffig genung. ©§ »är’ t>er»ünfeiterethei gegolten, nicht nur feinen Stnftang, man mache fich auch 11DCf) über bie meifen Beute luftig, ©in fo munb er lid)e§, grunblofe§ §in unb §er mit feinen 21 b* fiepten unb ©ntfchlüffen traue man einem folgen SDianne, mie ber ^olber^gril? ift, nicht ju. 3)en gri§ hatle üblich »eiliger ber noch ™cht »ieber ge* »obnte ülufentpalt im greien, at§ bie Bewegung fernes @e* niütpe§ in gorn, greube unb Schmer^ angegriffen, ©r lief? fid) »ieber ju feinem Säger führen. ®er 23aber benutzte auch biefen Umftanb. ©r fuchte bie 2IIte auf unb braute fie burd) toohl angetoanbte ©eruhigung§=fReben halb in bie größte 2Ingft. ®er grilj, fagte er ihr beiläufig, fcpeine gu glauben, baff fte il)n jum 23eften habe mit oorgefpiegelter ©rfüUung feinet 2Bunfche§. ®a§ habe er, ber 23aber, gemerft. ©r »olle nicht meinen, baff bie bcbenf liehe ÜBenbung, bie ber guftanb be§ @e* nefenben »ieber gtt nehmen brohe, oon bem gorn unb bem Schmer*, getäufept ju fein, herriihve- folle' ba ein gcfäpr* licperer fRüdfaü in 3luSfidt)t fei, ein ©efpräcp baritber mit ipm oermeiben. „2Ba§ ber t>er»ünfcpte $erl fagt, baff er übermorgen nach 2lmerifa roitl, ba »ollen »ir ipn fd)on friegen. 2Ba§? ber 207 braucht auch nod) bie ©eefranfheit bagu? ®er fann fo fterben. ©r brauet fein ©dhiff; menn’S geräth, brauet er nicht einmal feine Seine unb manbert noch mo gang anberS ht«, als btojj nadb Slmerifa. Slber mer meijj, geht er gu ©dt)iff, curirt ihn oieUeid^t bie ©eeluft. ®a§ ift ein gang anberer $ert, al§ fo ein Sanbminbte. geh foH feh’n, ob’s mahr ift, baS mit ber Salti* nefftn, bajf baS fertig mär’. Unb ift’S nicht, foü idt)’S machen. Scur nicht ängftlicf) grau §olberin; auf ber ©ee geftorben, baS ift noch bang’ fein ©cfjieferbecfer , ber ben §al§ hat gebrochen." M„3a, SDfeifter ©chnöbler,"" begann bie Sitte. Slber ber DJfeifter formte fic^ moht benfen, bie ©rojjmutter merbe if>n nur bereben motten, mit ber SluSfiihrung feine§ erbidjteten SluftrageS noch gu gögern. ©inen fcheinbaren Sormanb bafür gu finben, traute er ber Klugheit ber Sitten gn. ®ann, erfannte er DQrauS, merbe er eS entmeber mit ihr Derberben, ober ben Sortheil, ben beS ©nfetS Slngegriffenheit ihm in bie |)änbe gab, ungenutzt faden taffen ntüffen. ®a beibe SluSfidhten ihm nicht behagten, that er entfe^tich eilig, fprach Don ber fpeitigfeit, ben ber 2Iuf= trag eines oieCteicht ©terbenben habe, unb rannte baoon, ehe er fie hatte gu SBorte fommen taffen. 2)a ftanb nun ba§ gute fpotberS* gräte unb mußte ihres SeibeS feinen fRatl?. 3)er Saber ging mahrfdjeintid) geraben SBegeS nach bem ©ringet, ©eine Diebe Don ber fpeiligfeit beS SluftrageS eines oielleicf)t ©terbenben hatte fie DoltenbS nieber* geflogen, ©te hatte baS Vertrauen eines fotd)en betrogen, ber noch obenbrein ihr gangeS Sebert mar, unb hatte bamit nichts er* reidjt, maS bie ©äufdjung rechtfertigen ober auch nur entfd^utbigen fonnte. §atte ber Saber auS einem ©runbe, ber nahe genug tag, ben ^fuftanb ihres gri^te ihr bebenftidjer Dorgeftettt, al§ er mirftich mar — mir motten e§ ber Sitten nicht oerbenfen, baß fie fich nicht gang Dergaß, — fo tief fie ©efahr, ihre ©tettung gu beffen fünftigem fpau§hatte felbft gu untergraben. Unb fo fd)mere 3)inge bieS maren , baS 9)iiß fallen an ber llnfd)idlidhfeit einer Söerbung burch ben betrunfenen Saber hatte ©emid)t genug, fief) neben ihnen gettenb gu machen. 208 gene 2Rßgtid)teit, ber SBaber höbe fie bto§ fcfjrecfen motten, tmtdjS ju einem §offnung§*$eim in ihrem betrübten §ergen, ben aber ber Inbtid be§ grijj, at§ fte tb>n Meid) unb matt mieber auf feinem 33ette liegen fab, fogteid) mieber erftidte. gm ©in* treten hörte fie if)n noch mit fcbtoactjer ©timme Don einem lieber* fjunbe reben. „Stet) ©Dtt," backte fie, „ber S3aber Ijot bodj IRec^t gehabt: ba§ grifcte fafett fchon mieber. Söenn er mirftid) füllt’ fterben, ich tonnt' § nicht Derminben, baf id) ihm bie leiste Sieb’ nicht bätt’ getban mit ber 23attineffin*©D’. Unb icb mär’ noch üben* breiit bamit febutb an feinem ©ob." „®a, grille," fagte fie, inbem fte mit gitternber £anb ben ©remortartari=©ranf neben ibn fteüte. 3m gri§ mar bie Hoffnung, feine ©rofmutter babe ibn ju feinem 23 eften getäufebt, noch nid)t ganj erfiorben. „©er©dmfibter," meinte er, „tarnt Don bem gräte angefteüt fein." gmar fci)tenen bie eingetnen fReben be§ 23aber§ nicht mit bem ifUane jtt ftim* men, ben er bei ber ©rofjmutter oorauSfejjte; aber im ©anjen liefen fie fich nach feinem 2Bun|d)e auMegen. ©r nahm fte fo, obgteid) er mufte, menn er ftch ernftlicb fragte, müfte er fich antmorten: „ich glaub’ e§ freilich bod) nur, meit ich ntßd)t’, e§ mär' fo." „gräte," fagte er, „ihr ba^’§ nicht fertig gemacht, ihr mift fchon ma§. 3br fe'b nne ^er gieberbunb . . ." ®ie Sitte fchlug in ©ebanten bie §änbe über ben $opf gufantmen. „Slber grille . . ." „,,®ie Senf, mein id). 3br feib mie bie Seut’. gt;r mottt’§ nicht haben. 3br moHt mir mit ©ematt eine Stnbere aufbringen."" 2) er gornige ©on, mit bem er ba§ fprad) , !tang fo Don ©d)mäd)e angemetft, bafj er bie Sitte mehr erfebütterte, at§ ber gntjatt feiner tRebe fetbft. ©ie hörte int ©eift bie ©terbegtode ba^u läuten. ,,Slber grille, mie lannft bu ba§ benfett?" fagte fie meinenb. ©ie fal; fchon ben SReifter ©d)ramm int fdjmar^en SRantel an ber ©hör ftel;en, unb e§ fdjien ihr nun fetber, at§ ha^e fie öa§ 209 tfyun moßen, mag er it>r ßormarf. ©ie naljm fiep oor, fobafb e§ mögltd), nod) nachträglich maijr ju mad>en, mag fie i[;m big= f)er üorgefpiegelt. ."®§ ift ia Mg, unb gucf, grille, mag noch bratt festen foat', bag ift ja mit einem SBörtle gemalt, gd) miß and) pm ©uperbent. ©ei nur nicht gornig, fonft mirb’g fdjlim* mer mit bir." ®er gri§ faf) fte ü)ren 3Jtontel nehmen unb begann nun mit Siedet Sn fürchten, er gminge fte oießeid)t er ft, bag äu tfjun, monon er fo fefmtid) münfdjte, eg fei nod) ungetan. ©leidjmobl moßte er fidj nicht bloßgeben. • „SBenrt’g nod) nicht ift/' fut)r er bat)er fort, „fo laßt’g bleiben, gräte. §ört i§r?" @ie traute i^ren atten £%en nicht; fie manbte fid) unb naljm bie Sluqen ju fpütfe. 3$r fcharfer Stic! geigte iljm, er fei im begriff, ftd^ 3u oerratljen. @r meinte, ifyr müffe eg eben fo oerädjttidj feinen, menn fie fefie, er fei mit feinem gorn unb feiner Dtene ein fteineg Äinb, atg iljm fetber ba§, burd) bie Singen befd)ämten ©rojjeg angefetjen, ocrtam. „gcp fann’g fdjon fetber. gljr meint, id) bin ein flein Äinb, bern man meid madjt, mag man miß. gt)r foßt meinetmegen nip ttjun, mag xi,x nicht gern mögt." 35iefe -öiitbe traf ba§ gräte in bag ^erj hinein. „§ört it)r, gräte? Unb menn id)’g nicht fetber fann, id) finb’ fd)on einen." „„Sen 33aber,"" bactße bie Sitte mit einer Strt eiferfüd)tigen ©d)merje§. „„23ießeidjt fonmt’ id) bod) nod) eljer, atg ber; eg finb, mer meiß, mie oiet ©Renten an bem 2ßeg big ^um ©ringet."" „S3on eudj miß id)’g nn nicht. gljr follt’g nu nicht. §ört ihr ? fonft oerbrießt mid)’g nod) mef)r." ,,„2öag bu rebt’ft, grillte! ga, mettn’g nicht mirttidj fd)on fertig mär’! Stber eg ift ja fdjon. Unb bu mirft nod) gan^ traut oon bem unnützen ßteben. SBenn bn tieber fönnt’ft ein Sißte fdjtafen!" " Otto Siibuug’g SBevfe. III. 14 210 ©ie fegte fid£> auf einen ©tugt unb festen fieg in igr ©e- firitf ju verliefen, ©ie mottle fein ©infegtafen abmarten. ©ie legten fReben ber ©roßmutter Ratten ben grig faft mieber irr gemad)t. (Sr fag ein, .baß er in ber Steife, wie er begonnen, nidjt ginter ben roirf ticken Vergalt ber ©aeße fommen fönne. iRacß einem garten Kampfe feiner ' ©eßnfucßt mit feiner trogigen ©cßam mürbe tßm beuttieg, baß aueg biefe ©egam nicgt§ meiter fei, at§ fein atte§ 2ßilb= unb ©ummtßun, at§ nur mieber ein giebergunb, inbent er in bem ©emütge ber ©roß^ mutter feine eigenen ©ritten füregte, ©r triumpßirte mieberum mit feinem ©enferftotj, um feinem ©ebanfenergebniß bie nötßige äBucgt jum ©obe§ftoß auf bie miberftrebenben ©efügte ju geben. 2ßäre er geübter im Genien gemefen, fo mußte er freilieg inue merben, baß biefe§ fetbft meber in feinem 2lu§gang§punfte, noeß in feiner Stiftung ben ©inftuß ber ©efügte gänjticg oertäugnen fann. 31a er merfte, trenn e§ igm gettngen fottte, ©rog unb ©dgam gu übermättigen, bürfte er fein ©eficgt ben ftugen Slugen ber ©roßmutter ni(gt auSfegen, fo manbte' er fieg naeg ber anbern ©eite. „gräte, icg tritt eueg ma§ fagen, aber — ja, menn icg müßt’ — na, feib niegt etma bumm — " @r fügtte bie ©egam fegon auf feinen 23aden brennen, baß bie ©roßmutter igm nid)t gteieg erleicgternb in bie IRebe fict. 31a bieß aber gar nießt gefegag , fr fiel igm ein, bie Sitte tonnte, ron igm in feinen ©ebanfen unbemerft, teife au§ ber ©ßür gegangen fein. @r fegrte fieg, fo rafeg al§ igm mögtieg mar, mieber um. ®ie Sitte mar fort. Stucg ber 9tRante( ging niegt megr an feiner ©teile, ©rftgroden fegte ber grig fieg im 33ette auf. „5Ru ift fte erft jur Sattineffin gangen!" fiel igm ein. „ÜRu ift’S au§ mit bem Stnneborte !" ©r fügtte nun erft reegt, mie in biefer alt fein ©tüd befcb (offen mar. „Unb icg muß bie $BaItineffin=@r’ frei’n! gräte, gräte! gßr müßt noeg ba fein! ^lört boeg nur!" 2lber ba§ gräte gövte niegt; e§ mar mirttieg auf bem 2ßege jur SSattineffin. 211 £ätte er hoffen fonnen, baran ju Derbluten, trenn er non bent D erlegten ginger ben Serbanb abriß, er ßatte eg getßan. „<$§ mirb fo trerben," tröftete er ficß grimmig, „oßne ba§." gnbem er Dor bie ©tabettßür ßinaugüef, gab er fic^ bag iöort, Don ©tunb’ an ernftticß alles 2Bitb= unb ©)ummtßun ab; jufd) affen unb unter feiner äftagfe meßr an ficß gu taffen, fie fei fo Derfüßrerifcß, atg fie motte. Sind) Dor bem ©tabet mar bie 2ttte nicßt meßr. @§ ift eine ©igenßeit guter ©ntfcßtüffe, baß fie gemößnlicß ju fpät fommen. „©taub’ mit'g nur, Siebte," fagte bie §eiteretßei, oor bem ^ette fnieenb unb ben tinfen 3trm um bag $inb gefcßtungen, teife §u bem fcßlafenben. ©ie mußte e§ bem $inbe nod) ein* mat fagen, unb ba fie eg bocß nicßt mecfen mottte, fo ftüfterte tie: „gcß taff’ bicß gemiß nicf)t, fo lang icß leb’, gcß braucß’ fein $inb meiter atg bicß. Unb icß merb’ aud) gemiß nid)t fcßlecßt. ©o mag, mie Dorßin, tßu’ icß gewiß nicßt, menn icß bei mir bin, bag gtaub’ mir nur, Siegte! unb bie ÜDfutter fetig oom §immet mirb ßetfen, baß icß’g aucß im ©raum nicßt roieber muß tßun." ©ie füßtte, baß eg ißr ßeitiger ©rnft mar mit biefen $or; fagen; bag gab ißr neue $raft. ©)en nucßternen 33tid beg ßetten •Diorgeng fonnten bie ©ebitbe be§ ©raumeg oßneßin nicßt er= tragen; fie fielen, eineg um bag anbere, oor feiner ©emalt in ficß jufammen , unb bie fjeiteretßei faß ßatb froß, ßatb traurig bie ©eftatt ber Söirfticßfeit aug ben finfenben bunten §üüen ©lieb um ©lieb mieberum ßeroorgeßen. Söatb Dermod)te fie nicßt meßr gu begreifen, mie fie fotcß „oerrüdteg ,geug" nur einen ©lugertblicf lang ßatte glauben fbnnen. ©g mürbe ißr immer gemiffer, bie macßenbe ^eiteretßei ßatte für bag, mag bie träumenbe getßan ober nod) tßun fonnte, nicßt eingufteßen. 9?ur etmag baoon blieb jurüd unb mar burcß fein ffjfittet 311 Der; fcßeucßen: bie 2Bir fließ feit, bie bem ©raum ju ©runbe tag. 14* 212 Sig gu biefer 9?ad)t mar bie (Seele beg gefunben, fräftigen 9Jfäbd)en§ in gefd)lecbtlid).er fjinficf)t noch ein $inb geroefen. 2Benn fie erft ben grig ungern in [einer Sermtlberung gefeiten batte, fo mar bag eine Uolge i^rer natürlichen ©utmüthigfeit gemefen. ®ann ijatte bag enblofe 2Barnen unb [Ratten ber 2Bad)tftubenmeiber [ie geroßbnt, if)n gunt fielen ©egenftanb i^rer ©ebanfen gu machen, gurdtt, Slitleib, 2Ingft unb ©elbftanflage Ratten biefeg ®enfen an ign gu inniger ©beilnabnte geftcigert unb igre ©eele oertieft, bie aber immer noch gefcblecgtglog blieb, big bie ©iferfucgt enblid) bag 2Beib in igr medte. ®ie Silber beg ©ramueg mären nur bie 23 lumenblätter gemefen, bie nad) Sefrucgtung ber Stütze abfallen tonnten ogne fRacbtgeil für bag 2öad)§t[)um ber Frucht. Unb biefe reifte fcfjneH gu ber fdtmel= tenben $üü'e, bie fie auf fo faftoodem Stamme erreichen mußte. Salb mar igr einziger ©ebanfe: „2öenn nur bag mit ber ©D ’ bloff geträumt ift getrieft! §ernad)en ift 2Ule§ gut." ®ie 9Mcg gum grügftüd für bag $inb foftete ber Weitere* tl>ei i£>re legten $reuger. ®a§ berührte fie nicht. 2)iefe tiefen, ftrömenben ©efügle Dehnten igr fperg big tum 3erfpringen unb liefjen feiner Sorge barin fUat3- ©fenb, bag nun, ©eficgt an ©eficgt, oor iljr ftanb, Derlor, non ignett angeftraglt, alle feine ©cgreden. £)gne baff fie eg felbft muffte, f (eibete fte fielt, al§ mär' ein goger f^fttag. Slucg barin geigte fieg igre 2üanblnng. 2öie fie an bem flehten Spiegel ftanb, ben fie auf unb ab= menben muffte, um igre gange ©eftalt barixt fegen gu fönnen, tmtrbe fie gum erftenmale in igrern Seben gemagr, mie gübfeg fie augfag. ©egen biefe »öde unb boeg fcglanfe ftofje ©eftalt ift bie ©o’ nur ein ©Ratten. Unb and) folcge ffaare l>at fie niegt, fo flar unb biegt, wie fie fegt ber .fpeiteretgei über bie ©cgulter faden, berab big faft auf bie Äniee, unb fie eingüden, baff fie eigentlich feines? ©emanbeg meiter bebürfte. sJfur ein bunfleg ©efiigl ift’g itt biefeut 21ugenblid, alg mären hoch nicht alle ©orgen oorbei, melcgeg fie bem Siegle gurufen läßt : „©§ mirb 21 lieg gut, Siegle , eg mirb 2ldeg gut." ©ie rounbert fteg, baff beffenungeadfttet bag Siegle nod) mirb SJiilcg trinfen moden. 213 „ßfimm’g bccb nid^t übel, Siegle, baß id) fo luftig bin!" Sie fül) It fd)on, baß fie eg auch halb nidjt mefiv fein wirb. Unb mirflid), eg ift nun t)D^e geit, wenn fie geben miß, ficß anjubieten; fünft trifft fie ßfiemanben meßr ju §aug. @ie ift fertig unb nimmt bag Siegle auf ben 2lrm; benn aßein fann fie’g mcßt im -ßjäugdfen laffen. ©aß e§ um ben gvi£ mär’ — mie leidet mürbe il)r bag ©icb=2Inbieten fein! Um ben gri£ fönnte fie ben großen Seibern fnieenb abbitten unb ber ©c^merj beg gerbrecßenben ©tolgeg mürbe nur bie Soßuft be§ in il>n ©id)* Ser liereng erhoffen. Sie ift ba§ 2lßeg fo am berg in il)r, atg nur geftern nocß! ©ie brüdft bag Ä'inb an ifire Sruft; fie fü^lt Ijalb mit ©greifen, fie ift ißm ©rfafs fdjulbig, benn fie ßat ben griij lieber alg bag ^inb. Um bag ^äugcßen ßerum ift fie fdjon in ber (Stabt. ©ie fragt fidf, mol) in fie juerft miß. ©aß fie ju feiner oon ben Sacbtftuben* Seibern gelten roirb, ift natürlich. ®a ftel)t ein fpaug, bie obere Hälfte grün angeftricfien, bie untere blau; bie Seftijer ber beiben Hälften finb fidf feinb unb oerfitnben bag folcßergeftalt febem Sorübergebenben. ©er unten I)at oiel gelber unb Siefen; er fährt aud) felbft mit feinen ^äßen; oor bem |jaufe fte£)t ein Seitermagen. ©er ßjfann ift befd)äftigt, bie 2ld)fen baran fdimieren; bie grau fielet aug bem genfter unb fpridjt mit ihm. „©inen guten fßforgen," fagt bie «^eiteretbei in ihrer ge* mo^nten Seife, ©er 2/tann entgegnet i^r halblaut, alg münfcße er, eg mög’ eg ^biemanb böten, ©ie grau fie^t auf bie ©eite. „Seil idf einmal ba Dürbeigel/. gbr ba6* noch §eu braußen. §eint, benf id), gibt’g nod) anber Setter, ©a merb’t i^r mehr Seut’ müffen anfpannen." ©g fommt ibr feine Intmort gu £mlfe, fein: „ja, menn ißr fönntet halfen." ©er |jeiteretbei fd;mißt bag fperg. ©in Slid auf bag Siegle läßt fie ficß begmingen. ,,gd) mär’ im ©taub unb bälf’ eucß ben Sormtttag aug," fährt fie fort. ,,„gcb meint,"" fagt bagegen bie grau ju ißrem Spanne, „ „bort fäm’ ber Säg Saltineffin ißt Unecht. 9Kad)’, baß bu ’rein fommft."" 214 ®te 2peiteretl;ei fie^t moht, bie £eute fürsten ftch not ber SBattineffin. Um nicht geit gu oertieren, get)t fie meiter unb tagt im ©eben: „ga, e§ roirb mir bom mit ihren Pächtern folgt, Stile mit Stechen bemaffnet. „®a§ fommt .üon beinen Stnftalten ! §ätt')t bu beigeit bagu gethan, fo hätten mir nun Seut'. Stber bir fätlt’d nicht eher ein, baß btt ©in§ miüft beftelten, at§ menn’§ fcf>on oerfprochen ift." ,,„®a fontm’ ich grab’ recht,"" benft bie fpeiterethei. „@tücf gu in§ £eu!" fagt fie taut unb fefct htngu, als menn fie fpaßte: „®a§ Sinneborte möchtet ihr gern mit haben; ich feh’§ euch an. g§r habt nur nicht ba§ $erg, roeit ihr mißt, ich kcu immerfort fd)on auf SBochen binau§ oerthan." ®er @urfen = Äafpar erfd)ridt unb ftottert oertegen: ,,„ga, manchmal, ba mödjt’ man moht — munbertich SBetter, ba§ i|t menn nicht — fo aber — hat man fidf beinah’ guoiet Dorgefeh’n . . ®er ^eiterethei fdjtägt bie ©tutb in'S ©eficht. „geh glaub’ hoch gar," (acht fie, „@r benft, ich biet’ mich an?" ///,Sa fo,"" fagt ber @urfen = $afpar erleichtert. ©r mar im guge, noch einen ©d)erg mit ihr gu raechfetn; feine grau aber rannte ihm abfictjtlich unabfidhttidf) ben Stechen an ben g?opf. ®er @urfen=$afpar mar ber SJtann, ber einen Söinf oerftanb unb menn er noch feiner mar. ©r fcf)tu(fte hinunter, rca§ er hatte fagen motten, unb ging fdjmeigenb fürbaß. @ine oon feinen ®öa§ oorgebabt? ©ah id) nur nichts ©utnrned mach’, fo lang’ mich bie Seut’ feb'n! Sflf anbieten bah’ ich mich sotten. Somm, Siegle,' aber gute ©Borte geben mir nicht." ®a§ mürbe benn ein munbertidb «ünbieten, mie e§ in Sudem baen§, mag bie SDMbung oon £>ochgeiten unb ©obegfätten betraf. Sei festeren fpiefte er — mir hoben bag auS ber poetifdjen Se* fd)reibung im DJiunbe ber Seutferin erfahren — eine große unb erbaufidje 9foHe. ©iefer SJiann fah fich faft ängftfich um, afg er oon ber jpeiterethei eingehoft mürbe, unb ba er feines beugen anfichtig gemorben, fagte er: „3$ bin eigentlich fo gu fagen auf bem 2£eq gu 3fm." ®ie ^eiterethei nahm feine Erüdfidjt barauf, baß er fich über fein eigeneg Schaben gu munbern fd)ieu; fie fagte: „35a haben mir einen 2£eg," unb fd)ritt ooran. ©er SDfeifter mußte eg fo eingurid)ten, baß fein Vorüber* ge^enber merfen fonnte, er folge ber §eiterethei. ®r hätte bie§ oljnefytn nicht gefonnt, ohne feiner ©raoität etma§ 51t oergeben; fo fcfyneK lief ba§ 9}?obcf)en oor tf)nt f)er. At§ er fie an ihrem fpäuSdhen enblid; einholfe unb bie feeU teretEjet erft nach bent ©d)tüffel fudhen unb bann bie £E)ür auf* fdjliejjen fal;, ba fd;ien feine ftefjenbe SBermttnberung in betreff ber nnnöttjigen Zeremonie mehr al§ gerechtfertigt. 'Drinnen fe^te bie «g»eiteret£;ei ba§ Äinb, ba§ ifjr nie fo ferner getoorben, auf ben Doben nieber unb gab iK)tn ein paar -S'artenblätter gum ©pielen, bie einzigen Ueberbleibfel be§ SBadht* ftuben*@lange§. Der SAeifter üertounberte fiel) auch hierüber unb fagtebann: „©ie ift heut Iferum gemeft toegen Arbeit, Anneborte; ich bin nicf)t heimgemeft, roie fie in mein §au§ ift gefommen. Arbeit Ijätt’ id; %l) x freitief; auch nicf;t fönnen geben — oon toegen . . ." „,,2£eij; moht,"" fjatf ifym bie ^eiteretljei. „„Sr ^at ber Seut’ fet^on gu üiet. Qjd; badht’ auch nur, loeit icf) eben oor* bei bin gegangen."" „Der Senf toegen fo juft eigentlich gerab’ nicht. Unb wenn ich fbhon genug gur Arbeit E>ab’, oom ©ffen E;ätt? immer nod) ma§ tonnen abfaQ'en. Aur freilich ha^ äroar ntüfjf ©ie ©id) ba§ bei Abenb holen oon toegen ber Seut’ halben." Diefe§ Anerbieten mar ber ^eiterethei Mnfenber al§ aller epohn, ben fie heut erfahren. Der toeifje Drudfleden geigte ftd; auf ihren Sßangen, et>e fie lachenb ertoiberte: „@ffen§ megen?" Der SAeifter aber fd)ien ba§mal nid;t au§ bloßer 35er* munberung ben Äopf gu fchilttelu. „©0 toär’S bod) toahr," fagte er h°Eb unmitlig, ^alb bebauernb, „ma§ bie Seuf fagen, bafj ©ie gu effen toeifj, ohne gu arbeiten? Unb baß man tl)r an* gefehen hält’, ©ie ging fo orbentlich recht juft bloß gum ©cfjein um Aerbet, unb 3hr mär’§ um Aerbet gar nicht gu IhuttV Unb idh fe'h’, ©ie heiteretpei Sfugen oerfeproanb. Die Ijeiteretpei patte feine $eit, 33 etraepf ungen über feine 35 erteunb erring anguftetlen, ja, niept einmal über ipre eigene ^age. Dag idnb forberte ungeftüm bag ©tüdepen 33rob, bag e§ nach ber bi§E?ertgen §au§orbnung fepon cor einer ©tunbe hätte fjaben fotlen. ©onft, menn eg fü oor ihr ftanb unb mit brodiger ©rnftpaftigfeit eine ©trafrebe in unbefannten ©praepen hielt, pflegte fie e§ tac£)enb gu füffen. „fRecpt fo, Siegte," fagte )ie bann »opt; „bu ttirft auch einmateine §eiteretl;ei unb bteibft ben Seuten fein’ IReb’ fchutbig!" Dagmat, nafhbem fie oergeblicp 2tHeg burepfudt, »o noch ein ^reuger fid) oerfroepen haben tonnte, ri§ fie bag J?inb mit ptöfcticpem ©ntfeptuffe in bie §öpe unb tief aug bem -pugepen, ot)ne eg gu oerfeptießen. gaft patte fie unmiüfürtid) ba§ 33orpanbenfein ber Süde burep bie Dpat anerfannt. ©ie patte niept »eit big gu bem ftattlicpen «jpaufe be§ 33eden. Die -geiteretpei pätte fiep oon ber SBaprpeit ber Meinung ipreg ©uratorg überzeugen formen, ber ©emmetbeef tonne faum er= baden, »ag er üerfaufe. Der Saben neben ber £augtpür »ar förmtid) belagert. 3»ei 2lrme, »etd)e bie Steufjerften ber gan= 3en Irmmett oorfteüen tonnten, fupren batb mit 33 ad» er f aug bem Sabenfenfter peraug, halb mit ©etb pinein nnb tarnen babei gutoeiten unabfid)tticp in ©oltifion mit einanber. Der eine ge= horte einem unreifen Sepr jungen, ber anbere einer überreifen SJtagb. 2lber bie ^eiteretpei patte für bag Stileg feine Singen unb feinen ©inn. ©ie rannte an biefen 33e»eigmitteln oorüber unb mit foh d)cr §aft bnrep bie ^augfinr in bie ©tnbe, bafj man »opt fap, fie eilte, einen ©ntfeptuß auggufüpren, epe berfetbe fie gereuen tonnte. 221 ©er bide äfteifter war eben in ber ©tube unb faß bef>ag= tief) beim gritbftüd. @r faf) au§ wie bie gefegnete SDZa^fgeit felber unb fcbmitUe teife cor 2ßof)tfein. 2llle§ an iljm mar be= bjagti^, ja meijr at§ bebagtieb;. feine weiße fjade be^nte fief) orbentticb um ben wohlgenährten Seib, ber ©cbmeiß auf feinem fallen ißürberbaupt, ber 9Jief)Iftaub, mit bem er eingepubert mar, bie weiten §au§f(pube, s2UIe§ gerftoß cor Ueppigfeit. ©rft freien er fief) über ba§ kommen ber «g»eiteretf)ei gu cerwunbern, aber auch bie Söerwunberung gerftoß in ein Ittfter* ne§ Sädjetn. ©r niefte tjatb bem ©ebanfen, ber üjm tarn: „4)m, ift ba§ milbe ©ing enbticb mürbe?" f;atb ber «gieiteretljei felber cergnügtid) gu. ©ein bloßer ißtid mad)te bie §eiteretl;ei cor ©cham unb Unmitten errötben. „@r brauet ixicfjt fo gu niden," fagte fie groifefjen S3erad)tung unb fforn. ,,©a§ $inb ba mit! effen. SBeiter ift’§ nip." ©ie ergriff ein bort tiegenbeä Srob, unb man fat) an ber ^Bewegung, mit ber fie e§ anfaßte, baß i£;r ber ©fei cor bem 9J£ann auf feine Söaare überging. „.Qü," rief ilfr ber 93äder nad) unb gerftoß in bie ©Borte : „2ßenn ba§ ©orte bei mir bleibt, fott ba§ $inb gu effen b^ben, wa§ e§ mag, unb ba§ ©orte mit. Unb meinetwegen f‘ann’§ auch babteiben." ©ie §eiteretbei wanbte fid) in ber ©bür. ©a§ Äinb fatn ibr befebmu^t cor, wenn er e§ nur nannte. „$a§ $inb ift mein, unb @r fott’s> nicht auf bie fjuuge nehmen!" fagte fie. ©er gange 53äder gerftoß in ein ^adfen. ,,©o feb’ id) nicht," entgegnete er, „warum ich ihm gu effen geben fott , wenn'§ mid) uicf)t§ angebt." ©ie fpeiteretbei ftanb einen ütugenbtid überrafd^t. ©ie Söabrbeit ber üleußerung traf fie fo flarf, baß fie ba§ 23rob wieber auf ben ©ifd) tegen mußte. Sfber mit einem 2lu§brude, at§ war’ e§ nicht barum, fagte fie : „©aß @r meint, e§ war’ ge= ftobten? iöon ©einem ©Uob’ fott’ö gar nicht effen. Unb e§ mag’§ nicht einmal !" 222 $er 33äder lachte ihr nach, bann befjnt’ er fidf oor behag- lieber ©emißheit. „©lenb macht ein fe^ön geuer unter bie Senf. 2ßenn baS Reichen noch nicht gar ift, mir ift'S gar nicf>t bang, bafj fie’S nicht nod) mirb.“ ®ie £eiterett;ei aber fang unb fcfjergte mit bem BieSte ben gangen 2Beg gurüd, bis fie allein mit bem $inbe in ihrem Käm¬ merlein mar. 3)ann aber brach’S mie ein ©emitterregen auS ihren Singen. Sa§ ein ©olcfier ein braoeS SScäble nur in feinen ©ebanfen fc^tedit maxien unb befd)mu|eM fonnte! Safj man’S ihm nicht ■mehren fonnte, oon ©iner mie oon ber Slnbern gu benfen! Slber braufjen bjatt’ eS fd)on einige 9J?ale gepocht unb gelabt, ^e^t mürbe baS Jochen unb Bachen fo laut, baff fie eS burd) ben inneren Sumult fpnburch hören muffte. 93?ed)anifd) brüdte bie §eiteret^ei ein angehauchtes Such gegen bie Singen, als bie Kammerthür hinter ihr aufging, ^orn, baf! eS Semanb magen fonnte, in ihr innerfteS fpeiligthum ein- gubringen, üermifchte fchneU jebe ©pur beS Jammers. §atte bie 33erleumbung ihres 9fufeS fd)on einem SBüftlinq SD?uth gemad)t? SlEe SttuSfeln ber grojjen, fchlanfen ©eftalt fchmoden an, mie fie’S heruinrifj nach öer Shür. SBeiff mie ein tDlarmorbilb am gangen Beibe oor ©pannung ber «fpaut ftanb fie ba. „©Uten Sag herein,“ fagte eine leichtfertige ©timme. 3n ber Shür erfdjien eine meiblidtje ©eftalt, Heiner als bie peiteretf)ei unb ihr gugteid) fo ähntid) unb fo unähnlich, als ein 2ftäbd)en bem anberen fein fann. @S maren gmei gang oer- fd)iebene SBorte , aber mit benfetben ©chriftgügen gefchrieben. ©ben baS, morin ihre Slehnlichfeit lag, machte fie fich' unähnlich. SBie anberer SSatur mar baS Kinberartige, Srogige, tDfuthmillige an ber fpeiterethei, mie anberer an ihrer ©d^mefter! SBie fpröbe, gefdjloffen unb abmehrenb in ben .ßügen unb S3eroegnngen ber §eiterethei, mie forgloS hingegeben unb hoch abfichtlich todenb im Slnfehen unb SBefen ber ©djroefter; bie §eiterethei immer- mährenbe ©pannung, fteter Schlaf? bie ©chmefter. Saffelbe 223 luge ließ bort faum ben lugapfel oöüig feiert unb geigte E>ter fein gange? 2öeiß; t>oit ieuem ÜJhtnb entblößte ba? Sachen !aum bte wetten 3äf)ne, fyier machte e? ba? gange rofige ,Qahnfleifei etfaunte bie ©chmefter unb trat iljr ernft abroefjrenb entgegen. „®u fjaft cor fünf fahren nicht mieber in? fpäu?le fallen fommen," fagte fie; „ma? willft bu fdjon, wo ba? gWeit' erft angefangen hat? Unb weißt, baß ich auch ba? leichtfertig Sachen nicht leiben fann. ©chicft btd) beine ^jerrfdjaft gu mir unb ma? willft bu?" ,,„ll§ wenn man immer gefdjicft müßt’ fein,"" entgegnete bie ©djmefter, inbem fie fid) gefchmeibig hereinbrehte au? ber ®tmr in bie Kammer. „„Unb eine ^errfchaft hflb’ iu müjjteft fagen: fo ift fie nicht, tote fie bte £eut’ machen, aber bir toär'§ recht, toenn 2lüe toären tote bu, bajj bu nid)t brauchtet gu beulen, bu fotlft auch beffer »erben. Hub brum glaubft bu'§ mit ©etoalt, obfchon bu »eifjt, e§ ift nicht toa^r. Unb — nun feuuft mich gu gut, als bafj bu nid)t auf ber ©teil' fortging’ft. fiommfl bu brau toieber, foll' ich beine ©djtoefter fein unb ba§ bein Äinb. Unb fo ift’§, unb uu ift'§ fertig!" ®ie ©d)toefter machte nocf) eine oergeblic^e 2lnftrengung, ftc^ ber §eiteretfiei gegenüber fo ftoig aufgurichten, at§ biefe tljat; bann braef) fie gufamuien oor ber $raft ber Söa^r^eit. ©ie fyatte rtic^t ben 2D?ut^ , nod) ein leichtfertig 2Bort gu fprec^eu ; aber noch genug, ihr Unrecht nicht eingugeftehen. @inen 2lugenbluf ftanb fie noch urtfd^lüffig, ohne ba§ 2tnfehen ber §ei= teretl»ei ertragen gu fbnnen. ©ie toarf nod) einen 23lid auf ihr ^?inb unb ging toeiter. 2Bar e§ bie ©rinnerung an bie .geit, too )ie beffer roar unb glüdlid)er, bie ihr ber alte ^oüunber gu= raufchte, ober ber guftanb be§ |jäu§chen§, in bem fie $>nb ge= toefen toar: ettoa§ traf biefe§ leid)tfinnige |>erg, ftarl genug, ihm eine ©hraiie abgupreffen. ©ie rang no 1) einen 2lugenblid ftill* ftehenb mit ihrem ©roße, bann lam fie gurüd unb bot ber §ed terethei bie |janb. ®ie gab bie ihre nicht, ©ie fagte: „SBenn bu toieber brao bift, h^nachen fomm!" 3)ie ©chtoefter tooHte lachen, aber e§ gelang ihr nicht. (Sine turje SBeite, unb fie toar in ben SBeiben oerfchtounben. ©o lange »artete bte §eiteretl)ei, bann fchtof; fie bie $atm merthur hinter fich unb lieg ihren @efül)len freien Sauf. 3hr ©tolg brach gum erften 9J?ale oöHig jufamnten im ©eftänbniffe: „©in lebig SBeib ift ba§ elenb'ft ®ing auf ber 2BeIt! 2Bie am ber§ hat’§ b“ e‘n Sftann! 9?id)t allein, bafj fie recht thut, fie tnufj auch folgen, bafj tljr'§ recht aufgelegt toirb. ©in lebig Sßeib ift »ie ein äftäu§chen, bem alle SBelt auflauert, unb wenn e§ jftiemanb ein 2ßeh gufügt. 2öa§ hdf* ihr «ö’ ihte Äraft? ©egen bie ©d^läge ber 25erläumbung fann fie ber ftärtfte 2ltm Otto Subtoig’ä SEBerte. III. 15 226 nicht fdjüfcen. Ser fcf)mäcbfte -Wann tft ftarf gegen fie. 9?id}t einmal i^r etmag übel gu nehmen, E)ätt man ber üßiübe mertl). ©in' ÜÖiann fann auffteljen, auf ben Sifdj fragen unb gur fRecf)en= fcfiaft gieren, met ib)n fdt)Iec^t machen miß. Unb moran mär' er fo tief gu oerlegen, afg ein 2£eib an feiner ©hre? fo unmiber* bänglich? mit einem blühen 23lid, einem biogen ©ebanfen?" Unb mag nun beginnen! Um Arbeit betteln? 3 )ag fann fie nidjt. Sieber fterben! Sag fpäugdfen, ifyr Seijteg, fällt ein; fte fann’g nid)t ftü^en. Sag §äugchen, barin fie alg Äir.b ge* Iad)t unb gemeint unb bic ÜDäitter fie lieb gehabt, fpätte fie nur ©in fperg, bon bem fie mügte, eg trüg’ unauggefprocßen an ihren Scbmergen mit! benn flogen fönnte fie nicht! Sie 2)tutter liegt braugen im ©ottegader; bie Innemarie ift fortge ogen; üjre Scbmefter bat bem ,£>äugd)en Sd)anbe gemalt; mit bem $inbe I;at fie täglich gefprochen, aber eg hflt ja bccE) notf) fein §erg, bag ihre Sage faffen fann. 2ln ben alten fpoßunber, Cer eben über ibr fr a£t unb raufet, alg moßte er fie an ibn erinnern, benft fie nicht; unb menn fie an ibn bäcbte, er bat anbere Seiben unb ^reuben, unb fie mug ibm erft bie Seele leiben; feine Seele ift ibr eigen ÜDätleib unb ihre eigene SJfitfreube mit fid) felbft. Unb trag foß aug bem $inbe merben? Söirb fie’g erbalten fön* neu unb brau ergaben, mie ihre 3D?utter fie? 2Benn fie ftirbt, mag foß aug ibm merben, mo Siiemanb eg lieb bat, unb fo arm, ebne SNutterpflege unb SBaterfchufc ? „2lm ©nb’ ift’g beffer für bicb unb bag $inb, meg oon ber SSelt, mo einen bie Seut’ bureb* aug fc£)lecf)t moßen haben!" ^mrner lodenber riefelt braugen ber 33ad) , fo oiel ßjfübe fid) auch ber alte fpoflunberbufd? gibt, ibn gu überrauf egen. Snttner lodenber mirb bag 33ilb ber heimlichen Steße barin, mo fie fo oft unb erft biefen SJforgen noch faum bie Suft über* munben, fid; hinein gu ftürgen, nicht blog gum flüchtigen 33ab. liefen gangen Sag bat fie’g immer in ihre ©ebanfen hinein* raufeben böven, alg rief eg fie; fie mugte nicht, marum; je|t meig fie eg. Unb ber Sri§ — ber fie je^t öießeidß oerhöhnt mit ber ©ringelmirth§*©0’ — menn er’g t)ört , eg mug ihn 227 fdjmeräett, er muf an fie benfen, fo oft er SBeiben f>aut; jeher tReif auf feiner ©djni^banf muf iE?« an bie ©teile erinnern, mo bie fc£)önften äßetben fielen unb mo . . . @g padt fie wie ein ©cfymim bei. ©ie reift bag Siegle Dom S3oben auf mit milbem ©nt* fdjluffe. ©ie menbet fidf;, bie kleine auf bem Irme, nadf) ber ©f;ür. ©a meint bag $inb, bie Pflegemutter miH mit ifjrn fpafen. @§ fdtjlägt bie £änbe gufammen unb jaucht laut auf. ©ie läjjt eg finfen unb finit il)m nad) in bie $niee unD füft eg unb meint laut, unb füft eg unb meint immer mieber, big fie lüeg Don bem §ergen Ijeruntergemeint Ijat, mag eg belaftet. 2Bie fdjüttelte fidt> ber alte ^ollunber Dor greube unb ©dpnerj gugleid}, alg ber §eiteret^ei einfiel: „eg ift nocf) 2Gelt auf er Sudenbad), mo’g nicfyt meljr fjeift: fRefpect muf fein im dpaug Dor ben bummen grofen SBeibern! SBarum Reifen fie mid) bie dpeiteretfjei? Darum fjat mir ber lieb’ ©ott bie ftarfen Irm’ gegeben unb bag luftig’ §erj, menn id)’g nicfjt foHt’ braunen für bag Siegte unb mict) felber ?!'*' ©Bieber nimmt fie bag Äinb auf ben Irm: fie jaucht mit bem $inb um bie ©Bette. ,,©ud’, Siegle, mie mir bumm finb gemeft! ©er reiche übRegger am ÜIRarft, mie oft f)at er gefragt: Dag mit! bag Inneborle für i£;r §äugle? $omm, Siegle, mir gefj’n gleip f)in!" ©Xlg fie mit bem Äinbe fjinaugtrttt burd) bie Süde — benn nun ift ifjr’g gleicf), mag bie Sudenbacf)er benfen baoon — in bie Weitere äRittaggfonne, langt bag Siegle nad) einem gelben ©df)met= terling. ©er ift eben auf bem ©Beg Dom .fpollunberbufcf) in ba§ ©ärtdjen brüben. ©ort fegt er fip auf eine rotfje ©3ob>nenbIütb)e gleidt) neben bem grofen ©tacfyelbeerbufdf). ln biefent bleibt ba§ luge ber fpeiteretfjei, bag ifym folgte, Ijaften. „Denn bie ©tacfjelbeeren reif mären! bu bift hungrig , bu arm’g Siegle, unb idt) audf). ©ag merf icfy je§t erft. ^a, bie alt’ Innemarie fjat fRedjt gehabt. Denn’g nur ben SRenfpen einmal mieber hungert, f>at fie gefagt, Ijernacben ift bem ©ob fein dpeu Derregnet." ©aju fommt bürt — aber er ift’g bod) nidEjt? $a, er ift’g borfj ! ©er Ijolbergsgrig ift’g; ber fpolberg- 15* 228 iff§ teirflich, ber bort Don ben SBeiben herauf fommt. 2Bte fieJjt er anberg aug, atg fonft! @r I;at eine teeifje Söefie unter feinem 9tocf unb auch ein orbenttid) |jalgtuch an. 2Bag teilt er — ? Sfaft toäre bie §eiterethei fo t^öridjt gemefen, Dergeblid) 31t erfc^recfen. 2Bag füllt' er bei ihr teotten? ®en ©chloßteeg ^in= auf teilt er. ift ber fürjefte 2Beg ^u feiner 33raut; ber E>ccf)= ntüthige ©iebel ba oben, ber ift ja ootn ©ringet»irtlj§tjaug. 2lber fie ift fdjon erfdjrocfen, fo thöridjt ba§ ift. 2Benn er fä^e, bafj fie über ihn erfc^rocfen ift — bas barf er nic^t teiffen, roie it>r’§ um ba§ §er^ ift. 9?iemanb barf’g teiffen. Um 2tHeg nicht! ®ag teär’ erft ein gefunben Reffen für bie Seut', für bie ©ringelteirth§=@D', für bie SSaltineffin, für alte bie großen Söeiber unb — für ihn felber mit! Unb teenn )ie alter 2Belt ©pott je£t tragen fann, ben feinen tonnte fie nicht tragen; nicht einen ©lief Don ihm, ber fo augfähe, feinen Saut Don it;m, ber fo flänge! @ie fefUe bag Äinb an bem ©tachelbeerbufch nieber; gum erften URale oergaß fie, baß eg unreife ©eeren obreren unb effen fann. ©ie felber fieht fich Dergeblicf) nach einer Zuflucht um, too er fie nicht geteahr roerben folt. 2tber fchon fommt er näher, ©ie bücft fich, entfernter Dom gaune, abgeteanbt Dom 2Bege, ben er fommt, nach einem @elblacf=©töcfchen, bag mitten in ber ^eterfilie ftefjt. ©er 2lthem oergeht ihr faft; fte fielet auf bie gelben ©turnen herab mit einer 2tngft, atg h'n9e ©ob unb geben für fie an ber ^aht ihrer ©lätter. ©ie 2tngft teächft, teie ihr ber ©raum einfällt. §ier ftanb fie ja im ©raume mit bem ifrilj. ©o hell »ar’g unb fo tearm, nnb fo ein fröhlich tRaufchen 30g burd; ©üfche unb Kräuter. ©er §olberg=$ri§ ift inbeß an ben $aun gefommen. „©ief)/' fagt er, „teag ich *>ir E>ab’ mitgebracht, Siegle!" @r hält einen ©trontteecf in bie §öl;e, fo gelb gebacfen nnb gtänjenb, baß bag hörige $inb bie unreifen ©eeren faden lägt, bie eg eben in ben ©hmb ftecfen teollte. @g fommt an'g ©ta= fet unb langt bauach. ©er fpolberg^riß gibt ihm ben ©trom* 229 roed, unb eS fürstet fid) fo wenig cor bem „wüben" grifc, als wär’S aß feine Sage mit if)m §ufammen gewefen. Ser weif; aber auch nicht, waS er fagt, ber ihn je^t noch ben milben gri§ nennt, ©r ift ein gang anbrer als fonft. Sa ift nidßS mehr Don bem übernächtigen, gebanfenlofen S31icf, non ber bunfeln 9?öt^e in feinem ©eficlß; nichts mehr Don bem heraus* forbernben, fchlagfertigen SBefen. ©r hat Dielmehr etwas iRu* htgeS, ©innenbeS in feinen 3ügen, t>a§ fange £aar jj-t bebeutenb fürder gefdjnitten unb fliegt nicht mehr fo milb Dermorren ihm um baS ©efidß. Ser 23lid, bie ©timme lommen tiefer auS feinem Innern hevoor; bie ©timme ift nicht mehr fo Reifer unb gewaltfam in bie §öhe getrieben, ©r ift fchlanfer als fonft; 2lßeS an il;m ift ntilber nnb befcheibener unb bennoch männ* lieber, ©r ift ein ganj SInberer; er ift nun erft ber richtige $ri§, ben ber liebe @ott in ihm erfdjaffen wollte. SaS hungrige SieSle beijft tüchtig in ben ©trontwed ein; ber fpricfjt erft mit il;r unb überfeljt fid) bie tReben, bie fie in unbefannteu ©praden hält, fo gut eS gehen wiß; währeub be§ ift er herangetreten an ben ^aun; nun fagt er gang leife: „Sorte!" „„SaS ift hoch biefelbe ©timme, wie ben borgen im Sraum,"" benlt bi: §eiterethei in ihrer wachfenbeu 2tngft. „„Unb wie er fo freunblid) mit bem 2ieSle ift, baS • ade Seut’ fonft fdjeel anfeh’n! SaS ift fchön Don bem f^rif); baS wiß ich kern fjrilj nidht Dergeffen, unb Wenn er...'" „Sorle," fagt er noch einmal. 'Xber fie lägt ihn noch zweimal rufen, ehe fie thut, als würbe fie ihn eben erft gewahr. Unb fie fommt auch nicht näher an ben gaun; faum baff fie bie ülugett nach ihm hingu* wenben fcheint. „2Ber weijj, ob id) bich noch einmal aflein finb’," fährt er nun fort. „3ch woßt’ bich nur waS fragen." 99?it einem 23Iide überfielt fie bie gange ÜSeränberung, bie mit ihm oorgegangen ift. „fDcidh?" fragt fie fo gleichgültig unb Derwunbert, als fie fanm 230 „„3a, btdj,"" entgegnete er. ,,©o frag’. Aber mach’; iolberS=3rth fagt, fo ernft er lann: „„3$ fpott’ nicht. 3d) ben!’ eben, bu foUft bie Stein’ fein."" ©in fleineS Sifjchen Schelmerei mar unter ben ©ruft gemifcf>t, mit bent er fortfnhr: „„3ch hflb gebacht, bu brauchft’S nidjt bei 9?adt)t ju machen; bu fönni’ft’S am ©age thun."" ©ie §eiteretf)ei hörte ben ©ruft nicht nor ber ©djelmerei. „3r ftüftert bie Suft: .„@r will bich ja, nur bich; aber weil er benft, bu wiHft ifjrt nicht, muff er ja gur @ringelmirth§;©D’. Schon au§ Stotg ja mufj er ba§ nun." ®od) fie weiß ja felber, it)r gange§ Sehen geht mit ihm Don ihr, aber fie lann ihn nicht aufhalten, nicht burdf einen 2Binl, nid)t burch einen SBorwanb, wenn fie aud) einen wirkte. £ja, ftänb’ er Dor ihr unb fragte noch einmal, fie tonnte ihn itid)t§ merfen taffen. Um fo weniger, je mehr fie fühlt. ©§ ift, al§ führte gar fein 2£eg mehr au§ ihrer Seele in bie 2Belt! immer weiter aufjen ift bie SBelt, immer tiefer brinn bie Seele. 2luf bem Sd)lofjweg, auf ber Stelle, wo ber alte £)ilte§ bie Stunbe gu rufen pflegt, bleibt er fielen, ber 3ri§. 2BiH er wieber gurütf? 9?ein , ba§ ©eben wirb ihm fchwer. @r ift ja noch Iran!, unb baran ift fie fchutb. 3e|$t geht er weiter. 9iuft ihn benn ÜRiernanb gurüd? Unb hoch erfdjridt fie, wie fie rufen hört: „$ri§!" Sa§ $inb ift’3, ba§ gerufen hat- S>a§ Äinb, ba§ nicht reben lann. Unb gang Deutlich hat e§ „jjrit?!" gerufen. Unb er hat e§ gehört; er bleibt wieber flehen, er lehrt um. 2Ber hat ba§ Äinb ,,^rig" fagen gelehrt? 3)ie ^eiterethei felber, ohne baß fie e§ muffte, wenn fie Dom ffriig mit ihm fprad). ®a§ wirb er nun erraten. @r tnuf benten, fie hat’S bem Äinbe angelehrt, ihn gu rufen. Unb fchon fteht er wieber am ^ann. ®en redjten 2lrnt in ber Söinbe lehnt er in bie Ölätter unb 23lüthen be§ ,3ann§. „Su haft mich gerufen, ÜDorle," fagt er matter al§ Dor= l;in. „Sd; fonnt’3 ohnehin nicht glauben, baß bu mich nnrft gehen taffen." 232 >, „3$?"" entgegnete fte, bag brennenbe ©ef?d;t abmenbenb. ,„2ßa§ bir etnfällt! gd; l>ab? nidfyt an bid) gebadjt."" ,,©o mar’g bag Siegle." „„3)a§?"" backte fie. @r [ragt bag $tnb, bag er mütjfam auf ben Unten 2lrm nimmt. ©te läuft f)ingu unb fjätt bem Äinbe auf feinem 2trm bie «^anb oor ben 9)funb. „©ei nidjt fo bumnt," fagt fie Saftig ju it)ni. „35ag ^inb fann fein 2Bort reben." nur gr tfc?"" fragt er, bläffer alg oorf;in, aber »ieber mit einem Anfluge non ©djetmeret. „,,25ag ift bod; curiog." " „®a§ ift nicht curiog," fagt fie nod; Saftiger. „2Beit bem Machbar fein Ä'ater grifc Reifet." „,,®er bort?"" fragt ber grifc unb (ocft i$n: „„fiomm, ^rilj; gri§, fomm. 35er muff anberg fyeifjen,"" fätyrt er fort, „„ober er I?at feinen tarnen oergeffen. 35ag 53ergeffen fdjeint überhaupt t)ier 2)?obe."" ®ie |>eiteretf?ei ift gan§ oermirrt, blutrot^, jornig oor fccfjam. „35er Äater," fagt fie, „f;ört blo§ auf feine Seut’, unb nicf)t auf [eben Darren." 3)er grig fdjeint )idt) an itjrem ^uftanbe ju ergeben, iffienn aud^ immer Meidjer unb leifer rebenb, man fief;t, er wirb immer Weiterer. „Söarum Ijält’ft bu bem Siegte ben SDfunb ju?" fragt er; „e§ mid mir nod) mag fagen." „„@§ ift nidtjt maf;r, mag eg fagen mid/" fpridjt fie. gn immer nod; madjfenber 23ermtrrung traut fie bem $inbe nid;t allein bie <©prad;e, aud; bie 2Ibfid;t ju, fie gu oerrat^en. Unb nun mirb fie aud; nod; gemafyr, fie jeigt bem gri(> , inbem fie bem $inbe ben ÜDtunb ^u^ält , il;ren ^anbrüden. @r mufj bie Mauen 23ud;ftaben barauf lefen unb mit biefeit ÜIKeg, mag fie babei gebadjt. ©ie miü it;m bag $inb oom 2Irm reifen. 35a blutet beg gri§ tranter ginger. Gsr mirb nod; bläffer alg oor* f;et. @r macht eine 23emegung. ©ie meint, er mirb umfinfen 233 unb fjätt ilfn mit bem $inbe §ugleic±). gfjr tieffteS ,£jerj fd)Willt in 2Ritteib unb Siebe auf, aber ber ©ebanfe: „wenn e§ gemaub fäf)e!" befyerrfcfyt itjr 2teußere§. ©§ war gut, baff ber gaun jwifdjen itinen ftanb, fonft war’ fie umgefunfen. gn einem Irm b>at fie ben gri| unb ba§ $inb, ben anberen ftüijt fie auf ben gaun. Unb wie eigen ! eine§ Don beffen wilben 9tö£cfyen fcfywebt wie ein ©pmbol ilfrer Neigung jwifd)en beiben unb gittert jugteid) Dom 3ltf>em 23eiber. ©ben fo, Sßange an SDange, tagen fie in it)rem ©raume; fie fütgt, baß fein 9Iuge, weld)e§ fie Dor ber ju großen SRäije nid)t fefjen fann, mit eben bem 3tu§brude auf ifyr rut)t. ©§ ift bie= fetbe ©teile wie im ©raume, ©iefetbe 2£oune=2lngft bebjnt unb preßt it)r gugteicb) ba§ §erj. ©ib fief)t hinüber nad) bem §ot(unberbufd)e unb fönnte fidj Derwunbeut, if)n nid)t in be§ 2Reifter§ ©djramm rotl)em ß’ircfienfrad herüber fommen ju fetten. „SBenn i$ fönnf fifcen," fagt ber gri£. „©§ wirb gleid) oorüber fein. SBegen bem ginger f)at’§ nip ju bebeuten; bu braud)ft bir fein ©ewiffen beßfyafb madjen. ©>er töaber fagt, e§ wirb halb wieber ganj gut fein, baß id) faun arbeiten wie Dörfer. ©§ ift aud) nid)t ber ginger, ber mid) Iran! f>at gemalt." ®ie §eiterett)ei fottte fid) barüber freuen, unb bodt> fann fie e§ nicßt. @r wirb if>r frember, er ift i^r wie genommen. ®a§ ©efülg ilfrer «erfcfyulbung gegen ifyn, i$r ©elbft Vorwurf war ein 23anb gewefen, ba§ fie an ifjn gebunben. ©ie fünfte nur, baß ein Siebeäbanb getöf’t war. gn biefem ©efülfte fagt fie, unb ba§ ©Wangenbe be§ lugenbtidd gibt ben ©on baju: ,,@ef) ju beiner 93raut." ,,„23raut?"" fragt ber grifc. ,,„©)a§ ift bumme§ geug."" „gur @ringetwirtf)§=@D’," fufyr bie §eiteret^ei wie im gorn auf, um nid)t weinen ju müffen, unD backte nic£)t, baß ber gorn eben fo gut ein IBerrätfjer war, a(§ ©frönen. ,,„©ie ©d’?/;" fufir ber gril? fort. ,,„ga, ber gieberljunb, bie Seut’ mein’ icfy, Ratten midf beinal)’ baju gebracht. 2ßeit id) f;ab’ geglaubt, bu fyaft mid; au§ gorn in ben S-Bad) gereimt 23i „Unb bu »itXft bod) gu ber," fagte ba§ 2Räbd)en, ber ba§ 2Itb;men fo fd)Wer würbe wie bamat§ im ©raunte. „^u bir wodt'id)," fagte bergri£. ,,^c£> wodt’ wiffen, wie id> mit bir brau bin non fliegen bem Slufräumen." ,,„©d)on wieber?"" „Unb nod) um wa§." (Die §eiteretl;ei fürchtete, er muffe i^r .fperg fcfdagen f)ören.) „2Barum bu midi com ©teg Ijaft gerennt." ,,„2BeiI id) badfit’, bu wodteft mir wa§ tbun.'" .W" " "®u fyaft mir bod) aufgepaßt,"" fagte fie, oon Dfeuem rott), „„unb bie Seut’ — „greilidj aufgepaßt, aber nid)t — " „„©agten, bu wär'ft wütfyenb,"" eilte fie, um über ba§ ©eftänbniß t)inau§gufommen, baß fie fid) bod) gefürchtet. „^a, freilich erfi," entgegnete er. „ifja; nad) beinen tReben ba im .fpoljlmeg am ©rünber ÜWarft I)ab’ id) erft nid)t gewußt, wa§ i($ bir Mt’ tt)un. @o war id) be§ Deufel§ oor Defperatljeit auf bid), unb nod) ben gangen anberen Dag." „„2ba» ich fyßfr' gereb’r, ba§ i|t bie 2BaI)rt)eit geweft."" „@ben barum," entgegnete ber grifc. ,,@ud’, SInneborle wa§ id) bir jei3t will fagen, ba§ f)ätt’ id) nod) oor ein Dager ad)t nicht tonnen fagen, bir nid)t unb and) einem' anberen 3)?en= fd)en nid)t. $d) I)ab’§ ertt bem 9fagetfd)mieb feinem ^nnb, I)er= nac^en t)ab’ idf)’§ meinem gräte oorergäf)tt; ade ©tunben ein paai ilRat , bis id) ba§ unrecht’ ©d)ämen fyab’ oerlernt unb nid)t mehr l)ab’ geftottert unb bin rott) geworben babei. Du t)aft eben in iddent Üred)t gehabt, unb auch barin, baß bu fyaft gefagt, wenn id) bich freit’, ba — fönnt’ — noch ©tner au§ mir werben. Da ift mir’3 boch wieber in bie 53aden gefommen. Hub Wenn bir’3 bie §aar’ oerfengen t^äf, Surfd), bu reb’ft weiter. äöir woden bid) fd)on triegen, wie ber iöaber fagt. ©'^äm’ bid), baß bu bid) fd)ämft, wo’§ oerte^rt ift. ^a, ba I)ab’ id) bid) woden fragen, Inneborle, ob bu midj wodt’ft neunten. idber ba bin id) heimlich geweft wegen ber gieberleut’. 235 unb bin 9?ad)td mit beut 93eil gerennt, bid bu bid) fyaft ge* fürdjtet." „„ ©efiirct)tet ? " " tackte bie §eiteretl)ei. „„Hub Woi)l oor bir? "" bu bift eben nod), wie id) bamald bin geweft," ent* gegnete ber 3ri§. „Du bift beinett fyieberlpnb nod) nic£)t lod. Du fdjämft bid) nod), baff bu bic^ fotXft fdjämen." „„Du ^aft bumm 3eug genung gemalt/"' fagte bie £ei* tf)eretf)ei, „„bu ^aft Urf ad)’ genung. 3d) ^ab1 nif Dummeg ge* madjt, baff id) mid) braudj’ p fdjämen."" „sJ?u, meinetwegen," entgegnete ber §olber§*3ri§. ,,3d) witt rtid)t ben Seiden iljren ©djulmeifter machen, wo id) nod) an mir fetber genung p gietjen t)ab’. 3a, bad war Med bumm, was id) bamald f>ab’ gemalt; unb wie id) gemeint I)ab’, nu bin id) gefdjeibt, bad Merbummft’, bad erpf)f id) bir ein anber 2Ral. ßulefct ift bad alt’ SBilbtfjun nod) einmal gefommen unb Ijat gefügt: id) bin bad alt’ SBilbtlpn nid)t meljr; id) l)eijf’ jeljt kiiannde^r', unb weil bu ein bumm 2Bort f)aft gereb’t, fo »er* lang’ id) nun con bir, bu mufft aud) einen bummen ©treid) rnadjen. ©d ift nur gut geweft, baff id) ben alten Dieb in bem neuen fRodte nod) pr regten Seit l)ab’ weggefriegt unb bafj id) trotj bem lieber nod) beffer bin p 3mjf geweft, wie mein alt gräte. ©ud’, Mneborle , id) fd)äm’ mid) nidjt, baff id) muff fagen: bu ^aft tRec^t gehabt, unb ed ift Med gut geweft, wad mir oon bir gefommen. Ülud) baff bu mid) in ben 23ad) f)aft gereimt, ©d ift fd)on gut, wenn fid) einer einmal in ber ©in* f amfeit auf fid) fetber befand, aber er barf fein ©tabelti&or jtt>ifd)en fid) tljun unb bie Söelt. Denn in ber Sbelt unb unter bie SRenfdjen ift er f)ineingefd)nffen, unb balpnein gehört er aud). 3d) war’ immer rer biff euer geworben in meinem 3i£ber unb bätt’ immer meljr gemeint, bie Seut’ träten mir Med pm ©roß, je mehr id) ben Seuten f)ätt’ Med p Drofe wollen tl)un. Unb id) weiff nid)t, wie id) wteber in bie 2B eit hinein f)ätt’ foü’u fontmen, wenn bu mid) nicht mit ©ewalt b)ätt ft hinem* gerennt. ^ernacfien bin ich franf worben, aber nid)t an bem 236 *»mmen Ringer unb aud) nid£)t Don bem 33i§fe falten Baffer, fonbern meit id) $ab’ gemeint, bn fannft mid) ntc^t leiben. Unb mär' id) nid)t franf morben , fo fäjj’ icb fegt brüben in 2tmerifa unb bäd)t’ immer nod), bn f)aft’§ auf mid). 2fber bu meifjt nid)t, »a§ id) mein1, unb ba§ braud)t’§ aud) jegunb nid)t. ©enug! id; bin nod) f)üben, unb menn bu mir Ifaft aufgeräumt, gef/n mir nod) f)en t 311m ©uperbent. Berat bu mid) aber nid)t rniffft b«ben, fo bleib’ id) ein gunggefeff; eine Btbere nefmt1 id) nid)t ai§ bid), unb roerb’ id) nodfi fjunbert gaf)r.“ Bieber barg bie £eiteretf)ei i^re Beid>f)eit in gorn. „2tuf= geräumt f)ab idj einmat nicfjt, ' fagte fie. ,,Ber meiß, mer ba§ tft gemeft! Unb benfft Dieffeidjt, meit id) ein £äu§fe f)ab’, id) t)ab’ mef)r, af§ maf)r ift. Unb ba§ £ie§le ba . . ,, Ziel) nt id) gteid) mit/' fagte ber grig triumpfjirenb. ,,©u mu§t nid)t benfen, bu f)aft’§ allein gern.“ „„Unb bie Seut’ int ©täotfe finb mir erbittert; ba§ ließen fie Ifernadjen an bir au§.““ „Ba§ frag id) nad) benen! ©aa mar fa ba§ .fperg, nad) bem fie jtd) gefeint, ©er gange Fimmel if>rer ©eele mürbe blau. 2Iber fie fagte roie gor- nig: ,,„Z?u, menn bu benfft, e§ ift bein ‘Seft’g, unb bu roilfft’g turd)au§ ; aber id) bring’ mid) nicf)t auf. Baf)r ift% bu fjaft micf) gebauert roegen ber @ringefmirtI)§--©D’, unb id) f)ab’ bir eine grau gegönnt, mie bu eine brand)ft. 2lber megen mir — baf; id)^ bid) etma ^aben mollt’, ba» ift mir nid)t eingefallen, ©fynft bu §, meinetroegen; tl)uft bu’§ nidjt, aud) nteinetmegen. 23raucf)ft md)t gu benfen, baß icf) ©inen muß fjaben. gef) I)ab’§ niefjt nötfiig. gd) fanu’S noef) fclber ermaßen.“ ©er grig f;atte feine eigenen ©ebanfen bei biefer sJfebe ber .'peiteret^ei. ©r brauchte nur in feine eigene fegte Vergangen* f)eit gurüdgubfiden, um gu miffen, mie er fie »erftefjen miiffe. ©1 meinte: „©0 ift’§ red)t. ©er Di'ann muß ber grau oorau§ fern: ba§ mad)t ben 3fefpect non if;rer ©eite unb bie £ieb’ non feiner.“ ©0 feaefjt’ er, aber er fagte: ,,©a fannft bu gleid) 237 mit angreifen bei mir, trenn bu will ft. gcl) Jan« »egen bem ginger nod) nicfjt nie! mitmadjen im §eu, unb ba§ gräte wetfj it^rer ©org’ tein ©nb’, wie fte’g allein fotl bnrd)fei3en mit bem 2tngeben unb .fbod)en ; fie ift alt. ©ic liebt bid) immer unb hat ton Einfang ein 2tug’ auf bid) gehabt, bafj bu meine grau fottt’ft werben. ®g freut fid) fein iUtenfd) fo, wie bag gräte, wenn bu fommft. ®ag Siegle nehm’ icf) gteid) mit." „,,2)u benfft auch/'" tad)te bie ^eiterethei, „„ich hat>’ auf bich gepaßt unb Ijab’ ftnft nij: gu thun unb fomm’ gleich wie ein ©pi(3, wenn man ruft: hierher fommft bu?"" „2Bte ftd/g bir fdjicft," fagte ber gri(3 fc^on im @e1)en. „tDu toirff fdjon beiner gieberleuf wegen nid)t gleich mit mögen. Stber bag Siegte, bag ift nun mein, bag ift bag Draufgetb, bag wirft bu nicht im Stich taffen, wenn bid/g aud) fottt’ reu’n." 3)ie §eiterethei b)iett fid) noch immer am 3mm. „„geh fomm’ fd)Ott nad),"" fagte fie. ,,„®enn ba§ fannft bu gteid) wiffen, befpeftirlid) bebanbetn taff ich tnid) nicht, unb taff mir utf fagen , wo id) fetber fet/, wag §u tt)un ift. Unb nun gefjft bu, unb fo ift’g, unb nu ift’g fertig."" ütber wunbertich! 2öie ber gritj an ben Söeiben war unb eben umbiegenö oerfd)Wtnben wollte, ba fehlte wenig, fie war’ ihm nach, ^ätt’ if>m bag ©raufgelb abgenommen unb ben gan= gen $auf aufgefagt. ghr mar, al§ fotlte ein ©ifen um ihren £)at§ gelegt unb fie bamit irgenbwo angefd)tniebet werben. 2ttte§ bag, wag fie noch »orhin fo heifi erfe^nt unb bann fo fe* lig at§ ihr ©tgentf)um begrubt hatte, tag ihr ptohlid) atg eine Saft auf bem §ergen, bie ihm bag ©dftagen wehren wollte. @§ War, atg wäre fie auf einmal wieber gang bie atte §eitere* tt)ei geworben, bie in jebem Spanne einen geinb fah, gegen ben fie fid) Wehren müfjte. ©ie bereute, bajj fie nicht gleich ben ©ntfd)tufj, mit bem Siegle tn bie Söett gu gehen, auggeführt hatte, elie ber grih fommen fonnte. ®ag frentbe §aug, in bag fie fotlte, fam ihr wie ein ©efängnifj oor. ©ie wufjte nicht mehr, ob fie ben grih tieb hatte, ober ob er ihr guwiber war. Sie foCtte nun nicht mehr thun, wag unb wie if)r’g einfiet; fie 238 füllte tfjun, roa§ unb wie ein fD?ann eS mottte; unb bebadfjte fie, baß ber grig eben btefer iDfann mar, bann mußte fie, e§ mar nur 2ßibermide, mag fie gegen it>n empfanb. Unb bocf) füllte fie gugteid), mie forgenloS unb fcßßn fid) i^r ?eben roanbte. Sa§ |)äu§cf)en f)ätte fie boc£) taffen müffen, unb bie frentben l'eute, gu benen fie ging, fie mochten mobnen, mo fie mollten, e§ maren eben boct) nur Seute mie bie £uden= bad)er aud). $t)r eigenes freies SBefen £)ätte aud) jene if)r gu ^einben gemadjt. Sie ÜDienfcßen rootlen fidf) nadt) 2tnbern rid)= ten unb oertangen, baß biefe fid) nad) ilfnen ridten fotten. 2$er )i(^ in irgenb einer SBeife toStöSt, ber muß aud) in anberer nid)t mel)r non if)nen ablfangen bürfen. 22?er bie ÜÜfenfdjen braucßt, ber muß fein, mie fie if)n motten. (Sie fürchtete aud) am ©nbe meniger ben neuen ^uftanb, at§ ben Uebergang bagu. ^Ifr ging e§ mie ben ^inbern, bie fctber gern auS ifyrent ©igenfinn t)erau§ mären unb au§ 'üterger baritber, baß fie’S nid)t fömten, nur nocß eigenfinniger merben. So ferner mar ber «fpeiteretljei nocf) fein 2Beg gemorben, a(S nad) bem fpaufe, in meinem fie in ©ebanfen fdßon gefd^altet f)atte. Sie erfann f)unbert SBormänbe, um nur ben 2Iugenbtid be§ §ineintretenS gu oergögern. iflocf) oor ber St)ür märe fie faft mieber umgefefjrt. ©rft f)atte fie ftd) gefdßämt, t)inguget)en, nun fdlfämte fie fid) mieber umgufeljren. 21m liebften mär’ it)r gemefen, eS fyafte fie irgenb eine ©eroatt offne it)r $utf)un Ifin- eingefü^rt, ober fie märe fd)on brin, fd)on feit $aßren brin. @§ mar gut, baß fie nun aud) anfing, fid) be§ langfamen ©ef)en§ gu fd)ämen. „Sie f'önnen mir boct) nip tfjun brin, at§ ma§ id) teiben mitt, unb ift’S nid)t, als bäd)f id), id) müßte brin teiben, ma§ fie mir nur ttjun motten, menn id) fo tangfam gef)’ ? •pab1 id) mid) üortjer oor bem $rifc nicf)t gefürd)t’t, fo merb’ ic§’§ jefjt nid)t erft anfangen, üftögen bie brinnen fein, ma§ fie motten, id) bin idj ; nun gef)’ id) hinein, unb fo iff §, unb nu ift’S fertig/' Sie ©efetten unb ber 2e!)rling Ratten fdjon gegeffen unb bie 2Bob)nftube wieber oerlaffen; bag Siegle lieg fidj’g nod) fchmedfen, aber ber gri§ unb bag gräte warteten noch auf bie ^jeiteretfyei. ®te tarn enbtich, unb nidjt, wie rnan’g oon ihr hätte erwarten foUen, wenn man fie fonft bannte, ©onberbarer SBeife fdjien’g, atg §abe fie nid)t ben 2Ji'ut£), hörbar aufgutreten. ©o freunbtidf bag grabe unb ber grifs fie empfingen, fo fröhlich bag Siegte, bag fcfion gang fyier gu §aufe fd)ien, ib)r entgegenfubelte, i^r war immer, atg bjätte fie wenigften§ einen Sinn ober ein Sein braunen taffen fetten, atg wär’g unhöflich, baß fie fo mit iijrem gangen Körper ^ineingetreten. gn beg Herrgotts großer ©tube, im greien, unb in ihrem ^äugeßen war fie wie in ihrem ©igenttjume. Slucff wenn fie, bei großen Seuten in Arbeit, gum ©ffen in bie ©tube bam, erfdfien fie nichts weniger atg oerlegen. Slber ba wollte fie auch nichts atg effen, bann ging eg wie* ber f)inau§ ober b)eim. §ieb)er bagegen bam fie mit bem Stn* fprucfje, f;ier gu bteiben, bag Sllteg, wag fie falj, atg iljr 6igentt)um gu befifsen. ©ie tonnte ben ©ebanfen nicbjt tog werben , bie Seute müßten meinen, fie bränge ficb) auf, wenn fie’g au cf) meßt werten ließen. ®er griß würbe ib)r immer frember unter ben frentben Umgebungen, ©etbft mit bem Siegte tonnte fie fidj meßt gefaben, wie braußen ober batjeim; e§ war ißr, al§ fyätte bag meßr fRecßt, t)ier gu fein, atg fie, unb bocß fiel ißr b)ier jebe ßigenwidigfeit beg ^inbeg auf, bie fie in ifyrera ^jäugdßen gar nicht bemerft haben Würbe. 3)ag gräte brachte nun bag ©ffen unb nötfpgte fo gut* mütßig unb freunblidb), atg nur möglich war; aber bie ^eitere* ttjei war nicht gu oermögen, einen Siffen angurühren. ©ie fagte, fie habe gu §aug feßon gegeffen. ®en eigentlichen ©runb oerfeßwieg fie. ©g war fein anberer, atg bag ©efüßt, baß fie hier nod) fein ©ffen oerbient habe. üDarum brüefte fie auch bie greunb ließ feit ber Sitten, ©ie fotfte fo Diel haben, unb hatte nichtg bafür getßan unb gweifelte, ob fie’g würbe fönneit. ©ie tonnte nicht über ben ©ebanfen eineg Serßättniffeg hinaugfommen, bag ihrem bigherigen mit großen Seuten entfpraeß. Sbtg bie Sitte wieber an ihre Slrbeit ging unb bie Weitere* 240 tfyei tt)r an bie ^anb gehen fonnte, ba warb ihr beffer 3U 9Jiuihe. 2Öa§ mar ba 9IIIe§ in ber $itcfye oorhanben ! $n t^rcnt ©tübd)en fid) all’ biefe £)inge, biefeg ©teingut, biefeg .ßinn, biefeg bleierne ©efcfjirr einen ülugenblicf lang alg bag 3hre gu benten, hätte fie jubeln gemacht wie ein $inb, aber bie wirf* liehe förderliche ©egenwart bebrücfte fie. ©g war nicht, alg wenn fie biefe ®inge, fonbern, alg wenn biefe $inge fie befigen feilten, ©tne folob)e Sefchränfung ber per'fönlichen Freiheit liegt in febem 23efi£e, unb eg ift begreiflich, baß 9?aturt>ölfer bag bleibenbe ©igenthum alg eine Saft anfehen. IDann war bte 2llte langfant unb mußte fich immer mühfam befinnen. 3)ie •peiteretlfei fonnte nicht, wie fie gewohnt war, rafdj unb in ©inent 3uge f<^affen ; eg war, alg müßte fie einem ©totternben 31t ©efaflen mit ftottern. ®a§ tD'tißoerhältniß gwifchen bem, wag jn thun war, unb ber Sangfamfeit mit ber bag ©Raffen oor fich fling, war big gum Sähmenben beängftigenb. ©ie fah nicht, wie fie auf biefe 2lrt füllte oerbienen fönnen, wag man ihr bot, unb zugleich war bamit ber einzige 2Beg abgefchnitten, auf Dem fie überhaupt fich *wn etwag 53ebrängenbem 31t befreien wußte. ©ie empfanb, wag ein feinem 2?auer entflogener ^ogel empfinben muß, alg fie am Slbenbe in ihr fjäugehen surüeffehrte. ®tefe 9iacht füllte fie^oeß mit bem Siegle barin fdjfafen , oon morgen an beim «fjolberg^räle. ©ie hatte felber begriffen, baß ber längere Aufenthalt in bem oon bem sJJegen hei’ noch gan3 feuchten ^äugdhen bag $inb franf machen müffe; jefct reute fie’g, nachgegcben 3U haben. ©§ war ihr nießtg geheißen worben; wag fie getßan hatte, hatte fie freiwillig getßan; bennoch fam fie fich nor, wie in fremöer @e^ Walt, unb felbft in bem 5Sorfd)tage , bie feitherige ©cßlafftelle 31t oerlaffen, fchien ihr nun ber ^riß fchon ben fjerrn gefpiett 311 haben. 2llg fie ihr ^äugeßen unb ben alten ^ollunberbufcß wieber= fah, jubelte fie bem $inbe auf ihrem Arme 3U: „9?u finb wir 241 imeber äu §au§, Siegle! Söenn bie Belt re$t fc^ön füllt’ fein, ttiüfjt id) ba§ §äu§le ba auf meinem ©d)iebfarr’n in bie Sßelt hinein iönnen fahren. Unb mo’§ rec^t meit unb luftig, ba mögt’ idf’§ fönnen IjinfteHen, einmal in einen Balb, ein anbermal auf eine Sbiefen. Unb mo § un§ nidjt mel)r gefiel’, Ijeibi! mären mir fort unb Iahten alle Senf au§! Ser grife fönnt’ bei un§ fein unb aucJ) ba§ f?räle; ba§ mär’ nod) fdjöner. Stber idj müßt' tonnen machen, ma§ unb mie kfy felber miß; e§ füllt’ if)r ©d)a= ben gemiß nic^t fein. Unb id) müßt’ feben Stugenbtid fort fönnen.“ „®u bift ein närrifd) $inb, Siegle/" fagte fie, als fie bte kleine, bie fdjon f>alb fdjtief, in’S Seit braute, eigentlich gu fid) fefber. ift nod) gar nicht fo meit ; mir fönnen ja jeben Sag nod) fort. Sa§ |jäu§le trägt uttS Wiemanb baoon. Sa§ mußt bu bir nur immer üorfteüen, unb bu mirft felj’n, mie leidit bte ©ac^’ Ijernadjen geht." Unb fie ging mirflicß ben anbern Sag fdjon leister. Ser ?rit3 hatte mit bem ^räle gefprocßen. Sa§ fagte, als bie §ei= terethei fam: „Benn id) müßt’, baß bu bie ©ad)’ allein möd/ft madten, ba§ mär’ mir eine große Sieb’. Su Ijaft einen jungen ^opf, ber fann fich leichter beftnnen, unb junge jpänb’ greifen rafher an. 2lber e§ müßt' bir nicht gur Saft fein.“ „„Iber ma§ benft iljr benn, 3räle?'"' entgegnete bie §eU terethei frof). „„jjd) muß nur feh’n , baß id&’S aud) fo utad)’, mie ifyr'3 gern habt, unb ba§ fönnt i!jr immerfort fagen."" iWun ging ein anber ©djaffen an, als ba§ geftern mar. Unb je mef)r bie ^eiterethei faf), mie ba§ gräle ihre $raft unb ©efhidtihfeit bemunberte unb fid? baritber freute, befto beffer ging’S if)r oon §änben. ©ie oerforgte nicht allein ben ganzen ^»aughalt baljeim, fie geroann £eit, gange ©tunben auf ben Bie* fen babei gu fein, unb ba gefiel ifm’S bod) am beften. ©ie badjte fich bat al§ ihren Sruber unb ba§ gräle al§ ihre SWutter. Siefe na^m bie pflege be§ $inbe§ über fich, unb ba§ gebieh flößbar. @o ging’3 oon Sag gu Sag beffer, bi§ ber $ri§ fie bat, git beftimmen, mann bie -fjohgeit fein füllte, ©ie Otto Subiutg’8 2Serfc. Jir. Iß 242 ptte abfidjtlidj ben ©ebanfen baran fidj fern gehalten, ©ie be= griff, ber Seute wegen müßte bagu getljan werben. Ulian fant überein, in ac^t ©agen füllte bie £odjgeit fein. Iber Don ba an wagten all’ bie alten Siebenten unb ©efüljle in ip auf. In ipem 3^iße würbe man feine 23eränberung gewähr; er napn eijer gu, weil fie fidj im ©Raffen gu gerftreuen fuctjte. Iber eg geigte fidj eine ©mpfinblidjfeit, bie in jebem gleidjgültigften SBorte einen SSorwurf fap weil fie ficß> bewußt war, Slorwürfe gu oerbienen. ©ic£) felber tröftete fie immer mit ber ^uflucp, bie ip in ipem fßäugdjen blieb. ©ennodj fonnte fie eg bem grp in ©ebanfen übel nehmen, baß er fo wenig ipe 9?äte fudjte. ©r Ijatte Diel mit einem ^immermann -su oerfepen, er War Diel augwartg, unb ip fd)ien eg, er Derlängere bie Untere rebung mit bemfelben abfidjtlidj über bag DJötpge pnaug, um nur fo lange tper log gu fein. Unb eg waren nur fo wenig ©age mep übrig, bie fie nodj beifammen fein füllten. ©agu bemerfte fie, baß man ein ©epimniß Dor ip bjatte ; halb er= tappte fie einen ©efellen, halb ben fiepling auf einem SBinfe, ben fie nidjt bemerl'en füllte, ©ie fam fidj Dor wie oerratpn unb Derfauft. ©amt fränfte eg fie, baß ber gri§ feine ©ienft= leiftung oon ip oerlaugte; guweilen war fie auf bem ©prange, rtngerufen etwag gu bringen, fßfeife, Iuggep=9tocf unb ber- gleichen. SEßenn er fie einmal bat, backte fie: wenn er bidj lieb Ijätt’, tljät’ er nidjt fo frernb. Unb bodj — oerlaugte er "einmal etwag, ope gu bitten, trat ip bag 53 lut in’g ©efidjt, baß er fdjort ben §errn fpielen wollte, unb faft täglich fagte fie ipt ben gangen Raubet auf unb brope mit iper gludjt in ip .fjaugdjen. ©ag reute fie bann wieber, unb in tpem lerger über fic£) felbft fagte fie iljm: „3p pbt woP recf)t, idj gepU nic£)t in fo ein §aug. 3dj fann’g ben großen Seuten einmal nidjt IKedjt machen." ©amt fagte ber $rifc: ,,©ag ift ung nidjt eingefallen, gu meinen, bu geljört’ft nicht in unfer £>aug. ©ag weißt bu felber redjt gut. Unb bu bift bodj nidjt Don felber gefommen; wir fjaben bidj prgeplt. Iber butpft, alg müßteft bn bict) gegen ben Fimmel wepen, wenn er nidjt füllt’ auf bidj 243 faßen. ®a§ ift nip, at§ bein gieberbunb. ®u fetber mach ft btr aß’ bie Sormürf’, über bie bu bö§ mir ft, mir nicht. geh t^u’ feine ©ematt; unb wären mir fdjon getränt, e§ mär’ nic^t anberg. 2£a§ bn mir nicht ju Sieb’ ttjun magft, ba§ oer= lang’ ich nid)t." — ©ie füllte bann, bafj er 3?ed)t batte, fie füllte feine Siebe in feiner ©ebulb, unb bag eerme^rte nur il;ren Unmißen auf fiel) fetbft unb baburd) mieberum ihre Gsmpfinbticbfeit. SBar ba§ ein ©rftaunen in bem guten Sucfenbad), al§ be= fannt mürbe, ber tf)otberg=grit3 rnoße bie ^eiteret^ei Ijeiinfütjren. @tn fragen unb etn (Srftaunen unb mieber ein fragen unb @r* ftannen. 2öie früher bie £>eiteretf)ei, fo Ratten nun ber Dolberg* 3*i£ unb ba§ gräte Don gutem IRatb), SBarnungen unb Ungtüdg* 5ßropbejeihungen JU leiben. „@g munbert mich," pflegte ber gri£ 3“ fagen, „menn id) ^inau§ fomm’, bafj nicht bie Säum’, bie 3äun’ unb bie ©renjftein' gelaufen fommen mit gutem fRatlj. 2tber fo meit, mie |ie ba§ Slnneborle bamit traben gebrad)t, fo weit foßen fie’g bei mir nid)t bringen." Unb ba§ SBort fyielt er. 5?id)t, bafj er gornig bie SBarner abgemiefen §ätte, benn eg mar ja jefct fein äBablfprudj nid)t nteljr : Söilbt^un, fonbern Ueberlegung unb ruhige geftigfeit mache ben 2Jtann. @r ßatte fid) eine eigene 2)?etb°be erfunben, auf bie er ftdg bei fid) fetbft nicht menig roujjte. ©agt’ ibm einer, er foße ftcb mobl bebenfen, eb’ er ben ©d)ritt tbue, bann entgegnete er: „ga, bebenfen muß man freilich 2lße§- Mancher machte feinen bummen ©treid), menn er fid) erft bebacht butt’. ®a§ mein’ ich aud)." „gbr fönntet gebe Wegen im ©täbtte", fuhr bann gener fort, „unb ba finb reiche äftäbfe genung. ®ie Saltineffin hut’S nah genung gegeben: menn @r fäm’, ein Sfein tbät' nid)t faßen. Unb ich roüfjt’ hunbert reiche Surfd)’, bie fid) bie §änb’ leefen 16* 244 träten nad) ber @ringelwirtl)§=©D’. 3)ie E)at (Selb unb ©ad)fn; ba fann’S fyeifjen: „©otbmäbte, id) mag bidj." ®ann fagtc ber ^rig: „3a, 3teid)tt)um ift eine £auptfad)’, unb bie Sattineffin , baS ift eine gange grau." Unb in biefer Slrt ging eS weiter, fa bafj ber Slnbere am ©nbe nichts meljr gu fagen mu^te unb ging. , $aS §olberS* gräte l)atte ficf) eine anbere Slrt, bie Seute mit guter Spanier to§ gu werben, beigelegt. @ie war immer etwa§ fctjwerljörig gewefen. (Sagte ilfr ©ine: „So ein arm 3)?äble wirb bod) 3rit$ nict)t neunten/' bann entgegnete fie wol)t: „©rärnen, meint 3Ijr? 3a, id) fyab mid) fd)on genung gegrämt barum, unb ge* boctert Ijab’ id), aber eS l)at mir SlEeS nid)t WüEen Reifen." „3br oerfteljt mid) falfdj," fprad) bann wof)l bie SBar* nerin mit lauterer Stimme; ,,id) mein’ »on wegen ber §ei* teretlfei — " „„Sa/“,1 nicfte baS $räte. „„einerlei; ’S ift alleweit einer* lei geweft, wa§ id) aud) fjab’ angewenb’t. ^a, bie legst’ 3eit ift’S immerfort nod) fd)limmer geweft."" ®ann fagte bie Anbere fdjreienb, mit Firmen unb Seinen Ijantierenb , um ben lugen oerfianbtid) gu werben, wenn nid^t ben Dfjren: „3Ijr Ejabt mid) nicfyt oerftanben, id) mein’, oon wegen eurem 3rifs — " ®aS $räle Ijatte SJtunb unb Singen aufgeriffen babei, ben* nod) laut gum Sorfd)ein: ,,§i§’? f;a; baS ift’S eben. §ifs’ Ijab’ id) bie gang’ Stacht in ben DIjren gehabt; unb id) wunber’ mid) nur, baff id) Ijeut’ einmal wieber fo gut Ijör’. 3a, mand)* mal ift baS fo, aber Ijernadjen wirb’S wieber fo fd)Iimm wie gutwr." „„Sßemt baS gut gehört lieifgt!"" meinte bann bie Stnbere bei fid^ unb gab ifyren Sorfafs auf. 3)aS Eteben ber Seute f)ätte ba§ 3räte nid£)t irr gemalt; ber §eiteret^ei wunberlid)eS Seneljmen tljat mefyr bagu. „©udT, 3rigsle, gud’ rooljl, waS bu ba mad)ft," fagte fte guweilen gu iljrem ©nfet. „SJtir ift baS Slnneborte immerfort 245 im .Kopfe gelegen, unb icp pab’ gemeint, fie pafU juft gu bir. 2lber mie fie fegt ift, ba wirb mir’3 manepmal ongft: ba§ wirb immer fcplimmer, je mepr’3 auf bie £od^ig loggept; wa§ füll ba pernaepen erft werben!" „ „2af;t’§ nur gut fein, fjräte fagte bann ber $ri§. „„Sftanepntal möept’ icp aitcp mit ben Rauften brein pau’n, aber pernaepen würb’§ erft redfjt fcplimm unb niept mieber gut gu macpen. Unb ba§ ift nip, fonbern SSerftanb macpt ben STcann. 'pafft auf, e§ ift Weiter nip, al§ bie alt’ fpeiteretpei, bie fiep nocp gefcpwinb in ipr au§ will toben, ©o einen alten $ri§ ober ©prift* lieb ober meinetwegen fo einen alten 3lbam bjat jeber SDlenfcp in fiep fteefen ; ber mufj einmal perauS. Unb ba§ weiff icp au§ ©rfaprung; ber alt’ grifc pat aucp am ärgften in mir gewirtp* fcpaft’t, wie er gefep’n, nun wirb’3 ©rnft, baff er ’rau§ muff. 23leibt ipr nur immer wie bisher. ©er alten «peiteret^ei wär’3 felber lieber, man brauet’ ©ewalt; ba fönnt’ fie fic£) erft recpt Derftocfen."" Slber nicf)t allein Don ber .fjeiteretpei laut ipnt Ülnreigung, feiner ißpilofoppie gu oergeffen unb Wieber Dom „alten ^ritj“ befeffen gu werben, wetcpen böfen ©eift er mit fo Diel .Kraft feitper patte Don fiep abgupalten gewußt. .§at man einen ipopanj in bie Kirfepen gefegt, bamit er bie Sperlinge abpalten foü, bann läpmt ba§ graue ©iebeSDolf erft ein allgemeiner ©epreefen. ©ein bloßer Ülnblicf fcpeucpt fie fepon banon. 9 cur pier unb ba finbet fiep ein f'ecfer ober burcp= triebener Kopf, ber fiep nape genug wagt, ba§ ©cprect'bilb ge= nauer angufepanen. ©o grimmig bem ißopang ber Derbogene §ut fi§t, halb fommt ber SBagling auf ben ©ebanfen, e§ möge wopl fein Kopf barunter fteefen. ©inmal, gweimal fliept er wopl unwiöfürticp, wenn ber ißopang fiep gornig fepüttelt 2lber er fiept, ber fepüttelt fiep nur, wenn ber SBinb wept; wie nape liegt ber ©eplufj, ber 2öinb bewegt ipn, er niept ftep felbft! Unb warum fommt ber ^3opanj niept unb oerfolgt ben 2öagling, ber nun fepon in Heiner ©ntfernung Dor feinen Slugen, wenn er welepe pat, Kirfepen nafept? 3lber nur ein wenig näper, unb 246 ber Söagling fteljt, er hat ferne, er hat gar feinen $opf, er hat toirfltcf) feinen Äopf! Oer Söagfing macht burch fein 23eifpief Slitberen Sftuth, biefe lieber Slnberen. 9?icbt fange nnb ba§ gan^e graue SSoff »erfjö^nt ben ^opan^, ben eä im Greife um* girpt, unb bafb figt ber 3furt§, ein immer lauteres Sachen. „geh möcht’ miffen, mie fid/S im gehntbaef) lag’/' lachte ber 2lbam§sSieb. „„gef) foÜt’ bodh meinen, e§ ntügt' fich meid) barin liegen/'" fagte einer oon einem anbern Sifcf)e. „Unb fühl," meinte einer auS einer ©efe heraus. „Sonft mürb’ fich einer nicht hinein legen taffen,"" lachte ber 2lbamS=£ieb mieber. Ser grig ftanb auf. 2Bie bie hohe, fräftige ©eftalt baftanb, mar eS hoch, als hätte fich t)er alte Dfefpect mieber gefunben. ©inen Slugenblicf h'elt ängftliche ©rmartung 3111er 2ltf)em an. 35er ^eiteretl)ei braune Slugen lachten einmal mieber oon Stolj unb greube. 3lber braugen hatte eben ein neuer Sanj begonnen. 248 Ser toät; hur aufgeftanben, bie ^eiteret^ei in ben Saat gu führen unb ftdt) mit t£;r unter bte Sangenben gu mifdjen. Sie Spottrebner faxten neuen SDiutlj , aber auf ber .peiteretfjei SBangen geigten fid) int bunten 2Becf)fe£ bie meinen Srudfteden mit bunfetm iRotb. «hinter bent fßaare §er tönte mieberum ba& @etäd)ter über be§ 2lbam§=£ieb unb feiner ©enoffen Spä^e. 3n ber St)ür ri§ fid; ba§ SDfäbd)en oon feinem Strme Io§ unb fagte leife, aber heftig: „3eiteret£)ei führ’. Sie fott feb'n, nnb Me fotlen'S feb’n, bafj ber ÜRann nicht int SBitbtbun ftedt." Sann manbt’ er ficb fo rubig gur ^»eiteretbei, baß bie fid) bar* über ärgerte: „2ßettn bu mitlft geb’n, idb begabt’ nur, unb b^1 nacben geb’ id) mit." „„Sch fann auch allein geb’n; idb fürdjt’ mich nicht,"" ent= gegnete fie. 249 ,,33rauc£)fl nicht gu fpotten," jagte ber gri£. „fgcf) jag’ bir nur, id) j)ab’ ben ©aal ba wohl gwangig 5D?al geräumt unb jct)äm’ rnict) jegt beStjatb, unb bu felber haft mir’S cerbad)t, unb menn bu mir’S jefd cerbenfft, baff id)’§ nicht ttju’, jo jag’ id) bir bod): jo ftarf bin id) in beut ©aal nod) nid)t geweft, al§ jefsunb.“ ©raufjen trug ber beut ©d^enmirtl) auf: „$f)r fönnt beit ©htrfd)en brinn’n jagen, fie füllen morgen Ülbenb in meinen ©arten in ben ©täbeln fommen. (SS ift ber 33orabenb oor meiner §od)^ig , unb iljr fönnt ein paar (Sinter 23ier hin* bringen.“ ©er Söirtlj ging in ben ©aal, unb ber $ritj unb bie .fpei* teretjiet tonnten nod) einen Sdintenfchuf; meit baoon ba§ $ubeH gefdjrei ber 5Surfd)en l)ören über bie (Sinlabung. ©iefe legten bie 33urfd)ett natürlich jo auS: ©er 3fri(5 wolle ftd) mieber bei- machen, ©ie ftotgierten um einen gangen Äopf geftredter, al§ gttüor, oor ihren 5Dcäbcf)en einher. (Sr Ijatte bie §erauSforberung, ben Stuf feiner Ära ft mieberfjerguftellen, mit ber $lud)t beant* mortet. borgen aber füllte er ©tief) galten ntüjjen. ©a mo£H ten fie iljm geigen, bajj eS nod) anbere Seide gäbe, bie’S ef>er oerbienten, ber ©tarle gu fjei^en, als ber IjolberS^riij. ©ie jpeiierethei erlebte baS 5MeS in il)ren ©ebanfen mit. ©ie liefj ftd) nid)t com führen unb mar jo übermütig, aber auch jo bitter, als nod) nie. 2öemt fie il)n mie ein Äinb be^anbelte unb if)tn über Heine ©räben weghelfen wollte ober il;n fragte, ob er aud) nod) f)eil unb gang fei, unb ob fie ihn nid)t halten fülle, bamit er bent ©teilt, über ben er geftraud)elt, nicht§ tf)ue, ba feßte ber grifc nod) mehr als einmal nach feinen fKodauffdjlägen. ©aS gräle baheim muffte heute noch weniger als bie ©age her, wie fie mit ber §eiteret£)ei baran war. ©ie Sfacht war corüber, ber 33orabenb ber jpochgeit war gefommen. ©ie §eiteretljei erjdf)ien ben gangen ©ag in berjelben Saune, wie geftern; bei fid) hielt fie immer ben ©ebanfen feft, 250 menn’S tfjt einfiele , beute noch in ii>r Räuschen gu geben unb nidbt mieber gu tommen. borgen mar fie bann »or ©ortnen* aufgang mit bem SieSle auf bem 2Beg. ®ie eingelabenen Surften fanben fid) alle ein unb maren erftaunt, aud) bie älteren Katnpfbäbne ber ©egenb, bie früher mit bem um ben -j^reiS ber ©tärfe geroetteifert, ba gu fin= ben. 2) er ^rifj unb feine ©efellen batten ben Dag über mit in ben ©raSboben eingefd)Iagenen ©teden unb barauf genagelten Brettern Difcbe unb Stühle auS bem ©tegreif bergeftellt. ©§ mar luftig beim Siere — benn auch ber ©cbit^enmirtb unb baS beftettte ©etränf blieben nic^t aus — in bem großen ©raS= unb Saumgarten gu filmen. @§ bauerte auch gar nicf)t lange unb ein berauSforbernbeS SBort um baS anbere lieft ficb »ernebmen. Der gnfe tonnte fid) faurn all’ berer erraebren, bie if>n gu einem IRingfampfe im ©fafte auf bem machen iRafen einluben. SergebenS gab er fein neue§ ©laubenS=- Sefenntnift gum Seften: mer ftarf fei, fülle ©ott banfen unb feine ©tärfe gur Arbeit anmenben, unb menn etma ein Unglitd ober ein Unrecht an ibm ober an Anbern Ab* mehr forbere. ©ein SBiberftreben machte fie nur bringenber. ©ie §eiteretbei mar am ©d)lunmften. Unb ba man ibn fonft bagu gegmuugen batte, feine Kraft mit ben Angreifern gu meffen, fo machte er ben Sorfdjlag, bamit menigftenS bis oor’m 9?adb= banfegeben gu märten. Unb biefer mürbe enblich, bocb nicht ohne Söiberftanb, angenommen. Sßie man im beften ©cftreien unb Dr inten mar, trat ber ältefte ©efelle beS 3ri|, in ber -fpeiteretbei alten Kleibern, bie er gu erbafdtjen gemuftt, munberlicb oerf leibet, unter bie ©äfte. ©r fagte, er fei baS Anneborle unb habe üom ,3ainbammer beim feinen ©chiebfarren in bem meinen Soben unten am Sache fejtgefabien. Db ibut nicht einer ber Anmefenben, ber ftärter fei, ben Darren IjerauSbolen moHe? Da entftanb ein allgemeiner Aufbruch- ffflan fab, eS füllte eine Kraftprobe gelten, ba mar fgeber babei. 9?ur ber fyrig fchien ungehalten, baft beS ©efeKen alberner ©infaÜ baS $eft 251 ftörte. ©t rebete feinen ©aften gu, !>ter gu bleiben unb tl;n attetn mieber geben gu laffen. 2tber fein $ureben fjalf nichts, unb ^alb millentog mürbe er mit ben 2Ibf)ang btnuntergegogen, teo ber ©dfiebfarren, ferner bepadt, mirftid) tm meinen gtafen feftgefatjren erfc^ien. ^eber mottte nnn ber ©rfte fein, ben Darren mieber E»er= augguboten. ^Darüber fam deiner ba§u, unb ein fetterer machte ben 35orfc^Iag, bie fReif^e beg ^utrittg burd) Soofen gu beftimmen. ®a§ gefd)a^; nur ber $ri§ fd)tofj ficf> aug. Unb nun begann ein ä^nlidjeS ©d)aufptet, alg am Stbenbe be§ ©rünber 9)?arfte§ bag beider 2Birtt)§E)an§ gefeiert, ©ine mabre iKufterfarte aller beim SlufEjeben eineg ©d)iebfarren§ möglichen ©teflungen entfaltete ficb. ®a fab) man bie ©iege§= getoi§f)eit lacEjenb gu bem Darren eiten nnb ben 5lerger ber ge= täufc^ter. «Hoffnung, flndjenb unb bie ©etenfe gured)t rücfenb, mieber banon tjinten unb enbltdE) mit lautem ©elädfter über ba§ gteid)e ©dpdfal Slnberer ftd) tröften. 3)em ^rig mochte ber Slnblid nid)t besagen: er ging tote* ber tfinauf, mo man erft gefeffen bjatte , unb man oertor Ufn au§ ben 2lugen. D'iun fjatten ftd) bie fämmtlid)eit ©äfte ohne ©rfotg an bem Darren »erfud)t, unb einftimmig mar man ber Meinung, eg fei ein SSepirfptel. Sen Darren oermöge fein ©tngelner berau?= gul)eben, unb fei er ber ©tärffte. „2$ielleid)t," lad)te bie fpeiteretbei, bie ben üergebttcfyen 33e- mübnngen mit $ubet gugefe^en, „ift ber Darren fo Dert>ept, bajg it)n nur ein Sßeibgbilb fann betangbrtngen." 2lüe rebeten ifyr gu, e§ gu oerfud)en. SKan hätte gern nod) eine 2BeiIe auf frembe Soften gelad)t, um ftd) für ben §of)n, ben man fo eben erlitten, gu entfdjäbtgen. Sie ^eiteretbei tangte in ben Darren. @ie badete an ihren Sriutnpb über @d)tteiber, Söeber unb ©dpnieb. ittber ber Äarren mar bod) fd)tt>erer, alg ber ihre bantalg geroefen. @e= lang ibr fct)on mehr alg ben Stnberen, hob fie ihn aud), bon ber ©teile rüdte fie tbn bod) nicht. 252 Snbern brachten ber Ibamg=£ieb unb nod) ©inige ben ben 2l6^ang Ijeruntergefüljrt. „2öa§ ©inern redfa ift, bag ift bem Inbern bidig," fdjrie ber Ibam§ = £ieb. „2öir fiitb Ide auggeladfa worben, bag muff fid) ber Srt§ aud) taffen gefallen." „„Sa,"" fc^rte ein Inberer, „„er fod Ifarnadfen nicpt fönnen fagen: SBenn icf) nur gewollt ffatt’, id) ffatf il)n 'rang* gebraut."" ®er wehrte fid) oergebeng, bie ^inberpoffen mit* juma^en, wie er fagte. „Unb wag wär’g benn nun? Ob id) faa ’raugbrädfa’ ober nidjt, beglfalb war’ id) um nidfag beffer unb nichts fdfjlimmer, atg id) bin, nnb i^r ade mit einanber nidjt." „„Sa,"" fagte ber Ibamg = Sieb, „„bann facfj’ eg; ®ag finb Ideg jungen geweft, ber Dolberg »Srifc ift adern ©iner."" ©in Inberer meinte: „Unb tjernadjen glaub’ id) aud) , ber ijat’g falber angeftedt, bamit bie Seut’ über ung tonnten ladjen." „@od id)?" fragte ber .polberg^Srig bie .jpeiterefaei, bie neben ifan ftanb, „üftein!" entgegnete bie gornig. „2Öag ©dfaimmer’g fann nidjt werben," fagte ber grifc, „atg bafj fie midj augtafaen. Unb ba fann deiner mir wag oorwerfen, fie finb Ide auggetadfa worben." „„Iber ict) fann’g nid)t leiben,"" erwiberte bie .^eiteret!) ei noc^ zorniger. ,,„®i d) foden fie nicffa augtadfan."" „Sa, er tjat’g falber angeftedt! er t)at’g falber angeftedt!" ffarie Ideg burfa einanber. „3 )a friegt’g einer wohlfeil, bafj eg l)eif;t, er ift adein ber ©tarfe. ©r fod fid) aud) auglafaen laffen, ober er ift fein eljrlictjer $ert." „„Sa, wenn far mir fo fonnnt!"" fagte ber Srfa; „„lafj mid) nur, ®orle, oiedeidfa lafaen fie nidjt."" ©r ftanb fdjon im Darren unb Lüdte fidj. 3)ie SDiä uler, bie fcljon jum Sacfjen aufgeriffen waren, blie* 253 ben oor 23ermunberung offen, tote man ben Darren gehoben fah, unb al§ U)n ber 5ri}$ mtn ooüenbS nod) quer ben Slbfyang hinauffuf)r, ba öffneten fie fid) nod) weiter. 2tber eS war fein ©etä^ter, waS ^erauSfam, fonbern ein üluSruf beS Staunens. Sem grig aber fd)ien eS fo toenig um ihre SBemunberung gu tf)un, als er fid) oor ihrem Sachen gefürchtet. Oben liefe er ben Sdfiebfarren au§ ben fpanben unb fagte: „$dj Ijab1 euch euren SBiCten getfian, nun lafet baS S3ier nicht nod) matter werben." lÜeS felgte fid) fd)Weigenb oor 2lerger, Sdfam unb 23e= lounberung. 33on einer ferneren (Sinlabung gunt Süngf'ampfe mar ben Slbenb nichts gu oernehmen. S3ielme^r erfiob fid), ba man bem 33iere mieberum gugefprochen , ber alte IßreiS beS ftarfen ^rttj fo laut, als je guoor. ülber bem grits gewann er nicht baS leifefte Säbeln ab. „Safet baS bumme 3eitg," fagte er; „mie td) geftern eure Sieben ruhig angehört Ijab’ uub gangen bin, baS mar Ijunbertmal mehr, als baS mit bem ^arr’n." Sie 23raut aber fafe fd)toeigenb bort , unb bie Srudfleden geigten fich toie geftern mit bunfler IRöt^e auf ihren 2Bangen. 5llS SltleS aufgebrod>en mar unb ber fie nach §aufe führen motlte, rife fie fid) loS. „Safe bu’S fd)on anfängft?// fagte fie, mül)fam baS SBeinen oor 3orn unterbriicfenb. bin nid)t, mie meine HRutter mar, baS fag’ id) bir, unb gefallen taff id) mir nif. 3e£t hol’ id) baS SieSle; bie Dlacht fd)taf’ id) in meinem fpäuSle; mach’ bu, maS bu midft; id) mad)’S aud). Unb fo ift'S, unb nu ift’S fertig." ,,„^n beinern «fpäuSle fannft bu nicht fcfjlafen,"" fagte ber tjrftaunte, inbem er fich atl feinen 3tod = 2luffd)lägen fafete. ,,„Unb]baS SieSle fc^läft nunmehr. SaS mirft bu nicht auS bem @dt)taf aufmecfen. ^d) halt’ bid) nicht, baS ^ab’ id) bir taufend mal gefagt; bafe mir’S mel) tfiut, wenn bu gef)ft, baS metfet bu felber. Unb befehalb fannft bu immer bie Stacht noch bei beinern $räle bleiben. Sa bift bu hoch fo gut aufgehoben, mie bu’S in beinern §äuSte mär’ft. SBenn bu’S midft, gehen mir an beinern 254 4>äugte Dorbet; tot) ^ab’ fo im ©hm’ gehabt, baß kt) bidj morgen t).tn mottt’ führen oor ber ©rauung."" ®a§ 9Näbd)en ermiberte nidjtg, fie ging aber ooran nach ihrem §äugdjen gu, fie feinte ftrf) banad); oiergehn ©age lang hatte )ie eg nicht gefehen. ©er gri(j$, in bem eine neue «poff= nung aufgegangen mar, brang ihr feinen 2lrm nicht auf, fonbern folgte ber ©itenben fchtoeigenb. mar eine jener tauen ©ommernächte, mo man meint bctü ©rag machfen gu hören, ©ie ^atme, Don ber .pige beg ©age§ auf bie ©rbe niebergebeugt, tränten [ich im ©hau mieber frifch unb richteten frei) teife tnifternb in bie £1%. Ba§ unter bem meinen kantet ber Nad)t Sebenbigeg fein Befen treibt, ba§ raffelte am ©oben hin ober burd)fchnitt im gaefigen ginge bie Suft. ©a trommelte ber Dtternbrutfänger gget, ber ftac^ei= geharnifchte, fich fetber gu feinem 9Narfd)e ben ©aft, bie Nacht¬ falter rannten mit ungefd)idter ©atanterie bie ©turnen an, benen bag ©tänbehen galt, bag fie mit ferneren gtügeln abfunimten. ©ie ©ritten burdjftadjen ber Nacht bie fchmargen ©hren mit ihrem feigen ©efange. ©er geigtge ^arnfter ganfte feine eigene grau Don feiner epaugthüre hinmeg. £ier nnb ba ftieg ein ter im ©rafe umher unb fd)üttette oornehm nach jebem ©ritte ben ©t)au ooit ben fmehgehobenen Pfoten. ©on all biefem ©eben unb ©reiben an feinem Bege be- ineifte unfer eitenbeg a a r , in feine ©ebanfen Derfunfen, nichts, ©me ©Seite fd^ritten fie gmifd)en grünen .peden hinburch, bann an ber alten grauen ©tabtmauer hin. gegt tarnen fie unter bie Beibai. ©ie peiterethei blieb ptofjlich flehen. ©ort, mo fie ii)r ^ängchen muffte, flimmerte etmag heit burr oorgeljen möd)te, in iljrem ©efidjte ju lefen. Unb eg mar bod) tljr ^jäugdjen! Unb mar eg bod) and) nidjt. ©eine äußeren Utnrtffe mären eg, aber and) nidjt, bie eg feit feiner traurigen Seränberung burd) ben testen Regelt gezeigt. ©§ I;ing nidjt mebjr im gnnerften jerfnicft an bem geig, eg ftanb mit magerest abfcfjneibenbem gorft gerab empor, fo gerab, alg fic^ bie .jpeiteretljei nidjt erinnern tonnte, baff eg geftanben. 3e näljer fie tarn, befto meljr 9?eueg fiel iljr baran auf. fftidjt allein bie Süd'e in ber £eljmmanb, bie gan(^e alte Söanb mar fort. ÜDafttr geigte fidj ein fftefs aug fdjlanfen Salten gemebt unb bie tDfafdjen mit gelbem oon rotlj fdjimmernben fjiegeU fteinen auggefüHt, oben barauf ein luftigeg .giegetbad). ©ie ftanb mie felbft oerfteinert baoor, big ber alte §ollun* ber aufraufdjte mie oor greube ober ©djmerj beg SZBieberfeljeng. 3)a bradj il;r ein ©trom oon Sljränen aug ben Stugen, unb fie rang bie §änbe unb rief nur immer mieber aug bem tiefften ©djmerj Ijeraug: ,,21d), mein gut alt gängle! 51 dj, mein gut alt gängle!" (Srft meinte ber gri§ Dei fid): „91u abje, alte 4)eiteretljei! 9iu muff fie Ijeraug!" 511g aber bag SSÄäbdjen nid)t aufljörte, über il)r alteg .jpäugdjett gu jammern, ba ging'g il)tn felber nal)e unb er bereute faft, mag er fo gut gemeint. „51ber, ÜDorle," fagte er begütigenb, „eg ift ja beiit alt .päugle nodj, roenn’g aud) einen neuen D^ocf an l)at gefriegt. gnmenbig ift eg nodj gerab’ fo, mie eg gemefen ift, llnb ber alt’ §ollunberbufd), ber Ijat nid)t ein Sleftle eingebiifjt. ®en fjab’ id) bemacht, 'mie menn er mein Sruber mär'. 2Cudf> nid)t bag bHot£)fd)roän§d^en = ^Jeft barauf ift roeg." ,„,9?ein,"" fagte bag üftäbdjen, „„mein fpäugle ift bag nid)t meljr. 3)ag geljt midj nip an. gd) Ijab’ gebadjt, menn’g nicbjt meljr geljt, gielj’ id) mieber in mein alt’ päugle, unb nu t)ab’ td) feineg meljr. 9iu Ijab’ id) nip meljr auf ber 2Bett. -Jiu fann id) fort in bie gremb’. 3)a Ijab’ id) nu nip meljr ju fud)en."" 256 3)er 3-rig bewegte bie |janb fcpon palbweg§ itacp ben Stocf* Happen, inbent er erwiberte: „ffcp pab’ freilich niept gebaut, baß bu bie ©acp’ fo wirft anfep’n. ülber ba§ ift’§ auep niept. ®u weißt’§ recpt gut, baß icp’3 nur pab’ au§ Sieb’ getrau." »„3a,"" fagte bie §eiteretpei, „„barnit bu miep recpt fönnt’ft ptageu, itnb icp müßt’ niept, wopin! ®eßpatb paft bu’§ getpan. £)u paft’S fortgetpan, bawit icp nip mepr patt’ unb bicf» müßt’ nepmen." " ®er grip rebetc iu fiep pinein: „®a§ ift bie alt’ §eitere= tpei, unb bu wiüft ein Wann fein!" Wit ©ewalt an fiep pal* tenb, fupr er gegen ba§ Wäbcpen gewanbt fort: „3)a§ wirft bu boep einfepen, baß ba§ |>äu§le fo niept pat fönnen bleiben. ®er näcpft1 Stegen pätt’§ oottenb§ weggefepwemmt." fagte bie §eiteretpei immer zorniger. ,,„3)u paft biep gefepämt, baß ba§ fjäu§le ein arm ^äu§te ift geweft. Tw paft bu muffen geigen, baß bu ein Steicper bift. $cp pab’3 allein niept gewußt, baß icp arm bin, unb ba paft bu mir noep mein |jäu§Ie müffen nepmen, barnit iep’§ nur reept foU füplen, baß bu ein Steicper bift unb icp bin arm."" ®er $rip patte Wüpe, fiep ju palten. @r fagte fiep: „2£enn ba§ ©i§ gept, ba gibt’3 auep ein ©epraffel; pernaepen wtrb’§ Don fetber ftift. ©uef, Torle, pätf idp miep gefepämt be§ §äu§te§ wegen, fo patt’ icp'§ taffen gep’n. Unb biep gwin* gen, wie bu Dorpin paft gemeint, ba§ ift mir auep niept ein¬ gefallen. (Sben barum, weil bu immer mit beinern ,£jäu§le paft gebropt, unb bu paft füllen fep’n, baß idp bir feine ©ewalt pab’ wollen antpitn." „rrS*/"1 fagte bie ^eiteretpei noep jorniger, fag’, wa§ bu wiHft ; wa§ idp fep’, ba§ fep’ idp. Tu paft miep wollen Io§ werben, 3cp bin einmal niept wie anbere Seut’, brum bin idp auep überall gu Diel. Tu pätt’ft micp’3 niept fo werten gu laffen gebrauept. 3cp wart’ Don felber niept, bi§ bie Senf fagen: nn fannft bu gep’n. Unb irp gep' aitdp, wenn fepon bu mir mein |jäuSte paft genommen. Tu benfft SBunber, wa§ bu bift. 5 cp pab’ niept auf biep gewart’t, bi§ bu lommen bift. ^cp fcraud)’ deinen, unb biri^ gar nicpt. $D?air nicht auf, aber id) bettet’ mich bir auch niegt auf. Sa§ f)äu§le ba ift bein; id; gab nip brau §u fuegen. Su fannft mieber gineinsieg’n. Su fannft maegeu, ma§ bu 259 tniUft. 3)ir mel) tljun motten id) nidjt unb mürb’g nidjt, unb wenn mir Ijunbert %af)T’ lang mären getraut; aber menn id) peiratl)’, mitt id) ber 9)iann fein. 9?u roeißt bu, mag id) »on ber ©ad}’ beul’ unb non bir. ©>anad) fannft bu bid) entfcplieffen. llnb fo ift’g, unb nu ift’g fertig." sJiüd) im ©precpen patte er jeben Slugenblid gemeint, felgt merbe bie «g>eiteretl;ei aufbegepren unb ibjr 33erl;ättni§ ooüenbg zerreißen. (Sr füllte, er pabe fie fo lieb, alg ein ÜDlaun ein Sffieib nur paben tonne. (Sr füllte bag um fo ftärtcr, je ge* miffer er meinte, er fpredje iprent gufammenfein jept bag ©obeg* urteil. Um fo überrafdpter mar er, alg fie and} nun nod) fd)tt>ieg, ba er feine fHebe geenbet. $n iprent ©efidpte tonnte er, ba ber fDionb fid) in bicfe SBolfen gebüßt, nicpt lefen. (Sr porcpte auf il)ren ültpem; fie atpmete nid)t rafcper alg fonft. (Srmartete fie, baff er bod) nocp fiel) aufbetteln mürbe? SDann batte fie fid) geirrt. (Sr mar fid) bemüht, fo Diel ©ebttlb ge* geigt gu paben, alg ein 3)?aun nad) feiner Meinung geigen bttrfte. llnb bie ©trafrebe mar er fiel) unb ipr fd)ulbig gemefen. ©ejf* palb fcfjmieg er aud). ©ie manbte fiel) enblidp langfam, gu geben, unb er folgte iljr. 21uf bem gangen fpeintmege fpraepen Seibe fein äßort. ©)ag gräle batte mit bem gu Sette geben auf bie fpeiteretpei gemartet. ©er $rilg fagte gute 9Jad)t unb ging ftolg unb bod) pergengbebrängt nadp feiner Sßerfftatt in ben ©täbelu. (Sr füllte, baff feiner (Srtlärung I)eute fein anbermeitig ©efpräd) mepr folgen bitrfe, füllte fid) ipr (Sinbrud nid)t oermifepen. ©rauffen aber poben fid) immer nod) tpauerfrifepte §alme, trommelte ber trieben bie 9?acE)tfalter iljre ungefepidte @a* lanterie fort, bie ©rillen girpten, bie §amfter ganften, bie $ater fcpüttelten nod) immer ben ©pau oon ben gehobenen Pfoten. 3ebeg batte mit fid) gu tpun. ©ag fpäugcpen flimmerte un* befümmert; nur ber fpottunberbufd) fdpien gu apnen, mag biefe iftaept in gmei liebenbeit fDfenfcpenpergen oorging. (Sr raufape leifer, roie um fte nid)t gu ftoren. 17* 260 ©er folgenbe SÄorgett fanb ba§ gange §au§ be3 |joIber§= grijj fcE)on mach. ©3 mar ja ber ©rauung§=©ag feines |)aupte§. ©r felber fant mit ber Sonne oon feiner ©Berfftatt herein. ©ittr bie Sraut tiejj fid£> nicht feljen. Sie ©rauung füllte früh DotU gogen toerben. ®a§ .potber^gräle fanb bie ^eiteretf)ei nod) fchlafenb, al§ fte ifjr ben geftrigen Ingug non beut Stuhl an ifjrem Sett t)intoegna^nt unb ba§ Srautfleib bafür hinlegte, lud) für ba§ SieSle toar ein feftlicf)e£ ©etoanb beforgt morben. ©a§ f erlief in einem befonberen Sette. ©er §olber3=gri§ fonnte feine Unruhe faitm oerbergen, als Siertetftunbe um Siertetftunbe oerging unb ba§ 9)iäbcE)en nidjt guut Sorfdjein tarn. ©a§ §oIber3=gräte mert'te ihm feinen ,311= ftanb an unb ging, nad) it)r gu fetten. ©leid) baranf fam fte erfc^rodeu toieber. Sie fd)lug bie ,£jänbe gufammen unb fagte: ,,©ie Sd)anb’! bie Schaub’!“ ©er grifc fragte nicht. ©r begriff, ba§ fjräte hatte fte nid)t gefttuben. „©Beim fie nid)t unten am Sruttttett ift,“ unterbrach er fie. „„3 äu§le oorbei ^u bir."" „Bkrunt gu mir?" fragte ber ^rig, inbem er jur Slntmort ben 2Beg nad) bent ^äu§d)en einfd)lug. „Du !annft nun eben fo gut fageit : ju bir ober aud) §u un§. 2Benn bu nur allemal benfft, baff bu -$u mir roißft, menn bu fyeint gebft in unfer §au§, ba miß id) gufrieben fein." ©3 mar fein unnüfjer ©infaß, ber bem $ril$ fe^t fam, nad) beut §äu»d>en gu einen Ummeg ju machen, ©o oerloren fte bie ©affer eublicf) unb fanten allein unb unbeachtet bei bem .fpäu§cf)eu an. ©in fernerer Vormittag ift nid)t Ieid)t gemefeit. Seht äßolfcpen am §tmntel, unb ber alte «g>D0unberbufcf) Ijat Don bem leifen ©prüljregen f>er ein ,f)od);$eitfletb an, meit prächtiger, als ber rotf)e Äirdienfrad be§ 9)?eifter§ ©d)ramm; baS blinft unb funfett burd) einanber mie taufettb Diamanten, memt er nad) feiner 2£rt in fid) hineinlad)t; unb fo herzlich unb feltg in fid) hineingelad)t, mie heute, t)ät er noch nie. Da§ erneute .'päuStein unter feinen klügeln glänzt, als mär’ e§ felber eine Braut. Der ^ef§ an feiner linfen $lanfe hatte über fein graueS .fpembe einen fRod. angethan, au§ ben fd)önften rötheften fJ3ed)nelfen ge= mebt, auf feinem Raupte einen grünen §itt mie ein Dproler. „©iehft bu," rebete er mit hunbert raufchenbett ©timmen auf ba§ Räuschen hinein, „aß ben ©lanj banfft bu mir, unb fmft ntir’S übel genommen, mie id) bir ba§ alte ©emanb auSjog, mie ein ungeberbig $inb auf bem $nie ber Blutter , bie e§ pulsen miß. @3 mirb itidE)t§ 9ieue§ unb @ute§, memt ba§ ‘Sitte nicht abgetrieben mirb, frag’ nur ben .fpolberS^rig unb feine Braut; benen ift’S gangen mie bir." — Unb auch an SD^ufif fehlte e§ nicht. Der alte ^oßunberbufd) fteßte in feiner munberbaren SSielfeitigfett ben Brautführer unb ba§ Biuftf =Drd)efter ^ugleid) Dor. ©in ©raSntüdchen barauf fang bie BMobie ju bem emigen Sieb Don ber glüdlichett Siebe, unb jmei felige §er3en fc^tugen ben Dact bajit. Denn brüben im @ärtd)en über bem ©cf)lof}' meg, ba lehnt bie Braut leife ihr Slngeficht an be§ Bräutigams 263 Stuft unb fagt: „,,$cf) muff bir’d boc£> fagen, gri§; idj mollt', id) müfjt’S nid)t fägen unb bu roü^teft e§ fdjon."" „Unb menn id)’§ meifj, id) f)ör’§ nod) taufenbniat gern/' er* miberte bet fyriij nur mit feinen lugen. <5§ ift ber 33 lief ber if)r im ©raume fo melj getfyan. llnb ba ftanben fie ja aitd) f)ier im ©djatten non bent alten Ipfelbaum. Sie moHte meiter fpredfen, aber fie fief)t fid) erft nod) ein¬ mal fdjeu um, ob Sßiemanb in ber 9täf)e ift, unb feine lugen meinen ibjr au§. „ „^d) mar ein bumm’s» 9)iäble unb bin nur immer bummer morben ftatt gefdfeibter, unb geftern mar id) am aderbummften. ©ie gang’ .geit f)er, feit wir gurn lebten 9)tal fjabett l)ier geftam ben — aber, gud’, e§ ift aud) niy ©ering’S, baff lHe§ auf ein= mal anber§ foil merben, unb man fotl fein eigener fperr nidjt meljr fein, guutal für ein arm’d DJtäble, ba§ nif E>at, al§ baff «§ fid) nip braud)t fagen gu laffen."" ©ie fdjmeigt mieber. ©ie bunfele 9iofe gleid) neben i!)r finbet ,geit, ben ©dfmetterling git fragen: „9hm fag’, ob fie rotier ift, al§ id)!" ©er mürbigt fie feiner Intmort unb fet^t fid) auf bie Sofjnenblütlje, mo er bent ÜD?äbd)en in’§ @efid)t fefjen fann. lu§ bem ift bie alte §eiteretl)ei oöllig oerfd)mun= ben; über 9iacf)t ift bie Sluntc ber $nnigfeit oöKig aufgebrocben, bie in ber ©raumnadjt bie Änofpe gefprengt. Unten in ben SSeiben raufet e§ fo Ifeimlid), baff man feine ©ebanfen barüber oergeffen fann. ,,„3d) f)ab’ bir nid)t gefagt,"" fuljr bie Sraut fort, ,,„mie mir’§ mar; id) fjab’d nid)t gefonnt unb fann’d aud) jetjt nid)t, obfd)on id) mitl. ^d) I)ab’ bamald, mie bu an ba§ ©ärtle bift fommen, getfyan, at§ mär’ mir nip an bir gelegen; aber menn bu märft gangen, mie bir ba§ £ie§le gerufen J>at, gud, id) mär’ geftorben. ©aff id) ben 9)?ännern bin feinb gemefen, ba§ ift öon meinem Sater feliger gefommen. ll§ ein flein Ä'inb l)ab’ id) müffen fel/n, mie er meine ÜJtutter l)at gefd)lagen, baff fie manchmal beittaf) ift liegen blieben. ©a I)ab’ id) meine Irm’ um bie SKutter gefdftungen, baff er rnidj mit Ijat müffen treffen, 264 weil i d)’ß aud) nid)t r?ab’ beffer beben moden, als bie Butter '§ l;at gehabt, 3aran fyab icb oorber nicht gebadjt gehabt, nnb ba§ bat mich «och mehr gebrüdt; unb meine SIngft ift immer größer morben, meit id) in meinen ©ebanfen imnier menigerbin gemorben gegen bid). 2ßenn bu mein 33ruber märft gcmeft, ich mär’ nicht barauf gefommen, baff id) mieber in mein ,£jäu§Ie modt’. Unb memt ich gangen mär’, id) bätt’S nicht ein* mal fönnen erleiben; id) mär’ gemijf halb geftorben. 3dh bab, nun freilich eingefeb n, baff bu Die [ beffer unb oernünftiger bift’ alö id) ; aber ba bin ich mir nur immer Heiner gemorben in meinen ©ebanfen unb bab’ mir nicht fönnen benfen, bu fjätt’ft mich üeb- Unb auch baS mar bumm, baff ich mir immer nod) [o Diet au§ ben Leuten gemacht bab’, unb bab’ hoch gemußt, mie |ie finb. ®u barfft nid)t ungebufbig merben, menn ich bir SldeS burch einanber ergäbt’; gerab1 fo finb immer meine ©ebanfen unter einanber herum gefahren. ®ie gangen Sfäcbt’ bab’ ich mid) im ©chlaf gemehrt gegen bid); ba bab’ ich mich enblich getröftet unb bab’ mir eingebitb’t, ich &in ftärfer als bu, mie' bu ben Surfcheu ihre Sieben fo ruhig haft angebört. 2lber bemachen mar mir ba§ mieber nicht recht, baff ich einen föiaun haben fodt’, ber fd)mäd)er mär’ benn ich, baß id) feinen Siefpect haben fönnt’, unb id) bätt’ mieber fo gern Siefpect muffen haben oor bir. 3 )a f)ab’ id) oodenbS bumm getban, unb mie fie gefpoffet haben, noch immer bummer, unb mie bu ben @d)iebfarr’n I;er= aug haft gehoben, nod) bummer, meil ich hab’ geglaubt, bu midft mich bamit oerfpotten. Unb meit id) gefefj’n bab’, ba§ bu bod) ftärfer bift, als id), ba ift meine erfte 2lngft mieber gefommen. 2lm aderbummften bin id) gemeft megen bem £äu8le, mo bu’S 265 fyaft fo gut gemeint. fftein, ba§ ift nidjt bumm getrieft; fd)led)t ift ba§ geroeft oon mir. Sd) Ijab’ ba§ gleid) gemußt, id) f)ätt’ bir’g mögen fagen, unb t)ab’ bod) nid)t getonnt; idj f)ab’ auch gebaut, btt Ijaft mid) nidjt mefjr lieb ; bi§ bu böS bift geworben unb l;aft :nid) herunter gemalt, ba f)at mir ba§ .fjerj babei geladjt im ?eibe, benn an beiner Sornigfeit fjab’ id) erft redjt gefehlt, wie lieb bu intdb) fyaft. Unb nun I)ab’ ic^’S erft recf)t gewußt, baß 2lHeS bummeS Seng war, maS id) Ijab’ gebadet, unb bu bift beffer al§ id), unb bu Ijaft midi lieber, als id)’§ tierbien’, unb idj foHt’ lieber beuten, wie id) gegen bid) müßt’ fein, als wie’S fein tonnt’, baß bu einmal gegen rnid) mär’ft."" Sie fdiwieg an feiner 23ruft, unb ber fyrits jubelte: „Sie ift ’rauS, fie ift ’rauS, bie alt’ .fjeiteretljei!" „„Ülber id) muß bir nod) waSfagett,"" fufjr fie nad) einer 2Beile jßgernb fort. „Sag’S nur, fag’S!" lad)te ber Srif5. „$ein Stficfl’ alte .fjeiteretfjei foU briu bleiben!"" „„Sa,"" fagte fie, „„gucf, Srifc, unb wer aufgeräumt Ijat bei bir, ba§ bin id) bod) gernef*."" Unb fo fpradjen fie weiter. 2Dir übergeben, waS fie rtod.) fagte nnb er nocf) antwortete. £)ie 33efferung, §u bem (SineS bem ülnbern oerljolfen, f)at fid) bleibenb bewährt. Sfu 2ßort, bei bem er fie genommen, I;at fie gehalten; fie ^at eS'maljr unb iljn junt ÜDfanne gemalt unb iljm feine Urfadje meljr gegeben, beit ©runbfäjjen untreu 31t werben, bie er il)r oerbanft. Sie öffentlid)e Meinung f)at fid) abermals überfctjlagen unb fteljt nun wieber richtig auf ben Süßen. Semt oon Spott unb gutem fRatl) ift feine tRebe metjr; baS ,jpolber§=Srüle f)örte wie* ber fo gut als Dörfer. Seit guten fRatlj trägt man nid)t met)r tiin, fonbern l)olt iljn beim ÜDfeifter £olber unb feiner Sfteifterin. Sa, er ift nun formlid) ^unt 9fatI)Sl)erren gewählt unb fann’S bi§ jum Sürgernteifter bringen. Sie grau Skltineffin unb bie übrigen großen SBeiber f)aben Sreunbfdjaft mit ber §eiteretf)ei 266 gefdjloffen, benn fie ift nun aucf) eine große grau, unb menn fte, fett fie biefeg gemorben, noch oon allen großen SBeibern fo ben ft tote früher, fo tljut fie menigfteng (Sitter Unrecht. Sie ift fie felbft. ©ie ift fc^Iid^t unb befdjeiben, ihre 2Ba^r^aftig!eit unb i()r braoeg ©entüth I;at fte fid) erhalten. Sie alte Innemarie, bie nun im <£jolber§sf)aufe ben eigenen Äinbern ber §eiterethei bag ift, mag fie früher bem Siegte gemefen, tfjut fid^ auf ben neuen ©lang ber ^eiteretfiei, über ben fid) ÜRiemanb aufrichtiger freut al§ fie, mehr ju ©ute, alg bie ^eiteretljei felbft. ©ie hat bie Siebengart: „Unb fo ift’g unb nu ift’g fertig!" an fidj ge* Hommen, feit bie ^eiterethei ihr ©igenthmngredjt baran auf^e* geben hat, unb bie contraftirt tounberlich genug mit bem bef d)ei* bcnen Sone, in bem fie je(3t oorgetragen mirb. Sie Sotin in Steid ift geftorbett unb hat bie §eiterethei in ihrem Seftamentc anfehnlid> bebaut. Sie ©djroefter ber |jeite* rethei ift oerheirathet, unb man hört nid)tg Uebelg mehr oon ihr. Sie gungen beg ißaareg jagen 3 mar nicht, mie ber äöeber prophetifd) gehuftet, ben ßirdjthurm oon ber Kirche unb aug ber ©tabt, aber fie machen ben Leitern feine @d)anbe. Oft fpielen fie um bag oerjüngte 4)äugcf)en, unb ber alte fpotlunber hat feine greube, menn bie älteren auf ifm heruatftettern, eine greube, metche bie ängfttiche Sinnemarie nicht theilt. Sie ,§eitercthei fagt, fo oft fie bag roohthabige ^augmefen unb ihren jufriebenen SKaun anfchaut, immer noch: „geh bin nur froh, baß Su mich haft." Unb bag ift nicht ruhmrebig ge* meint unb er öerfteht eg auch nicht fo. 2ßir aber fch ließen unfere (Stählung mit bem 2Bunfcf)e, baß ber Sefer jefct nicht etma, getangroeitt, bie nun ber Sinne* marie angehörige fRebengart auf unfere ^Bemühung anmenbe, inbem er fie umfehrt unb oeränbert: „Unb nun eubtidj ift'g fer* tig, unb bag ift gut." 3tuö beut Kegelt ttt bte Sxitufe. Sn Sudenbach, faft am ßinbe be§ ©täbtdjenä, fte£;t ein fteine§ §au§. Sudenbad; I;at gang anfehnlicfie Käufer; bie meiften prangen mit gtuet ^enfterret^en , ja ba§ 9iat^au§ £>at ihrer brei. ÜUtan trifft ba Seute genug, bie ein ganje§ §auS heftigen; häufiger aber finbet e§ fidj, baß ein unb baffelbe §aitö jwet @igentt)ümer bat. ©inent gehört bann ba§ parterre, bem anberen ba§ obere ©todwerf, ^n Kelter unb Söoben finb ©Reibungen angebracht; e§ ift ganj genau im Kaufbriefe be= fd)rtebeit, welchen Staunt ber eine, welchen ber aitbere @igen= t£) ünter gur SBenufcung anfprecfien barf. Unb ba§ ift gut. 6nt= fielen bod) trofjbem nur ju oft oorübergeljenbe Reibungen, ja bauernbe fjeiirbfcljaften gwifdfen beit jwei Seffent, bie jule^t au bem S3efi^t£jum ftebcn bleiben, fo baß ber neue Käufer ber einen Raffte auch in bie alte geinbfchaft eintritt. $jcb f)a^e nod; ein §au§ in Sudenbach gefeiert, ba§ ben <£)aß feiner beibett Sc* filier offen auf ber ©time trug. ®er eine patte feine §älftc außen rot!) ntaten laffen, fogteidf ftricp ber aitbere bie feine grün an. Unter folgern forterbenben $tuche litt ba§ ^äu§d;en nicht, ba§ ich meine. hatte jwar jwei genfterreihen itbereinanber unb war unten unb oben bewohnt, unb war’ e§ jur geinbfchaft jwifchen ben Bewohnern gefommen, fo fonnf e§ eine gefährlichere werben, at§ irgenbwo. ®enn bie Sewohner ber untern .§älfte waren beftänbig unter Sßaffen unb trugen nicht einmal eine ©cheibe barunt. ©ie tonnten fie nicht au§ ben «fpänbett fegen; ba§ ging felfr natürlich §u : fie hatten feine §änbe. ©ie trugen 270 fie auf beut Äopfe; furj gefagt : e§ roar eine giege unb eine Äulj* ©ie ftanben fo nah beifammen, mie ntan nur fo frieb= liebenbe ©efdöpfe [teilen barf, al§ bie beiben fid immer gezeigt, ltnb hätte man fie and) meiter au§einanber [teilen moEen, eS hätte an 9iaum baju gefehlt. 9feben bem ©talle mar ein 33e= hätter, itrfprünglid moty! gu einem anbern gmede angebradt, al§ bem er fegt biente. ®a§ fonnte man beuttid feigen, menn bie ©I)üre nad bem ©talle ju aufging; unb eine anbere hatte ba§ ©ein ad nidt. ©3 mar gang aitsgefüEt non einem fc^malen Söette. äßer ba§ 33ett machen moflte, mufjte ba§ non außen; unb mer ftdfc) in ba§ 23ett legen moEte, fonnte bie ©f)ür’ nidjt ef)er fdliejjeit, bi§ er barin lag. (Sin bider ÜDiann, ber fid barin auf bie ©eite menben mollte, hätte bie ©^ür’ erft öffnen ntüffen, um ben 23aud, bev fonft nidt i]3Iaf$ hatte, in ben ©taE hinauf Rängen 31t laffen. 3)ie ba§ ©emad fe§t inne hatte, braudte ba§ nidt. ©3 mar bei aEer jugenbtider giiEe ein gierbid) Mähren; fie burfte aud; nidt einen goE länger fein, af§ fie mar; fonft hätte fie nidt au3geftredt in bem tßette liegen fönnen. gm obern ©tod gab e3 bebeutenb mehr 9faum; ber töaumeifter mar oben fparfamer bamit umgegangen. §ätte man, ma3 unten ber §au3raunt 3U groß mar unb um rca§ bie gerabe, ohne ©e= lenfe etnporführenbe, ©reppe unb ba§ ©eminfel barum herum, ftd) 3U lang unb breit utad)te, 3ufammen nehmen fönnen, e§ bjätte nod ein ©tübden abgegeben. £>ie ®ede be§ ©taEe§ mar un= mittelbar ber gußbobeu ber EBohnftuben oben, unb ba§ mar nidt übel, befonber§ für Seute, bie, mie grau 33ügel, leicht falte güjje befommen. 3)ie grau 33itgel fal; nad ber „23rüde", bem ©if? be§ ©dneibermeifterS unb feiner ©efeEen, menn er melde hat; unb fie fagte mol;! 31ml hunbertftenmale biefen Ülbenb: „mo ber gung’ bleibt ! ber ©apperfot!" 3)ann fiel ihr 9luge mohl, auf bem 2ßeg oon ber 23rüde 311m nahen genfter, an ein luSffopf* ftödden oon fpanifdem Efohr, ba§ quer über 3mei .fpofsnägeln an ber genftermanb lag, juft fo h&d), bajj eine grau oon ber e ber grau 23ügef feinen ©dem et unier ben güfjen braudte. 271 iijtt aber auch nid)t erlangen fonnte, ohne fich einigermaßen gu b^nen. „2Bo ber ^ung’ bleibt!" 2ln ber anbern ©eite be§ 37if^e§ faß ein Räbchen, ba§ and) ohne ben ^ng non §ergen§güte in ihrem C^efidjte hübfd) erfdfienen märe, ©ie fab au§, ah§ münfcbe fie nidb)t§ fehnficber, al§ baß fyemanb irgenb einen ®ienft non il;r Derfange, je f d)merer, befto beffer. $hrer 2lrt gu fxtgen fogar nterfte man ben ®ienfteifer an. ©ie faß nur auf ber änßerften $ante, emig im begriffe, Dor 33ereitmidigfeit Dom ©tu^le gu faden; bie halbgeöffneten Sippen batten ein unau§gefprodfene§ emigeS „©leid)" groifdjen fid); unb ba§ fte^enbe Sädietn um ba§ runbe 97a§chen cerfidjerte unaufhörlich: man fode bocf) fagen, ma§ man Don ihr mitnfdie; e§ fei ihr ja eine Suft, e§ au§gurid)ten; tie thu’ e§ ja gang gemiß Don bergen gern, ©o mar e§, menn bie $rau 33ügel fagte: „mo ber £yitng’ nur bleibt!" af§ modte ]ie Dor C£ile gleich Dom ©tidf! bera& gunt ^enfter hinauSfaden, unb ba fie nid)t§ meiter thun fonnte, ftanb fie menigften§ für einen 2tugenbfid auf. $ief ihr bann ein ©täubdfen auf einem Sdiöbef ober fonft ©tma§ in bie Singen, ma§ h'nmeggethan ober guredjt gu rüden mar, fo ließ fie ihren ®ienfteifer einftmeiten baran au§, ei)’ fie gu ihrer Slrbeit gurüdfeßrte. ©3 maren ein fßaar ©öden, bie fie auöbefferte; fie hielt fie mit einer Slrt am bärtiger ©chonung in ihren fleinen .fpänben. ®ie ©öden maren flein mte biefe fpänbe. ©ie mußte ben Knaben fehr lieb haben, bem fie gehörten, man fab e§ in ihrem 33lide, an feber 58eme= gung. @3 mar etma3 ÜD?ütterIicbe3 barin, ba3 ihr fehr gut ftanb. ®aß fie aber feine $D?utter mar, fah man mit bem erften 33Iide auf bie frifcße, gierfiche ©eftalt unb ba3 mäbchenhafte SBcfen. „®er fyung’ mirb ade Sag’ f(f)timmer, ber sJiid)t3nuh! ®a ift feine ^ßarition mehr. ®er ®dte3 hat Khon Sfaun getiit’t, unb er ift nod) nicht ba. fyft ba3 auch eine 3eit für fo einen 3ung’, baß er noch braußen ift? unb fodt’ nunmehr in feinem 23ett’ liegen, ber 9?id)t3nuh ! ®a3 ift eine ©org’, bie mich nod) unter bie ©rben bringt. Unb ma3 fod hernad)er au3 ihm mem 272 bett! 2Benn mid) ber Herrgott nur nicht früher abruft, bis meine ©teß’ erfefct ift unb id) ^ab’ eine grau für if>n. £>enn gentanb muß fein, ber if)n in ber ©rbnung halt, unb eS muß eine tüchtige fein, wie icf), ben ÜiidhtSnutj, ben!" 2l(S bie alte grau Sügel gu reben begonnen, hatte fte ben Üftafenffemtner — fo nennt man eine 21 rt Srißen — bis auf bie 9bafenfpi§e Dorgefcßoben; nun rüdte fte benfelben wieber an ben richtigen Ort gurüd. 35aS 9J?äbd)en hätte gern bei Seibern geholfen, fie hatte uttwißfürlid) bie .fpanb aufgehoben. 35ann tagte fie: ,,„ga, ber ©ritnber Sftarft ift eine SlttSnahm’; unb ber fchredlidf Siegen — „.fjat fdfon oor oier ©tunben aufgehört. (Sr fönnt’ eine gange ©tunbe fd)on ba fein. Ou reb’ft iljm immer baS 2Bort. ®u gäbft fcf)on fonft eine gute grau für iljn; aber id) möd)t’ wiffen, waS hemtd)er auS ihm fottt* »erben. Kräfte guut 2Ir= beiten haft bu fd)on auch, aber feine, ben 9iid)tSnuf$ fo fort gu ergietjen, »ie id) getf>an I;ab’." ®aS Stäbchen »urbe rotf) bis über ben §al§ Ijina& unb in bie braunen §aare hinein, ©ie war’S fctjon oorhin geworben, atS bie 2Ute oon einer grau für ben gütigen gefprod)en. ©ie meinte, baS (5rgief)eit fei nicht nöthig; er fei auch fein 9iid)tS= nufc, fonbern ein fd)muder Surfd) , ber ft?aaff beS finblidjen hinauSgeljt, fo mar er feiner. ®ie ©dfulfnaben in Sucfenbacf), bie ihm begegneten, gingen fo fyart an if)m Dorbei, atS fie Der= mochten ; nnb eS fanben fid) menige unter ben S3iergebnjäf)rigen bie, maren fie an dfut oorüber, nicht mit einem Suftfpruug über if?n triumpl/rten. SIber er felbft mar baS (Sinnige an ihm, rcaS unter bem Üftaaffe eines -KanneS blieb ; fcE)ien feine ©eftalt bie eines Knaben, fo trug er hoch 53art, <£mt, ©tod unb 23ater= mürber eines SJtanneS. Unb aufgerichtet ging er, mie eS fonft nur bie §erren Dom Slmte in Sud'enbach tbun. Ü)ie ‘Drei maren im eifrigen ©efpräcfye. ©ie maren alle brei aufgeregt. 2luf bem ^eimmege Dom ©rünber fDfarft hatte lie ber fRegen in baS Dfeidcr 2Birtf)Sf)auS getrieben. ®a mar i^nen etmaS gefdfeh'n, maS fie nod) immer nicht Derroinben fonnten. „3a/' fagte ber kleine, „mer benft, baß baS Dermünfcpte Slihmäble fotdje Äraft hat? 2Bir finb hoch mafyrlicf) feine $inber, mir finb SRänner unb feine fdjlechten. Unb mie baS- fortging mit bem Ä'arr’n, ben feiner Don unS ergeben fonnte, af§ mär’S DcichtS!" //v3a/"' duftete ber ju feiner linfen ©eite, eine lange, fd)mäd)tige ©eftalt, ba§ bie SBangenhaut, unter ber eigentlich Sleifcl) fteden füllte, mie eine im 2Binb flatternbe gähne um feine 3ähne fd)lug. ,,„3a, unb baß fie t^ut, als Stent’ fie ben Derbrannten Äarr’n nicht herausbringen auS bem £)r— cf, unb man fpringt bei auS djriftlicher Siebe, unb eS ift ihr nur barum, baß fie einen auSlachen miü."" „3a," fagte ber dritte, eine unterlegte ©eftalt mit fchmärg* lid) angelaufenen fanben unb ©eficht, moburch baS äBeifj ber 2lugen noch meifjer fehlen, ©r trug ben $opf ^mifchen ben 275 ©chultern, aber nur aug 2Ingeroöhnung. „Sa; id; hält’ bem 9J?äbte feinen ©paß nicht Derberben mögen, unb mär’ ber ^arr’n nod; letzter gemefen." 3)er ©djneiber fal; ben ©chmieb einen ülugenblid rermum bert an. 2lber er mar, wenn ein 91?ann, einer, ber nid>t hinter einem Slnbern gurüdblieb. „SBcnn id) einmal ma§ anfaff, ba faff id)’§ an; aber ba§ Sing £>at midf gebauert." 2)en ©d;mieb rerbrofj,* bajj nun aud) ber ©chneiber tljat, al§ t)ätt’ er ben $arr’n beben fönnen, trenn er nur trollte. @r mar überhaupt übellaunig. „Sreitid; " fagte er, „trenn ihr nicht fr ein gut ©emüth hättet, ba mär' 9tefpelt im £au§." „Unb ber ift!" entgegnete ber ©d;ueiber unb fd;lug bel¬ auft au§forbernb in’§ ®efid;t, ob fie’§ leugnen trolle, „3?efpeft muß im -fpaufe fein!" r^/Sa, aber ror bem ©tödd;en rennt er auf bie ®aff’,"" fagte ber ©dfmieb. „Sb^ friegt euern ©cbluden," meinte ber ©djneiber faft mitleibig. „Sa barf man euch nichts übel nehmen. Sa reibt ihr eud; an ©ott unb ber SBelt." 2)er ©chmieb fah ben ©chneiber an, al§ moEte er fagen: trenn id; mid; an eud; reibe, fo reib’ id; mit einem ©trid; ben gangen $erl meg. ,,„2ln eurer HEiutter möd;t’ ich mich nicht rei= ben,"" fagte er. „„SaSSing, ba§ über eurer Srüde an ber Senfter* tranb auf bem Nägele liegt — trenn ba§ Sing nicht tüär ’! Sd; triü euch einen guten 3iath geben, ©eht, baß ihr bie -fpeitere* t§ei freit."" Ser ©chneiber machte ein @efid;t, ba§ hieB: „Sa müßt’ ich ™ch büd; erft befinnen. Sa finb gang Slnb’re, bie ich friegen fönnt’. Sth brauch’ nur ben Singer gur ©hür heraug3uftrecfen unb eS h^ngt ein Sufjenb baran unb mehr." 2tber er lieg ftd; gern mit Räbchen aufgieh’n. ©§ mar bann, a(§ trenn il;nt Semanb 'ben finden ftreidielte. Unb bie ^eiterethei trar fdjou ein ?J?äbd;en, mit ber man fid; aufgieh’n laffen fonnte. Gsr fah ihre rothen Sippen, unb baS braune Sachen ihrer 2lugen trar fchon ben 2ßeg über oft genug ror ben feinen hergeflattert. 18* 276 ,/Ifcet if)r fetb fdjon ßertljan,' fagte bcr ©dftitieb. ,,©i nun/ bte ©amtet ba bei eud) im tpauä, bie ift rotf)bäcfig, wie ein §oitigapfel, unb toirb and; nicfjt bitterer fein, mein' id). :Q;d) nerbenf’S eucf) nid)t, menn il)r ba Ijinein beißt. 2ln ©aft fefjlt’S it)r gewiß nidjt. Unb id) mein’, i[;r braucht nidft lang 51t fd)üt= tetn, fie ift reif; unb if»r brauet gar nid)t gu fd&fitteln, iljr braudjt nur ben .Dt unb aufguntadfen, fo I)abt il)r fie brinn.“ Ser ©d)neiber tackte unb reifte fid) $ö$er; feine ©eftalt mar ein töitb feiner ©ebanfen. ^d) wollte fagen, bie ©eberbe feiner ©eftalt ein 23ilb ber ©eberbe feiner ©ebanfen. Senn feine ©ebanfen maren ungeheuer nie! größer, al§ er; er ging beut fleinften feiner ©ebanfen faurn bi§ an’3 Sfnie. ,,©o modt id), ifjr hättet eitern §olgapfel nod) nid)t," fagte er; „meinetwegen fönntet ilfr ba§ <£)onigäpfeldjen l)aben, ba» eud) fo füß bünft. Sie ©annel ift fd)ott brao, unb e§ fann and; fein, Dafj fie l)übfd) ift ; id) f)ab’ fie nod) nid)t barauf an= gefetjen. 'ftber id) muf; eine Ijaben, Derftefft it;r — eine — " toeittc Ülugen mürben grofj unb fagten bantit, wa» er meine: „©0 einen ÄnirpS fann id) nidjt braudfen." " "^a' “ )a9^e ker ©dfmieb, „„fie ift faunt einen gangen ov'opf länger, al§ itjr. $n bcr Dfunbung beträgt’^ etmaS mef)r. f)at rnidj lang’ gemunbert, ba§ iljt nidjt einmal einen ©trumpf non if;r ftatt eurer ©pigfappe (^ipfelmitge) aufgefegt fjabt. 3Ibcr freilich ! er mär’ um bie <£jalfte gu meit für einen foid)en ^rr= tl)itm. ltnb )tc ift and; gu orbentlid); fie läßt nid)t§ f^erunt liegen. 2lber maf)r ift’» fetjort , fo lang unb breit ift fie bod) uicf)t, baß iljr eud; oor eurer ÜJJutter ffiuter iljr oerfteden fönnt menn bie ba§ Sing in ben <£jänben Ijat, iljr mißt fdjon', ba§ über ber 58rüde an Der Senftermanb. ltnb fie abgufjalten, bagu tft bie ©annel gu gutmütig unb gu furcfjtfam , fo lieb fie eud) l;at, uttb aud) gu fdjroadj. Sruut mein’ id) eben, iljr foHt bie §eiteretl)ci frci’tt. Sa modt’ id) eurer lOiutter uid)t gerätsen haben — ba braustet iljr nic^t utel)r auf bie ©aff’ gu laufen unb gu fdjrei’n: Uiefpeft muß im §aufe fein. Sa mär’ er 277 brinnen. ©§ ift ein gut ©pridjmort: 2luf einen groben $lo£ gehört ein grober ®eil."" „©efjmegen?" fagte ber ©dfneiber faft oeradjtlid). „llnb ict; meifj überbauet nidjt, ma§ il;r moßt. SJiit bem ®ing an ber ^Enftertoanb ober ©ott meifj, mo. llnb mit euerrn SSerftecfen. Sd) oerftecf mid) nidjt unb braud)’ mid) nidjt 31t oerfteden. llnb menn ein grober $eil nötfjig mär’, ba bin ic£> fetbft einer, unb braud) feinen anbern. $n meinem §au§, ba bin id) §err. Söenn id) reb’, tb)ut 9?iemanb ein ÜRaul auf. llnb id) moßt’S audb 97iemanb gerätsen l)aben. 3d) bin gut, aber menn id) bi?ig bin, Ijentad) ift’§ au§. SJleine £eut’ fennen mid). $ragt nur bie ©annel. fyd) tl)u’§ nid^t anber§. Slefpeft muff fein im .fjauS." ©r fprad) ba§ nidjt ,^u faut. SSießeidjt mar ba§ §au§ fd)Dn $u nal), oon bem er fprad). ®ic Slnbern führte iljr 2Beg meiter. Sie münfdßen fidj gute 9iad)t. ,,^a, 9?e|peft ntujj fein im £)an§," fagte ber ©djmieb fel)r laut, „©ine gute sJ7adjt miß id) eucE) nidb)t münfcf)en, aber einen guten borgen nnb — " »„W,"" mad)te ber ©djneiber. „,,®er 9?adjbar ba Ijat’§ 9?eroenfieber. ©eine Senf bitten immer, man foß rul)ig fein."" ©er ©djmieb unb ber Söeber bogen in eine anbere ©affe ein. ©er ©djneiber blieb aufgerid)tet ftefjen, bi§ er fie nid)t me^r falj. @r fjordjte, bi§ ber $lang it)rer ©ritte §u min^ig mürbe für fein fcf)arfe§ Dl)r. ©r ftanb fo, bafj mau iljn oor bem Vorbau be§ 9?adjbarl)aufe§ ooit bem feinen au§ nid)t feljen fonnte. ©ann mifd)fe er eilig unb Icife mie ein ©djatten um bie ©de unb burd) ben Sßinfcl, ber ba§ 9?ad)barl)au§ oon bem feiner SDrutter fd)ieb. ©a§ ,jpäu§djen mar nidjt tief. ©arau fdjlojj fid) eine 2Irt oon Sretterjann, ber ben §of umgab, ©in anberer 2)tann hätte nur oier tüd;tige ©djritte gebraucht ; unfer ©djneiber mad)te meljr al§ nod) einmal fooiel, bi§ er an ber ©teße ftanb, mo ein S3rett be§ 3aun§, Dom Dlagel lebig, eine 2lrt oon Ejeitnlid^er ©Ijür bilbete. 2lber er blieb erft eine SBeile regnng§lo§ fte!)en, bamit «fjergfdjlag unb 3ltl)em ifjren ruljigen ©d)ritt mieber finben fonnten. ©ann l)ord)te er, bi§ ein leife§ 278 ,/33|i" fidj innen an bem Vrettergaun oernehnten lieg. „©dfläft fie?" flüfterte er. ©ben fo lei§ antwortete brinn ein „^a." (£ine §anb oon innen bog an ber untern lo§gegangenen @ette ba§ beroegIicf>e Vrett nad) anjjen. ®ie ©effnung , bie baburd) entftanb, wäre für jeben anbern 3)Zann gu flein gewefen; für unfern ©c^neiber war fie weit genug. ©r legte fid) platt auf bte ©rbe unb frodj fo unter bem Vrette weg in ben £of hinein, ©rft mit bem halben Seibe war er barin, al§ er Hegen blieb unb ben &opf fnrdjtfam Iprdfenb nach oben wanbte. „©§ ift 9Ud)t§," flüfterte bie leife ©timrne. $wei weiche §änbe faßten bie feinen unb gogen il;rt baran eilenbä in ben £of hinein. 3)a§ S3rett folgte feinem ©emidjt uitb fc^to§ bte ©effnung wieber. ®te weiten £änbe richteten ben ©chneiber auf unb baffen if>m fdjnetl unb leife über ben £of bi§ in bie offene $interthür be§ §aufe§. ©ie trugen ifftt mehr, als bag fie ihn führten. Unb nun ftanb er oor feinem Rührer. @3 tonnte itjn oom ^enfter ytiemanb mehr fe^en; er richtete ftc£) wieber tfod) auf unb faf> ber 2trt, wie er hereingefommen, nicht im entfernteften mehr ähnlich* ©ie anbere ©eftalt büdte fich unb nahm einen ©cheffei neben ber ©hü« öon ber §au§flur auf. ©iefer hatte eine lampe oerborgen. ©ine §anb h°b bie lampe, bte anbere oer= ftedte bie flamme, fo gut e§ möglich war; fie f d^imnterte hinter ber bergenben §anb herauf in ein ©efidjt ood liebe unb ©orge, unb machte bie runbe §anb wie glülfenb burdhfichtig, bie fie barg. „@ie ift fd)on lang' in ihr Vett gangen," fagte ba§ 9)Mb= d)en leife unb eifrig. „©er ©ifte§ hat nur erft elf getüt't ge= habt. Unb bafj fie nach bir hat gefragt, ba flecfett nicht huitberU mal. ©ie alten leut’ haben einen leifen ©chlaf. Um bie $eit ift fie mandftnal fchon auf unb fingt unb bet’t — " „Unb fdfreit um ihre ©rbäpfel, meun’3 guoiel regnet, ober wenn’S gu lang’ troden ift, um ihren lein." ©er ©chneiber fagte ba», wenn auch immer noch teife, hoch weit lauter, al§ ba§ Stäbchen gu fprechen wagte, ©ie f ah ihn an unb ängftete fichr unb freute fid; gugleich über feine Verwegenheit. Unb wie ftanb» er ba! SÜBie aufgeric^tet, unb ftridj mit beiben fpänben bett SSadenbart nad) Dorn fo folbatenmäßig! ©ie ©annel oergaß, inte otet feiner Sänge am ©olbatenmaaß fehlte. 2$ieHeid)t brauste fie bad nid)t ju oergeffen; r>ielleid)t I;atte fie uod) nidjt baran ^ebacfyt. ©em ©djneiber tfyat ilfre unüerl)ef)lte 33emunberung mof)t ; ed freute ifyn, bafj fid) jemanb um ifm ängftigte. ©arüber »ergoß er faft bie eigene Slngft. @r befab) fid) in ber ©annel mie in einem 23ergrößcrungdfpiegel. ©ie ©annel l)ing mit fragenben Singen an ü)m. ©aß er it;r nichts mitgebracfyt Dom ©rünber DJfarft, mußte fie: fie mußte ja, baß bie Sllte bie ^affe führte unb bem ,,3ung’" bie Bremer ^ujaßlte; baß er faunt ju einem „9J?aad 23ier" für fid) ©elb mitbefommen. Slber ißm maren immer fo merfmürbige ©inge begegnet. ©ie Ijübfdjeften SPiäbdjen Ratten ifjn genedt, unb ed bcburfte nid)t feiner ©infleibung! bie ©annel mußte ja: mad liebt, bad nedt. — ©r b>atte fpänbel mit ben tüdjtigften 33ur= fc^en gehabt, über ed mar nafye baran gemefen. ©d mar ißre «innige Suft, ißn ald ben ©egenftanb ber 23emerbungen Don SWäbdjen, unb ald ©egenftanb ber gurd)t für bie ^erjßafteften Surfte ju bemunbern. ^atte er nun oollenbd einen SBitjbolb, ber fic^ an iljrn reiben motlte , mit gemanbter ©rmiberung bem allgemeinen @eläd)ter preidgegeben,. bann mar fie felig. ©ad festen tßr bad .g»öcE)fte gu fein unter StUem; Diedeidjt, meil ifyr felbft bad bad ©cfymerfte gemefen märe unter Slllem. „3a, fiel) ft bu, ©annel," fc^loß jebe @effyd)te, „$efpeft muß feind' ©ann fagte fie feelenoergnügt : ,,„3a, §anned, ber fommt bir gerniß nid)t micber ^u nal). ©u bift bod) ein Sfiorbburfd)! Unb mie mar’d benn mit ber? ober mit bem? Slber reb’ leifer, fonft f)ört’d beine äftutter. Söenn fie laut’ unb fäfy’, bu fommft jefct erft nad) £aud, ba mß$t’ id) lieber mein blau ^attunfleib nidjt mieber in bie $ird)’ ansiel/n."" ©ann mieber: „„Slber mad)’, baß bu in bein 23ett fommft, fonft bift bu morgen früf) oerfctilafen, unb beine 5Dlutter ift fcf)on fo böd, baß bu niefjt geitig fjeirn bift fommen."" Unb bod) blieb fie felbft, bie i§m Dorleudjtete, auf jeber ©reppenftufe fielen. 280 itnb oermicfefte ipn burcp ipre fragen in ein neues ©rgäpfeit. ®om Kirdptpurm brummte bie ©fode Vierte iftunbe auf 33iertet= ftunbe bajmifcpen unb erinnerte fie an bie gfücptigfeit ber ^eit, bie aber aucp ben ganzen ©ag über nicpt fo flüchtig gemefeu toar. Unb ber ©reppenftufen maren fooief: erft ber ©tufen bis jutit Obcrftocf, bann fant nod) bie 33oben|tiege ; beim .'panneS fyatte fein Kämmerlein oben auf bcm 23oben. ®a oben auf ber ©tufe oor ber ©pür — man flieg unmittelbar oon ber 2?oben= treppe in baS ©cmacp — mürbe ba§ rängfte „©tänbcpen" ge= Ratten. ©o aucp peute. ©ooief patte ber §anne§ fange nicpt $u er^äfden gehabt, unb ibjre Sereitroiffigteit, 3u pören, tonnte nicpt größer fein; fefbft menn fie gemeint pätte, ipm einen SDienft ba= mit ju fciften. äffit iprer 23emimberuug mitcpS Cannes’ ©rßße oor feinen eigenen klugen, unb in gfeiepem SOTaaße muepfen feine ©efepiepten über bie SBirfficpteit pinauS. ©ie glaubte unbefep’n feiner ©r^äpfung, unb er glaubte iprem ©tauben, ©r mar fo überzeugt als fie, baß er ein 9J?orbburfcp’ fei. „,,2lber nu ift’S genug für peint,"“ fagte fie enbfid). ©ie patte auf ber ©reppe gefeffen, bie Sampe im ©cpooS unb bie ^anb baoor , bamit ber ©epein niept pinunter feudjten fottte auf ben £au§pfa£ oor ber 2Bopnftube. ©ie ftanb auf. 2Bie ber ©cpneiber immer größer gemorben mar, patte auep ber ©ebante, ben ber ©cpmieb ipm peute ermeeft, immer mepr -Ö‘acpt gemonnen. ©er ©ebante ntaepte ipn fdjon im ©rgäpfeu feiner Abenteuer irre; er mar fo bringenb gemorben, baß er ipn bcm 3)iäbd)cu mittpeilen mußte. „S'iod; @in§ muß icp bir fagen, ©annef. 2Ba§ meinft bu; menn icp bie |jeiteretpei näpm’?" ®a§ iDfäbdjen erfepradf, baß bie Sampe ipr faßt im ©cpooS umfief. ,,„©ie £eiteretpei?“" fagte fie. ,,^a, icp müßt’ nidjt, mer fo gut xufammen foUf paffen, af§ i(p unb fie.“ &er ©dpneiber mürbe ungebufbig, baß ba§ ber ©annef nid;t einjufeuepteu fepien, bie bod; fonft fo oerftänbig mar. ©r 281 fufyt eifrig fort: „®ie fjat haar’ auf ben gähnen, beinahe roie id). ®ie bleibt feinem eine Intmort fc^ulbig. Unb im 23ett= ftrot) verliert man fie auch nicht. SBeijjt bu, fie fiat juft bie rechte ©röfj’ ; unb roenn id) einen fpunö galten möd)t’, fo müfjt’S and) ein großer fein. 3)aS ift einmal meine Liebhaberei. Irm ift fie freilich; aber je mel;r ber Scann üor ber grau oorauS I)at, befto beffer. £>aS hilft jum fRefpeft." Sfeinft nicht?" ®aS S?äbd)en mifcfRe fid) bie Singen mit ber Schürfe; §anneS bad)te an bie .'peiterethei unb fat)’S nicht. ,M,ga, eine tüchtige grau gab’ fie fd)on,"" fagte bie (Sännet. ghre ©tim me hatte ben fd)nupfigen £on, ber ein Begleiter mei= nenber Singen ift. fpanneS h^vte nichts baoon. ßr hörte nid)tS, als bajj ber fRebe ber Sanncl ein „Iber" folgen fönnte. „®n meinft, meil fie milb ift," fagte er rafd), um baS „Iber" übcrflüfftg ju machen. „2öaS ein red)ter 3?erl ift, ber mujj >oa§ SBilb’S an fid) haben. ©ine ©d)lafmüt$en fartn id) nicht brauchen, fpot’ ber ©ucfgucf bie ©djlafmüfjen !" ßr hieb in bie Luft oor fid) hin, als märe fie ooll Sd)tafmü§en, unb fal) fo milb anS, mie ein red)ter Äert auSfel)en muff. 3)aS fal) bie ©annel burd) baS SBaffer in ihren Ingen. „Unb menn fie nod) milber mär’," fnl)r ber Sd)neiber ooü Uebeqeugung fort, „baS macht eine ßl)’ erft furgmeitig. ®er Sfann mu| freilich ber herr fein , aber menn’S ihm gu leicht mirb, ift bod) feine rechte Luft babei. ®n brand)ft nicht %u beu* fen, fie fönnt’ $u milb fein für mich. Unb mär’ fie noch trüber mie fie ift, giefj’n mollt’ ich fie. SDenn bu meifjt, fRefpeft mujj fein! ®ajj bich ber ©ucfgud I)ätt’! id) motlt’ — " ,,„9feb’ nur nicht fo laut, hanneSle,"" bat baS 93läbd)en. ,,„gd) glaub’ bir’S ja. 3)aS ift meinem Kummer fein ©eringft’S, fpanueSle. 3)u bift ein Scorbbnrfd). Iber mir ift’S gemefen — menn’S nur beine Scutter nicht £)ört, baf; bu fo fpät nad) -£jauS fommen bift."" „ßi maS, meine äRutter!" fagte ber Sdjneiber immer hi^iger. „gd) moüt’, fie fäm’ mir je£t bie Dner’. geh mär’ gerab’ aufgelegt, bajj ich ihr einmal fagt’, maS ich benf’. ©iel)ft 282 bu; id) gab’ brei $reuger in ben Ätingel&eutel, wenn fie je&t ’rau§ fam’. ^d) bitt’ bid) um ©ottesmitten, ©annet, fei füll! 992ach’ bie Sampen au§. SDie ®hür ift gangen, ©annet! ©ie f'omrnt! SBenn id) bod) ben ©d)tüffet f)ätt’." ®a§ 9J2äbdjen btie§ in bie flamme, baß it)r ba§ ©et in ba§ ©efidjt fpri^te. ©ie [teilte bie £ampe neben fid), fd)ob ben fjatboffnmädftigen |janne§ an bie Söanb unb trat tmr it)n f)in. 2Bäre ein ganzes mütf)enbe§ §eer auf ben §anne§ jugerannt, fie märe nid)t auf bie ©eite gemieden. „ „ ©ei ruhig, §anne§te,"" fagte fie; „ „ic^ ntadf meinen 92od au§einanber; madj’ bann beine ©t)ür auf unb gef)’ in beine Kammer. 3dj fag’, id) bin ’rauf gangen, ob bu noch nic(jt ba bift. ®u fagft: id) bin um elf fommen, bie ©annet ift nidjt gefreit — Slbcr fie fommt gar nict)t* «fjörft bu, fie fingt unb bet’t unb reb’t mit lief). 23teib’ nur gam, ftitt, üietteid)t fd)täft fie mieber ein."“ ©ine SBeile mar e§ mäu§d)enftitt. ®ie alten Sretter Ratten nidjt ba§ §erj, §u fnaden. 92 ur bie $rau SSüget fang in ihrer Kammer: „2ßer nur ben lieben ©ett läßt matten!" Unb fpract) ba^mifdjen jamnternb: „9ld), meine ©rbäpfel! 932eine fronen ©rbäpfet!" Unb fang: „Unb baut auf if)n — " unb jammerte mieber: „kleine frönen ©rbäpfet am ©rtenmeg ! " ©ingen unb jammern mürbe teifer. 23atb mar ültteS mieber ftitt; nur bie $ut) unten im ©tatXe , bie ber ©efang au§ bem ©d)taf ge- medt fiaben mußte, fdjnaufte einigemal. 92 ich t tauge, unb aud) bie $ulj festen mieber eingefdjtafen. „®a§ meiß ber liebe ©ott," fagte ber ©djneiber noch jiü ternb. „Qdj ha^’ 9J2ut!j mie (Siner. §unbert ©otbaten finb mir nid)t§. !jd) ffirdjt’ mich VDV feinem 9J2enfchen ; id) fönnt’ manchmal ben ©aigenberg umreiten, fo £>ab’ ich §erg, aber menn id) bie 9J2uttcr fommen h°U! ®ie ift bod) nidjt§ gegen hunbert ©otDaten; e§ muß fein, meil fte meine 992utter ift. ^a, menn id) nicht fo oermünfdjt gutmüthig babei mär’. ®ie ©uü müthigfeit läßt bie (Sourage nicht tjerciuSfommen au§ bem ©ad. ©onft — baß bid) ber ©udgud tjätt’! fiehft bu, ©annet, mär’§ 283 uidjt meine 2ftutter! ©annet, meifjt bu nod) ba§ vierte ©ebot non ber ©d)ut’?" fr»3a/'" K>3te bie ©annet. ©ie faltete bie runben §änbe unter ber »ertöfcfaen Sampe unb betete, at§ mär’ fie nod) in ber ©djute unb müjjte auffagen. ,,„©u foUft Sfater unb tOlutier •eljren, bamit bir’3 mofagefa unb bu lange lebft auf ©rben- 2ö a§ ift ba§? 2tntmort. 2Bir füllen (Sott — unb ja, ba§ ift rec^t non bir, §anne§le, unb e§ mirb bir aud) nod) lommen, tote ber alt’ fetig’ ©djutmeifter immer gefagt I)at. @§ ift fdjon recfa, wenn ein 23urfd) mitb ift, loie bu fagft, aber gegen 33ater unb tOiuttcr fotl fein tDtenfd) milb fein. Unb e§ ift um fo fd)öner, menn ©iuer, ber fonft ein SRorbburfd) ift, äfater unb 93tutier efad. Unb menn bu bie §eiteretfai — aber mie bu nur auf bie gefommen bift, |>anne§te!"" „3a, mie man auf fo etma§ fommt," fagte ber ©djneiber unb füllte fidj in feiner fyrömmigfeit unb im fRefpeft ber ©am net mieber einen red)ten Sert. „Unb meifjt bu; bie tonnt’ bie SJiutfer in fRefpeft Ratten, ©ie geijt ba§ oiert’ ©ebot niöfa3 an. tDieine 93futter ift nid)t ifae 9Jiutter, unb barum braucht fie fie aud) nidjt §u eljren." fagte bie ©annet; „,,ba§ ift fd)on maf)r. ®u benfft bod) 2Ute§ au§."" „2öa§?" tadfae ber ©djneiber. „2)?it ben Kräften unb ber ©ourage ift and) nod) nicfa 2Ifte§ getrau. 2Benn ©iner einen redjten 93terf§ ^at. £Run f)ab’ id) mir gebaut, mie id)’§ an bie |jeiteretljei bringen mottt’; benn bie ift fd)nippifd) unb r fpöttifd) mie ber ©eufet. ©u fönut’ft einmal mie oon oljm gefafa; nu, bu begegneft ifa bod) einmat — meifjt bu?" „,,3a, td) foE’§ anbringen?"" fagte bie ©annet. 5ln tfaer immer muntern Sereitroiüigfeit fang ein fcfjmer ©emidfa. ©ie ftreifte e§ ab unb ba§ ftang mie ein tiefer ©eufaer. „„Ten, menn’3 nid)t anber§ ift, |janne§te, id) mit! fdjon; aber bebenf bir'§ nod) einmat. Unb nu gefa in beine Kammer unb fd)taf ’ mofa. tfatt’ bidj nidjt fo lang’ abljatten fallen. ®u mirft morgen bie 2Iugen nicht fonnen aufhalten, unb beine SRutter ift 284 bcn 2tbenb fdbjort bog getrieft, fjdf fag’, bu bifl nach elf beim fomraen; fag’ bu auch fo. ltnb menn ba§ fein foll mit ber §eiteretfyei, fo wirb fid;’g ja fchiden. @ut’ y^acEjt, ,£>anne§le. Sd; begeg'n it)r fcßon."" ©er ©djnciber mar eingefcblafen unb träumte einen großen ©raum. ($r faß auf feiner S3rütfe unb nät)te an einem unenb= liefen bHocf. Sie DJiutter faß gang ftill auf intern ©tuble, beim bie ^eiteretljei brot)te Ufr mit bent Singer; unb bie .jpeiteretfjei mar nodj einmal fo groß, al3 bie EJcutter. 2In ber ©f)ürc fianb ein .puub, fo groß, mie ber 9Jfutter tötäffe im ©taE, unb fd)naufte, mie bie. 2Iber e§ mar bod), al§ fehlte ißm ba§ S3efte. ©a laut bie ©anncl au§ ber ^üc£)e herein unb freute fid) über il;n unb fein ©litd. ©a mar 21Keg gut. ©ic ©annel aber ging oiel langfamer, al§ gemöfynlid), bie ©reppe l)inab unb Hopfte ber Ä'ul) nid)t ben ©htg, mie fie fünft liebfofettb tßat, menn ifjr §erg ooll mar non ©lüd über all’ ©ag, mag bent «jpannegle i;eute mieber begegnet mar unb mag er au§gerid)tet tjatte. 2öie langfam ging bag SluSgieljen, jebe @d)leife mürbe erft gum 'knoten, ©te mar mit bem .jpannegle aufgemaebfen oom tleinen 3?inb an, bantm fiel itjr feine $lein= beit nicht auf. Unb mud)g er nicht in feiner .jpaut, fo mucb§ er in ihrem bergen. Unb fo, mie big jetjt, mar e§ fortgegangen; anber§ bactjte fie ftd)’3 nidpt, menn fie feine Srau gemorben märe; nur, baß fie eine ^aitbe trug unb Srau töügel unb grau 2)tei- fterin l;ieß. 2Bic fie int töette lag unb mit ber Unten .fjanb bie Xfjitrc il;reö engen ©emacbg gefd)loffen Ijatte, ftredte fie fid), fo lang fie tonnte. ©aß fie fid) nicht länger ftreden tonnte, bag mar’3, marunt fie fo traurig bie ©reppe beruntergcfd;lid)en, mag aüe ©dhlingen gu knoten geutadjt hatte. 2Bar fie fo groß mie bie ^eiteret^ei, hätte fie bie ©reppe herunterfpringen tonnen mie fonft. ©a hätte fie nicht bie kläffe bergeffen. 9Iber fie ftrafte fich für ihr SDt'urren, mie fie eg nannte, benn bie ©annet mar fromm, ©ott hotte fie gefchaffeu, mie fie mar; eg mar ©ünbe, menn fie mit ihrer ©röße nicht gufrieben mar. Unb mag Ijatte bie 331äffe gethan, baß fie leiben foHte unter ber ©annel Seiben? 285 3)te ©amtet meinte, bag STfjier tonne nid&t rufyig fdjfofen, roeil fie tt>m ntd)t pgefprod?en, roie fonft. Sie ftanb auf unö ging P öer SSIäffe. „©g mar fd?led)t," fagte fte p ber Äu$; „mag tannft bu bap? Sn bift mein alt gut £l;ier." ©ie Köpfte ba§ SEI;ier auf jeben 23ug. Sie ®u§ machte eine ^Bewegung unb fc^tief mieber ein. Sie ©annel mar auct) nid)t fange mef)r roac^, alg fte einmal mieber tn iljrem Seljälter ftecfte. „Sie ^eiteretfjei roirb 2ttleg allein motten machen," fagte fte nocf) leife nor fic^ f)in. „2ßenn id) nur menigfteng ba tonnt’ bleiben! 21$, menn i$ nur menigfteng ba tonnt’ bleiben !V Sie grau 23ügel mar eine confequettte grau, in 2lüem, inuerlid) unb äußerlidj, eine; gerabfinige grau, üöenn fte einmal ein 3iel in baä Iduge gefaßt Ijatte, ließ fie eg ni$t mieber fahren, unb el;er märe eine ATanonenfugel untermegg umgef'eljrt, afg fte. 2lbcr bag ©pridjroort faßt : „attpfdfarf madjt fdfartig" unb „eine gute Äritnun’ ge^t üttidjtg üm." Unb baß cg redjt fiat, tonnte man l)ier fef>en. gljr gattpg Sichten ging barattf aug, ben «gtang" P einem redeten SDianne §u ergießen. Iber bie ©trenge, mit ber fie it>n put gleiße unb pr Orbnung anfyielt, l;atte bie eBtgegengefegte Sßtrfung. Sftatürlid) mar er ni$t gern, mo er in fteter gurdjt fein -mußte, ©r benutzte febe Gelegenheit’, ber firengen ,3u$t fidj p entziehen. Unö bag gmifdfen ,§anbmerf unb gelbbau geteilte ©Raffen in bent Dörflichen ©täbtdjen braute bent Greif luftigen fol$er Gelegenheiten genug entgegen. Ser grau Sitgel gelber lagen in entgegengefegten Dichtungen oon ber ©tabt. 2Bie mar ba eine fiebere ©ontrole möglich ! Unb raie oiel 2Birtf)g§äufer ftanben rote Sftaufefatten an bent ilöege oon Dem einen biefer ©runbftücfe big pnt anöern offen; Ser grau Sitgel graugrünlidie Slugctt mären fdjarf, aber bttrch .fpäuferroänbe ffnburd) tonnten fie bod) nicht feßett. Sabei hätte fie Sftentanb 3U ber ©infidjt gebracht , ihre ©trenge erzeuge unb förbere bag erft , mag fie oerljüten unb »erminbern roollte. ©o mürbe fie nur immer ftrenger; unb bent armen ©dfpetber tarn nur ba§ gut, baß bie eifrige grau einen fo großen SJefpeft Der bem ©pott ber Seute Ejattc, al§ er oor if)r. ©o blieb if)r-c ©prannei nur eine fyäudlidje. 2lußerf)alb iljrer oier SSänbe mar ber ©cbjneiber fidler oor ben DluSbrüdfen i^re§ 3orne». ®e“ fd;enft rourbe ib)tn be§l;atb nichts, ©aljeint fcefam er mit 3^' fen, ma§ fie il;m aufjerfyalb fdjulbig geworben war. ©efto oer- fyaßter würbe iljnt baä ©afjeimfein. Unb fie erreichte aud) nidjt einmal ifyren $wed. ©ie £eute wußten bod), wa§ gefdjal), unb malten fiel) auf alle SBeife barüber luftig, ©er ©djmieb be= Ijaupiete fogar, ber ©djneiber fei fo Hein geblieben, weil bie DJluttcr ib>n beftänbig in fid] l/ineingejagt fiabe. ©er ©djnciber fei eigentlid) ein langer, [tarier Serl, aber er Ijabe fi<±) in fid) felber oerfrod)en, unb fönne fid) nun uidft ntefyr au<§ )ict) £)erau§= finben. ©§ war nod) launt ©ag, al§ bie ©annel fdjon bie ©reppe- unb Scbenftiege fycraufrannte, um an be§ §anne§ ^ammert^üre gu pochen. „©tel)’ auf, $anne§le; beine IDlutter fingt fd)on ben ^weiten Ü3er§; ba §iel;t fie allemal ibjre ©trumpf’ babei au. Unb oermerfä nid)t, bafj bu gleich) nach) ©If fyeiuifommen bift. Unb wegen ber §eiteretf)ei ; wenn tu bid) nid)t auber§ fyaft befennen; idf gelj’ I;ernach) einen ©ang unb begegn’ ifyr oiel= leidet." „„•Kein,"' fagte ber §anne§ brinn. „,,2Ba§ id) gereb't ijab’, f)ab’ ich) gereb’t. Slber int 23ett ift’§ hoch) gar ju fdjön. 3 ft ibjre ©timm’ zittrig, ©annel?'"' „3a," entgegnete ba§ 3)iäbd)en, „fdjredlid) gittrig. DJtad)’, baß bu auf beiner Brüden fi^’ft, wenn fie rein lornrnt." „„©§ ift bod) nirgenb§ fdjöner, al§ im 33ett,"" fagte ber ©djneiber brinn unt) befyuie fid). ,,„5lber fie ift wofyl nod) im erften $er§?"" „ Diu nein, ©ie Ijat fdjon ben lebten augefangen ge* Ijabt." ©a§ DJläbd)en fyörte, wie ber ©cfyneiber au§ bent 23ette fprang, unb war mit brei ©dritten bie 23obenftiege Ijerab unb nt ber $iid)e. ,,©r tljut’S nid)t anberS," fagte fie traurig oor 2S7 ftd) 1)111, „mit ber £eiteret!)ei. SBenn icf) nur weuigftenS ba bür ff bleiben!" Ser ©djneiber fdjlid) auf ben ©trumpffpi£en bie Sreppe herunter; bie Pantoffeln 30g er erft an ber ©tubentljüre an. (Sr l)ord)te. Sie ©annef fagte eben brinn: „(S§ Ijat nod) fein Viertel gefd)tagen gehabt,, ba ift er fommen. Unb nag ift er getrefen ! Sr ift in tReid eingefefjrt, meil er ba§ lieber gefriegt f;at Dom Siegen, bamit er nur ein Sigle marin geworben ift. llnb mar nod) immer nag, mie er fommen ift, unb fjat mit ben ^äfjnen gef läppert, bag e§ ein Jammer ift gemefen." „„ @efd)ief)t i§m red)t, bem SJidftSnug,"" entgegnete bie Sitte. „„Unb nun mirb aud) feine neue Wappen oerborben fein."“ ©ie fing an gu fingen, unb ber ©dfneiber fagte §itternb : „Söenn fie nur erft im §au§ mär’, bie §eiteretl)ei! Ober menn fo ein @efangbud)Der§ einen gangen Sag tf)ät’ bauern!" 'Dann öffnete er bie Sf)ür unb ging fyinein. Sr .mugte, fo lang’ ber Ser§ bauerte, ben fie fang, mar er ficfyer. Sr fonnte wenigftens? bie Srüde erreichen, el)e ba§ Sonnerwetter lo§ging. Sie Sitte fang fort, fie manbte ba§ @efid)t nicf)t gegen if)n, aber fie er- I)ob ben Strm brofyenb in bie §ö^e, unb iljr gange§ ©efid)t gün- bete fid) an bem blauen geuer il)rer Siafenfpilje an. Ser ©d)neiber mar fd)on in Doller Slrbeit, al§ bie Stile fertig mürbe mit bem Ser§. ©eine trugen Ratten fid) tief in bie 2ßeftentafd)e oerfrod)en, an ber er näljte, um ifjrent Slide nicf)t gu begegnen, menn biefer Dernidftenb auf ilfn fiel, ©ie aber manbte it;r Slntlilg nod) immer ifjnt nidjt gu. ©ie fefyrte fic^ gu ber ©annel, bie bem §anne§ fict) ängften I)alf. „©0 ift er bod) ba, ber Siid)t§nulj?" fagte fie, unb nacf) itjrer fparfanten SBeife fooiel al§ möglicf) in einem 2ltf)em. „3d> bab’ gemeint, er mirb Ijeut’ unb morgen nid)t au§ bem beider 2Btrtf)§f)au§ fyerauSfontmen. Senn ein 2Birtf)§f)au§ ift bem ©apperlot mie ber $üeg’ eine Sßeinflafdje, mo nod) nag ift inn= rcenbig. Sa ift leidjt ’nein fommen, aber fd)roer mieber ’rau§. 21 n allen Sßänben bleiben bie Flügel fleben. $ci? er ift bod) 288 ba? ,§m, ()m, Ijm! Unb id) ^ab’ glaubt, ber Siegen ^at i§n in ein SDcäudlod) gefdjmemmt unb bie tjaben iljn brinnen be* alten. ga, ©ott beljüt’! 2Ber mirb fo einen 9lid)t§nu§ belfal* ien? SZiemanb, al§ teer einmal mit iljm geftraft ift unb mufj i’f) n begatten. Si§ er ftd£> in’§ 3ud)tl)au§ gefdjmemmt ^at, ba merben fxe ifin bemalten. Ober fie friegen i^n halb mieber." Oie grau Süget ftanb auf. @3 mar für bie bereitroiHige •Sännet ein ©djmereS gemefen, auf bie gragen nid)t gu antmorten. Sie l)ob bei jeber beibe §äube auf unb öffnete ben fleinen äRunb, um menigftenä gu geigen, e§ fei ntd^t SJtanget an Oienftroillig* feit non iljrer ©eite, bajj fie nicht antmorte. 2lber bie grau Sügel, muffte fie, moKte feine Ülntmort. Oer ©cfyneiber t£>at einen Slthentgug, fo tief unb ftölfnenb, al§ müßt’ er, e§ ift fein tegter. Oie Sännet fyalf ilpn athmen. Oie grau Süget aber ging in ber Stube untrer, al§ mär’ ber ©ebanfe DDn bent iRaufetodj iljr Dotier ©ruft gemefen. Sie fat) unter Stühle unb Oifd) unb fd)üttelte ba§ .fpaupt nad) jebem fuc^enben Stid. StOe§ fcfyien fie gu fefjeti, nur ben ,panne§ auf ber SSrixcfe nicht, ber einen $nopf mit Oud) unb Oobedangft übergog. Oie Sännet half ber Safe miberftrebenb fudjen. „3Bo mirb er nur fteefen, ber Sapperlot? Sott er gu £jau§ fein, unb bie gotte§fürd)tigen SBort’ hören, bie feine 9Rutter reb’t? ga, ber mär’ ber Stecht’. 2Bo mirb er fein? ga, menn’d antmorten fönnt’, mentt feine SOIutter fragt, ba§ böf’ $inb!" „„Stu, ba in eurer Stuben,"" fet)lucE>gte ber Sc^neibcr. ,„„Oa auf ber Srüden. Sich bu lieber ©ott im Fimmel!" " Oie grau Sügel be^xxte fid) ; bie Sännet b>alf iljr fid) bei)* nen, aber mit Söiberftreben. Oie grau Süget nahm ba§ Oing herunter, ba§ Don ben Stägeln an ber genfterroanb, ba§ fdjrecf* lic^e Oing. Slber fie fixeste fort. „Oa in ber Stuben mär’ er, ba in meiner Stuben? 2Ba§? Oen mfifjt’ man auf feiner Sritden fiteren? fprof’t bie sDtal)lgeit ! gnt 2Birth§hau§ ift er. gm OobafSraud), baß man il;n f^neiben fann, ba ift er mie ber 289 SP in feinem SBaffer. Unb nodE) ein 9J?aa§, grau SBipin! Unb einen 9?orbbäufer barouf! Unb luftig, mein Söengel! Unb ba§ @td)elbait§ ftict)t. Unb o bu lieber luguftin! 2öa§? 9?id)t im SöirtlpauS mär’ bcr^ung’? 9Ui, mirb er reben, ber Sap= perlot?" »nenn ifyr’§ Ijaben moüt, äftutter. Iber macht lieber lo§, bamit’S iiberftanben ift. Iber if>r roerb’t feb’n, icf frieg’ bie Sdbroinbfucbt. Me Senf fagen’3. äMnetmegen ja, e§ follja ba§ 2öirtfpau§ fein. Unb ba§ tft ber ©idbenwenjel ba."" „2öa§? 3m 2&irtf)§f)au§ ift er? Unb er ift im 2Birtl)§= bau§? 9?u! min midf ber SftidbtSnufc blinb matten, bafj id) meine eigene Stuben nidft mel)r fenn’? Unb ba? ift nicft be§ <§errn 23urgcmeifter feine SBeften? ©a§ ift ber ©idfelmenjel? Unb ba§ bort ift nidft mein Sdjmolfeg Sdbafefäfilein unb meine Sdjlafbauben? Sft ba§ ein äßirtlpauS, Sung?" ,,„2öa§ foU id) beim fagen, icf armer S5urfcb? 2 Öa§ icb fag’, ba§ ift nidjt redjt. 9?u freitief) ift ba§ eure Stuben."" „9)?eine Stuben? So? Unb ba§ mär’ meine Stuben, mo bu brinn bift? Unb bu märft, mo bu pgeljörfi? Unb fäfft auf beiner SBröden? So erbarm’ ftd; ber £immel über fo ein fünblidf $inb. Iber idj miE’§ jieb'n, fo lang’ ict) meine Irm’ lann beben. 3d) mill niefjt fdjulb fein, menn er ein ©augenidbtd mirb. 3d) miü ifjm ben 2Birt^§l>au§teufel audtreiben, bem y?idt)t§nu§ bem!" Unb e§ hätte nid)t an ber grau 23ügel gelegen, menn nur ein Stüdfctjen ©eufel in ihm blieb. Iber bie Sannel fyatte jur rechten Seit bie ©bür geöffnet, ©er Sdjneiber fdbofj mie ein -ßfeil Don feiner 23ritde herab, quer über bie Stube unb fjinau§, bie ©reppe hinunter unb hielt nicht eher an, bi§ bie Suft ber Strafe um fein erbi^teS @eficf)t me^te. @r muffte, nun mar er fidjer. (£r fab fiep majeftätifdb um, gab ber Suft einen £?lap§ mit feiner rechten Sauft unb rief: „Ulefpeft muff fein int §au§!" ©ann ging er mit Jömenfdbritten Dor bem |jäu§cben auf unb ab, bi§ eine leife Stimme au§ ber ©bür flüfterte: „Sie ift in ihre Kammer gangen, -fpannedle; bu Otto ?ubh)ig’8 'IBetfe. III. 19 290 !annfi trieber 'rauf. 92u ift fie trieber gut." ®ie ©annel ftretd)elte beui ©d)neiber bie Ijetßeu Sacten, als er bet ihr im £jau§flur ftanb, uub trif^te mit treicben ,päu* ben ben Ingftfcbtreiff ron feiner falten ©tirn’. ©ie tröftete Um, mie nur bie ©annel troffen fonnte. ©ie ^ätte gern felbft fein $reus auf fid) genommen. „Unb fyaft bu bir’S überlegt, pan- neSle?" fagte fie bann, „fjd) gelf auf§ ffelb. SieHeicgt, bafj mir bie §eiteretbei in 2Beg läuft." „®u gebft in bie ©rbäpfel," fagte ber .fpanneS, al§ er trie= ber auf ber Srüde faff. „3)a gebt bein 2£eg nach bent ©otte§* oder ju unb icb fomm’ halb nach- ®a§ finb bie ©rbäpfel, in bie icb geh’-* Unb ba brauch’ icb Uine fjeiteretbei baju. Unb auch feinen fpunb. ©ud’ mich noch recht an, ©annel; trer treip, trie halb icb in bie ©rbäpfel geb’." „„£)a§ ift ©cbidfal, ipanneSle; befftregen gebft bu noch nicht in bie ©rbäpfel. Unb bie ©dudfal’ foutmen auch oon bent, ber (äffen unb ©rinfen fcbidt."" „Icb ©ott! £>ie 33af am Unterenbe bat mir immer .fpefen* flö§ moden fcbiden ; bie eff icb f° 9ern’- ®umm'§ 5eug oon toegen ! 3Jlir bat ber §errgott uocb fein ©tüdle Srot, gefcbtrcig’' pefenflöS gefc£)icft; icb bab’ mir’» allemal felber müffen rer* bienen ; nicht ba§ ©alj baju bab’ ich umfonft friegt. Unb baS ©cbidfal bflb’ ich nicht oerlangt; toär’ nur tra§ ©ut’S brau, bemach trär’S getriff nicht an mich fotnmen. ©annel, «fpefenflöS! Iber bie 33rüb’ muff fett fein. Unb ©cbnig unb «fjugel ba,yu. Ich bu lieber ©ott! ®a§ oiert’ ©ebot ift mein ©cbidfal; trenn id) halb in bie ©rbäpfel geh’, berna^ bat’§ ba§ üiert’ ©ebot getban. 2öer toeijf, ift ba§ bie legt’ Sßeften, bie ich mad)’! ©ttd’, ba fommt rielleid)t ber legt1 ©tid) 'rein, ben ich tbu’. § er nach bat’3 auSgefcbidfalt unb ich eff feine ffefenflcS mehr auf ber 2öelt." „,,©o barf man nicht reben, ^attneSle; bie ©eel’ ift bod) mehr trie §efenflö§. Unb fiebfte, beine SD^utter bat gctrijj nichts gegen bie $eiteretbei. ©ag’S nur Der 33 af am Unterenb, bie trirb’S f^on anbringen bei beiner Scutter, unb e§ fdjidt ficb 291 ia»ro§l, baß tdj ber §eiterethei begegn’. ©aS ift hernachen ein gut ©dfuffal; unb bie fommen aud), wenn man nur bie büfen gebulbtg erträgt. 2Benn bu nur benfft,"" fuhr bie ©annel fort, ""ba§ mit ber tpeiteretffei ermaßen fannft. ©ie ift bodb fdjredlich milb."" ; ,2ßa§ milb!" fagte ber ©djneiber. „2Benn fie nur £efen* fto§ fann fodjen! ©annel, ba ift fein eiert’ ©ebot babei. ©annef, id) fag’ bir : bu fennft mich- Unb 9tefpeft mujj fein im -pau§! Unb wenn id) erft einen grofjen §unb hab’! ©enn fo em ÄnirpS eon einem ©pifcie barf’ä nicht fein. Unb ich geb’ nut ber £eitere%i auf ben ©chüfjenhof! 2öaS? ©aro, fomm’ ^er! Slport, ©aro! ©a wirft bu jum genfter ’rauS lachen. 3$ feh’ bicf) fdfon. Unb 2!?enfchen unb $ief) foUen ftcb> eer= wunbern. ätfach’ nur, ©annele, unb gef)’; ich hab’ fcffon feine 9fu^ mehr. ©annele, bu fennft mich immer nod) uid)t!" ®ie ©annef ging, ©ie Rüttelte unterwegs wohl hunbert* mal ihren biden braunen £opf. ©S mar ein anber ©ing mit ihrem ©lauben bei 9^ac^t, wenn er, Ifdtngefommen, if)r eine etunbe rang erzählt hatte, »aS 2tße§ er eben getfjan unb fte ficb hineingebacht hatte, als hätte fie 2IIXeS felber gefeh’u. mar Mittag geworben, ©er ungebulbige §anneS fragte bie rücffehrenbe ©annef mit ben 2Iugen. ©ie hatte bie £eU terethei nicht getroffen, ©en anbern ©ag mar fie gtücf lieber ge* mefen. 2öenigftenS im ginben. ©ie muffte fidf) maS auf bie Verblümtheit , mit ber fie ihre ©adfe angebracht hatte, ©ie £eiteretf)ei hatte gefagt: fie wollte ben ©chneiber erft mit in ben ^ainhammer nehmen unb ihn ftreefen faffen. Sfber baS mürbe nicht helfen. 2ßär’ er ju ftreefen, fo müßt’ eS baS ©ing an ber genftermanb fefjort lange gethan haben. „$ch bin aber hoch nicht ftiü gewefen," fagte bie ©annel, „bis fie gefagt hat: unb fo ift’S unb nu ift’S fertig, gemachen ift’S, als Ijätt’S ber Surgemeifter nnterfchrieben unb fein ©iegel barauf gemacht, fenn’ bie §eiterethei." ©ie ©annel mar traurig barüber, 19* 292 aber fte mar and? froh- ©ie raubte nicht, baf? ber §anne§ feine ©ebanfen, fich oor bem eierten ©ebot hinter eine grau ju retten, bie [tarier märe, al§ feine Butter, nicht aufgeben mürbe, aber auch eigentlich froh mar, baff bie ^eiteretl;ei nicht angebiffen hatte. 2Benigftens> fagte er ba§ ber ©annel. „©dfon geftern ift ntir’§ eingefallen," fagte er. „®ie ift hoch nicht, mie ich eine brauch’. Shr Hopf lönnt’ um bie §älft’ bider fein unb ihre §änb’ unb Süff Unb n”r auc^ 3U ^e'n- Sd| muff eine haben, bie einen regten Hopf hah benn ber Hopf ift hoch bie Hauptfach’ am dUenfd)en. Unb meiner SJiutter ihre .'3änb’, bie finb menigften§ noch einmal fo lang. Unb menn ein§ fo Heine Süfj’ bat, beult man immer, e§ rau§ umf allen, menn ntan’S angreift. Unb id) greif’ einmal ju; ma§ ich anfaff, ba§ rnufj feft fein, ©annel. Sa, ©annel, e§ ift gut, bajj fte nid)t mid, unb e§ hätt’ mich hoch einmal gereut." ©)a§ nächftemal, baff fie mieber auf ber Sobentreppe fafjen unb bie ©artnel bie Santpe oerbergenb auf ihrem ©chooBe hielt, ba mar ber ©dfneiber einen Hopf länger at§ er felbft. kur mühfam hatte er etmaS jurüdgeh alten, ma§ ihm immer über bie gunge mollte. „Unb nun lonimt ba§ SöeftU Sch ha&,§ bi§ jute^t auf* gehoben," fagte er, „mie id)’§ allemal mach’, menn ich eine fechte Sreub’ hab’ für bid)." „„ Seinetmegen,"" entgegnete bie ©annel, „„brauchft bu bid) nicht ju gmingen. 9Jiid) freut 2IHe§, ma§ bu mir fagft.'"' „9iu gut; aber heut’ auch meiter ntp. S’ eine, ®ani net ! SBeifft bu? Unb eine 2Inbere, mie bie §eiterethei. Unb nu fchlaf’ mohl. — 2tber id) mid bir’§ bod) lieber noch fagen, bannt bu ju kad)t baoon lannft träumen. 2Iber freu’ bich nur recht, ©annel. 3)a fejj’ bie Rampen fort, barnit bu bich red)t lannft freu’n. Unb ich bie Soden ’runter thun unb bie §embärmet flnrüdmadjen. 2Iber freuft bu bich benn auch recht?" ®er §anne§ oerlangte ,yt oiel. ülber roa§ hätte ™an ber ©annel jumuthen lönnen, ba§ fie nicht auBgeridjtet hätte ! ,,„ku, ich freu’ mich ja fd)on, gemiff, §anne?de," " fagte fie 293 unö fegte bie Sümpe »eg unb Ijalf bertt §anne§ feine gade au§= jie^’n, bamit ja beni greuen nicf)t§ im 2öege ftanb. »3$ mein’ gar, bu flennft fd;on Dor greub, " fagte £anue§. ©ie »if^te bie Bittern Stopfen »eg unb fagte: ,,„ga freilich."“ ©onft [jätte fie ihm bie greube Derborben. Unb einem 90?e n* fdjen bie greube Derberben; fo Diel fie tonnte, ba§ tonnte bie ©annet nicht. gucf,“ fagte ber ©djneiber, „unb ba§ ift eine ülnb’re, atg bie ^eiterett>ei. Sie §eiteret^ei ift üietteid)t »a§ länger, aber fie ift nur eine §afetgerten bagegen. 2öenn äfteine erft ein gabrer gehn Don unfern ©rbäpfetn am ©rten»eg gegeffeu bat, bernacben ift fie »ie eine @ringetrcirtf)§=35attineffin. Sie tjat einen anbern 3?opf, atg bie ^eiteret^ei, unb ba tann man jagen: bie bat -f?änb’ unb güfj’. Saß bidj ber ©udgud t)ätt’, ©annet! Unb §aar’ branbfr bat, bafür ift ein §aar Don 2Äei= ner »ie fed)g §aar’ ton ber fpeiteretljei. Unb bag fpöttifd) 2Befen unb bag Summgettju’, baoon ift an Sfteiner nicht fo Dieb, »ie auf mein’n f leinen ginger gebt. Unb bodt» 2tIIeg fo refolut. Unb ein 9?arr ift fie in mich." 6g »ährte lang’, et)’ ber §anneg gum ©rgäbten tarn, »ie er fie gefunben unb bie „©adle" ficb) gemacht. Unb »ie oft unterbrad; er feine @efd|id/te »ieberum mit ©djitberungen! Senn bie ©annet freute fid; bocfj nid;t fo fetjr, atg er gebad)t. Sie ©efd)id)te »ar fürgtid) bie. ©djon ein i|3aar Sage ber, »enn er bei 9?ad;t am 33ad;e bin burd) bie ©erbergaffe ging, »ar ib», atg »ürfe gemanb fteine ©teine nadb ib». @r batte bie „peiteretbei im Äopfe unb fab fid) nicht um. §eut’, atg er ficb »ieber ge»orfen fübtte , meint’ er: fottt’g bie ^eiteretbei fein, unb fie gereut, bafj fie bie ©annet abge»iefen b°t? ißfiffig, »ie er ift, btieb er fteb’n, big »ieber ein ©teindjen ibn traf, unb »enbete ficb bann, fo fdjnett er tonnte, nach ber ©eite gu, »ober bag ©teindjen tarn. Ser 2)?onb fd^ien bell genug, bajj er feb’n tonnte, bie ©affe »ar teer; nur bort, »ober ber 294 äBurf gefommen, fafj eine meiblidje ©eftalt auf ber ©teinbanf not* einem §aufe. 211§ ein rechter 23urfd), ber feinem 9J?äble gegenüber blöb ift, marf ficf) ber §anne§ in bie 23ruft unb ging auf bie ©cf)marg= paarige ju, bie oor Äidjern faum ju 3ltljem fam. ©ie Ijielt jmar bie ©cfyürje oor, aber ber .fianne§ ift nid)t bumm. „2Benn bic^ ber ©udgud fyätf, bie ift’3 gemeft. Unb ift fie’§ gemeft, fo ift’§ nid)t umfonft geroeft." @r ftridj mit beiben ^änben feinen Sacfenbart nad) t>orn, inbem er oor iljr fielen blieb unb fagte : „@uten 2lbenb, SJiäble, e§ ift gut, baf; beine (Stein’ nid)t finb, mie bein $opf, fonft f)ätt’ id) fte beffer gefpiirt. 21ber barau§ gemacht f)ätt’ icf) mir aud) nicb)t nteljr." ©r fagt’ e§ nid)t, aber fein ganje§ SBefen oerrietf) : @r mar ©iner unb ma§ für ©iner! üDa frag’ nur einmal bie ©annel bei mir! üDie »eifj, ma§ ber §anne§ für ©iner ift! 3)a§ 9Jtäbd)en fagte: „„©uten 2Ibenb."" ÜDieljr tonnte e-3 oor Ijeintlidfetn Sachen nid)t fpredjen unb ber §anne§ falj nod) immer nidjtS non iljr, al§ bie fdjmarsen §aare nnb baff e§ eine anfel)nlid)e ©eftalt befafj. 51ber bie 23efd)ulbigung, fie f)abe il)n gemorfen, fonnte fie bod) nidb)t auf ficf) figen taffen ober fie muffte fidj menigftenä bagegen mehren. 9J?an weiß ja, mie bie iDtäble finb, lachte ber §anne§ in fidj hinein, unb iljm tear, al§ mär’ e§ nirgenb fdjöner, al§ in feiner §aut. ©enn nie Ijatte iljn ein ÜDMbte genedt, baf; er nicfjt gemeint, e§ fei bi§ über ben £at§ in iljn oerliebt. Unb »eit fie nun bod) fid) ^ufammenneljmen unb reben muffte, fo falj ber §anne§ aümälig ba§ gan^e ©efidjt unter ben fdjmarjen paaren unb er meinte, e§ fei nid)t bitter. ®te Stirn mar nidf)t I)od), aber befto breiter, unb barnnter ein fßaar klugen mie glimmenbe ^oljlen. 9?icE)t§ mar flein in bem ©efidjt, ba§ ©efidjt felber mar e§ nidjt unb ©den Ijatte e§ aud) nid)t, an benen man fid) ftofjen fonnte. ®ie fonnte e§ mit feiner SJintter auf nehmen, meinte ber §anne§, bie mar nad) feinem ©efajmad unb — mer roeijj, ma§ mirb! ®en großen «fjunb »ergafj er audj nid)t; er fonnte nidjt an eine grofje Stau benfen, ojne baff itjrn ber grofje §unb einfiel, um fein 295 ®tücf in ©ebanfen ooH gu machen. gu ber ^eiteret^ei Ijatt’ er fic*> einen fchmargen gebaut; bei ber fdjmargen grau mußt’ e§ ein meiner fein. „233er roei§, roer ihn geworfen bat," fagte ba§ SRäbchen unb lachte immer noch, foöiel e§ fich 9Jiübe gu geben fchien, ernftfyaft gu feinen Sieben gu feb’n. „geh bab’ mehr gu tbun. 3d) mujj an meinen @ci)a@ ben!en. Unb ber ift — " fie fang: nicht meit; mie e§ im Siebe $eijjt, unb lachte mehr at§ oor^er. 2)er ^anne§ füllte fic^ bitter enttäufdjt. @r nahm eine »9ut’ 9laanne§ badete: marnnt Ijat fie nicht au§gefungen, mie’3 im Siebe ^»ei§t? Unb fragt mich nun f 0 ? ©r blieb fteb’n, manbte fidj aber noch nicht mieber nach if)r um. I »»3a, f a,"" fagte fie. „,,gd; glaub’3 fchon, e§ ift ftfjön, menn ein 23nrfd) gu feinem ©d&afce gebt. geh bab’ feinen unb bab’ noch feinen gehabt, aber gu glauben ift ba§ fchon."" „Unb baff botf) an beinen ©dfa^ gebaut ?" „,,9Zun ja; e§ ift einer in ©ebanfen. ©3 f)ätt’ mir nid^t baran gefehlt, fo wenig, af3 einer Inbern, aber mir ift nidft jeber recht- mujj einer fein, ich meifj mie, aber ich fag’ e3 nicht, ©r brauet nicht gu fragen, gebeut Inbern fag’ id)’3, nur ihm nicht, ^tnb geh’ er gu feinem ©hafs; bätt’ ich einen ba brinn, ich 9in3 auch gu ihm."" @ie ftanb auf unb motlte in’3 ,fpau3. ®er ©cbneiber hielt fie auf. ©eine Irme maren eben fang genug, fie gu umfpannen. ®a§ 9J?äb nur gang leif’ gugreif’, ba giebt’S blaue Rieden. Unb wo bift bu benn I;er?" ,,„©on ©d)adid)t,"" fagte fie. „„ülber was geht baS iljn an? ©r f)at fdjon einen Ort, wo er f;in benft."" ,,§ätt’ bid) ber ©udgud, DJiäble!" fachte ber ©djneiber. „ÜQietn ©d)ag ift eben baljer. Unb er f)at fdjwarge §aar’ unb — ja, id) pad’ bir nid)t 2IKeS auf. ütber eS ift ein prächtiger, baS fannft bu glauben. 2Benn id) nüd) nur fegen fönnt’, id) müßt’ ©tunben fang bei bir figen." ®aS ÜDiäbdien rüdte gu. ©S fam eben noch fo oiet iptag herau§, baff ber ©djneiber figen fonnte. 2tber fie mußte ihren 2trm um ihn fchlagen. „„©onft fällt ber ^Branntwein,"" fagte fie. 2Bie er fo neben il;r faß, lehnte fein @eftd)t an ihrer ©djulter unb fte ragte mit bem gangen $opfe über ihn weg. 2lber er muffte fidh bemtod) waS 9ted)t’S. ©ie hielt 'hn nde ein Äinb in ihrem 2lrm unb mußte ihn manchmal an fit gang fo toär’, toie fte fetbft geroefen; für ben Sidjtönug üon einem gungen brauche fte eine Süchtige; ba§ bürfe nicht ettoa fo eine giege fein, tote fte fegt meift toären, mit »eichen §änben unb langen .fjörnern, bie in Vergnügen unb f-umpenftaat über ihr Vermögen binau§toücbfen unb ^ernadE) an feber haften Söanb gerbrächen. Sun, ber Steiger faufe fein ©tüdcben Sieh un* begriffen, unb man f timte ficb befehen, ehe man fte hanbefe. ©ie fchtoargen $übe möge fie fonft nicht, fie hätten affe roa§ oom ©ottfeibeiunS ; aber feine Segef fei ohne 2fu§nabme. SZan müffe if;r nur ben ©chtoang recht befchneiben. ©ie Safe hatte erforfcf)t, too ba§ Stäbchen biente; e§ toar noch nicht lang’ hier, ülber e§ »ufjte, too Sarthef ben ÜSoft hoit; ba§ hatte bie Safe au§ feiner Slnttoort gemerft; unb toar and) „Don guten Seuten." ©ie grau Sügef hatte nod) benfetben ©ag ihren bfauen Sfantef, mit ber »eigen ©cf; nur uut ben gadenfragen befefct, umgethan. ©ie toar fo geheimnifiDolf geroefen, bag ber ©," meinte bie gd)marge, „id) bin in einem ©antor§t)au§ jung gemorben." 3)er gdjnciber fagte nod) mancfjcrtei. 3um Soljne mußte fie bann fo fd)ön mit it)m 51t ttjun, baß ber gd)neiber nid)t§ münfd)te, al-3 bie gannet märe ba unb fäf)e e§. ®a mürbe fie fid) aitber§ freuen, ab? menn er e§ if)r bto§ er}ät)tte. „9Jtit meiner fDfutter," fagte ber gd)neiber, „ba taff’ id) mir üDiand/g gefallen megen bem eierten ©ebot; aber fonft, ba barf mir Dtiemanb in ben Sföeg fommen. gaß bid) ber ©ud-' guef fiätt’, fDtcible, id) bin ©iner. — 9?u, frag’ nur bie gar.net; bie meiß, ma§ id) für ©iner bin!" „„jjja,"" fagte ba§ 9JMbd)en, „„bu bift ein SDforbburfd). 2>a§ meiß id) audj."" „9?id)t maljr?" tad)te ber gd)neiber. „„9Iber mer ift bemt bie gannel?"" „g>a§ ift ein fteineS 9)cäbte," entgegnete ber gdjneiber; „bie tft bei un§ im ,§au§. gie ift nid)t größer mic fo Ijod)." ©r geigte bie §öf)e eine§ 5?inbe§ Don fünf big fieben $at)ren. „ütber einen §unb, ben müffen mir fyaben, mie eine Ifub fo Sr0B*" „ „®u fottt’ft mir fommen,"" bad)te ba§ ÜUtäbdfjen. „,,@r müßt' bid; benn freffen. 2lber erft muß id) brinne fi^en. ©ine 2Birtf)fd)aft muß id) t)aben, mo id) §err bin unb fein anb’rer iUcenfd). Unb ba folT midj deiner mieber t)erau§bringen. ffreU tidj tjätt’ id) gern einen fOtann ba^u gehabt. 9tber märten fann id) aud) nid)t tanger, bi§ einer fornntt."" go bad)te bie 302 Scbmarge; aber fie fagte: (,2BaS bu miEft, §anne§. SBenm xd) bid^ nur einmal fet>en füllt’ auf einem ißferb reiten!"" „ga, SDtäble,“ fagte ber Sdfnciber, „e§ ift eigentlid) fdjab um mich, baß id) ein Sd)neiber bin. Sin mir ift (Siner üerloren’ Sin, frag’ nur bie Sännet!"" Den näc^ften Sonntag barauf nadf bent 9Sacbmittags?gottes?= bienfte fab) es? in ber $ücbe bei ber grau Süget gar nicht fo aus?, mie es? ba fonft um biefe geit auSgufeben pflegte. Da ftanb eine große Spanne, unb allerlei 25>äfd)e bariu, unb Seife babei; unb fie ftanb nicht etma auf ber Sant' am genfter, mobin fie gehörte, fonbern auf bem Äüdfentifcb. Stuf beut fpeerbe aber mar geuer unb gmei grojfe Dßpfe babei mit SBaffer. Unb fonft tjeimelte bie Äüd)e Sonntag§ um biefe geit aufgeräumt »ie ein Stübdfen. Die Sannel batte aE’ ba§ befcfjaffen ntüffen, unb fie hätte nod) mehr get^an, menngteicb Sonntag mar. Slber fie batte immer mit bem Äopfe babei gefdjüttelt; unb bas? tb)at fie nod). Die grait Sügel I;atte gefagt , fie moEte ein 9Siäbd)en pro* biren, bas? Ijeute tommen mürbe. Seftefje bas? SJiäbc^en bie ‘‘•probe, bann merbe es? einen guten Dienft erhalten. 2Bo unb bei mem? ba§ fagte fie nicht. Sie batte nicfyt fooiel gu fagen gebraust, benn ber Sdjneiber mie bie Sannel, beibe mußten ja, maS fie mirftid) im Sinne batte- Slber beibe burften fid) nichts merfen taffen. Slm fdjmerften mürbe ba§ bem Scbneiber. „'paff nur auf," fagte er gur Sännet, fo oft bie SJhttter eS nicht büren tonnte. „Da§ ift (Sine! Die ift unter ben SDSäbten gerab’, ma§ icf) unter ben Surfdjen bin. geh rnöcht’ gleich mit bir tanken, fo bin ich aus? bem §äus?te. (S§ ift gut, baß ich fegt nid)t§ gu machen brauch’: ich fönnf bie Sfabel nid)t batten, fo füfflicb ift mir’S in ben Rauben. Unb meine gitß’ fann id) nicht ftitl batten; fie fangen oon fetber an gu bopfem."' Die Sännet fagte nichts?. Sie half it>m fid) freuen, fo gut fie tonnte; aber im bergen mar es? itjr anbers?. Sie fab immer 393 nad) ber ©Ijnre; e§ war nicf)t bloß bie beugter, bie ©rmartete Su fe^en- ©§ »ar ja bie ©Ijnre , burdj bie fie hinaus mußte, wenn bie Inbere eingog. $am ein junge grau herein, bann »ar fie übrig in bem £aufe. Sie mochte ben £anne§, ber nicht baran badete, in feiner greube nicfjt ftören. Unb erinnerte fie i§n baran, hätte fie ba§ bodj getljan. ©enn fo feljr ber £anne3 fie über ber Inberen öergeffen gu haben fdjien, fie mußte bodj, er mürbe fie nidjt gerne gehen fefjen. 3fber e§ £jat fein Pfarrer fo fange geprebigt; einmal fjat er bod) aufgehört. Unb ba§ gefctjabj auch biefen Nachmittag. 9Nan borte bie Seute au§ ber Äirdje fommen. ©er §anne§ ftieß bie 0annef an, bie mit ifjm am genfter ftanb. ©enn ba fam „©eine" mitten unter ben Leuten, ©ie hatte ein grünes $feib an, unb mar braun unter bem fdjmargen fjaar mie eine gut* gebadene 23robrinbe. Unb ©djritte machte fie mie ein ©olbat. Dagu Ratten lugen gepaßt, bie fed herauf unb herunter unb herüber unb hinüber gefahren mären; aber bie bagu gehörten, hielten fich fittig ober menigftenS ffug auf ben 33oben geheftet, ©ie mußten, baß ein «Kann eine Irt Kartoffel ift, unb bie am erften einen finbet, bie fleißig mit ben lugen auf ber ©rbe fudjt. ©ie ©annef badete nur: „©ie fod fjübfc^er fein als bie £ei* terethei? ©a meiß icp nicht, momit ber £anneS baS hat ge= fefj’n; mit feinen lugen nidjt!" Iber eS i]t auch teine ©hnre, bie nicht einmal aufginge, unb mär’ fie noch fo fang’ gugemefen. ©epodjt mürbe fo leife, als bie ©annef ben §äuben oon „beS §anneS ©einer", mie fie fie gefefjen, nicht gugetraut hätte, baß fie fönnten. ©ie ffrau 23ügel fagte: „herein!" ©a§ ©rfte, als §anneS’ ÜDiutter unb feine künftige einanber gegenitberftanben, mar, baß fie fich gegenfeitig mit ben lugen maßen, ob bie Inbere mohf ihr N?ann fei. „©ie ift’S nidjt," fagte jebe in ©ebanfen gu fich. Unb baS mar für ihre Unter¬ haftung gut. ©ie märe fonft gäljer gefloffen. ©inen munber* berfidjen Sauf nafjm fie bei aKebern an. ©ie ergoß fich über ben §errn ißfarrer^ ber ben Nachmittag geprebigt, floß hart an 304 ber grau ^farrertn vorbei, unb üerbreitete fic£> bann über atterlei ©ettjier, wie $üt;e unb giegen, unb Dietertei ©inge, at§ ba ftnb : Srobbaden, Sßäfdje Waffen unb bergleidjen. ®ie ©dfwarge begann ifyre s,]3robe mit bem beften ©rfotg. ©ie tiefj fid£> gurn Kaffee erft im Sillgemeinen fect)§mal, unb im 93efonberen nodf; bretmal gu jeber einzelnen ©affe nötigen. ©ie grau 33üget nicfte fid; fetber gu : „ga, non guten Renten ift fte ber; ba§ fiet)t man wot)l." 2tl§ bie ©djwarge gum legtenmale teer geturnten unb nun mit ber ©affe in bie Äiidtje ging, ba fing bie 9?afe ber grau 23ügel an, überirbifc^ gu leucfjten. ©ie ladjte bei fidj fetbft: „®a§ ift bod; nodf) Sine, fo ©ine non ben 23eften, wie id) Sine war. gd; fjätf nid)t gebaut, bajj man fe§unb noc^ fo Sine finb’t." Unb bie ©djwarge fjätte gewijj ein belobenbeS Sädfeln oon ber grau 23üget geerntet, wenn fie nur wieber fferein* gefomnten wäre. Slber fie blieb braufjen. ®en ©djneiber fröftette mitten in ber ©etigfeit ein ©Räuber an, benn bie grau Süget rüdte ifyren 9?afenflemtuer. ift nip," fagte fie gu fid). „@§ ift bodj nip. ©o ©tue tonnt’ id; braunen, bie eine ©tunb’ mit einer einigen ©affen gubringt. gn ber geit f)ätt’ id; ben gangen äftarftbrunnenfaften au§gemafd;en." Slber in ber ^üdje ertjob ftd) ein ©eräufd); ba war e§, ata wären fecf)§ 2öäfd)erinnen guqleid; an ber Slrbeit. ®a§ patfcf)te unb fprifjte unb feifte unb rieb. ©amt gofj e§ SÖaffer gu, unb e§ fd;ien, e§ wären oier §änbe, bie ba§ 2ttte§ träten; fo fd^nett folgte Don Steuern ba§ ^ßatfdfyen unb ©prifsen unb Dieiben nnb Seifen auf ba§ ©iejjcn. ©ie grau 23ügel fdgug bie §änbe gufammen unb begann gu fingen: „Sei ?ob unb ©^r’ bem t;ödt)ften ©nt." Unb at§ nun braufjen burct; ba§ g3atfd^en, ©pri^en, Stciben unb Seifen eine tiefe Stimme ertönte, unb ben „gweiten" fang gu ber grau 23üget fcfyarfem SiSfant, ba tie§ fie bie §änbe am Seibe tjerabfinten unb eine greuben* tgrätte gitterte auf bem gitternben 33ärtdben über ifyrer Oberlippe. 5113 ber 33er§ au§ war, unb nod; einer, ging bie grau Nötiget an bie ^üdjentljüre, öffnete unb rief IjinauS: „SIber 305 Slnäbte, ttf) bab’ bid) mobt juv SBäfdferin gebungen? Ob bu’S liegen läjjft unb herein ge^ft!" Iber fie fa^ bod) ”erft eine 2Be«e bent Äöafcben gu, elje |ie i£>r mit ©emalt ©inbatt tpat. ©§ tr>ar mir f lieb tfyre Ibfid/ gemefen, gu fe^en, mie ber ©aft mit ber ÜBäfdje mnfpringe; aber fie meinte nid/, baß ba§ ä)Mbd)en o^ne lufforberung gugreifen mürbe. „9ctmm ©ie’§ nur nid/ für ungut/' fagte ba§ SDläbdjen unb mufdb immer babei, mie bie grau 33üget fidb au§brüdte, al'§ fotlte fie ge^enft »erben. „Iber id) fann fo eine Arbeit luc^t fe^ni muß gleid) gugreifen. @§ ift red)t grob unb um fd/derlid) »on mir, baß id? ba ungeheißen gugreif ; ba§ ift fdjon mal/-, unb ©ie mirb bo§ fein über mid)." Xro(3 biefe§ @eftänbttiffe§ mußte bie grau Oüget ©ematt anmenben, unb ba mottte bie ©djmarge nur menigften§ no.““ auf bif1" ^ Unb mdne 9J?UUer ifl 9anä närriM> „„Za, fie fann mic$ nicf>tleiben,““ fagte ba3 9ftäbanf= lieber gefungen, mo im alten ©efangbnd) ftelj’n. 2Iuf ba§ neu’ f;att fie md)t§. (S3 mär’ fein’ rechte Stnbactjt brinn. £>a§ im atten, ba§ mar’ nodj ber rec^t’ £errgott, oor bem man f«§ fürsten fönnt’. £ernac^er §at fie un3 ergäbt, mie’S ift gerne* fen, mo ber §err ©upernbent nic^t anberS au3gegangen ift, mie im priefterrod, unb anber§ ift gemeft mie anbere Seut’; unb ba mar’§, al§ reb’t fie Don bir. Unb ba3 mid ma§ feigen, benn ber gefällt nid)t fo leid)t (Sine.“ ®ie ©c^marse er^ob if)r ©efic^t unb fagte: „,9?ein; fie fann mid) nid^t leiben, id) meijj. Unb e3 f)at fie fd)on gereut, baß fie gefagt Ijat, id) fod gu if>r gielj’n. Unb menn i<$ 3u i^r bin gezogen, f)ernad)er mirb fid£) fdjon ma3 finben, baß fie mid) fort fann fd)iden. 9?ein, ic^ Äie^’ nic^t §in. 3<$ bin fo fd)on tu: <8ereb\ $ie Seut’ finb mie bie 2Bölf’, mo fo ein arm iamm Don einem SJtäble ift, bie 9?iemanben angeljört unb ba§ |td) 2fde§ muß taffen gefallen.““ ®er ©d)neiber er f c^r ad. „3m @ereb’ ? Slber mit mem benn, ÜKäble?" ntit mem? 3dj f;ab’ moI)t jmei? 3a fo ift’§. 9ai fomntft and) bu nod). Unb meißt’3 am beften, mer mid; in’ 3 @ereb’ pat gebraut. 2Ba3 §aft bu mid) nid)t rul)ig raffen figen näd)ten§? 3df fyab’ gut gefeffen, mie id) I)ab’ gefeffen. Unb nu müßt’ id) nid)t Ijören, baß bu nod) fragft unb tljuft, al§ mär’ 20* SOS id) fd)lcd)t, unb e§ mären fo oiel, bafj man ftd) müfjt’ beftnnen, mit ment id) im @ereb’ fönnt’ fein." „3a, mit mir, OJfäble?" fragte ber ©d)neiber unb mar gliidlid), bafj ein 9Jfäbd)en mit if)nt im ©erebe fein fodie, unb gmar ein fo grofjeS. ©r Ijätte gar gu gern gehört, ma§ bie £eute fagten; er fragte ba§ 9}?äbd)en barnad). „„fftu,"" fagte bie, ,,„I)ätt id)’§ nur fönnt’ benfett, id) IjätU bid) nid)t angefe^’n."" „3iber fo fag’ bod) nur," brängte ber ©d)neiber. „2Bie fagen benn bie Senf?" „„Unb miU’ft aud) nod) I)ören, mie bu bift?"" fagte ba§ 9Jfäbd)en fd)lud)genb. „ „ 9?u, baß bn ein ©d)Iimmer bift, ber alle äftäbte närrifd) mad)t, unb lad) ft fie f)ernad)er au§. Hub nun meijjt bu, ma§ bie Seut’ reben, wenn bu’§ nid)t gemußt fyaft, unb nun gel)\ @§ finb nod) genug IDfäble auf ber Söett, bie bu närrifd) in bid) fannft machen. 3 cf) bin uicf)t närrifd in bid). Unb gu beiner -Kutter giel)’ id) nidf)t. guni beften taff’ id) mid) itid)t galten, oon bir nid)t unb non deinem."" ©er ©djneiber mar überglüdlid). ©a§ Käbd)en muffte it)in nod) einmal fagen, mie bie Seute oon il)m rebeten. „3d) mär’ ein ©dfüntmer? 3d) f)ab' nod) fein Käble närrifd) ge= mad)t. Unb f)ernad)er au§gelad)t I)ab’ id) aud) $eine." ©o fagte er, unb mollte ficb) franf lad)en, aber in folgern ©one, bajf e§ ba§ ©egentfyeil biejf. „Um ntid) ift nod) feine franf mor= ben. llnb fid) ma§ angetljan um meinetmegen, ba§ I)at noch gar feine." 2lber er mar überzeugt, ade Käbd)en, bie in Sudenbadf) franf marett, bie toaren ba§ um il)n. Unb er befann fid), ob nid)t, feit er ein 25urfd)e mar, eine in ba§ SBaffer gegangen. „O baß bie ©aitnel ba gemefen mär’! ©aff bie ©annel ba ge= mefen mär’!" Slber ber §anne§ bjatte , fo „ein ©d)limmer" er aud) mar, bod) ein gute§ ^erg. ©ie armen 9)iäbd)en bauerten il)n ade; aber er formte nur einer Reifen, ber, bie if)n am meiften bauerte. 309 Unb bie f cf) hielte, baf; e§ einen härteren Ijätte erbarmen müffett, al§ er mar. »»Sa, bte Seut’ fjaben gefehlt, bafj bu bte 2lbenb’ f)er bei mir gefeffen Ijaft,"" fagte fie, menn fie ba§ @<$Iudfoen baju fontmen lieg. „„Iber nu fannft bu fifcen, bet ment bu mißft. £d) laff feinen mefjr neben mir fifcen, af§ mer oor ©oft unb ben Sftenfdjen deiner ift, mo fRientanb rneljr barüber reben barf. ©o einen am aflermenigften, mie bu bift."" „2Iber SJfäble', ma§ fann benn id) bagu, bafj id) fo einer bin? fffienn bie ÜDiäbfe närrifd) merben, id) fjab’ nod) feine moüen närrifcf) machen, @ud, unb menn mid) eine beim finfen 2Irm gerrf, unb eine beim rechten, unb an jebem $ufj eine, unb an jeber ^aarfpi^en ein ©d)od, bu bift mir redjt, btt bift, mie id» eine brauch’. Unb nu rücf 31t, 9)?äbfe. ©u bift mir gut gemtg. ©§ giebt ifjrer, bie nod) größer finb unb fdjöner, al8 bu; aber mo bie Sieb’ fjinfäßt, ba faßt fie Ijin; unb id) merb’ ©einer unb feiner Slnberen fünften." „„fja, unb fo fagft bu jeber. Slber id) bin nidjt fo bumnt, mie jebe. $d) bin ju gut für beinen ©paff. Unb idj braudj’8 auef) nidjt. $dj brauch’ feinen ju bitten, er foü fo gut fein unb midi) neunten, ©er üDätßer in ©cfjadigt miß mid). Unb e§ finb nod) ?Inb’re, bie ntidj moßen. !jd) fjab’ deinen gemoßt, aber nu mufj id) ifjn nehmen, bafj id) au§ beut ©ereb’ fomnt’. $d) f)ab’ meiner grau aufgefagt unb fann morgen gef)’n. 2fber gtt beiner ÜDfutter gie^’ id) nid)t. ©er ÜUiüßer in ©djadigt miß mir’S fdjriftfid) geben, bafj er mid) nehmen miß. ©Ijer mag id) nidjtg Don iljm miffen. ©, man mirb einmal ffttg. gdj miß nid)t nod) einmal in’§ ©ereb’ fommen. Unb menn mau bann febig bleibt, ba fagett bie Seuf, man ift nidjt§ mertl) gemeft."" ©er ©djneiber erfdjrad Don itteuem. „©ajj bidj ber ©itd* gud f)ätt’, 2J?äbfe; ma§ ein Sfnberer tf)ut, ba§ tf)it’ id) aud). grag’ nur bie ©anneß gdj fdjreib’S Ijettf nod), Sftäbfe. gdj fjab’ erft geftern früf) mieber ©inten ’reingetfjan in mein ©intern fafj, unb Rapier unb geber Ijab’ id) andf) in meinem haften. ©etoijj unb maljrhaftig, aber nu rfitf gu. »on bcm fangen ©tehen mirb man müb’." ••»Sft’3 toafjr? Unb ift’§ mirftid) bein ©rnft, |janne§le?"" fragte ba§ H>?äbc^en einmal um’3 anb’re. ,,„9fu fo torll id) bir nur fagen, idf ^ätt’ mich tobt gegrämt, memt idf ben ©dfadigter Wüder hott’ muffen nehmen. 9?id^t öpper, ipeit er garftig mär’. @r ift nicht gang fo hübfch mie bu, aber e§ ftnb bod) nid&t eiet Surfö ^übfdE)er. Unb fang’ ift er mie eine ©langen, unb in ber SDiitten fo bünn. 2Iber fiehft bu, ,£janne§te, ba§ fanuft bu mir nicht übet nehmen; benn tachft bu mich am @nb’ au§, fo nimmt mich auch ber @d)adigter fD?üHer nicht, ©enn bie »urfeute mollte er fdjreiben unb bie bannet fotlte e3 morgen in ber ^rüfje gu ber ©htoargen tragen, fomie fie bie Äu$ gefüttert. «Die, menn bie nur h^nte babei gemefen märe! So, bie ©annet. 2lber mer roeig, ob fie fcch gefreut hotte, ©ie mar ja gar nicht mehr mie fonft. §ütte fie fidf nicht mehr über bie ©ad)e gefreut, at§ fie fich über bie ©rgälflung baoon freute; ba mar fie beffer baheint. ©er §anne§ mollte heute gar fein ©tänbehen holten, ©r 311 ftürmte bie 33obentreppe ^inau, um nur gleich ben ©c^ein ju fdjreiben, ben bte ©d}mar,$e Derlangt. „3a, fortft jte^t fte nid}t jur Butter," fagte er ju ber ©annel, bie i^m rietf), fid) oorjufeben, ober fic£) bod} nur erft 3u befinnen. „Unb nimmt ben ©djadigter SftitEer, unb Ijernad) fi^’ id} ba unb ba§ oierf ©ebot ru^t nicf}t, bi§ id} in bie ©rb= äpfel gangen bin. 21ber bu bift aud) nid)t mcl)r, mie bu bift gemefen; bir mär’S red)t, menn’§ nur red)t halb aE’ mär’ mit mir." ,,„2öär’ id) nid)t mehr [o, mie id} gemeft bin,"" fagte bie ©annel, „,,bernad)en ließ’ id) bid) gcb’n."" ©ie ftreic^elte i^n unb fagte: ,,„@elt, §anne§, bu fetj’ft bid} erft ^er gu mir auf bie Sreppen? 2öer meig, ift’§ nid)t mehr oft, bag mir beifantmen ba figen."" „ÜDißd}t’ id) miffen, marum?" entgegnete ber §attne§ unb lieg fid) con ihren roeid)en Rauben neben iljr nieber^ie^en. ©ie nahm bie Santpc, bie fie berroeilen ^ingefteEt, mieber auf ihren ©d)oo§. ,,„@nd,"" fagte fte, „„mcnn man ba§ 2id)t ba fiefit bren= nen, meint man aud}, e§ fönnt’ nidjt auSgeb’n. 3^ bab’ bie Sag’ ber aEerlei fold)e ©ebanfen gehabt. Unb einmal gel)t'§ bod) au§. Unb e§ ift gut, menn man ba§ Dörfer meig. 3d} l}ab’ bir nid)t§ baoon moEen fagen, aber einmal ntug e§ bodj fein."" „3cb moEf, bu fagffg gleitf) , ma§ bod} mug fein," fagte ber §anne§. „2Benn ein§ fo erbärmlid) anfängt §u reben, ba fantt’§ einem orbentlid) angft merben. ©ag’§ bod} berau§, ma§ fein mug; bu meigt, ©annel, id) erfcbred’ nicht fo leicbt. 3t, ba§ id> fag% bn foüft bir bie ©adf mit ber überlegen, ©ie fagen, menn man einmal mag unterfc^rieben l^at, bemachen i]t man fein eigener fjerr nicht mehr; ba ift einem bte eigene @eeP mie Derfiegelt. Sa? mit bem ©cbadigter gftül* ler mirb nicfjt folcEje @ile buben, fonft mär’ ihr’? früher ein= gefallen, ©ucf, menn bie ^eiteretljei bereingefontnten ruär’, ba mär’ icf) ruhiger gangen. Senn bie §eiteretl;ei fenn’ i d), unb eg ift feine Sräoere im gangen Ort ; aber Don ber meijj man nicht?. 9Wcm mei§ nicht, mer ihre £üf)’ unb ihre Riegen fmb. Unb menn fie noch fold^e Singen mie bie fpeiteretbei, mo bie fieHe ©uttbat heran? leud&ft. .©ucf, bu muff? nicht ungut nehmen, menn ich’? fag'; aber ba? finb falfdje Slugen, bie bie bat. Sie bat gmeierlei ©eficbter, ein? für fich unb ein? für bie anbern Seut’. fjannegle, tbu’, mag bu miUft, nur Derfdjreib bicf> ber nicht. Unb menn fie ben ©rfjacfigter 2)?üüer betratl/t, bn friegft noch immer eine Slnbere, unb e§ ift um fo beffer für bid) Unb bu meijjt, ich tbu’ SlHeS, mag bie Senf motten, unb tbu’g gern, aber menn bu auch fdjreibft, ber trag' ich’? nidjt bin. Sie batmtrnicbtg getban, unb ich meifj nid)t, marum; aber ich meiß fo gemifj, als ich bie Sampen ba in ber £anb bab’, mit ber rennft bu in ben ©eijjgraben, ßannegle."" Ser Cannes befann ficb nicht gerne. „SBenn man fich über SWe? noch lang’ mollt’ befinnen," fagte er, „ba fönnt’ man nor lauter Sefinnen nichts tbun. Unb ba? ift fehlest oon bir, bafj bu mir ba eine Unruh' machft, ba§ ich immer benf, ich nm§ mich befinnen; unb menn ich aiich befinn’, fo nebm’ ich fie ant ©nb’ nicht, unb hernach nimmt fie ber ©djadigter äflüUer. Sa ift ein? fo fdjltntm mie ba§ anber’. Unb bernacben — mag bn non ihren Slugen fagft, ba? bilbeft bu bir nur ein. Unb ba§ Don megen, ba& bu benf ft, bu bift übrig unb foHft fort, ba§ ift 313 bumine§ £eug. ®a§ ift, al§ menn bu fagft, bie Oetf ba oben, bie foC fort, ober ber Ofen unten in ber (Stuben, ttnb menn’§ if)r einfiel’, ba§ mär’ ein Sort nun mir; unb ma§ idt) fag’r bie tbut’§. Oenn Slefpeft muff fein int #au§. Unb ba ift’§ eiert' ®ebot niefjt babei. ®u fennft mief) nicht, mie ich bin. Senn id) einmal anfang’ — nu, frag' nur bie ©annel. Unb nu fag’ nidht§ meiter; ich haft’ niir bie Ohren gu ." 3)a§ that er auch »«flieh, ©te ftanb noch lange rergeblid) eor feiner Äammerthüre nnb pochte leife unb gab ihm burd) ba§ ^djlüffellod) bie beften Sorte. Slber ba§ §eirath§ßerfpredhen trug ]ie nicht hin ; ber §anne§ nutzte e<§ burch einen ^adjbarSjungen fchicfen. Oabei fdhmollte fie nicht unb mar in allen anbent Oingen fo mittig, ja noch mittiger, al§ je. Ote 3rau 33ügel rebete mit ber ©etberSfrau. Oie mar froh, bie ©djmarge lo§ gu merben, unb fagte, biefe fönne gehen, mann fie motte, unb trenn e§ gleich, jejjo märe, ©old)e ©efättig* feit hatte bie Srau 33ügel Dort ber @erber§fran nicht ermartet, unb fte hatte ihre ©ebanfen barüber auf bem Utüd'meg nach .jpaufe. „Senn man eine hat, bie ma§ taugt, bann hält man fie fefter. Ober man fagt: fie fann morgen geh’n ober übermorgen, ich »ttt mid) erft nad) einer anbern umthun ; ober and;: fie fott erft noch ba§ unb ba§ im S3orau§ machen, bamit man ftd) eine 3eit allein behelfen fann. 9?u, e§ mirb fid) 2lEte§ geigen. Unb menn fie bie S3eft’ ift, fo ift’3 fein ©(haben, ba§ ich fie erft eine 3eit auf bie fßrob’ nehm’." Unb nicht lange nach ber $rau 33ügel fam benn auch bie ©djmarge in ba§ §au§. ©ie brachte einen ferneren Koffer mit fid); e§ mar nicht 21tte§ brinnen, ma§ fie hatte. ®a§ SJieifte, fagte fie, unb ba§ Sefte fei nod) gu §au§ in ©cf)acfigt bei ihrer ©djmefter, ber 35äder§frau. 314 ©ie ©cbmarge ^atte ein 33ett befommen in bem ©d)laf* fämmerlein ber grau 23ügel, aber noch mar feine 9iebe banon, baß bie ©annel fort foHte. ©er ©djneiber war überglxidlicb; e§ foftete ihm 2ftübe genug, e§ nicht nierfen gu laffen. 9iur ba§ gefiel if)tn nicfjt , baß er nid)t öfter unb länger mit ifjr aüein fein fonnte. ©ie grau 23ügel fd)ien if)n auch für einen „ ©stimmen" gu galten, mie bie ©cbmarge t^at. @§ fdEjicfte jxcb jebergeit mie jufällig, baß fie bie ©ritte roar. 2lber ba§ fanx ifim noch gugut, baß ba§ ©ing an ber genftermanb au§ 9?ütf= ficfjt auf bie neue 2fnfömmlingin in llntbätigfeit oerfief. (Sr mürbe gang übermütig baoon. ©ie ©annef f>atte menig ober nichts mehr gu t^un, bie ©cbmarge machte 2ltle§, roa§ gu machen mar; unb e§ fdjien, fie fjatte baran nidjt genug, ©ie ©annef roarf ficb e§ bei jebem Siffen 33rob oor, baß fie ihn nicht Der* bient fjabe, unb aß immer roeniger, itnb mürbe »or junger unb ©rant gang blaß. ©ennod) t£)at fie aHe§ 2}?ögfid)e, ftd) gu freuen, roa§ ber §anne§ raof)I mehr al§ groangigmaf ben ©ag oon il)r oerfangte. 3eit genug batte fxe bagu. ©ie grau 33ügel mar in ben erftext -Soeben faft jeben ©ag baran, ber iprobe ein ©nbe gu uxad)en, unb bie ©cbmarge er* roartete ba§ jeben ©ag. ©ie groang ihre toacbfenbe Ungebulb unb ließ ihren Slerger über bie ÜBergögerung mit 3in§ auf 3in§ fteben. 2Benn fie einmal feft faß, bann moffte fie fxdb begabt mad;en für aff ben 3®ang, ben fxe ficb angetban; bamit Der* tröftete fie fidj gmei gange 2Bod)en fang. Sänger aber ging e§ nicht, ©ie ©alle trat i^r in ba§ 23lut unb machte ihr bie §änbe gittern. Sßenn fie allein mar, bann ließ fie ihren 3orn an ihrer 2frbeit au§. ©a§ ©efchirre unb ba3 Ü5ieh , bannen unb ©eiten, $ub unb 3iege mußten it;r entgelten. ©a§ arme 33ieh, ba§ an meicbere, freunbfiche <£jänbe geroöhnt mar, grämte ficb unb mürbe nicht glatter baoon. ©ie grau 33ügel, bie xxid)t§ gu benxerfen fdbien, bemerfte 2lHc§. ©ie fing an, bie ©ad;e gu burcbfcbauen, menn auch nicht bie gange. ©a§ ©ine mürbe ihr ftar, baß bie ©cbmarge ficb 315 bei bem Äaffeebefudje oerjMt I?atte, wenn fie and) nid)t be* griff, warum. „Slber wa§ ^aft bu nur, 3M>le?" fagte grau 33ügeL „Su fie^ft bie Jag’ Ifer au§, al§ bu immer alle bie gaffn’ jus fammen gebiffen, unb reb’ft faum, unb wenn bu reb'ft, fo tft’8, al§ wenn bir ber 2Ierger bie ©urgel terfchnüren tfyät’. .fpaft bu ben 21erger?" ,,„9?u freilich,"" entgegnete bie Schwarte. „ „SDfeine Senf ba* beim, wo icf) htngehör’, fca ijl f0 ein alt’ gegfeuer, bie finb’t fein @nb’ unb fein Srumm. SIber jurn SSeften la£’ ich mich nicht haben, ba§ foE fie nur wiffen. gie grau 23ügel fab nun, baff fie ibr ÜDiann nicht mar. ,,©o leib’ idt)’§ nirbt länger. @S gibt nur ein @ereb’ unter ben Leuten, menn 23rautleut’ fo lang’ oor ber fpocbgeit in einem fpäuSle beifammett finb. SDeit nädjften ©onntag muff baS erfl’ Slufgebot fein, unb ben ©onntag über brei Söocben ift bie fpodbig. Unb menn Sfiemanb anberS gum Pfarrer gebt, fo geb’ id). @in @nb’ muß fein." 3)ie grau 33ügel mar nabe baran, felbft lonfttS ju merben. ®te ©d)marge fpracb mie eine ©ode, unb fpradj bocf) a ud), a IS märe fie bei SSerftanb. @in zufälliger 531id auf ben ©d)neiber 6rad)te fie bem SSerftänbniffe näher. „©er gung’ ber bort brauet feinen SSormunb in ben ©er iahten, aber ©ie brauet einen. Unb wenn ©ie was fdjreibt, ba mufj ein ©nrator babei fein. Unb nu will id) ein ©nb’ unb get>’ auf ber ©teil’ pm ^aftor."" Uber noch ergab bie grau 23ügel fid£> nid)t, fo wenig mel)t fie gegen bie ©ültigfeit ber SBerfdjreibung aufbringen fonnte. öie fagte: „dted)t fo. Unb ber gung’ fann mitgeffn. Uber in mein ,!päu§le fod er mir nidjt mieber fommen. Unb wenn td) einmal fterb’, fo »ermadj’ id)’§ ber ©annel. §at er’§ oljne mid) getrieben, fo fann er aud) olpe mid) fein, ber 9tid)t§= nu§, ber ! " ®ie ©djmar^e Iadjte. ,,„ga, fo butnm, wie man felber ift, barf man bie Seut’ nic^t meinen/" fagte fie. „,,£>a§ §äu§le fommt »on feinem 25ater, unb ba§ SBifjle anbere ^ab unb @ut ift aud) ron il)m. Unb nu ift’§ UHe§ bem §anne§, unb nu fragt fid)’§ nidjt, ob ©ie mid) mid ’rein taffen, diu ift'3 bie grag’, ob id) ©ie rein taff’. ©enn in meinem eig’nen §äu§le taff’ id) mir nid)t auf ber dfafen tanjen."" ®ie ©dfmarje pg fid) pm Uu§geljen an. Unb ba§ tl;at fte fo, bajj man aud) fefjen füllte, fie fei nun ber §err im §au§. ®ie grau Sügel mar gan§ in ftd) pfamnten gebrochen, ©ie f tagte e§ ©ott unb ber Sföelt, wie unerhört ilp mitgefpielt mürbe. Unb mie fdfledjt e§ fei, fid) burd) Sug unb ©rüg in ein frembe§ §au§ fjineinpftetylen. „ga," fagte bie ©djmarje unb lachte bap. „Unb fo ein ©djiebfarr’n Don einem |jäu3le mar’§ aud) ber düül)’ wert!), gd) fjätt’ eine 2öirtl)fdjaft fönnen befomnten, bie l)unbertmal fo Diel mär’ mertl) gemeft. Um fold)’ Urmutl)ei trägt’© audj au§, fo Diel p reben. ddiid) I)at’§ fed)»mat gereut gehabt. Uber id) 320 Ijab’ einmal meinen ®opf aufgefegt gehabt. ©§ ifi ben Slerger nid^t tüevtl;, ben ^ab’ id) einfreffen müffen. Slber idj miß ihn fc^on mettmachen; ba Ifab id) mir bie §anb barauf geben." 2)er ©dmeiber hörte oon aßebem nidjt§. ©r backte nur an ben Sugenblicf, mo bie ©dfmarje ^inau§gegangen unb er hütflog in ber ©emalt feiner SLRutter fein mürbe. $n ber ÜIngft, nur fortgul'ommen , fagte er: „idf geh' mit." Unb ba bie ©djmarje nid)t martete, fo lief er, $ade unb SBefte, bie er noch nicht hatte anjie^en fönnen, in ben «jpänben, ber ©e^enben auf bem Suffe nad). ©in junger Surft, ber eilten ©fjron befteigt, ober ein neuer iMnifter pflegt, mie man fagt, 2lßeg auf ben $opf §u fteüen, mag fein Vorgänger auf bie Süfe geftettt hatte, unb mag auf ber redeten ©eite tag, auf bie tinfe ju legen, unb umgefe^rt. Unb oielleidß I^at ba§ fein ©uteg, menn ber grojje, emig fd)lafenbe Seib be§ 2tßtagg, ben man ©ct)lenbrian nennt, gegmungen mirb, feine gtäfernen klugen einmal auf^uthun. ©«haben menigfteng mirb eg ib;nt nidjtg, benn er macht fte bocf) gleid) mieber ju. Unb einem Solle, bas? oft SDreirnännermein trinfen muff, ift’s fogar nötl)ig, baß eg manchmal auf bie anbere ©eite geroenbet mirb. ©a§ ©dpcffal miberfäfyrt aber aud) bem fleinften .jpäuBdjen, menn eine junge grau an'g IRuber lommt. ©)a barf 9Zid)t§ bag alte ©eficht begatten, ©in Seleg mar bag Heine §äu§d)en faft am ©nbe oon Sudenbad). ©ine ©l)üre ober ein Sanfter auf= jptlaffen, mar unter ber Dorren Siegierung ein §auptoerbred)en gemefen, jegt oerfah’g ©in§ bei ber ^Regierung, menn eg ein Senfter ober eine ©hüre fdiloß. ©)ie oorige mar eben eine ©abinetgregierung, bie eine grojje ©d)eu Dor ber Deffentltdjfeit trug; bie nunmehrige fdjeute fid) mebev oor ber Deffentlichfeit, nod) fonft Dor ©tmag auf ber 2Belt. 3mei ©age lang mar ein 9iüden oon ©d;ränfen, ©ifdjen unb ©tühlen, ein §in* unb ^erlaufen, herüber- unb §in- überfragen, bafj $uh unb 3iege unter bem Särmeit nicht 321 •tourten, wa§ fic benfen füllten. Unb ein lauteg ©fetten unb fßantoffelflappen, wooon bei* 2et)tn in ben Sänben in Sfogfl ge* rietfp £atte bie ©djwatge bamit beabfidjtigt, bie grau iöügel mürbe gu machen, fo war bie Slbfidfjt gelungen. ©)ie ©djwarge Hr in i>an §än§(^en umher, wie bie wilbe gagb unb bie an* bern Sewobner Ratten an nicfytg gu benfen, als ihr augguweicben. ®er grau öügel mar jeber anberggerüdte «Stu^t über £ifdb, wie ein ©tüd Don ihrem bergen loggeriffen. Slber wagte fie,’ d>r ^aupt gu ergeben, bann rebete bie ©dfwarge baoon, baff gu oiele ^eut’ im £äugle wären, unb bie grau 25ügel taufte wieber unter. ®ag alte £äugchen war i^r an bie ©eele gewacbfen, wie ber ©cbnecfe ibr §aug, unb wo eg angewacbfen war, ba faff ibr Seben. 2Ber ba bnrcbgefcbnitten, bätt’ eg auch gerf dritten. ©in ©lüd für bie Slnbern war’g, bafj bie ©cbwarge meinte, fie habe fid) genug geplagt auf ber SBelt; befonberg ficb ©ewalt genug angetban, in bag -fjäugle beretngufommen; fie wode eg nun auch genießen. gunäcblt begann fie, wag fie früher am ©djlafen üerfäumt, nachdem ®ie ©onne batte ibr ©age* wert batb oodenbet, wenn bie ©cbwarge ibr’g anfing. ®ie ©tunben, bie fie länger im SJett oerbracbte, alg eine §augfrau fod, waren für bie grau 23ügel bag am ©age, wag ber Pfaffen* fcbnitt, an einem ©änfebraten ift. gn biefen ©tunben, wo bie ©onne beg fpaufeg noch nicht aufgegangen war, ftanb bie grau SSügel alg üdionb an beg §aufeg §immel. ©>a fcfjien bag 2llte wieber bergeftedt unb bie grau 23ügel regierte wie früher; nur baß biefe Regierung fo gu fagen auf ben ©trümpfen ging, um bie ©cbwarge nicht gu weden. ©)a war auob bie ©annel hei= terer, alg fonft. SDiefe batte wieber bie gange Arbeit auf bem £alfe, unb bag war ihr eben recht. ©)ie ©cbwarge bebanbette fie, als wär’ bie ©annel ihre 2Wagb, unb plagte fie, wie fie nur lonnte. Slber bie ©annel überfab bag. ©ie war ja nun nicht mehr übrig im §aufe. ©ie muffte nun wenigfteng nicht mehr hungern; fie batte wieber ben 9ftutb gu effen, weil fie ihr ©ffen wieber »erbiente. ©er fpanneg batte ficb eine anbere ßuft babei gebacht, wenn Otto Cubhng’S SBerte. III. 21 322 er mit bem großen ©Räbdjen über bie ©affe 311m ^ßaftor gefeit mürbe, ba§ Aufgebot 311 beftetten. @3 war iF)m baju nidjt teidit, mit ber ©dpiargen ©djritt p t)atten. SBer bie Serben bat)er- fommen fab) , tad)te. ©iner fragte: „fRu, ©Räbte, wo mittft bu. mit beinern ©djneiber I)in?" Stnbere riefen: „9D?acf> , t oon bir," fagte bie ©annet, „beine ©Rutter fjat fdjon genug oon ©einer p leiben. Std), §anne§te, wenn bu nur nid)t au§ bem Siegen bift unter bie ©raufen fotn^ men, wie bie Sieut’ fagen! 2Ba§ einmal ift gefd)et)’n, baoon fett man ba§ Seft’ reben; aber id) wollt’ bod), §anne§le! gd) weiß bodj, wa§ id) wollt’, wenn idj’§ and) nid)t fag’." ©ine§ ©ag§, bie ©djwarje genofj nod) ber mofjtoerbienten Slulje ober war menigftenS nod) nid)t aufgegangen am §immel ber 2£of)nftube unb bie grau Süget gtänjte nod) btäulid) über bem «fjoripnt, pochte e§ an bie ©tjiire unb auf ber grau Sügel 323 herein! folgte eine frembe ©eftalt biefer SBeifung. ©a§ mar nidjt leidet; benn ber bie £t)üre gebaut, blatte offenbar habet ntdfyt an fold;e ©eftalt gebaut. ©§ toar ein funger «Dtenfcij, ber ba§ oieHeicbt breimal barüber Ijatte, ma§ bem ,§anne§ am ©ol= batenmaafj fehlte. ®abei mar er IfiibfcE) gemadjfen. ©tma§ p^IegmatifcE) fdjien er gu fein; er faf) ficf) erft in ber ©tube um, unb bann fagte er fefjr tangfam: „ 3^r Wiener, grau 50?eeftern." ®ie grau Sügel ermieberte ben ©rujj unb fragte, „ma§ er mode." ©ben fo langfam mie oorf)in fagte ber SJtenfd) : „®a unten bin itb einem red)t djemütt liefen Üftäbel bedjec^net; bie d^eljört mo^t in’§ §au3?" ©§ mirb bie ©annel gemeft fein, badete bie grau 23ügel unb fagte: fann moljl fein. Söenn er meiter nij mißt, E)ätt’ er fte jelber fönnen fragen."" Unterbejj Ifatte ber 33lid be§ 23tenfd^en auf bem ©d;neiber geruht, ber, fobalb er ba§ gemerf't ^atte, fidf ein rechtes 3ln= fefn gab. „2Ba§ ba§ für ein ©ulenfpiegel tft?" backte ber ©djneiber. 3)er junge ältenfct) fiatte roirflicf; efma§ tom ©ulenfpiegel in feinem ©efidjt. ®ie .fpauptfadje barin mar ein gemiffe§ pf)legmatifd;e§ Setjagen, barauf ein ©djalf ju fi^en fc^ien, aber ein fetjr gntmütf)iger. Stber oieHeicfyt fallen bie blauen 2lugen nur fo ft^alfljaft au§, meil fie mie au§ einem SBerfted fyerüor* lugten. Sen SBerfted bilbeten bie ooHen, nur leife gerotteten 33atfen, bie ftef) beim behaglichen Sätteln in bie §ölje fdjoben. Unb bie§ behagliche Säckeln ftanb fo oerfpredtenb unb au§* bauernb ba, mie ein freunblidjer ©aftmirth in ber meinen ©chürge oor feiner ©afttofttjüre. „©edjentlidj fomm’ ich," fagte ber ÜDfenfd), „al§ ein ©dmeU berdhefeße, ber bei ben SJteeftern herumfxadht, ob nicht irdjenbmo Arbeit für iljn ift ? " „Somter!" fagte ber ©chneiber in feinen ©ebanfen unb hüpfte unmtüfürlid) auf feiner 23rüde. „©ine große grau tob’ 21* 324 id); wenn idf noch fo einen ©efeden bagu bätt’! baS roär’ nod} anberS, tote ein großer §unb!" ®ie grau 23ügef batte eine Ebnung, ein 4ofer 5$ogel muffe ben ©efeden babergefchidt haben. Sie fagte barfdj: „2Bir braunen feinen. ©r fann toieber gu bem geb’n, »o t§n ^er= gefd)icft bat." ®er ©efede fdjien nid)t gern gu geb’n. 3)er ffeine dfteifter fc£>ien Uftn ©paß gu machen; oiedeidjt toar ba§ „dEjemüt^tidje 93?äbd)en" im ©.pief. Dber e§ erlaubte i^m nur fein natür* lid)e§ ißblegma nicht, fidj fc^neder nach ber Sdjür utngutoenben, af§ er t§at. ©r ergriff eben bie Äfinfe ber ©tubentbür, afS bie ©djtoarge im Dften ber ^ammert^üre aufging unb ihre erften Straffen i^n befeuchteten. 3)er ©efed badjte: „fodte ba§ ba§ e^emiit^Iic^e Stäbchen fein?" unb toanbte fid? »ieber um, unb baSmaf etwas rafeber. ©r faf), er batte fid) getäufebt. 3)ie abermalige äBenbung be= burfte eineä 23ortoanbe§ unb er fagte: „Slffo e§ ift feine Arbeit für einen ©fjefeden?" 2) er ©d)»argen gefiel ber 23urfd)e unb fie mußte ihm gei* gen, baß fie hier §errin toar. „,/iöo ift benn ber ©efed babeim?"" fragte fie. ,©ed)entlicb," entgegnete ber ©efed, „in ©efiöfcb unb un- eedbentfidj in 2J?agbeburg. ^cb toar meiner fOiutter nicht lebenbig cbenug , ba fodt’ ich in ber fyrentbe febenbig werben. 2fber ber eecbentlicbe ©runb: icf) fod mir eine junge 2)?eefterin holen, ©ie i]t fetber au§ ber bieftgen ©begenb unb meint, hier toachfett bie beften." Sie ffvau S3ügef bereute eS, bafj fie ibn fo barfdj abgetoiefen, unb gab burch ein 9fiden funb, feine fOiutter habe recht unb fei eine, bie’S üerfdetjt. freilich bachte fte nicht an ben jungen iffiuchS, nur an fidj fefbft, unb ba hatte be§ ©efeden fDiutter recht. 3« bem unternebmenben ©emütb ber ©djtoargen aber ging ein ©ebanfen auf. DJach bem guten 2ln$ug be§ ©efeden mußten H feiae ^eute toobfbefinben. ©ie tub ibn ein, fich gu fefjen , 325 „bamit er bie 3fut)’ nicht ’nau§trägt," unb ba er guter Seute $inb gu [ein fdjehtt. „@§ dt>el)t noch," fagte ber @e[eK. „»feine SOiutter hat S»ei Raufer in ®elihfd) unb ein§ in »fagbeburg, unb ba§ ©je* fd£?äft cf)eE>t auch nid>t fehlest. »ater habe ich feinen nich mehr. Unb ba§ (£^efc^iäft führt mein ©nfel." „,,®a§ ift mo^I and) ein Reicher?"" fragte bie ©chmarje. „®a§ nidf," ermieberte ber ©efeü. „(Sr ift arm, aber tucfyenbfjaft, unb ba haben mir ibn chemiff ermaßen als »ater angenommen." „„^u,"" meinte bie ©chmarge, „„e§ ift juft nidftt fo no% menbig, baß mir einen ©efeüen einfteflen; aber meil ber »fenfch [o anftänbig ift, fo fann man’§ fdjon machen."" „2IIfo fann ich fommen," fagte ber ©efeH unb empfahl fidt) höflich- Sraußen auf ber ©reppe fdjnippte er mit ben Ringern. @r befaß bie »eobact)tung§gabe, bie fo häufig bie »fitgift unb bie ©ntfcfyäbigung be§ ‘ißfifegma ift. SDiefe hatte bie Süden ber Stählungen, bie ijjm oon biefem §au§mefen gemacht morben maren, giemlicb) oollftänbig ergänzt. (Sin paar 2Boct)en fang, meinte er, fönnte er fid^ mohl ben ©paß machen, ba ©efette §u fein. Stuf ben Soljn braune er nid^t ^u feh’n; benn, ma§ er ton feinen Umftänben erzählt, mar nicht erlogen. (Sr märe gern bem „djemütlflidjen" »fäbct)en noch einmal begegnet unb ging beß== halb noch langfamer, al§ feine natürliche 2lrt mar. „9fu," fagte er in ber §au§tljüre, „ma§ hente nidf ift, ba§ ift morgen. Unb preffirt bin ich nich." ©>ie ©chmarge aber meinte: „„®a§ mär’ ein »nb’rer für mich, mie ber bort. »in idt) ba hereinfcmmen, fann ich auch mohl bort hinein. ©er ©efctjeifft fcheint er nicht. $au§roefen ift cproß cpenug, unb eine cprojje $rau mär' nicfjt übet. 2Iber nacp ber ©profe allein frag’ icp nicp. ©pemütplicpfeit unb ©anftmutp pat ben prüften fReij für nucp." 25on bem 2tugenbticf an mar bie ©cpwarje bie „(fpemütplicp* feit" unb ©anftmutp fefbft. 21ber auch ben atten fyleiß fud^te fie wieber peröor. ©a§ .ßmifcpenretcp ber £frau 23ügel napm ein ©nbe, bie ©dpmarje ftanb mieber mit ber ©onne auf. ©a§ tpau§ befanb fic^ babei nicpt fc^tec^ter. ©ing ba§ 3tt>ifc^enreic^ auf ©trümpfen, fo manbelte bie neue ^Regierung ber ©cproarjen gar mie auf §anbfcpup’n. „©iepft bu, ©annel," fagte ber ©cpneiber, al§ fie gufättig allein beifammen waren, „ba§ pab' icp gemixt, ©ie pat’3 nur übel genommen gehabt, bajj bie SDfutter fie erft pat motten pro* biren. ©ie pat mir’S gefagt. 21ber icp pätt’3 audp nicpt länger mepr fo mit angefep’n. ©enn 9iefpeft muß fein im §au§. Unb fie ift mir fegt nocp nicpt fo redpt, mie icp fie roitt paben. ©u fottft bicp munbern, ©annele, mie icp bie nod) jiep’." Unb wirflicp tpat er ba§. 3e nachgiebiger fiep bie © cp m arge geigte, befto pöper fcpmott fein Uebermutp. gule^t mußte fie ipni bie ©cpupe bringen unb bie ©tiefein au§giep’n. 93iit jebem ©age napm er fid; mepr perau§. Unb ba§ fcpien ipr eben recpt gu fein, ^e mepr er oerlangte unb je trotziger er auftrat, befto mittiger fcpien fie gu werben, befto fanfter unb „cpemütplicper“ geigte fie fiep. ©er ©cpneiber mar glüdlicp. „©a fiep’ft bu, ©annel, ma§ beim 33efinnen ’rau§ mär’ fonunen. 9iu roärr fie in ©epadigt unb ba§ oiert’ ©ebot tpät’ noep immer mit mir maepen, ma§ e§ wollt’! ©annel, wenn bir einmal ma3 emfättt, befinn’ bidp nur nidpt brüber." ©ie ©annel fagte nidpt§, aber fie fcpüttelte bebenfliep ben 5?opf. ©er ©cpneiber fap e3 nicpt oor bem großen §unb, an 327 ben er badete, „©ine große Srau, ein großer ©efetl, ein großer £unb! benn aller guten ©ing’ müffen brei fein/' fagte ber ©d£;neiber. ©in§ gefiel bera ©d;neiber nicht. ©ie ©^war^e, fo fanft, bienfiwittig unb gebulbig fte fid) geigte, wid; feinen Siebfofungen aus. 58efonber§ oor bem ©efetlen. „„©§ ift eine ©d)anb-,"" fagte fie , „„wenn ein frember SKenfdf babei ift."" 2Baren fie allein, bann feljte fie ifyn wohl auf ihre $niee unb fcfyaufelte ihn, roie man mit einem i?inbe tljut. ©abei ^ielt fie i§n fo toeit non f4 ab, baß alle feine Serfut^e, fie ju umfaffen, mißlingen mußten; wollte er fie f äffen, bann bjielt fie il;m ladjenb ba§ £)^r l)in; wollte er fidb bamit nicht abfpeifen taffen, bann würbe fie wolfl ärgerlich unb fagte: „„Ku taff mid) ungefdioren! ©piet’ bu mit beiner Kabel ober mit beinen Säpplen; id) ^ab’ met)r gu tljun. Unb baß bu oor bem fremben 9Jcenfd)en nid)t tljuft, a£§ wenn wir iörautleut’ wären! S ifentt ich Ijübfcf) mär’. fRacf) ber ©anftmutf), ba fragen bie äRämter heut’ gu Jag’ nicht."" ®er ©efeß gudte bann bie Sldifefn; aber nicht gu ber ^chmargen äRangef an drchönljeit, fonbern gu ber Sdjorfyeit ber Scanner Ijeut’ gu Sag. menn ©ie nicht ^übfcft ftnb! Sa meifc td) nich- 2tber fo ’ne efyrofjmutter ift nid? auf ben j?opf gefallen. Unb unb — mir f)at fo ma§ (geträumt. ^d? (glaube, ich bin nid} umfonft in ba§ fpau§ ba djetniefen morben. ©§ d)e^t manchmal munberfidj in ber 28elt." 3}te()r loar mit allen fünften nicht au§ bent ©efeßen gu bringen. Unb e§ gab feine Äunft, bie bie ©chmarge nic^t an* toanbte. ©ie äugelte, ftrid) ftcf> au ifjnt herum, hatte immer etma§ an ihm gurecbtgurüden, feufgte unb mürbe fo „c^emütpd)", ba§ bem ©efeßen hätte tngft merben fonnen. ©r muffte i^r Don baf>eim erzählen. Sann lieg fie in ©ebanfen ihre llngebufb an bem armen „Unfel" in Selifcfch au§. Unb bie llngebufb rmtrbe manchmal gum ,3orn, ba§ ihr bie fpänbe gitterten unb fie fiat gefagt , er modt' eine grau au§ unferer ©egenb, unb e§ müf$t’ eine fanfte [ein. $a ift fie auf einmal [anft gemorben. Stet) id) moUf, §anne§le, id) rooüt’ um beinetmiüen, ber ©efed näl)m’ fte; aber id) bent’ nid)t, ba£ er [ie nimmt. ©§ mär’ gut für bid), §anne§le, e§ mär’ beffer für bid), wenn bid)’:» aud) erft ärgern tf)ät’."" „2)torbfap.perment, unb bafj bid) ber ©udgud f)ätt’, ©annel, «u mirb’§ [d)re£f tief). ©oldj’ eine @efd)id)t’ f)at nod) nid)t im ©djadigter Äalenber geftanben, mie ba» eine mirb. SBeifjt bu, mie bie, »o ba§ 33ilb banon ift babei gemeft." ©er ©annel mürbe e§ bange. ,,„2ld) ©ott, §amte§le, bu Jtjaft bo nid)t§ @d)limm’§ cor?“" „3£enn einer einmal [o rceit ift," [agte ber Scf)neiber, „f)er= nadjen fjört 2UIe§ auf. ©annele, id) meif; nod) nid)t, ma§ mirb; -aber menn’S mirb, l)ernad)en mirb’§ ma§ ©cfredlid)’^ ©u raeifjt reicht, ma§ id) für einer bin, menn id) anfang’. SBenn id) an* fang1, Ijernadfen Ijat’» aufgeprt. grag1 nur bie ©annel! Unb etfdmed’ nid)t, ©annel, menn’3 mirb." ©ie ©annel tf)at, ma§ fie tonnte, ifjn ju befänftigen; e§ mar Dergebeni». ©r lief nad) ber Söobnftube. ©ie ©annel eilte nad), aber bie ©f)ür mar hinter betn ©cfineiber in’ 3 @^lo§ gefallen, ©ie ©annel fünfte oergeblic^; e§ ging nidjt auf. ©ie mu§te nidjt, ob fie rufen füllte. Sie laufdjte in if)rer Slngft am ©dflüffellocf), aber fie prte nid)t§. ©er ©efeüe mar allein in ber SöoIjnfUtbe gemefen. ©r fafj unb näf)ie. ©er ©c^neiber lief jur 23rüde unb fdimang fid) hinauf. „diu ift’§ au§," fagte ber ©djneiDer, „nu ift’§ au§." ©er ©efell griff pfjlegmatifd) in feine ©afd;e unb braute fein ©dinedfeuerjeug Ijeroor. ©r betrachtete ben 9Jcei|ter Der* munbert. „©a§, rcaä au» ift," fagte ber ©djneiber gemaltig, „baS dann nid)t mieber angegünb’t merben." 332 „„3a,"“ fagte ber ©efell, „„ber SL^eefter ^at feine pfeife au§cheraucht. Sd) backte, fie mär' ihm b(o§ au§d)echangen. 9?u, ba ift gu Reffen.'"' w$a, Don megen," fagte ber ©djneiber mit fd)redlid)er ©timme, unb fdjien mit ber Sauft auf ben ®edel feiner pfeife 8“ fd^fagen; aber eigentlich fdjfag er auf ben ©efeHen. „2Bem ba bie pfeifen nid^t au§gef)t! 2tber ein @nb’ miü tdb> machen. Steine 23raut, ba§ ift meine Sraut. Sßeiß ©r ba§?" „,,2(dh, ber Sfteefter ift hoch nid) char eiferfüd)tig?"" fragte ber ©efeU. ,„$ie Wuty braucht ber Hefter fidb nicf> gu cheben."" „Sch fann mir fo Dieb 2»ü h’ geben, als ich will," fagte ber ©djneiber außer fich- „Sch bin ber Stifter, unb @r ift mein ©efelf. Sd) baff mir nicht oorfd)reiben, ma§ für eine 93?üh’ tdh mir foH geben. Sa 'nau§." (,„9?a/'" fagte ber ©efeU phfegmatifch; „„ich hätte hoch gemeint, ba§ mär’ bem äfteefter §uDieb. ©r müßte dienten, e§ auf groeimal gu machen."" 3)er ©d)neiber focht mit beiben §änben in ber Suft. £>er ©efeHe hatte bemerft, bem Stifter mar bie «Pfeife mirftich au§gegan= gen; er hatte ruhig ein £ölgd)en in 23ranb geftedt, ein alte§ ©tüd •Sleibermaaß angegünbet unb hielt e§ bem 2JJeifter auf ben ©abaf. SBährenb biefer feine pfeife mechanifd) in 23ranb fefcte, aber mit fchrecflichen ©efichtern anbeutete, baß beßhalb ber Triebe nod; nicht gefchloffen fei, fuhr ber ©efeüe fort: „„9ca, unb ich bad)te, ber 9J?eefter hätte mir einen beffern ©hefchmad guchetraut, als baß ich mich um ba§ alte fdjmarge ©hefd)öpfe füllte bemülfn. 3>a fann ber ätteefter ruhig fein. ®a§ fann feinem oernünftigen 9Jienfcf)en in’S ©hehirn fommen, mo fo ein d)cmüthli^e§ 5D?äbd)en gud)ed)en ift. Sd) bin meit herumchefommen, aber fo hübfch Jjab’ ich noch feine d)efef)n, mie fete ©amtet ba bei öhnt ißt <&aufe; baS müjjt’ ein anber fjrau* eben (heben. *" ®ent ©hneiber ging gurn gmeitenmal bie ißfeife auS. ©r oerga^ feinen gangen 3orn über einem neuen ©ebanfen. 3n bem Sichte eines f)eirat£)baren ÜDMbchenS b;at±e er bie ©annet «oh gar nicht gefeijen. Ser ©efett, muffte er, mottte fid» eine ?Jran holen. ©S fam ihm bie 2tngft, er möchte bie ©amtet motten, unb biefe Stngft geigte ihm mit einem Stifte, maS er bis fegt nic^t gefet)en. Sie ©annet mudiS ihm mte burd) 3auberet iß einem diu Don einem fteinen äJMbchen gu einer mannbaren 3ung= frau auf, bie heiraten tonnte; unb in bem (Sntgüden beS ©e= feilen fa^> er erft, roie fd)ön bie ©annet mar. Ser ©efette fc^ien etroaS Don bem gu merfen, maS in bem ©chneiber Dorging. ©r fagte: ,,„9?a, nu mirb ber Sceefter boh aud) auf bie eiferfüdE)tig fein, ©o dmoff unb ftarf ber Sieefter ift, aber gmei für ©inen finb hoch gu Diel."" Sie ©d)marge mar bat)inter getommen, baf; bie ©annet bem ©efetten gefiel. 9?un maren mieber gu Diel Seute im ^auS, unb bie ©annet erhielt beit Sefetjt, i^re ©ad)en gufammen gu paden unb gu gelten. SaS gab einen harten ©traujj. Ser ©hneiber hätte bie ©annet nicht gehen taffen, auch ohne baS neue Sicht, baS ihm ber ©efelte aufgeftedt. Safür mottte er ben ©efetten fortfchid'en, unb bie ©dfroarge mottte ihn behalten. Ser stampf brach erft, als nach bem fpeierabenb ber ©efetX in bie Verberge gegangen mar, mo er fchtief, in Dotte gtantmen auS. S'Jun tonnte bie ©chmarge bie Ätauen geigen, bie fte unter ben ©ammetpfötchen ber Serftettung Derborgen. „Unb baS teib' id) nicht," fagte ber ©chueiber, „unb ber ©efett muff fort. Sa ift ein 2Bort mie hunbert." „„Sya," " fagte bie ©dfmarge; „„ein 2Bort Don bir ift nip, unb hunbert finb auch nip. Ser ©efett bteibt ba, unb ich tüttl feE’n, ob mir eine in meinem £äu§!e foE bteiben, roo idf nid)t miß Ijaben.'"' „iRefpeft muß fein im biit§en, unb bie üiacbt ftecf idE> bid} in ben .SHeiberfcbrant. Sa Jannft bu bie Siäufe oerfagen unb fdjreien: 9lefpeJt muß fein im UteiberfchranJ."" Somit ging bie Sch»arse E)tixau§ unb fcblug bie Sbür atS Sieget unter it)re fRebe. 2ltS fpäter bie Sännet herein fam, um 2lbfd)ieb ju nehmen, fanb fte ben Sc^neiber tor einem Stufte fnieen. Seine ülrme tagen auf bem ißotfter unb fein $opf auf feinen trmen. So batte er fdjon tange gelegen. Sie Sännet fab an ber 23e»e= gung feines ÄopfeS, baß er fdjlu^äte. Sie fniete neben ibm nieber unb »oüte tiebJofenb fein ©eficbt aufbeben, ©r ließ eS nicht gefaben. „Sei gut, £anneSte," fagte bie Sännet »ie eine StRutter; „fteb’ auf unb fei gut!" „„3a, baß bu mid} auStacbft,"" fdEjIuc^gte ber Scbneiber. „„Sie jungen fc^reien hinter mir ber nnb -eut’ bteiben fteb’n unb lachen. ©S ift fein ÜRäbte, »o mich mag, mich armen Surfd}."" „Su »irft bir boa§ eiert’ ©ebot, ba§ ift mie ein Äreuj, an ba§ ich geheft’t bin gemeft, feit ich mich tann befinnen. Unb jebe Stunb’ ben Sag hat ihren 9iaget ’nein gefc^tagen. Sch hab’ müffen geboren werben, bamit ba§ öiert’ ©ebot ma§ gehabt hat, momit’3 ha* tonnen fpieten, Wie bie 2DZau§ mit bet iba§’. SBenn ich her fßapft mar’, ich 337 Hep ’raugfchneiben aug bem Äatedjigmug. aber mo midft bu benn hin, ©annel?"" ,,@ud’," fagte bag 9Jcäbcf)en ; „aber bu mußt gefreit fein, gannegle, uub mußt mid> ruEjig anfioren. 3e£t gef)’ ich gut Um terenber 23ag, bie mirb mid) mof)l eine $eit bei fid) begabten. Unb ber SWagbeburger mid mid) frei’n. (Sv mid beim, unb her* nach miü er micber fommen unb mid) holen. ©r hat mir’g ge= fagi. 91cd) ben Sag mid er gum ^affor unb roid’g beffeden." Ser ©djneiber bradb jufammen. @rft fonnte er nicht reben. Ser ©annel jerbrach faft bag geq, mie er in ber ©tnbenede auf bem 53oben faß unb in feine fleinen gänbe meinte, mie ein fleineg ÄUnb. „„3fecf)t,"" fagte ber ©cbneiber, „„unb ba fann er gleich meine Seid/ mit befteden. Sag eiert’ ©ebot fod fich »errechnet haben, roenn’g bat gemeint, eg mid mich nod) lang tf)ürängeln. ®eb’, ©annele, ich bin nicht bßg auf bich- 3d) oerbenf’ bir’g nicht. Ser 2)?agbeburger, bag ift einer, unb id) bin feiner. Sag ift ein großer, fd)öner SWenfd), ben ein ätfäble lieb fann haben, unb bag eiert’ ©ebot Ijat’g auch nicht auf ihn abgefelj’n. 9?ein, fei ftid, ©annel, bu brauch ft nip 3U fagen. $d) »erbend bir’g nicht; id) meiß, mich tann fein -Dtäble lieb haben auf ber äßelt. ^d) hab’ immer gejagt, mag id) für einer mär’ unb bab’ groß getban, alg menn ich aud) einer mär’ mie bie anbern SSurfdf. ©anj ba brinn in meinem .gerben bab idf)’B mohl gemußt, baß ich nidjt fo einer bin gemeft. Unb id) bab’ nur fo ge= tban, bamit ich’g oergeffen modt’, baß ich ntcgt fo einer bin. SBon Äinb an haben bie ?eut’ über mich gelacht, unb bie hinter haben hinter mir tjer gefpottet, unb ich hal>’§ müffen hören, baß ich nicht bin mie ein anb’rer äftenfd). Unb ein äfcenfd) bin ich bod) gemeft, unb ein SJfenfd) hat bodf) eine ©eel’ im i'eib , unb menn ber noch f° tlein ift unb fo fcbmad); unb bie ©eel’ »er= langt nad) anbern $D?enfd)en, baß fie mag auf ihn halten unb haben ihn lieb. 9D?ein tßater felig unb meine SJfutter haben feine fyreub’ an mir gehabt, unb menn 21nbere über mich haben gelabt, ba haben -fie fid; geärgert, unb ba mar’g, alg mär’ ich Otto Sübti’ig’g ÜBevte. III. . 22 338 ©d)ulb öatan unb ihnen junt ©rolj gethan, bajj id) fo Mein war unb fo fdjroadj. Sn ber ©d)ul’ ift ntit'ä fd^ted^t gangen. Unb hentadjen; fiel) ft bu, roenn ein junger 23urfcf) einen neuen 3iod friegt, fo roeifj er fid) roa§ unb läfjt fid) briti felj’n. S^h bin allemal traurig geioeft, toenn id) einen Ijab’ friegt, unb fyab’ mid) mit oerftedt, rote id) nur ha&’ gefonnt. 3)enn fjernac^en haben bie Seut’ auf ntid) gefelj’n, unb ba roar’ä, al§ hätten fie' 3 oergeffett gehabt ober gar nid)t geroujjt, bag ich fo Flein roar, unb fie würben’» nun erft roeijj. llnb ba ging ber ©pott toieber oom grifd)en an. 2)a Ijab’ wollen cergeffen, baff ich fo Hein bin geroeft unb nicht roie bie anbern Seut’. Ser ift, finb bie Seut’ anber§ wie bei un§, unb id) bin fremb, unb ba in bem §äu§Ie bin id) oon $inb an gerneft. ©ief)ft bu, £>anne§le, bu bift fd)led)t, baf bu mir nid)t rniüft glauben. 3'd) I)ab’ feinmal baran gebad)t, baf bu fo flein bift, unb wenn id) baran gebacf)t f)ätt’, ba§ f)ätt’ nid)t§ geänbert. Unb bift bu flein, fo ift mir’§ eben recht, baf bu fo bift. Unb ba gefielen mir ef)er bie anbern Seut’ nid£)t , baf fie nid)t fo finb wie bu, gefdjmeig’, baß bu mir nid)t foUft gefallen, weil bu anber§ bift, al§ bie anbern £eut\ Unb wenn bir’§ fo feljr antfjut, wenn id) ben ©efellen nef)m’, fo muff id)’§ ja nid)t. ©ei nur gut, ^anne§Ie! ©ief)ft bu, auf bie 8cuf barfft bu nichts geben, bie wiffen ja nidjt, wie bu bift; aber id) weif oon flein 3?inb au, wie bu bift, unb ba rauft bu nidjt traurig fein. ©enn, §an= ne§le, bu bift bod) gewif unb wahrhaftig ein SJforbburfd; ! Unb wenn bu nid)t ben Seuten ihrer bift, fo bifl bu meiner." ®em ©djneiber tiefen nod) bie ©f)ränen au§ ben 3Iugen, aber er ladjte fo glüdticf) wie fonft. „„Unb ba fjeiratl)’ id) bod) fcid) unb feine SInbere,"" fagte er. 2lber ba§ @tüd bauerte nid)t lang, ©enn beifallen raufte e§ ü)tn bod) wieber, baf er fein eigener §err nid)t mefr war. Er meinte, bie ©annel füllte ben ©efeHen recht bitten, bie ©djwarge gu nehmen. SBenn er bie ©annel fo lieb Ijabe, t^ue er e§ »ieHeid)t. 2Iber ber jjauber, mit bem bie ©cfwarje it?n geblenbet l)atte, war in alle Söinbe oerwe^t; wie er fie jeijt fal), begriff er nur gu gut, e§ werbe il)n feiner erlöfen. Ein’§ gab ifjm wenigften§ nur Erleichterung feine§ guftanbeS. ©ie ©d)Warje, bie be§ ©efeHen SEBerbung erfahren Jjatte, befahl 22* 310 ifym, bie fett nicht toteber in ba§ §aug fommen gu (affen, ©r mußte ifjm ben 3=eierabenb in bie .perberge bringen. ®ie Sännet aber erhielt bie Sbeifung, fie fotte fidf nicfjt unterfteben, beut’ ober bie nädjften iage atta bem §au§ gu geben, unb fie fönne immerhin noch tanger bteiben. ®ie Scbmarge muffte nicht, tote frob fie bie Sännet machte. Unb biefe burfte ficb mieber fatt effen; alle Arbeit tag mieber auf ibr. 2ßäre bie Scbmarge au§ bem Räuschen gu bringen gemefen, fein |jau§ auf ber ©rbe tonnte fein ©tücf mit bem be§ .jpäugcbena meffen. •dber bie Scbmarge mar noch ba. Unb fie mar fcbmarger ata je. Söie ein Sturmminb fuhr fie in bem päuadben umber; motjin fie trat, äugten bie alten Sretter unter ihrem 3mfj. Sie atten Satten gitterten unter bem ©rimm ihrer Stimme. Äub unb tni Statt fcbmiegten ficb äugftticb an eittanber, menn ber Sturm oor ber Statltbür oorbei braufte. Sa§ gerbrocbene Sobenfenfter oben neben panne§’ Äammertf)ür befam f'tirrenbeS .fpergUopfen, menn bie Söutb ber Scbmargen bie §au§treppe herauf ober binabfubr. tföenn bie 3?rau 23ügel mit teifer Stimme ibien ©efangbucbooerS begann, ba rafte bie Stimme ber Scbmar* gen mit einem ,,£ott’ i|t tobt" mie ein burer glaubte. Ser §of Ijatte feine anbere £I)ür in ba§ gfeie, als jene, melcfje bie ©annel einmal au§ bem ©tegreif gemacht, ba§ Ijalblebige SBrett ber ^erjäunung. 5ll§ grau Sügel nad) grofjer 9Inftrengung unb nid)t oljne ©djmerjen in bem SBinfel angefommen mar, fagte fie §n bem ©djneiber: „Sabran bift bu ©d)ulb. SSergei^’ bir’S ©ott, bu bö§ Äinb! ©o geljt’S, e§ mirb 2lHe§ oergolten in ber 2Delt. Su Ijaft mid) betrogen, unb nu bift bu'S fd)limmer, mie id). Hber e§ gefd)ieljt bir fdjon redjt." 2)er ©c^neiber mar fo in SBerjmeiflung, baf} er baS eierte ©ebot oergafj. „Unb eud) audj," entgegnete er. „2Ber fjat mid) benn baju bracht, bajj id)’§ fjab’ getljan? 3a, iljr Ijabt red)t, 3Jfutter, e§ mirb einem 2lße§ oergolten. ©udt, SDfutter, ba §abt iljr mid) ba^u brad^t, baf} id) I;ab’ müffen burd)friecf)en, unb nu müfjt if)r felber burd)fried)en, fo lang iljr feib. 3f?r reb’t baoon, mie icf) bin gemeft; aber mie iljr feib gerneft, bauen reb’t il)r nidjt. Unb menn ib?r anber§ roär’t gemeft, ba mär' *d) aud) anber§ gemeft. 9?u fetjt iljr’S, mie mir’S gemefen ift. ©eit, nu mögt il;r aud) nidjt in’S £au§? Unb if?r trätet auf ber ©teU’ einen recf)t ©tarfen Ijeiratljen, baf} er eud) nur gegen bie ba briitn f)älf’, bie milb’ fd^marj’ Äafc’. ©erab’ fo ift’S mir gangen. Unb je ärger iljr gemeft feib Darin gegen mid), je unlieber Ijab’ id) ’nein gemocht, unb Ijab’ am §äu§le unb meiner Arbeit meine greub’ oerloren, unb bin lieber in ben 2Birtf)3= Käufern gemeft, al§ baljeim bei eud). Slber id) moHt’ bodj, e§ mär’ nod) fo. 2Benn icf) eud) in euern alten Sagen fo ba fyaugen mufj feffn fteffn, unb iljr feib euer marm 53ett gemofjnt, ba ftöfjt mir’S ba§ §erj ab in meinem Seib. Unb id) moHt’ lieber. 343 iljr tf)ät’t mir nodf ben 2BirtI;SljauSteufeI au§treiben unb id> riff eud) auS auf bie ©äff. 2ldf, maS baS für eine fdjöne •Seit ifi gemeft, mo iljr mir l)abt moden ben teufet auStreiben, unb icf) fjab’ auf ber ©aff’ gefdjri’n : diefpeft muf fein im §aus ! 2lber baS mirb nidjt mieber werben, fo lang’ ict) leb’." fagte bie grau Sügel, „eS fommt einem einmal, mo man in fidf mu§ gef)’n. Unb baS ift nun bei mir f'ommen. Unb bu bauerft mid) nu in mein eigen ©lenb hinein. Slber gud’, roenn id) aud) Unrecht Ifab’ gehabt, icbj Ifab’S gut gemeint. Unb wenn unS ber lieb’ ©ott Don ber ba brinn I)älf’, fo fodt’S nic^t mieber merben, mie’S gemeft ift. 3d) ^ab’ ben Teufel auS moden treiben auS bem fauste, unb l)ab’ ibjn ’nein getrieben. Unb nu mollt’ id) lebenslang nidft mieber 'nauflangen an bie genftermanb. 3dl) roeifj nu, maS babei ’rauS fommen ift. Unb menn unS ber §immel non ber ba brinn befreien tf)ät’, bie Sännet müjjt’ ©eine merben, nnb feine anbere auf ber SBelt. ©ine beffre fiel)t bie Sonn’ nid)t, fo meit fie fd)eint. 2lber mo ift fie nur l)infommen?" ,,„2Benn man ben 2Bolf nennt, fommt er gerennt."" Unb fo mar eS jetgt mit ber Sännet. Unb fie fam glän^enb mie 2)Jonbenfd)era ; ber §anneS unb feine düutter fonnten eS nur oor ber finftern 9?ad)t nid)t feEjen. ®te Sannel mar toller -pcffnunq. Sie I)atte bei ber Unterenber Safe gu effen geholt, benn oon SD^ittag f)er Ratten fie 2tde gefaftet. Sie Sdtjmarge Ijatte ben ^üdjenfdfranf Derfdjloffen, unb bie 2lnbern Ratten gufe^en müffen, mie fie fetbft fidt) bie tljeure Sutter fingerbid auf baS Srob geftridtjen ; aber ju effen befommen Ratten fie SlUcfjtS. 2luf bem 2öeg Don ber Unterenber mar fie bem ©efetlen begegnet, ©er Ijatte fie gefragt, ob fie iljm noct) immer einen Äorb geben mode. Unb al§ fie baS befaßt, Ijatte ber ©efede miffen moden, mie fie nur nod) in bem föäuSdjen bleiben möd)te. Sie Ijatte iljm nun 2ldeS erjä^tt, mie eS mit ib)r unb bem £)an= neS ftanb, unb mie bie Sdjmarge in baS .fpcmSdjen gefommen, unb baß man fie gerne loS mürbe, menn man nur müfjte auf melcf)e 2lrt. ©er ©efed fjatte fidj „djemunbert;" er fyatte „gemeint;" fo 344 ma3 tote bie§ «fpeiratßiSüerfprecßen müffe umgufiofgen fein. 2Bo- für gebe e§ fonft ütboofaten in ber Seit! ©r I)ätte bie ©annet gern gur grau gehabt; ma§ nicf)t fein füllte, ba müfjte man ficß tröften. borgen gehe er Don Sudenbacß fort, unb e§ fei ißnt tieb, baf; er i£jr üietteicßt nodß einen ©ienft ertreifen fönne. ©ie ütboofaten tonne man nocß immer befragen ; er motte erft etma§ 2lnbere§ oerfucßen. ©§ fei billig, baß bie ©cßmarge in ißrer eigenen ©cßtinge gefangen mürbe. @r moflte fogteicß gu ber ©cßmar- gen ge^en; oorßer tßeitte er feinen gangen ißtan ber ©annet mit. ©er ißtan mar nid^t leießt au§gufüßren. ©a§ ©dfmerfte ba= ran, bie ©cßmarge gu übergeugen, ber ©efetl ßabe e§ oon Stn- fang nur auf fie gemeint. ©e§ 9Jieifter§ megen, ber ißn fonft fortgefeßidt haben mürbe, ßab' er ficß geftettt, al§ ftäcße ißm bie ©annet in bie 2Iugen. ütber feineSBerftettung fei oergeblicß gemefen, ber SJieifter ßobe ißm boeß geierabenb gegeben. @r, ber ©efette, fei nun blo§ befsßatbüi Sudenbacß geblieben, umber ©cßraargen oietteießt gufäüig einmal gu begegnen, ba er nießt mehr in ba§ §au§ ge* burft. 9?un aber fei er in feine §cimath gerufen morbeu, er müffe morgen au§ Sudenbacß; er tonne fie nun nicht anber§ fpredften, at§ im §aufe, unb fo habe er e§ bodt) gemagt, gegen be§ 2)ceifter§ Verbot ßereingufommen. ©nbtieß mar bie ©cßmarge boeß übergeugt morben, unb nun hatte ber ©efette barauf gebrungen, fie müffe noch heute au§ bem fpaufe. ©r fönne e§ nießt im bloßen ©ebanfen leiben, baf; ba» fanfte SBefen länger geplagt mürbe oon ben armfetigen ©cßneiber§Ieuten ; bie feien nießt mertß, einen foteßen ©iamant nur eine ©tunbe lang gu befitjen. 2lber rnenit nun bie ©cßmarge aueß bereit ftd) geigte, ba§ .'päuäcßen gu oertaffen; fo lange fie be§ ©cßneiDerS 23erfprecßen noeß befa§, mar nicßt§ geroonnen. ©er ©efette geigte fitß fo eifer= füdßtig, at§ e§ feinem fßßtegma möglicß mar. ©r mollte nic^t butben, baf; fie ©tma§ oon bem ©cßneiber beßielte. ©r habe oon einer ©ßeoerfeßreibung gehört, bie müffe er haben, eßer geße er nießt. ©ie ©cßmarge mar ttug genug, erft ba§ ißapier gäng= ließ gu oerteugnen, bann gu tßun, al§ miffe fie nießt, mo fie e§ 345 ßiugebradjt. Sie fuc^fe unb fud;te unb fanb cg n*tt. ©§ fei ba§ fern SBmtber. Sie tfabe eg nic£;t begeht, unb ba ber Schnei, bei* eü it)r aufgebrungen, feinen Sßertf) barauf gelegt. ®er ©efcde erjagte babei non batjeim, unb mie eg ba »erben feilte, toemt fie er|t 3Jiann unb grau mären; er fragte fie nad; ttjrer 2}ceinung barüber. Sie Sdfmarje ftbmotj §ufef>enb§ in ber yiorjteüung fünfiiger §errtid)teit, aber bag rermünfebte 95a* pier fanb ft bennodf nid)t. Co müffe fie i!)m, fagte ber ©efede, eine 53efd)einigung geben, baff er fietjer fei, fie änbere mätjrenb feiner 2lbraefent)eit mc^t tffren ©ntttuf?. 2öenn er nun mieber tarne, fie ab^uften, unb fänbe fie atg beg Sdjneiberg grau! beim bergteidfen fei in ulten tRcmanbüdfern unb Siebern ^u tefen; unb menn er fie fo fänbe, bann märe eg fein Sob. Sagegen motte er fidf unb, mag er^^abe, il;r oerfd)reiben. Unb er fagte bag nic^t nur, er ttjat ba§ mirftid). Sie Sdfmarge gerftoft in Sanftmut!) unb @e= uiiitt)tid)feit ; unb atg fie beg ©efeden tpeirat!)gDerfd)reibung 1 falte, ba fanb fidj benn enbtid) audf bie Vertreibung beg Sd)neiber§. fco ge£)t eg, menn man red)t angelegen fucf)t; ba liegt bie „Sa* b^en" mitten ba, unb man fießt fie nidft. SD?an menbet SIdeg um unb um, nur eben bag nidjt, mag man finben mid. Ser ©efede oerfprad) in bem Sdfein, fie gu tfeiratßen, fo* batb er mieber t)ierf)er gurüd fäme; unb bag fodte in längfteng tnergeßn Sagen gefdfe^en. 3?ad) einem gärttidfen 2lbfd)iebe ging ber ©efede in bie Verberge gurüd, fiegclte ba bie Vertreibung beg Sdjneiberg in ein^adet, bag er an bie Sännet abreffirte. fcagu f(ßrieb er nur, bag fotte fein ,£jod)geitggetenf an bie Scannet fein. fcer Sdfneiber, feine ÜD?utter unb bie Sännet fajjen unter* be§ im Voinfet unb afjen unter Hoffnung unb gurd)t, mag bie Cannet ßerbeigeßoft t)atte; bann machten fie gute Vorfä£e für bie ^ufunft auf ben gad ber Befreiung, Vorfäge, benen fie, mie 9an3 Sudenbad) bezeugen fann, big Ijeute treu geblieben finb, ©nbtief) Ijötten fie bie £)intertt)üre getjen unb bie Sdfmarge bie 3tad)t taut fragen: „2Bo nur bie Sd)neibergteut’ Eingängen 346 firtb ?" 3§re Stimme mar fo fanft, mie fie nod) nie gewefen. Sie batte, ot)ne e§ gu wiffen, nod; bie SD?a§fe oor, bie fie be§ (gefeiten wegen torgebunben. Uber e§ war aud; etwa§ Sorne^ nte§ in intern Sone; jebe Silbe Hang nach; ben brei Käufern in Seti^fd; unb SSJtagbeburg. Ser ©djneiber »erftanb, wa§ ba§ bebeutete; er fprang auf unb gab ber Sännet ben erften -fvu§, roa§ fid} um fo teilten machte, ba bie Sännet nocti faß. „3eit= tebenä gtiidlidj!" fagte er, „unb ben Sonntig wirft un§ ber ipaftor jum erftenmal oon ber Mangel !" Sie grau Sitget war niefit fo fdjnett jum §offen. Uber at§ fie in bie Stube tarnen unb bie Sdjwarge reifefertig auf ifyrem Koffer fifcen fahren, ba wagte aud) ber grau Süget fftafe jum erftenmate wieber in bem ganzen ©tanje itjrer garben ju flimmern. Sie Sdjwarje tbjat fef»r oornetjm. Sie fdfidte bie Sännet nad; Leuten, bie ifyren Koffer in ben ©ringet tragen feilten. Sn 2)tagbcburg, ba braune man nur au§ bem genfter 31t rufen, unb e§ tarnen Seute, met;r at§ man braune. Uber fie braudje ba — in äftagbeburg nämtid) — gar nid)t gum genfter fyinauS ju rufen, ba tjätte fie ber Seute genug im erfd)reibmtg be§ ©efetlen hatte roeber gahre§gaf)l nod) Sa= tum; e§ barin, er roerbe in tängften§ oiergebn Sage;-: ^ter= tyer fontmen, aber ein DrtSname ftanb aud) nicht babei. üll§ bie ©djroarje länger als üiergef)n Sage geroartet, unb of)ne bajj ber ©efetle gurüdgefommen, unb ber ©d)neiber mit ber ©annel fd)on jiint groeitenmal aufgeboten roar, ging fte mit bem Rapier gu einem Slboofaten, unb I)ier erfuhr fte, bafj barauf l)in nichts gu machen [ei. £n Dollem ©rimm rannte [ie nun in baS .pauS* eben, ihr altes 9ied)t geltenb gu machen. ©ie tfjat, als hätte fte beS ©d)neiber§ Vertreibung nod) unter ihrem Vufentud), unb führte fid) in b a§ £auSchen ein, als roäre fie nod) gar nicht barauS hin»e33e5D9en- 2Iber ber ©chneiber geigte ihr bie gegen beS geraffenen ^ßapiereS, unb bie grau Vügel fud)te ihre ab* gelegten ferner roieber i)erDor unb gabelte ben ungebetenen ©aft bermaffen hutauS, bajj er nicht roieberfam. Slber man mu§ ber grau 23ügel gu ihrer ©bre nad)fagen, bafj fie bie ^örner in ber nächften Viertelftunbe toieber abtegte unb fie feither nicht roieber aufgefegt hat. ©ie hatte baS aud) nicht nöthig, am roenigfteu gegen ihren ©ofjn unb ihre ©d)tt>ie* gertod)ter. SaS lieben in bem §äuSchen ift nun toie ba§ §äuSd)en fetbft; e§ ift ein tleineS befc^eibeneS geben, bafür aber aud) feine geere barin. ©S ift ootl non unten bis oben, unb nid)tS barin, roaS nicht glängte oon 9ieinlid)feit unb im 2öiberftral)t beS in* nern ©lüdeS feiner Verool)ner. Unb babei liegt jebeS ^leinftc, roie unb roo e§ foü. 2lud) baS äußere ©lüd ber gamilie ift im Söachfen; aber baS fann noch lange road)|en, ehe bie ©annel in Verlegenheit fäme, roo fie allen ©egen unterbringen roiH. Senn fie hat baS ©eheimniB in ber §anb, roenn nicht im $opfe, einen fleinen 9taum gu einem großen gu machen burd) Drbnung unb burch groedmäfjige Verkeilung. Sind) am lebenbigen ©egen fehlt nicht, unb ber ©chneiber ift gtüdlich; ber Sleltefte Derfprid)t, roächft er fo fort, roie bisher, ein Vurfd) gu roerben, bem nichts am ©olbatenmaa&e fehlt. Sie jüngeren thun ihm auS Graften nach- Ser ©chneiber ift ein 9lnberer geroorben unb befinbet fleh 348 roo^l babei. ©eit er nidjt metjr gro§ [ein roiH unb n aä) @ro§em begehrt , [djeinen bie Seute üergeffen gu traben, bajj er ftein ift. $on bem Sage an, ba bie ©Charge ba§ .fjäuäcijen oerliejj, fat ber ©djneiber [einen ^anber[prnd) nicf>t me§r gebraucht. Sie rannet i[t nocf) immer bie alte, ber gange ltnterfdjieb gegen fonft, bajj [ie nidjt metjr [agt : „Sn bift bod) ein 2ftorbburfd);" felgt fagt fie: „Sn bift ein Sftorfcmann, §anne§te!" Unb e§ erinnert mie an eine ©age ber $orgeit, wenn ber ©d^rnieb ober fonft @iner einmal ben ©prud) bringt: „Stefpeft muß [ein im#au§!" Date Due 1 . C^f CAT. NO. 23 233 PRINTED IN U.S.A. 1 T ■ : * o ne TRENT UN VERSITY 64 0412544 9 PT2426 ,A1 1Ö70 Ed. 3 Ludwig, Otto. Otto Ludwig ' s gesainme?-te DATE ISSUED TO - - — - - *.=» l 56756 V7